Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Stellungnahme von ADEXA zum Tarifstreit in Nordrhein
Hamburg - Das „Angebot"
der Arbeitgebervertretung TGL-Nordrhein von 0,5 Prozent Gehaltserhöhung
und 1,5 Prozent leistungsabhängigem Bonus ist nicht tariffähig. Auch
schon mit minimalem tariflichem oder mathematischem Verständnis erkennt
der geneigte Beobachter, dass jede Leistung, die einmal im Jahr fällig
wird (oder eben auch nicht, wenn der Mitarbeiter aus Sicht des
Apothekenleiters nicht genug geleistet hat), sich nicht auf das Gehalt
als solches auswirken kann.
Die von ADEXA seit Jahrzehnten ausgehandelten echten Tariferhöhungen
beziehen sich auf lineare, regelmäßige, gleichbleibende
Gehaltsbestandteile, die sich auch auf die Höhe der Rente und eventuelle
Lohnersatzleistungen auswirken. Mit ihnen können die Arbeitnehmer
verbindlich rechnen und zumindest in Hinblick auf die Inflation
mithalten. Das Gehalt, das sie monatlich zur Verfügung haben, würde sich
sonst - angesichts der allgemeinen Verteuerung - in der Kaufkraft
verringern.
In Hinblick auf diesen notwendigen Ausgleich der Lebenshaltungskosten
erscheint es hier schon fast wie moderne Sklavenhaltung, wenn man
ernsthaft seinen Mitarbeitern Brutto-Gehaltssteigerungen von 0,5 Prozent
anbietet. Von diesen höchstens 5 bis 10 Euro, die auf der
Gehaltsabrechnung übrig bleiben, kann man nicht einmal die Steigerung
der Benzinkosten parieren, geschweige denn an Neuanschaffungen denken.
Selbstverständlich kann man - allerdings unter Beibehaltung der
notwendigen linearen Tarifsteigerungen - darüber hinaus auch lobende
Prämien in Aussicht stellen und Mitarbeiter damit motivieren. Es darf
aber nicht vergessen werden, dass es sich hierbei nicht um
Tariferhöhungen handelt.
Wer aber denkt, diese Prämien sollten denjenigen Mitarbeitern gezahlt
werden, die den meisten Umsatz für die Apotheke machen, ist auf dem
Holzweg. Zum einen ist die Leistung einer Apotheke immer eine
Teamleistung: Wenn eine Approbierte einen lukrativen Zusatzverkauf
macht, muss die PKA die Waren rechtzeitig bestellt haben, und die PTA
muss ihr im Gespräch mit anderen Patienten den Rücken frei halten.
Wer erlaubt, dass sich das gesamte pharmazeutische Personal auf den
reichen, multimorbiden Rentner und den nach jedem Strohhalm greifenden
Krebspatienten stürzt und die anderen links liegen lässt, führt eine
Zwei-Klassen-Pharmazie unter den Kunden ein. Dies ist nicht nur ethisch
verwerflich, es rechnet sich auf Dauer auch nicht, auf diese Weise die
anderen Kunden zu vergraulen.
Es stellt sich angesichts des finanziellen Debakels die Frage, wo wir
denn in unserer Gesellschaft die Angestellten in Apotheken ansiedeln
wollen. Bei einem derzeitigen Stundenlohn von 8,90 Euro brutto (ca. 6
Euro netto) für eine PKA im ersten Berufsjahr hinkt sie fast jedem
Lehrberuf hinterher.
Wer es als Apothekenleiter sehenden Auges zulässt, dass man hier
pfeilgerade auf einen Niedriglohnsektor hinarbeitet, der gräbt sich
seine eigene Grube. Gesundheitspolitiker werden sich dann künftig gar
nicht mehr mit den Ruinen zu beschäftigen haben, die aus der ehemals
stolzen Apotheke geworden sind; dann kommt nur noch die Abrissbirne.
Apotheker, die eine solche Tarifpolitik machen, spielen Drogeriemärkten und Ketten in die Hände: Bravo, TGL-Nordrhein!
ADEXA- Die Apothekengewerkschaft
Deichstraße 19
20459 Hamburg
E-Mail: info@adexa-online.de
E-Mail: tarife@adexa-online.de
Kontakt:
Tanja Kratt
Zweite Vorsitzende
Iris Borrmann
Leiterin des Justiziariats
http://www.adexa-online.de
Presseinformationen: http://www.aporisk.de/presse
Weitere Informationen: http://www.aporisk.de/nachrichten
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