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Steuern & Recht
Die durchschnittliche Steuer- und Abgabenlast mittelständischer Unternehmen ist im Jahr 2011 weltweit gesunken. Allerdings haben die anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten den Reformeifer vieler Staaten gebremst, wie der gemeinsame Report "Paying Taxes 2013" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, der Weltbank und der International Finance Corporation (IFC) feststellt.
Verzeichnete der Vorjahresreport noch Reformen in 35 Staaten, gab es im aktuellen Untersuchungszeitraum (Juni 2011 bis Mai 2012) nur in 31 Ländern Veränderungen. Allein 16 Staaten führten ein neues beziehungsweise optimiertes Online-System zur Steuer- und Abgabenzahlung ein. In Deutschland haben sich die fiskalischen Rahmenbedingungen zwar leicht verbessert, im Vergleich der 185 Volkswirtschaften reicht es dennoch nur für einen Platz im Mittelfeld.
"Viele Regierungen sehen sich derzeit in einem Zwiespalt: Einerseits müssen sie ihre Steuerreinnahmen erhöhen, andererseits brauchen sie ein investitions- und wachstumsförderndes Steuersystem. Die Reduzierung der Lohnnebenkosten und deren Verwaltungskosten bleiben zudem die größte Herausforderung auf dem Weg zu einem attraktiveren deutschen Steuerrecht", kommentiert Tobias Taetzner, Partner bei PwC und Unternehmensteuer-Experte.
Um die weltweiten Steuersysteme vergleichen zu können, werden neben der Gesamtsteuerbelastung (Total Tax Rate) die Kriterien Verwaltungsaufwand (Time to comply) und Anzahl der Steuerzahlungen (Tax Payments) einbezogen.
Tatsächlich haben Unternehmen im Jahr 2011 durch administrative Erleichterungen deutlich Zeit gespart: Ein mittelständischer Betrieb benötigt im internationalen Durchschnitt derzeit noch 267 Stunden, um seinen steuerlichen Pflichten nachzukommen, rund einen Arbeitstag weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Steuertermine pro Jahr hat sich weltweit indes um zwei auf 27 verringert, während die Gesamtsteuerlast weltweit um 0,3 Prozentpunkte auf 44,7 Prozent gesunken ist.
Seit der ersten Studie, die die Steuer- und Abgabenlast im Jahr 2004 analysierte, haben die Regierungen weltweit erhebliche Fortschritte bei der Steuerentlastung und -vereinfachung gemacht. Die Total Tax Rate fiel im Durchschnitt um knapp einen Prozentpunkt pro Jahr. In den vergangenen acht Jahren haben sich die Steuertermine um mehr als sechs und der Zeitaufwand für die Steueradministration um annähernd sieben Arbeitstage verringert.
Die Studie untersucht erstmals die Zusammenhänge zwischen Gesamtsteuerbelastung und Bürokratieaufwand eines Staates und dessen Wirtschaftswachstum. Das Ergebnis: Staaten, die ihren Unternehmen mehr Steuern abverlangen und das Steuersystem komplizierter gestalten, verzeichnen durchweg niedrigere Wachstumsraten als Staaten, mit geringer Steuer- und Abgabenlast und weniger Bürokratie.
Die Studie "Paying Taxes" vergleicht jährlich somit die durchschnittliche Steuer- und Abgabenbelastung sowie die indirekten Folgekosten der Steuerbürokratie. Dabei wird ein für alle Staaten einheitliches, repräsentatives mittelständisches Modellunternehmen zu Grunde gelegt.
Weniger Bürokratie in Deutschland
Während deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr von bürokratischen Erleichterungen profitierten, stieg die Steuer- und Abgabenbelastung des betrachteten Modellunternehmens (eine produzierende GmbH mit 60 Arbeitnehmern und Sitz in Berlin) leicht. Im internationalen Vergleich hat sich die Wettbewerbsfähigkeit des Steuerstandorts per Saldo dennoch verbessert: Im Gesamtranking, das die weltweite Platzierung bei der Total Tax Rate, der Bearbeitungsdauer (Time to Comply) und der Zahl der Steuertermine (Tax Payments) zusammenfasst, kletterte Deutschland von Rang 86 auf 72.
Die deutsche Gesamtsteuerbelastung (Total Tax Rate) lag mit 46,8 Prozent (Vorjahr: 46,7 Prozent) dabei weiterhin über dem weltweiten Durchschnitt (44,7 Prozent) und noch deutlicher über dem europäischen Mittelwert (42,6 Prozent).
Die Total Tax Rate berücksichtigt alle Steuern und Abgaben, die das Produktions-unternehmen zahlt, also neben den offen ersichtlichen Ertragsteuern (Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag) auch "versteckte" Steuern und Abgaben wie unter anderem die Lohnnebenkosten, Energiesteuern, Grundsteuer, Versicherungssteuer und Lkw-Maut. Auf jeden Euro Ertragsteuern, den das Unternehmen zahlt, kommen somit im Ergebnis zusätzliche 1,46 Euro an versteckten Steuern hinzu.
Der für die Erledigung der Bürokratie anfallende Zeitaufwand sank beim der Modell-GmbH von 221 auf 207 Stunden. Grund ist in erster Linie der Wegfall des ELENA-Verfahrens, also die elektronische Übertragung von Lohn- und Beschäftigtendaten an die Sozialkassen. Die zu berücksichtigenden Steuertermine verringerten sich um drei auf neun, Grund hierfür ist die neue Möglichkeit, die Körperschaftsteuererklärung online abzugeben.
Quelle: PwC
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