Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Kinderwunsch
Berlin - Social Freezing findet in der Gesellschaft immer mehr Aufmerksamkeit. Dabei geht es um das Einfrieren von Eizellen, das in Zukunft womöglich mehr und mehr Gebrauch finden wird.
Die Erfüllung des
Kinderwunsches wird für die Frau mit zunehmenden Alter schwieriger.
Jedes Mädchen wird mit einer bestimmten Anzahl von Eizellen geboren, die
um die eine Million liegt, doch bei Eintritt in die Pubertät sind von
diesen nur noch circa 400 000 übrig. Im Rahmen jedes Eissprunges gehen
pro Zyklus mehrere hundert potentielle Eizellen verloren, sodass die
Wahrscheinlichkeit mit Anfang 40 ein Kind zu bekommen laut wissensschau.de nur noch bei ungefähr 36 % Prozent liegt.
Auch
ist die Schwangerschaft an sich im zunehmenden Alter mit immer mehr
Komplikationen verbunden und die Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten
oder Missbildungen beim ungeborenen Kind steigen (Quelle: familienplanung.de) durch den immer störungsanfälliger werdenden Zellteilungsprozess.
Ein Prozess mit vielen Schritten
Beim
Social Freezing handelt es sich nicht nur um die bloße Entnahme von
Eizellen und das anschließende Einfrieren. Ganz zu Anfang erfolgt eine
Einnahme von Hormonen, die die Follikelbildung stimulieren soll. Bei
Follikeln handelt es sich um Vorgängerformen von Eizellen. Anschließend
werden die Eizellen mittels einer Punktion über die Vagina entnommen und
auf ihre Qualität hin untersucht, wobei gilt, je früher man sich
Eizellen entnehmen lässt, desto gesünder und unbeschadeter sind sie. Ist
diese zufriedenstellend, werden die Eizellen mittels flüssigen
Stickstoffs rasant herunter gekühlt. Diesen Vorgang, der den Erhalt der
Zellstrukturen gewährleistet, nennt man Vitrifikation. Dann erfolgt die
Lagerung der Eizellen bei Minusgraden. Entscheidet sich die Frau,
schwanger werden zu wollen, werden die vitrifizierten Eizellen aufgetaut
und künstlich befruchtet, bevor sie in die Gebärmutter eingepflanzt
werden. Für weitere Details zu Ablauf und Chancen des Social Freezing
können sich Frauen auf seracell-freezing.de näher informieren.
Medical Freezing vs. Social Freezing
Ursprünglich
war das Einfrieren von Eizellen primär medizinisch indiziert wie zum
Beispiel bei krebserkrankten Frauen, die infolge einer aggressiven
Chemotherapie mit Unfruchtbarkeit rechnen müssen. In diesem Falle
spricht man von „Medical Freezing“. Doch seit einigen Jahren stehen auch
persönliche Gründe bezüglich der Familienplanung im Vordergrund.
So
kommt Social Freezing für Frauen in Frage, deren Karriereplanung nicht
mit einer frühen Schwangerschaft vereinbar erscheint, oder auch für
Frauen, die mit einem gewissen Alter noch keinen Lebenspartner gefunden
haben, sich aber dennoch die Aussicht auf ein biologisches Kind bewahren
wollen. Jedoch ist es naheliegend, dass vor allem Karrieregründe in
unserer Gesellschaft in Zukunft eine immer stärkere Rolle spielen
werden. Es besteht vor allem Sorge, dass Karrieremöglichkeiten und
Aufstiegschancen durch eine Arbeitsunterbrechung aufgrund der
Schwangerschaft verbaut würden, daher wirkt die Möglichkeit, den
Kinderwunsch auf einen Zeitpunkt, an dem die Karriere gefestigt ist,
aufzuschieben für einige Frauen sehr verlockend.
Pro und Kontra des Social Freezings
Diese
Methode ist mit hohen Kosten verbunden und daher nicht für jeden
zugänglich. Für die Behandlungen, Lagerung, künstliche Befruchtung etc.
muss man mit 3000 bis 4000 Euro pro Entnahme rechnen. Und nicht immer
ist der Erfolg garantiert. Auch tun sich bei dieser Methode
Fragestellungen ethischer und praktischer Natur auf: Ist ein solcher
Eingriff in die Natur ohne medizinische Indikation vertretbar? Lässt die
Frau diese medizinische Prozedur nur wegen des gesellschaftlichen
Drucks über ihren Körper ergehen? Könnten die Arbeitsbedingungen
familienfreundlicher gestaltet werden?
Auf der anderen Seite
kann durch die Möglichkeit des Social Freezing auch der Zeitpunkt einer
Schwangerschaft genau bestimmt werden (reproduktive Selbstbestimmung)
und Frauen können sich dadurch ebenfalls in ihrer Partnerwahl Zeit
lassen. Wie so oft handelt es sich auch hierbei um ein zweischneidiges
Schwert.
Verantwortlich für den Inhalt Markus Müller
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