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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
ISLAND
Berlin - Der
Beinahe-Zusammenbruch der isländischen Finanzwirtschaft hat auch für
Apothekenketten negative Auswirkungen - Tausende Kilometer entfernt in
Osteuropa und auf dem Balkan. Mit Unterstützung der Europäischen Bank
für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wollte die isländische
Investmentfirma Milestone in Mazedonien, Serbien, Kroatien, Ungarn und
Rumänien ein Filialnetz von 500 Apotheken aufziehen. Doch der Konzern
stolperte über Fehlinvestitionen, und die EBRD versucht jetzt, ihre
Ausfälle zu minimieren.
Ausflug auf den Balkan: Die isländische Investmentfirma Milestone wollte ihre Erfahrung mit der isländischen Apothekenkette Lyf & Heilsa in Osteuropa nutzen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Milestone gehörte zum Imperium der beiden Brüder Karl E. und
Steingrimur Wernersson. Deren Vater Werner Rasmusson hatte nach der
Liberalisierung des isländischen Apothekenmarktes 1996 Lyf & Heilsa
aufgebaut, eine der beiden dominierenden Apothekenketten des Landes.
2005 begann Milestone, zusammen mit Lyf & Heilsa und Leiftri über
die Tochterfirma Pharma Investments in osteuropäische Apothekenmärkte
zu investieren.
Ende 2007 stieg die EBRD bei Pharma Investments ein. Für rund 15
Millionen Euro erwarb die Bank einen 30-prozentigen Anteil am
Unternehmen; der Gesamtetat wurde mit 55 Millionen Euro ausgewiesen.
Doch offenbar steckte Milestone damals bereits in finanziellen
Schwierigkeiten. Über die Investmenttochter Askar Capital sowie sein
Versicherungsunternehmen Sjova hatte der Konzern in den Jahren zuvor
große Beträge in Luxusimmobilien in China und den USA investiert.
Als der US-Immobilienmarkt und die isländische Finanzwirtschaft
zusammenbrachen, war das Schicksal von Milestone besiegelt. Die Anteile
an Pharma Investments wurden der verstaatlichten Bank Glitnir
übertragen, an der Milestone zuvor seinerseits als einer von mehreren
Großaktionären beteiligt gewesen war. Nicht kassiert wurde dagegen
offenbar Lyf & Heilsa: Im März 2008 hatten die Wernerssons die
isländische Apothekenkette noch aus Milestone herausgelöst.
Für die Investments fern der Heimat wurden einige harte
Entscheidungen gefällt: Pharma Investments verkaufte seinen
50-prozentigen Anteil an der kroatischen Apothekenkette Livia an den
Handelskonzern Atlantica Grupa, der seinerseits die Apothekenkette
Farmacija betreibt. Die ungarische Apothekenkette Eli Patika übernahm
der zum weltgrößten Generikakonzern Teva gehörende Pharmagroßhändler
Humantrade. Die serbischen Investments waren schon vorher an einen
Privatinvestor abgegeben worden.
Dagegen behielt Pharma Investments die Investitionen in Mazedonien und
Rumänien: Rund 40 Prozent der Anteile an der mazedonischen
Apothekenkette Zegin gehören Pharma Investments; an der rumänischen
Apothekenkette Remedio halten die Isländer 50 Prozent. Insgesamt ist
Pharma Investments heute an rund 100 Apotheken in den beiden Ländern
beteiligt.
Noch vor einem Jahr schien die EBRD - ein Gemeinschaftsprojekt von 61
Ländern sowie EU-Kommission und Europäischer Investitionsbank - vom
Kettenprojekt der Isländer überzeugt zu sein. Im Juni 2009 beschloss
die Geschäftsleitung, Pharma Investments ein weiteres Darlehen von 9
Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, mit dem die
Liquiditätsprobleme gelöst und das Geschäft in den osteuropäischen
Ländern neu strukturiert werden sollte.
Mittlerweile scheint man aber in London von den Zukunftsaussichten des
Unternehmens nicht mehr allzu überzeugt zu sein. Eine Sprecherin der
Bank bestätigte, dass man die Angelegenheit an die „Einheit für
Wiedererlangung" (Corporate Recovery Unit) übergeben habe, die „den
Wert der beschädigten Investitionen maximieren soll".
APOTHEKE ADHOC, Donnerstag, 14. Oktober 2010, 10:26 Uhr
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