Unter einer Erfrierung (lat. congelatio) versteht man eine Schädigung des Gewebes durch Kälteeinwirkung. Sie tritt besonders häufig an kälteexponierten Körperstellen (Ohrmuschel, Nase), ungenügend kältegeschützten Gliedmaßen (Finger, Zehen) und unter Umständen zugleich mit einer allgemeinen Unterkühlung auf. Dagegen führt ein örtlich begrenzter direkter Kontakt mit extrem kalten Substanzen, wie beispielsweise Trockeneis oder flüssigem Stickstoff, bei mangelhaft isolierendem Transportbehälter oder technisch verursachten Unfällen zu Symptomen die einer Verbrennung ähneln und deshalb als Kälteverbrennung bezeichnet werden.
Die Abläufe in Erfrierungswunden gleichen den Verbrennungswunden, weshalb die Klassifikation nahezu gleich ist: Erfrierungen werden je nach Schwere in vier Grade eingeteilt:
„Frostgefühl" in Händen und Füßen, Empfindung von zu kleinen Schuhen, blaurote Flecken sind Symptome von Erfrierungen. Erfrorene Körperteile sind zunächst weiß-grau, weich und schmerzhaft (wie Nadelstiche), später sind sie hart und gefühllos bis zur Brüchigkeit. Die Grenze zwischen erfrorenem und gesundem Körpergewebe ist nicht deutlich erkennbar.
Vor kurzem wurde erstmalig erklärt, weshalb Erfrierungen der Akren, also der endständigen Körperteile wie Nasenspitze, Ohren oder Finger, überhaupt Schmerzen bereiten können. Normalerweise werden durch Schmerzreize ausgelöste Aktionspotentiale in Nervenfasern durch das Öffnen von Ionenkanälen für Natrium ausgelöst. Unterhalb von 10 Grad Celsius stellen diese allerdings ihre Funktion ein. Nun wurde ein anders aufgebauter Typ von Natriumkanälen entdeckt, der sich auch noch unter 10 Grad Celsius öffnen kann. Bei Normaltemperatur scheint jener inaktiv zu sein. Offenbar handelt es sich hierbei um ein Notfallsystem, welches dem Organismus die drohende Erfrierung von Körperteilen meldet
Hauptursache für Erfrierungen, insbesondere dritten Grades, ist eine unangepasste Kleidung bei langanhaltend tiefen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Während Kriegszeiten ist Erfrieren eine der häufigsten Todesursachen in kalten Regionen. In Deutschland kommt es jedoch heutzutage kaum noch zum Tod durch Erfrieren.[2]
Begünstigend für Erfrierungen sind akute Alkoholvergiftungen, da nach einer Zeit der erhöhten Hautdurchblutung die Wärmezufuhr vom Körperinnern her erschöpft ist (Unterkühlung) und der die Gefahr (Zeitdauer, Kälte) unter- und sich selbst überschätzende Betroffene zumeist infolge Müdigkeit und Benommenheit um keine Hilfe nachsucht oder technisch nicht anzufordern vermag. Aus diesen Erfahrungen leitet sich die unbedingte Empfehlung ab, sogar bei organisierten Winterhilfsaktionen auf jedweden Alkoholkonsum zu verzichten und Alleingänge wegen fehlender gegenseitiger Hilfe zu vermeiden.
Bergsteiger stellen eine Risikogruppe für Erfrierungen dar, da sie vergleichsweise häufig und unerwartet in Notsituationen kommen, ohne unverzügliche Gegenmaßnahmen vornehmen zu können.
Eine andere Gefahrenquelle geht auf den Effekt des Windchill zurück. Bei hohen Windgeschwindigkeiten können bedingt durch diesen Effekt auch Lufttemperaturen kurz unter dem Gefrierpunkt zu Erfrierungen führen, da der Wärmehaushalt des Menschen von mehr Faktoren abhängt als nur der Temperatur. Besonders betroffen hiervon sind unbedeckte Hautpartien wie das Gesicht. Der Effekt hat daher eine hohe Bedeutung für Wintersportler, Motorschlittenfahrer (Fahrtgeschwindigkeit) und Bergsteiger (Bergwind). Wird er nicht von vornherein berücksichtigt und paart sich mit der Gefühllosigkeit und damit Schmerzunempfindlichkeit der betroffenen Hautpartien, so kann es leicht zu schwerwiegenden Erfrierungen kommen.
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