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Berlin - Der Generikakonzern Hexal wirft dem Originalhersteller Astellas vor, im Fall Tacrolimus die Apotheker in die Irre zu führen. Astellas hatte Apotheken vergangene Woche per Fax aufgefordert, die eigenen Immunsuppressiva nie zu substituieren. Hexal sah darin eine „Anti-Generika-Propaganda" und schickte dem Originalhersteller eine Abmahnung und den Apothekern ein Gegenfax. Astellas hat die Unterlassungserklärung im konkreten Fall abgegeben, bleibt grundsätzlich aber kritisch gegenüber der Substitution Tacrolimus-haltiger Präparate.
Nie austauschen? Astellas und Hexal streiten um die Substitution von Tacrolimus. Foto: APOTHEKE ADHOC
Hexal beruft sich auf die Bioäquivalenz des eigenen Immunsuppressivums.
Bei der Zulassung habe der Konzern wegen der engen therapeutische Breite
sogar die strengeren Akzeptanzgrenzen angewandt. Daher sei auch bei
einer Umstellung auf das Generikum mit vergleichbaren Blutspiegeln zu
rechnen, schreibt Hexal. Bei Rabattverträgen seien die Apotheken somit
zum Austausch verpflichtet - akute Notfälle oder pharmazeutische
Bedenken ausgenommen.
Astellas hatte Apotheker dagegen vor einer Umstellung gewarnt und auf
die Fachinformation verwiesen. Darin heißt es zur Anwendung: „Patienten
sollten stets die selbe Tacrolimus-Formulierung und die entsprechende
tägliche Dosierung beibehalten." Dieser Passus wurde nachträglich
eingefügt, nachdem es bei Transplantationspatienten in Großbritannien zu
schwerwiegenden unerwünschten Reaktionen gekommen war. Die Patienten
hatten die Astellas-Präparate Prograf und Advagraf verwechelt.
Das Problem: Aus Prograf wird der Wirkstoff sofort freigesetzt, das
Präparat muss zwei Mal täglich eingenommen werden. Advagraf ist ein
Retardpräparat und einmal täglich einzunehmen. In einem Rote-Hand-Brief
hatte Astellas daher Ende 2008 darauf hingewiesen, dass eine Umstellung
nur unter Aufsicht eines in der Transplantation erfahrenen Mediziners
möglich sei.
Bei dieser Auffassung bleibt der Hersteller: „Es geht um die
unkontrollierte Substitution in der Apotheke. Das gilt auch im
Umkehrschluss, wenn ein Generikum verordnet wurde", sagte ein
Unternehmenssprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Selbstverständlich könne
aber der behandelnde Arzt die Medikation mit begleitender
Blutspiegelmessung umstellen.
In der kommenden Woche will Astellas die Apotheken erneut informieren,
diesmal etwas zurückhaltender. Demnach sollen die Apotheker die Abgabe
im Zweifel mit dem verordnenden Arzt absprechen.
Astellas und Hexal streiten nicht nur pharmazeutische Bedenken, sondern
auch um einen 100 Millionen Euro schweren Markt. In Deutschland werden
rund 25.000 Menschen mit Tacrolimus-haltigen Arzneimitteln behandelt.
Alexander Müller, Freitag, 23. April 2010, 15:19 Uhr
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