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hier ist der vollständige Text für Sie:
HOCHSCHULSTUDIUM
Berlin - Nach wie vor sind Staatsexamen und Approbation Voraussetzung, um Apotheker zu werden. Der Bologna-Prozess hat bislang um Fächer wie Pharmazie, Medizin und Jura einen Bogen gemacht. Wer aber in der pharmazeutischen Industrie arbeiten möchte, kann bereits heute einen Bachelor und Master in Pharmazie machen.
Fit für die Industrie: In München und Freiburg gibt es Bachelor/Master-Studiengänge für Pharmazie. Foto: Elke Hinkelbein
Zwei Universitäten bieten - zusätzlich zum klassischen Pharmaziestudium -
Bachelor/Master-Abschlüsse an: An der Ludwig-Maximilians-Universität
München gibt es den Studiengang Pharmaceutical Sciences, der entweder
nach sechs Semestern mit dem Bachelor oder nach weiteren vier Semestern
mit dem Master endet. Rund 200 Studenten sind für das Fach
eingeschrieben, das an der Fakultät für Chemie und Pharmazie angesiedelt
ist.
In Freiburg studieren seit vergangenem Wintersemester etwa 50 Studenten
das Bachelor-Fach Pharmazeutische Wissenschaften. Der vom
pharmazeutischen Institut organisierte Studiengang wird vom
baden-württembergischen Wissenschaftsministerium gefördert.
Weil sich die Inhalte des Pharmaziestudiums vor einigen Jahren mehr in
Richtung Beratung und öffentliche Apotheke entwickelten, sah man in
München den Bedarf für ein industrienahes Studium. Pharmaceutical
Sciences wurde erstmals im Jahr 2004 angeboten. „Wir haben viel Werbung
bei der Industrie gemacht", erklärt Professor Dr. Franz F. Paintner,
Leiter des Fachbereichs Pharmazie. Inzwischen sei der Studiengang auch
überregional bekannt; Plätze für Praktika oder Masterarbeiten gebe es
für die Hochschüler ohne Probleme.
Die neuen Angebote werden von den Studenten nicht ausschließlich als
Umweg um den Numerus clausus gesehen: „Es gibt ein großes Interesse von
Schülern, die interdisziplinär studieren, aber nicht Arzt oder Apotheker
werden wollen", so der Freiburger Studiengangsleiter Professor Dr.
Michael Müller. Als Konkurrenz empfindet er die Studienfächer daher
nicht: „Wir wollen keine Alternative zum Staatsexamen sein."
Den Bachelor-Abschluss vergleicht Müller vielmehr mit bereits
existierenden Ausbildungsberufen; die Berufsfelder könnten am ehesten
mit denen von Laboranten verglichen werden. Kenntnisse über Wirkstoffe
hätten die Hochschüler nach drei Jahren praktisch nicht, es gehe eher um
Grundlagen wie Verfahrenstechniken und Analysemethoden. „Es macht
eigentlich wenig Sinn, mit dem Bachelor aufzuhören", so Müller.
Obwohl die Fächer eher für technische Arbeitsbereiche qualifizieren,
ähneln sich die Inhalte der Bachelor- und Staatsexamens-Studiengänge in
den ersten Semestern sowohl in München als auch in Freiburg. Daher
sitzen die Studenten beider Fächer auch oft in denselben
Veranstaltungen. Denn die Grundlagen von anorganischer und organischer
Chemie, Physik oder Biologie muss jeder lernen, der später mit
Arzneimitteln arbeiten will - egal ob in der Apotheke oder in der
Industrie.
Nicht nur die Studienbank, sondern auch die Lehrkräfte teilen sich die
Hochschüler der Schwesterstudiengänge. Zusätzliche Stellen für
wissenschaftliche Mitarbeiter oder Professoren habe es seit Einführung
von Pharmaceutical Sciences in München nicht gegeben, sagt Paintner.
„Wir haben das mit den Leuten gestemmt, die wir hatten." In Freiburg
wurde mit dem Bachelor-Studium eine neue Professur für das Fach
Pharmazeutische Bioinformatik geschaffen, das erst im 6. Semester
gelehrt wird. Über eine weitere zusätzliche Stelle wird laut Müller
derzeit entschieden.
Rund 15 Studenten haben in München mittlerweile mit dem Master
Pharmaceutical Scienes abgeschlossen. Der Weg zur Approbation ist damit
jedoch nicht verbaut. Die Studenten können jederzeit zwischen
Bachelor/Master und Staatsexamen wechseln - vorausgesetzt, es gibt freie
Plätze. Die Studienleistungen werden jeweils anerkannt; fehlende
Scheine - wie beispielsweise in Klinischer Pharmazie oder
Pharmakotherapie für das 2. Staatsexamen - können in einem zusätzlichen
Semester nachgeholt werden. In Freiburg, wo die Etablierung eines
Masterstudiums noch aussteht, soll die Wechselmöglichkeit spätestens
nach dem Bachelor nicht mehr gegeben sein. „Wenn jemand genau weiß, dass
er in der Apotheke arbeiten will, empfehlen wir das Staatsexamen", so
Müller.
Yvette Meißner, Montag, 31. Mai 2010, 17:02 Uhr
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