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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
PHARMAZIESTUDIUM
Berlin - Drei von vier
Apothekeninhabern fürchten, dass es in den kommenden Jahren zu
Personalengpässen bei den Approbierten kommen wird. Ein Blick auf die
Statistik könnte ihnen Recht geben: Im vergangenen Jahr haben nach
Zahlen des Statistischen Bundesamtes insgesamt 1630 Pharmaziestudenten
das zweite Staatsexamen abgelegt - das sind 15 Prozent weniger als noch
sechs Jahre zuvor.
Mehr Plätze für Studenten: Seit 2008 bieten die pharmazeutischen Institute mehr Studienplätze an. Grafik: APOTHEKE ADHOC
Allerdings: Seit Inkrafttreten des Hochschulpaktes im Jahr 2007 haben
die Universitäten ihr Angebot ausgebaut. Als Antwort auf geburtenstarke
Jahrgänge und verkürzte Abiturzeiten hatten Bund und Länder beschlossen,
mehr Studienplätze zu schaffen. Die zusätzliche Unterstützung durch den
Bund zeichnet sich auch bei den pharmazeutischen Instituten ab: Seit
drei Jahren steigt die Zahl der angebotenen Studienplätze wieder.
Zum aktuellen Wintersemester standen nach Angaben der Stiftung für
Hochschulzulassung 1634 freie Plätze 3927 Bewerbern gegenüber. Während
die Zahl der freien Plätze im Drei-Jahres-Vergleich um 6 Prozent
gestiegen ist, hat sich die Zahl der Interessenten sogar um 24 Prozent
erhöht.
„Die Nachfrage nach Pharmazie-Studienplätzen ist enorm angestiegen",
sagt Professor Dr. Bernd Clement vom pharmazeutischen Institut Kiel.
Clement führt dies nicht nur auf die strukturellen Veränderungen zurück.
„Klassische Abschlüsse wie das Staatsexamen scheinen in Zeiten von
Bachelor und Master wieder attraktiver zu werden", so Clement, der auch
Vorsitzender des Verbands der Professoren an Pharmazeutischen
Hochschulinstituten (VdPPHI) ist. „Vielleicht haben aber auch unsere
Aktionen in den Schulen die Pharmazie wieder in das Interesse der
Schüler gerückt."
Auch bei der ABDA hat man die Zeichen der Zeit erkannt: Im Juni startete
mit zum Tag der Apotheke die Nachwuchskampagne „Achtung ansteckend -
studier' Pharmazie!" In den Schulen würde selbst in den
naturwissenschaftlichen Fächern Pharmazie kaum wahrgenommen, erklärt ein
ABDA-Sprecher. Mit Informationen, Videos und einem Praktikums-Finder
sollen daher vor allem die 14- bis 18-Jährigen auf das Berufsbild
aufmerksam gemacht werden.
Bundesweit kooperiert die ABDA mit Schüler-VZ, auf regionaler Ebene
präsentieren Kammern und Verbände Studium und Arbeitswelt. „Es wird im
Bereich der Pharmazie in den kommenden Jahren eine klare Lücke geben",
so der ABDA-Sprecher. „Es werden immer mehr Approbierte gebraucht, nicht
nur in der Offizin, sondern auch in anderen Bereichen."
Interesse gewachsen: In Deutschland bewerben sich wieder mehr junge Menschen für einen Pharmazie-Studienplatz. Foto: Elke Hinkelbein
Bei den Absolventen wird sich der derzeitige positive Trend unter den Studienanfängern ohnehin erst in zwei bis drei Jahren abzeichnen. Die Zahl der Studenten ist aber schon gestiegen: Zum Wintersemester 2009/2010 waren insgesamt 11.277 Hochschüler an den bundesweit 22 pharmazeutischen Instituten immatrikuliert, in den beiden Vorjahren waren es rund 450 beziehungsweise 200 Plätze weniger. Ein Vergleich zu den weiter zurückliegenden Jahren ist durch eine Umstellung der Zahlen schwierig.
Nicht an allen Standorten zeichnet sich die positive Entwicklung ab:
Zusätzlich zur Zusammenlegung der beiden Institute von Humboldt- und
Freier Universität wird in Berlin seit Jahren abgespeckt. Personal sei
nicht nur im Bereich der Hochschulprofessoren reduziert worden, so der
Geschäftsführende Direktor des Berliners Instituts, Professor Dr.
Matthias Melzig. Auch beim mittleren Personal, das beispielsweise
Praktika organisiert, sei gespart worden. Dadurch reduziert sich die
Zahl der Anfänger: Innerhalb von zehn Jahren ist mehr als jeder dritte
Platz weggefallen. Derzeit kann das Institut rund 60 Plätze pro Semester
anbieten.
In Kiel dagegen hat sich die Kapazität im Vergleich zu 2007 um 20
Prozent auf 111 Studienanfänger pro Jahr erhöht. „Wir haben vom
Hochschulpakt profitiert", sagt Clement. Ob die Entwicklung nachhaltig
ist, ist aber unklar: Den enormen Bedarf der öffentlichen Apotheken
sowie der Industrie nach Pharmazeuten würde der Ausbau nicht decken, so
der Professor für Pharmazeutische Chemie. In der Industrie mangele es
beispielsweise an Fachkräften für die Analytik oder die medizinische
Chemie.
Yvette Meißner, Freitag, 05. November 2010, 09:07 Uhr
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