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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
INTERVIEW DEUTSCHE BLISTERUNION
Berlin - Obwohl die
Vergütung nach wie vor ungeklärt ist, beschäftigen sich immer mehr
Apotheken und Dienstleister mit der patientenindividuellen
Verblisterung. Die Deutsche Blisterunion (DBU) hilft Apotheken beim
Einsteig in das noch relativ junge Geschäftsfeld. Im Interview mit
APOTHEKE ADHOC erklärte DBU-Geschäftsführer Martin Halm, wann sich
Verblisterung lohnt, wie es um die Vergütung steht und warum die
Qualitätsanforderungen für Apotheken und Blisterzentren harmonisiert
werden müssen.
ADHOC: Wo steht die Verblisterung in Deutschland?
HALM: Die Verblisterung ist ein Dienstleistungsbereich, der sich seit
fünf Jahren in Deutschland entwickelt. Wir haben heute etwa 1000
Apotheken, die in irgendeiner Form manuell blistern. Wir haben um die
100 Apotheken, die Schlauchbeutelautomaten betreiben und etwa 20
Herstellbetriebe, bei denen Apotheken im Auftrag Schlauchblister
produzieren lassen können. Diese Betriebe haben eine entsprechende
arzneimittelrechtliche Zulassung.
ADHOC: Wie viele Patienten nutzen individuelle Blister?
HALM: Unseren Schätzungen zufolge werden 100.000 bis 130.000 Patienten
in irgendeiner Form wöchentlich mit patientenindividuellen Blistern
versorgt. Manche sagen auch, dass es 150.000 Patienten sind.
ADHOC: Wann lohnt sich die maschinelle Verblisterung für Apotheken?
HALM: Das ist eine Frage, die von verschiedenen Rahmenbedingungen
abhängt. Beachten muss man vor allen Dingen bei der maschinellen
Verblisterung, dass neben der Investition für einen Automaten auch in
Räumlichkeiten, in Prozesse, in Strukturen investiert werden muss. Das
kann schnell ein größerer Betrag werden. Gut organisierte Unternehmen
haben etwa einen Breakeven bei 750 Patienten, das heißt von da an wird
Gewinn produziert. Bei Blisterzentren liegt das etwas höher, aber mit
der Möglichkeit dann auch fremde Apotheken versorgen zu können. Ich
habe bei der Produktion innerhalb der Apotheke das Problem, dass ich
alle Kunden selbst aquirieren muss. Das ist eine Sache, die wir nicht
wollen, solche Konzentration auf wenige Apotheken. Unsere Idee ist es:
Möglichst jede Apotheke sollte in der Lage sein, diese Dienstleistung
anzubieten.
ADHOC: Was ist die Deutsche Blisterunion?
HALM: Wir haben aus der eigenen Erfahrung heraus, so einen
Herstellbetrieb aufzubauen, ein Netzwerk in Deutschland gegründet: Die
Deutsche Blisterunion beschäftigt sich damit, Zulassungen für
Blisterzentren zu erlangen. Die DBU beschäftigt sich aber auch damit,
das Qualitätsniveau für die manuelle Herstellung in Apotheken zu
definieren, liefert Unterstützung in rechtlichen Bereichen und im
Einkauf sowie Schulungen. Es ist ein sehr umfangreiches Fachnetzwerk,
das da inzwischen entstanden ist.
ADHOC: Wie viele Mitglieder hat die DBU?
HALM: Wir haben neun Blisterzentren zur Herstellungserlaubnis gebracht
und sieben weitere, die sich derzeit im Aufbau befinden. Insgesamt
haben wir etwa zehn Apotheken, die sich in diesem Netzwerk engagieren.
Das Netzwerk ist allerdings auch erst zwei Jahre alt und beginnt sich
zu entwickeln.
ADHOC: Ist Verblisterung ein regionales Geschäft?
HALM: Ja, aus unserer Sicht ganz deutlich. Es gibt natürlich auch
andere Player im Markt, die das anders sehen. Für uns ist wichtig, dass
diese Dienstleistung dicht am Patienten stattfindet. Wir haben die
Qualitätsrichtlinie, innerhalb von vier bis sechs Stunden
Medikationsänderungen bis zum Patienten umzusetzen. Das ist für uns
eine der Kernforderungen in unserem Netzwerk. Alle, die sich dem
unterwerfen wollen, sind immer herzlich willkommen mitzuarbeiten.
ADHOC: Wie sollten Qualitätsrichtlinien aussehen?
HALM: Es ist wichtig, dass die Qualitätsrichtlinien für das Verblistern
einheitlich definiert werden. Wir haben in den letzten fünf Jahren sehr
umfangreiche Diskussion mit den Aufsichtsbehören hinter uns, wie wir es
als maschinelle Betreiber mit Herstellungserlaubnis machen dürfen. Es
kann dann natürlich nicht sein, das in der Apotheke eine Maschine unter
einem ganz anderen Qualitätsniveau betrieben wird, obwohl am Ende das
gleiche Produkt heraus kommt. Insofern ist eine Harmonisierung dort
sinnvoll. Wir kämpfen aber dafür, dass das Niveau nicht auf einem
High-end-Niveau endet. Es muss am Ende eine Qualitätsrichtlinie
herauskommen, die jede öffentliche Apotheke erfüllen kann.
ADHOC: Sind 3,99 Euro ein fairer Preis pro Wochenblister?
HALM: Ja, aus unserer Erkenntnis heraus ist diese Vergütung
ausreichend. Wir haben auch entsprechende Messungen in Apotheken
vorgenommen, aus denen wir wissen, wie hoch der Zeitaufwand ist, so
etwas zu leisten . Dieser Vorschlag wird von uns auch unterstützt. In
der politischen Diskussion befindet er sich jetzt, wir müssen sehen wie
schnell er sich umsetzen lässt. Wünschenswert wäre es für Apotheker
allemal, eine einheitliche Vergütungsregelung zu bekommen. Dann kann
jede Apotheke entscheiden: Produziere ich selbe, lasse ich produzieren,
inwieweit engangiere ich mich oder ist das überhaupt ein
Dienstleistungsfeld für mich.
Désirée Kietzmann, Montag, 25. Oktober 2010, 08:52 Uhr
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