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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Der Einfluss von Darmbakterien
Berlin - Die Darmflora und derer Einfluss auf Körper und Gesundheit war bereits
vielfach Mittelpunkt von medizinischen Studien. Ein aktueller Fall einer
Patientin regt die Diskussion um Darmbakterien als ursächlichen Faktor
für Adipositas neu an.
Übergewicht nach Stuhltransplantation der Tochter
Bei
der Patientin wurde das Darmbakterium Clostridium difficile
nachgewiesen, nachdem durch eine zuvor erfolgte Behandlung die Darmflora
schwächte und das Eindringen des Bakteriums erfolgte. Als Folge wurde
zunächst eine mehrwöchige Antibiotikatherapie veranlasst. Nachdem diese
nicht anschlug, war eine Stuhltransplantation mit dem Stuhl der Tochter
angezeigt. Die gesunde Darmflora der Tochter sollte zum Gesunden der
Darmflora der Patientin führen.
Die Therapie führte zum Erfolg,
das Clostridium difficile konnte bekämpft werden. Überaschend war, dass
die Patientin einige Zeit nach der Behandlung rasch an Gewicht zunahm.
Die Patientin war bis dato normalgewichtig, ihre Tochter hingegen wies
einen erhöhten BMI auf. Der Fall der Stuhltransplantation
legt den Schluss nahe, dass mit einer solchen Therapie die Darmflora so
verändert werden kann, dass diese anfälliger gegenüber der
Kalorienaufnahme wird und als Folge das Übergewicht der Patientin
verursachte.
Darmbakterien können Adipositas begünstigen
Verschiedene
Untersuchungen belegen den Einfluss der Darmbakterien auf verschiedene
Funktionen des Körpers, wie z. B. auf den Stoffwechsel, das Immunsystem,
das Herz-Kreislauf-System, das Essverhalten etc. Einige dieser
Erkenntnisse legen nahe, dass bestimmte Darmbakterien zu einem Großteil
an der Entwicklung von Adipositas (Fettleibigkeit) mitverantwortlich
sind.
Eine Untersuchung der Forscher Stanislav Dusko Ehrlich und Oluf Pedersen,
zeigte bereits 2013, dass Gene höchstwahrscheinlich nur in bedingtem
Maße für das Gewicht eines Menschen verantwortlich sind, und die
individuelle Zusammensetzung der Darmflora mit unterschiedlichen
Bakterienstämmen eine sehr viel größere Bedeutung besitzt. Demnach
konnte bei einem Viertel der getesteten Probanden (N=292) aufgrund der
"eintönigen" bakteriellen Besiedelung des
Darmes eine Insulin-Resistenz
oder Fettstoffwechselstörung sowie Übergewicht diagnostiziert werden.
Demnach müsse der Darmflora bei der Entstehung von Adipositas eine
weitaus größere Bedeutung zugesprochen werden und bei der Ursachen-Findung über mehr Faktoren als nur Gene, Stoffwechselerkrankungen oder Essstörungen nachgedacht werden.
Bakterium Clostridium ramosum als Auslöser
Ein Forscherteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DifE),
unter der Leitung
von Prof. Dr. Michael Blaut und Anni Woting,
ermittelten in ihrer Studie, dass für die Entstehung von Übergewicht das
Bakterium Clostridium ramosum eine übergeordnete Rolle spielt.
Dieses
Bakterium ist auch im menschlichen Darm vorhanden. Bei den an Mäusen
erforschten Ergebnissen wurde festgestellt, dass Clostridium ramosum in
Verbindung mit einer fettreichen Ernährung die Aufnahme von Fett und
Zucker im Dünndarm verstärken kann. Durch diese erhöhte Aufnahme der
Energieträger entstehen Fettablagerungen im Körper.
Erklärung für kulturelle Gewichtsunterschiede
Ein italienisches Forscherteam der Universität Florenz
unter Leitung von Carlotta de
Filippo widmete sich dem Vergleich der
Darmflora von Kindern aus Florenz und Bukina Faso (Afrika). Die Befunde
zeigten, dass wahrscheinlich die Zusammensetzung der Darmbakterien, wie
z. B. das Verhältnis von Firmicuten zu Bacteroides, den Unterschied in
der Gewichtszunahme von Kindern aus
Europa oder Afrika hervorruft.
Die
Ernährungsgewohnheiten der Kinder aus Afrika sind im Gegensatz
zu
vielen europäischen Kindern von einer stärke- und ballaststoffreichen
Nahrung, wie z. B.
Gemüse und Getreide, geprägt. Fette und tierische
Proteine sind in der Ernährung weniger prägnant, als dies der Fall bei
europäischen Kindern ist. Die von der
US-Akademie der Wissenschaften
herausgegebene Studie "PNAS" zeigt hiermit auf, dass die in den
Industrienationen aufgewachsenen Kinder, aufgrund der vorherrschenden
Ernährungsweise und damit verbundenen Darmflora-Zusammensetzung, eher zu
Übergewicht neigen.
Eine gesunde Darmflora schützt vor adipositas-fördernden Bakterien
Die
verschiedenen Studien sind übereinstimmend zum Ergebnis gekommen, dass
die Zusammensetzung der mikrobiologischen Organismen im Darm eine große
Bedeutung für die Gesundheit des Menschen besitzt und dass die
möglichst
große Vielfalt der verschiedenen Darmbakterien hierfür
entscheidend zu sein scheint. Zumindest bis zu einem gewissen Grad
besteht demnach ein Zusammenhang zwischen der Darmflora und der Neigung
zu "Übergewicht". Viele Studien verweisen zudem auf eine
möglichst
gesunde und ballaststoffreiche Ernährung mit hohen Anteilen an
Obst und Gemüse. Eine Ernährungsumstellung könne zudem die Darmflora
nachträglich verändern und so eine Adipositas-Therapie tiefgreifend
unterstützen.
Für den Inhalt ist Markus Müller verantwortlich.
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