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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
VIDEO-SPEZIAL „VORTEIL24"
Berlin - Pick-up für Rx-Boni:
Die Apothekenkooperation Linda ist es leid, gegenüber ausländischen
Versandapotheken benachteiligt zu werden, und stürzt sich selbst in die
Rabattschlacht: Rund 40 Linda-Apotheken testen die Akzeptanz des
Abhol-Konzepts „Vorteil24". Das Prinzip ist einfach: Der Kunde bestellt
sein Medikament in der Apotheke, wartet einen Tag und bekommt dafür die
Zuzahlung - je nach Preis zur Hälfte oder komplett. Patienten mit
Befreiung bekommen einen Einkaufsgutschein von 3 Prozent bis maximal 15
Euro; Privatpatienten einen Nachlass von 10 Prozent bis maximal 15 Euro.
Damit das Ganze funktioniert, leiten die Linda-Apotheken die Aufträge an
eine niederländische Versandapotheke weiter. In Dinxperlo, kurz hinter
der Grenze an der A3 gelegen, hatte die Apothekerfamilie Winterfeld aus
dem Bergischen Land bereits vor zwei Jahren die „Montanus Apotheke"
gegründet, um die eigenen Kunden mit „Arzneimitteln zu Holland-Preisen"
zu versorgen. Seit einigen Wochen werden auch Tütchen für Linda-Kunden
gepackt.
Der Patient gibt sein Rezept in der Apotheke ab; diese prüft die
Verfügbarkeit beim Großhandel und schickt den Auftrag elektronisch zu
Montanus. Am nächsten Tag liefert die Phoenix-Tochter Transmed die
Bestellung aus Holland. Die Apotheke gibt die Ware ab und kassiert die
Zuzahlung. Die Rezepte werden für die Versandapotheke bedruckt und an
das Rechnenzentrum geschickt.
Formal lassen sich die Kunden ihre Medikamente allerdings nicht
schicken, sondern holen sie in Dinxperlo ab - beziehungsweise lassen sie
abholen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von „Vorteil24" heißt
es wörtlich: „Gegenstand des Vertrages ist ausdrücklich nicht auch die
Lieferung der vom Käufer bestellten Medikamente. Der Verkäufer stellt
diese Medikamente vielmehr in seinen Geschäftsräumen zur Abholung für
den Käufer bereit." Und: „Erfüllungsort ist der Geschäftssitz des
Verkäufers (Holschuld)."
Die Abgabe findet so gesehen nicht in Deutschland, sondern in den
Niederlanden statt - zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 6 Prozent.
Auf diese Weise beginnt sich das Modell zu rechnen: Denn Montanus stellt
den Krankenkassen den deutschen Bruttopreis in Rechnung. Die Differenz -
13 Prozent - wird unter den Beteiligten aufgeteilt.
Bei Montanus will man sich zum Geschäftsmodell nicht äußern. Doch Dreh-
und Angelpunkt des Konstruktes ist ohnehin nicht die Montanus, sondern
ein Unternehmen namens Sequalog. Die Firma mit Postanschrift im
niederländischen Nijmegen kümmert sich formal um die Organisation und
den Transport der Ware, gewährt die Rabatte an die Verbraucher und ist
Vertragspartner der Linda-Apotheken.
Die können dank Sequalog mit „Vorteil24" sogar zusätzlich verdienen:
Bis zu einem Abgabepreis von 17,99 Euro verliert die Apotheke gegenüber
iher normalen Marge - zwischen 10 und 5 Prozent des Einkaufspreises.
Auch ab 18 Euro bringt „Vorteil24" zunächst keinen Vorteil für die
Apotheke. Doch ab einem Abgabepreis von 29 Euro gibt es zusätzlich zum
deutschen Apothekenhonorar eine Provision in Höhe von 5 Prozent auf den
Einkaufspreis.
Der deutsche Fiskus bleibt übrigens nicht nur beim Arzneimittelverkauf
außen vor. Auch die Provision wird ohne Mehrwertsteuer in Rechnung
gestellt. Denn die Steuerschuld geht auf den niederländischen
Vertragspartner über.
APOTHEKE ADHOC, Freitag, 03. Dezember 2010, 14:12 Uhr
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