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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
HOCHSCHULEN
Berlin - So mancher
Abiturient dürfte schon vor Studiumbeginn gestresst sein: Die
Pharmazie-Plätze werden über ein kompliziertes Verfahren der
ZVS-Nachfolgeorganisation „Hochschulstart" vergeben; Bewerber müssen
sich durch viele Fristen und Bürokratie arbeiten. Zusätzlich wählen
einige Universitäten ihre Erstsemester selbst aus. Die
Goethe-Universität Frankfurt am Main hat sich für Bewerbungsgespräche
entschieden.
Erst Vorstellungsgespräch, dann Labor: Die Goethe-Universität in Frankfurt lädt Abiturienten zum Interview ein. Foto: Elke Hinkelbein
Mehrere hundert Pharmazie-Bewerber stellen sich pro Semester in
Frankfurt vor. Schriftlich haben sie zuvor ihre Oberstufen-Noten und
außerschulischen Aktivitäten angegeben und begründet, warum sie
Pharmazie in Frankfurt studieren wollen. Bei den knapp 30-minütigen
Gesprächen sind stets ein Professor, ein Doktorand und ein
Fachschaftsvertreter dabei.
Die Uni will sich so ein Bild von den Bewerbern machen: „Das
Pharmaziestudium ist ein Vollzeit-Job. Wir wollen wissen, ob sich die
Bewerber darüber im Klaren sind", sagt Dr. Ilse Zündorf, Dozentin am
Institut für Pharmazeutische Biologie und Mitorganisatorin der
Gespräche.
Nach einer kurzen Aufwärmphase - gefragt wird zum Beispiel zur Anreise
oder zum Campus - müssen die Abiturienten in der Regel erklären, warum
sie nicht Medizin studieren wollen. Häufig müssen Studenten auch den
wöchentlichen Arbeitsaufwand schätzen oder erzählen, auf welches Fach
sie sich besonders freuen. Wer in der Schule kein Chemie hatte, wird
vielleicht auch gefragt, ob er schon einmal in ein Fachbuch geschaut
hat.
Begehrte Plätze: Mehrere hundert Bewerber werden zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Foto: Goethe-Universität
Grundsätzlich wird in den Gesprächen aber kein Fachwissen abgefragt: „Wir gehen davon aus, dass die Studenten pharmazeutisches Wissen im Studium erwerben", sagt Fachschaftsmitglied Christian Grunwitz. Die Gespräche seien nicht als Prüfung, sondern als Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens zu begreifen, ergänzte Zündorf. Im zweiten Teil können die Bewerber Fragen stellen - zum Beispiel zu einzelnen Studienfächern, aber auch zu fachfremden Themen wie zur Wohnungssuche.
In der Bewertung zählen das Gespräch und die Abiturnote jeweils zu 50
Prozent. Die Universität schickt eine Liste mit den besten Bewerbern an
Hochschulstart. Die Behörde hat ebenfalls Einfluss: Nur Abiturienten,
die dem Studienort Frankfurt einen hohen Präferenzwert zugewiesen
haben, erhalten einen Platz an der Goethe-Universität. Auf diese Weise
werden 60 Prozent der 89 Pharmazie-Studienplätze vergeben, beim Rest
zählen Abiturnoten und gesammelte Wartesemester stärker.
Kompliziertes Auswahlverfahren: Neben der Uni entscheidet auch Hochschulstart über die Platzvergabe. Foto: Goethe-Universität
Ihre Angaben zur Wunschuni können Abiturienten bei „Hochschulstart"
aber nicht mehr rückgängig machen - früher waren Korrekturen noch
möglich. Davon hatte Frankfurt profitiert: Im Anschluss an
Campus-Besuche und Laborbesichtigungen hatten sich viele Abiturienten
zugunsten der Uni umentschieden.
Trotzdem hält die Universität an den aufwändigen Interviews fest -
eingeladen werden aber nur noch Abiturienten, die Frankfurt weit oben
auf ihre Wunschliste gesetzt haben. Bewerber ohne Einser-Abitur sowie
Quereinsteiger könnten mit den Gesprächen ihre Aussichten auf einen
Platz verbessern, sagte Grunwitz. Wie etwa ein Abiturient, der aufgrund
seiner eher schlechten Abiturnoten zunächst eine PTA-Ausbildung gemacht
hat. Anschließend überzeugte er im Gespräch: „Er hat uns so schlüssig
dargelegt, warum wir ihn nehmen sollten, dass wir kaum nachfragen
mussten."
Janina Rauers, Donnerstag, 07. Oktober 2010, 12:43 Uhr
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