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hier ist der vollständige Text für Sie:
INFEKTIONSKRANKHEITEN
Berlin - Auf der
Karibikinsel Haiti grassiert die Cholera. Neun Monate nach dem
verheerenden Erdbeben sind nach offiziellen Angaben fast 200 Menschen
an der gefährlichen Infektionskrankheit gestorben. In den
Krankenhäusern kämpften mehr als 2500 Menschen gegen Durchfall, Fieber
und Erbrechen. Die Zustände seien chaotisch. Die Regierung rief am
Freitagabend (Ortszeit) den Notstand aus. Internationale
Hilfsorganisationen versuchen, eine Epidemie zu verhindern.
Bei dem Erdbeben am 12. Januar wurden in Port-au-Prince und in der
Umgebung weit über 220 000 Menschen getötet. Mehr als eine Million
Menschen leben seither auf engstem Raum in Obdachlosenlagern.
In der Bevölkerung kam es nach Medienberichten zu Panikreaktionen, die
Menschen stürmten Krankenhäuser und Hilfseinrichtungen, um Hilfe zu
erhalten. Wie der US-Nachrichtensender CNN weiter berichtete, will ein
amerikanisches Expertenteam nach Haiti reisen, um das richtige
Antibiotikum im Kampf gegen die Krankheit zu bestimmen.
Bei der Cholera handele es sich um den besonders gefährlichen Typ O1.
Hilfsorganisationen, die seit dem Erdbeben im Land sind, konzentrierten
sich auf die überfüllten Obdachlosenlager in
der Hauptstadt Port-au-Prince.
Gesundheitsminister Alex Larson appellierte an die Bevölkerung, auf die
Hygiene zu achten. In der Küstenstadt Stadt Saint-Marc rund 100
Kilometer nördlich von Port-au-Prince wurden Menschen auf Plätzen
notdürftig versorgt.
Regierungschef Jean-Max Bellerive sagte, es stehe noch nicht fest,
woher die Cholera-Bakterien stammten. Die Behörden vermuten, dass nach
den Regenfällen der vergangenen Wochen Latrinen überliefen und das
bakterienverseuchte Wasser in den Fluss Artibonite gelangte. Der erste
Cholera-Fall war am vergangenen Dienstag aufgetreten. Die Cholera ist
für Haiti eigentlich untypisch. Eine Epidemie hat es in dem Land seit
Jahrzehnten nicht gegeben.
In Port-au-Prince setzten sich die internationalen Hilfsorganisationen
zusammen, um ihr Handeln abzustimmen. „Unsere Leute gehen in die Lager,
um die Menschen über die Cholera aufzuklären", sagte Reginald Lubin,
ein Mitarbeiter von World Vision. Es werde Seife verteilt und den
Menschen erklärt, warum sie sich möglichst oft die Hände waschen
müssten.
Aus den Lagern mit den insgesamt rund 1,5 Millionen Bewohnern wurden
bisher keine Choleraerkrankungen bekannt. Viele Camps gelten als besser
versorgt als die verarmten ländlichen Gebiete und verfügen durch die
internationale Hilfe in der Regel über sauberes Trinkwasser.
Dennoch warnten Helfer. Estrella Serrano von World Vision sagte: „Wenn
die Krankheitswelle Port-au-Prince erreicht, wo Familien in
überfüllten, unhygienischen Lagern hausen, dann wird es verheerend."
Die Cholera ist eine lebensbedrohliche Krankheit, die durch Bakterien
(Vibrio cholerae) ausgelöst wird. Die meisten Menschen infizieren sich
durch Trinkwasser, das von Fäkalien verschmutzt ist. Die Bakterien
setzen sich im Dünndarm fest und sondern ein Gift ab. Typische Symptome
sind starke Durchfälle sowie Erbrechen. Die Patienten können mehr als
20 Liter Flüssigkeit am Tag verlieren - und damit auch viele
Mineralien. Dies kann ein Nierenversagen und einen Kreislaufkollaps
verursachen. Erkrankte können innerhalb weniger Stunden austrocknen und
verdursten. Unbehandelt führt die Cholera oft zum Tod. Bei schneller
Diagnose und Behandlung - vor allem mit sauberem Wasser,
lebenswichtigen Salzen (Elektrolyten) und einem Antibiotikum - ist die
Prognose aber gut.
dpa, Samstag, 23. Oktober 2010, 15:39 Uhr
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