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GROSSBRITANNIEN
Berlin - In Großbritannien werden derzeit Abgabeautomaten für Arzneimittel getestet. Ein Jahr lang erproben eine Supermarktkette und mehrere Krankenhäuser die Dispensierung per Terminal. Während der Lebensmittelhändler Sainsbury's nach eigenem Bekunden nur das Angebot in seinen Instore-Apotheken erweitern und keine Fachkräfte ersetzen will, sollen sich an den Terminals der Kliniken Patienten in entlegenen Gebiete und außerhalb der Öffnungszeiten bedienen können.
Automat statt Apotheker: Die britische Supermarktkette Sainsbury's testet Terminals für Arzneimittel. Foto: Sainsbury's
Sainsbury's, mit knapp 900 Filialen nach Tesco und ASDA die Nummer 3 in
Großbritannien, testet derzeit in zwei Filialen im Süden Englands den
„Express Prescription Kiosk" der Firma Asteres. Um am Terminal bedient
zu werden, müssen sich die Kunden registrieren und mittels Login und
Passwort oder per Fingerabdruck anmelden. Sind die Rezepte im Automaten
verschwunden, kann der Kunde im Supermarkt einkaufen gehen.
Unterdessen kontrolliert ein Apothekenmitarbeiter die Eingaben und
stellt die Medikamente bereit. Bis zu 450 Packungen können im Automaten
gleichzeitig eingelagert werden. Kehrt der Kunde mit vollem
Einkaufswagen zurück, muss er sich erneut anmelden um seine Bestellung
am Automaten bezahlen; dann kann er seine Arzneimittel mitnehmen.
Ein Sprecher von Sainsbury's versicherte, dass keine der in insgesamt
236 Filialen untergebrachten Apotheken durch Terminals ersetzt oder
Mitarbeiter entlassen werden sollten. Bei Beratungsbedarf solle
schließlich immer ein Apotheker in der Nähe sein. Einziger Zweck der
Terminals sei es, den Kunden lästige Wartezeiten zu ersparen, so der
Sprecher.
Der Automatenherstelller Pharma Trust geht da andere Wege: Ab Herbst
soll in verschiedenen Krankenhäusern in England das so genannte „Med
Centre" in Betrieb genommen werden. An den Terminals sollen Patienten
auch zu späten Stunden und in entlegenen Gebieten an Medikamente
kommen. Die Identifikation erfolgt hier über eine Videoverbindung zu
einem Apotheker - der Patient muss Rezept und Ausweis in die Kamera
zeigen. Nach dieser Authentifizierung bekommt er, sofern im 1800
Packungen umfassenden Lagerbestand vorhanden, sein Medikament
ausgeworfen. Für die Befüllung der Automaten und die Betreuung der
Patienten ist das Personal der jeweiligen Krankenhausapotheke
verantwortlich.
In Großbritannien haben sich Arzneimittelautomaten bisher nicht
durchsetzen können, da sie nur in physischer Anwesenheit eines
Apothekers erlaubt sind. Die Hersteller der Automaten hoffen nun, dass
durch die Pilotprojekte die Gesetze gelockert werden, so dass auch in
Haupteinkaufsstraßen, Einkaufszentren oder auf dem Land neue Automaten
installiert werden können.
Benjamin Rohrer, Mittwoch, 18. August 2010, 15:21 Uhr
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