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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Pflanzliche Arzneimittel
Freiburg - Natürliche Hilfe
aus der Natur ist in deutschen Apotheken sehr gefragt. Laut einer
Umfrage des Allensbach-Instituts¹ haben bereits rund 3/4 der Bevölkerung
ab 16 Jahren bei Erkrankungen wie Atemwegsinfektionen, Schlafstörungen
oder Magen-Darm Problemen Arzneimittel mit natürlichen Wirkstoffen
verwendet - Tendenz steigend. Pflanzliche Arzneimittel werden im
Gegensatz zu chemisch-synthetischen Präparaten von vielen Kunden als
besonders verträglich und nebenwirkungsarm angesehen.
Trotzdem wird immer wieder die gute Verträglichkeit von pflanzlichen
Arzneimitteln hinterfragt. Als Gegenbeispiele oft herangezogen werden z.
B. Wechselwirkungen und Sonnenempfindlichkeit unter Johanniskraut,
Blutungsrisiken unter Ginkgo und Lebernebenwirkungen unter Kava-Kava-
oder Schöllkraut-Präparaten. Derzeit wird in diesem Zusammenhang auch
das bekannte und weit verbreitete Erkältungspräparat Umckaloabo®
diskutiert.
Anlass ist der Fall eines 40-jährigen Mannes ohne bekannte
Vorerkrankungen und Dauermedikation, der einige Wochen nach der Einnahme
von Umckaloabo® stationär wegen einer Hepatitis behandelt wurde. Die
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) nahm diesen Fall
zum Anlass darüber zu berichten, dass unter der Therapie von
Umckaloabo® in sehr seltenen Fällen erhöhte Leberwerte beobachtet
wurden, die in Einzelfällen auf entzündliche Leberveränderungen
hinweisen können.
Diese Beurteilung der Arzneimittelkommission kritisieren einige Experten
sehr deutlich u. a. Prof. Dr. Dr. Loew aus Wiesbaden. Der klinische
Pharmakologe war als langjähriges Mitglied der Kommission E im
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) u. a. dafür
zuständig, das BfArM bei der Zulassung von pflanzlichen und
traditionellen Arzneimitteln zu beraten. Aus seiner Sicht sei der
diskutierte Fall schlecht dokumentiert und von der
Arzneimittelkommission nur oberflächlich bewertet. Nach seinen
Recherchen fehlten nicht nur zeitliche Angaben, die für eine fundierte
Beurteilung obligat wären, sondern die beschriebenen Befunde seien sogar
für eine arzneimittelbedingte Leberentzündung untypisch und sprächen
stark für eine Virusinfektion als Ursache. Weiterhin kritisiert er das
Deutsche Ärzteblatt als Veröffentlichungsorgan der AKdÄ, das sich nicht
an die von ihm selbst publizierten Leitlinien für die Beurteilung
solcher Verdachtsfälle halte. Sein Fazit: „Nichts verunsichert Ärzte und
Apotheker mehr als schlecht recherchierte, unvollständige Meldungen
über schwerwiegende Nebenwirkungen in der Fachpresse"².
Auch der Hersteller (Spitzner Arzneimittel, Ettlingen) verweist auf die
extrem geringe Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs zwischen der
Einnahme von Umckaloabo® und der Entstehung einer Hepatitis. Daten aus
klinischen Studien³ mit nahezu 10.000 Probanden belegten keine
schwerwiegenden Leberfunktionsstörungen. Das Risiko hierfür läge
deutlich unter 1: 1.000.000? und damit weit unter der Nebenwirkungsrate
von täglich vielfach in der Apotheke abgegebenen nicht
verschreibungspflichtigen Wirkstoffen, wie z. B. Paracetamol oder
Ibuprofen.
Für die Beratungspraxis schadet es bei diesen Wirkstoffen und auch bei
Umckaloabo® sicher nicht, nach den in der Gebrauchsinformation
vermerkten Kontraindikationen (z. B. Leberfunktionsstörungen) zu fragen.
Dennoch ist Augenmaß gefragt: Denn bei Umckaloabo® handelt es sich
nicht um einen neuen oder selten eingesetzten Wirkstoff, sondern um ein
in verschiedenen Darreichungsformen zugelassenes Arzneimittel, mit dem
in den letzten 15 Jahren allein in Deutschland ca. 50 Millionen
Patienten behandelt wurden.
¹ Allensbacher Archiv, ID-Umfrage 10056, Juni 2010 oder http://www.ifd-allensbach.de
² Deutsche Apotheker Zeitung Nr. 34 vom 25.08.2011 S. 3885
³ Umckaloabo® Pelargonium sidoides Extrakt (EPs® 7630) Wissenschaftliche Basisbroschüre, 4. Auflage 2011
? Buschulte I, Köhler S: Periodic Safety Update report on the
tolerability of Pelargonium sidoides Extrakt EPs® 7630, ISO Pharma,
Ettlingen 2011
s&k healthcare communication
Frau Kathrin Lamm
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