Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
TEURES FREMDGEHEN
Wer leichtfertig einfach an irgendeinem Geldautomaten Geld abhebt, kann eine böse Überraschung auf dem nächsten Kontoauszug erleben. Jetzt soll eine Höchstgrenze und mehr Transparenz die Bankkunden vor überhöhten Gebühren schützen.
Es ist wie in der Liebe: Erst hinterher tut der Seitensprung weh. Auf dem Kontoauszug ist Schwarz auf Weiß zu sehen, dass die Konkurrenzbank für das Abheben am Automaten satte Gebühren in Rechnung gestellt hat.
Der Bankkunde schwört sich: "Nie wieder!" Und doch ist es zum Beispiel im Urlaub nicht immer zu vermeiden, fremd zu gehen. Ob die Gebühren niedriger werden sollen, diskutieren derzeit die Politik, die Banken und Verbraucherschützer.
Wie teuer das Abheben am Automaten von instituts- oder verbundfremden Automaten werden kann, zeigte eine Auswertung durch die unabhängige Finanzberatung FMH in Frankfurt Anfang des Jahres. 5,64 Euro werden Kunden im Schnitt in Rechnung gestellt, ergab eine Anfrage bei annähernd 200 Banken. "Im Schnitt" bedeutet, dass viele auch weit darüber liegen. Zehn Banken verlangten Anfang des Jahres pauschal zehn Euro, unabhängig von der abgehobenen Summe.
Dass überhaupt
Gebühren fällig werden, liegt auch am Drei-Säulen-System im deutschen
Bankenwesen aus Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken. Sie
bilden jeweils einen Verbund, innerhalb dessen das Abheben in der Regel
kostenfrei ist, erläutert Prof. Wolfgang Gerke, der lange den Lehrstuhl
für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg geleitet
hat und heute Präsident des Bayerischen Finanzzentrums für
Wissenstransfer in München ist. Allerdings gibt es tatsächlich nur zwei
Verbünde von Privatbanken - Cash Group und Cash Pool.
Bei der Frage nach der Transparenz setzen auch die Kritiker an. "Die Banken legen die Kosten des Zahlungsverkehrs nicht offen. Sie sagen: 'Das ist Dienst am Kunden'", erläutert Gerke - und verlangen Gebühren, die am Automaten nicht sofort ablesbar sind. "Und es herrscht Willkür: Es ist nicht klar, wie viel das eine Institut dem anderen in Rechnung stellt." Dass für die Dienstleistung eine Gebühr fällig wird, stellt Gerke aber nicht infrage.
Auch der
Verbraucherzentralen Bundesverband (vzbv) fordert nicht die Abschaffung
der Gebühren - aber eine Begrenzung auf maximal zwei Euro. Und es müsse
an jedem Automaten klar erkennbar sein, was eine Abhebung kostet. "Wir
haben ja keine Wahl - wir als Verbraucher brauchen das Geld", sagt
vzbv-Bankenexperte Frank-Christian Pauli. "Die Banken rechnen
untereinander Strafgebühren ab - und der Verbraucher hat keine Kontrolle
darüber."
Pauli fordert "maßvolle" Gebühren. Auf eine Grenze von fünf Euro haben sich die Spitzen von Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken jüngst geeinigt. Die Politik dringt aber auf einen niedrigeren Betrag. Die Banken setzen auf den mündigen Bürger - zuerst soll ein für Bankkunden nachvollziehbarer Markt entstehen. Und dann sollen Kunden eben wechseln, wenn sie mit dem Gebührenmodell ihres Anbieters nicht einverstanden sind.
"Es
ist vorgesehen, dass es ein direktes und transparentes Kundenmodell
geben soll", sagt Michaela Roth, Sprecherin des Deutschen Sparkassen-
und Giroverbands (DSGV). Der Verband hat derzeit die Federführung im
Zentralen Kreditausschuss der Banken und Sparkassen inne. "'Direkt'
bedeutet: Wenn, dann soll der, der den Automaten betreibt, den Kunden
mit einer Gebühr belasten. Und der Kunde soll auf dem Display beim
Abheben erfahren, was ihn das kostet und auf Wunsch auch abbrechen
können."
Das soll dann mehr Transparenz bringen. "Der Kunde kann über die direkte Information am Display entscheiden, ob er abheben will", erläutert Roth den Vorschlag der Kreditinstitute. Und sie gibt zu: "Diese Möglichkeit hat der Kunde derzeit nicht." Bislang bleibt Kunden also nur, immer einen Automaten ihres eigenen Verbunds zu wählen.
(dpa) (ApoRisk)
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