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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
ARZNEIMITTELVERSORGUNG
Berlin - Laufen
Passagierschiffe, Frachter oder Tanklaster in den Hafen ein, haben auch
Apotheker alle Hände voll zu tun: Möglichst schnell müssen Arzneimittel
und Verbandsmaterial an Bord überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht
oder ergänzt werden. Denn die meisten Schiffe liegen nicht lange im
Hafen.
Zuverdienst für Apotheken: In den deutschen Hafenstädten versorgen einige Apotheken Schiffe mit Arzneimitteln. Foto: Christian Spahrbier
Welche Arzneimittel benötigt werden, hängt von der Route, der Anzahl
der Passagiere und Besatzungsmitglieder, der Ladung sowie der Herkunft
ab. Schiffe unter deutscher Flagge müssen ihre Ausrüstung mindestens
einmal jährlich überprüfen lassen. Einige Kapitäne bestellen auch
monatlich in ihrer Stammapotheke.
Für deutsche Schiffe gilt die Verordnung über die Krankenfürsorge auf
Kauffahrteischiffen sowie die Richtlinien des Arbeitskreises der
Küstenländer für Schiffshygiene. Dort sind die benötigten Medikamente
und Verbandsstoffe aufgeführt - je mehr Personen an Bord sind, desto
umfangreicher sind die Listen.
Nur wenige Apotheken versorgen regelmäßig Schiffe. In Hamburg teilen
sich eine Handvoll Pharmazeuten den Markt, hinzu kommen Apotheken in
Bremen, Bremerhaven, Emden und Lübeck. Die Branche ist verschwiegen,
Informationen zum Geschäft werden sorgfältig gehütet. Beobachtern
zufolge konzentrieren sich die Großen auf die Schiffsausrüstung, die
öffentliche Apotheke ist eher ein Nebengeschäft.
Nur N1: Laut Vorgabe dürfen Schiffsapotheken nur mit kleinen Arzneimittelpackungen ausgestattet werden. Foto: Christian Spahrbier
Für Apotheken kann die Schiffsversorgung attraktiv sein. Zwar unterliegen auch Medikamente an Bord der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV), doch bestückt werden Schiffe laut Vorgabe stets mit N1-Packungen. Zudem müssen die Arzneimittel bereits vor Ablaufen des Mindesthaltbarkeitsdatums ersetzt werden.
Kreuzfahrtschiffe benötigen beispielsweise regelmäßig
Protonenpumpenhemmer, Antihistaminika und Präparate zur Wundversorgung.
Chronisch kranke Passagiere dagegen sollten ihre eigenen Medikamente im
Reisegepäck dabei haben. Denn der Platz für die allgemeine Apotheke an
Bord ist naturgemäß beschränkt - auch bei den Ozeanriesen mit mehr als
5000 Passagieren. Selbst die großen Schiffe, die sich einen Apotheker
an Bord leisten können, haben nur rund 200 verschiedene Präparate
vorrätig. Nicht vorhandene Medikamente werden bei Bedarf im nächsten
Hafen bestellt.
Kompliziert wird es für Apotheken, wenn Schiffe unter ausländischer
Flagge fahren. Falls diese die deutschen Vorschriften nicht übernehmen,
müssen die Apotheker die benötigten Medikamente in gesonderten Listen
recherchieren. Zudem müssen Arzneimittelpackungen für ausländische
Schiffe wasserfest beschriftet werden. Skandinavische Schiffe fordern
beispielsweise Informationen auf Schwedisch.
Werden bei der Überprüfung durch die Hafenaufsicht oder die zuständige
Behörde Fehler entdeckt, wird es für die verantwortliche Apotheke
teuer. Denn das Schiff darf nur mit dem Behörden-Zertifikat der Behörde
auslaufen - bei einer Verspätung haftet die Apotheke.
Janina Rauers, Freitag, 03. September 2010, 11:23 Uhr
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