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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
INTERVIEW SANICARE
Berlin - Heinrich Meyer hat direkt nach seinem Pharmaziestudium bei Sanicare angeheuert. Eigentlich wollte er nach seiner Fachweiterbildunng in Klinischer Pharmazie in den Bereich Krankenhausapotheke. Doch als der Gesetzgeber den Versandhandel erlaubte, eröffneten sich für Meyer vollkommen neue Möglichkeiten. Heute ist er Chefapotheker bei Sanicare. Mit APOTHEKE ADHOC sprach Meyer über den Kaltstart im Online-Geschäft, Qualitätskontrollen und die Vorbehalte von Studenten gegen seine Branche.
Mann der ersten Stunde: Heinrich Meyer hat 2004 die Versandapotheke Sanicare mit aufgebaut. Foto: Sanicare
ADHOC: Wie kommt man als junger Apotheker zu einer Versandapotheke?
MEYER: In meinem Fall ist die Versandapotheke zu mir gekommen. Ich bin
seit 2001 bei Sanicare und war zunächst für die Klinikversorgung
zuständig. Die Versandapotheke kam erst 2004 hinzu. Sanicare verfügte
damals zwar über die nötige EDV und Logistik. Trotzdem mussten wir in
kürzester Zeit die Strukturen für eine Versandapotheke aufbauen. Das war
bislang sicherlich die spannendste Zeit in meiner Karriere.
ADHOC: Wie muss man sich den Aufbau einer Versandapotheke konkret
vorstellen?
MEYER: Wir mussten unserer Logistik zunächst noch pharmazeutisches
Know-How beibringen. Das haben wir gelöst, indem wir eine Verbindung zu
einer Software hergestellt haben, die in dieser Form auch in vielen
Offizinapotheken zum Einsatz kommt. Die Herausforderung bei der
Organisation war, wichtige Informationen transparent für alle
Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Nicht zuletzt mussten wir Mittel
und Wege finden, die Kunden mit wichtigen Informationen zu versorgen,
die im persönlichen Gespräch beim Einkauf in der Apotheke wie
selbstverständlich ausgetauscht werden.
ADHOC: Wie sieht heute ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus?
MEYER: Zu den täglichen Arbeiten gehören die Auswertung der
Geschäftsentwicklung und Standardkontrollen. Bei der Bearbeitung der
Aufträge etwa müssen gesetzliche Fristen eingehalten werden. Wenn es
markante Abweichungen von normalen Tagesvolumina gibt, muss man klären,
ob es dafür einen Grund gibt. Außerdem sichte ich Werbematerialien und
gebe sie frei. Schließlich geht es immer auch um strategische Fragen wie
Bevorratungsstandards oder Prozessoptimierungen.
ADHOC: Sind Sie mehr Kaufmann oder Apotheker?
MEYER: Die kaufmännische Seite spielt sicherlich eine größere Rolle als
in einer niedergelassenen Apotheke. Die Pharmazeuten bei Sanicare sind
an den Verhandlungen mit den Krankenkassen und der Industrie über neue
Verträge beteiligt. Das sind andere Dimensionen.
ADHOC: Vermissen Sie manchmal den direkten Kontakt zu den Kunden?
MEYER: Ganz darauf verzichten muss ich ja nicht: Die 30 Apotheker bei
uns teilen sich den Notdienst in den niedergelassenen Apotheken von
Sanicare. Grundsätzlich könnte ich mir gut vorstellen, in einer
öffentlichen Apotheke zu arbeiten, aber ich habe eine andere Tätigkeit
für mich gefunden.
ADHOC: Was reizt sie am meisten an ihrem Job?
MEYER: Der Gestaltungsspielraum. In der Apotheken muss man sich
größtenteils damit abfinden, was die Verbände vereinbaren. Was mir
wirklich Spaß macht, sind die direkten Verhandlungen mit den
Krankenkassen. Leider ist es nicht immer einfach, die für neue
Vertragsformen zu begeistern. Oft ziehen sich die Krankenkassen auf das
zurück, was mit dem DAV verabredet wurde. Hier würde ich mit etwas mehr
Offenheit wünschen, die Verblisterung ist ein klassisches Beispiel
dafür.
ADHOC: Sanicare hat zuletzt bei Stiftung Warentest gepatzt. Wie wollen
Sie die Beratung verbessern?
MEYER: Bei mehr als 800 Mitarbeitern ist es natürlich schwierig, eine
gleich bleibende Qualität sicher zu stellen. Wir bieten
Fortbildungsmöglichkeiten an, aber es geht auch um die tägliche
Kontrolle im Geschäftsbetrieb. Daran wollen wir arbeiten. Außerdem
werden wir einen großen Schritt in Richtung Automatisierung machen,
damit sich unsere Mitarbeiter noch mehr auf die pharmazeutischen
Tätigkeiten konzentrieren können.
ADHOC: Würden Sie jungen Apothekern die Arbeit bei einer Versandapotheke
empfehlen?
MEYER: Das kann man nicht so pauschal sagen. Ich würde empfehlen,
unvoreingenommen und ohne Scheuklappen nach einem guten Arbeitsplatz zu
suchen. In vielen Universitäten werden Versandapotheken leider oft noch
verteufelt. Sanicare nimmt gerne Pharmaziepraktikanten an, sowohl in der
klinischen Pharmazie als auch für die Versandapotheke. Mit der
Universität Münster arbeiten wir eng zusammen. Aber wir merken immer
wieder, dass es Berührungsängste bei den Studenten gibt.
APOTHEKE ADHOC, Donnerstag, 03. Juni 2010, 17:23 Uhr
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