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Berlin - Knapp zwei Monate nach der Einigung über die neue Vergütung parenteraler Rezepturen malt der Verband der zytostatikaherstellenden Apotheker (VZA) ein düsteres Bild: Jede fünfte der rund 400 Apotheken, die derzeit Rezepturen für die Onkologie herstellen, werde sich aus diesem Bereich zurückziehen, prognostiziert VZA-Präsident Peter Eberwein.
Zuschläge zu niedrig: Die zytostatikaherstellenden Apotheker befürchten, nach der Hilfstaxe nicht kostendeckend arbeiten zu können. Foto: Elke Hinkelbein
Die Herstellung von Zytostatika werde sich angesichts der neuen
Hilfstaxenvergütung für viele Apotheken nicht mehr lohnen, sagte
Eberwein gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Zuschläge von 39, 64
beziehungsweise 69 Euro seien zu niedrig. Mit den Pauschalen werden
laut Hilfstaxe die Kosten für Herstellung, Verbrauchsmaterial,
Entsorgung und Dokumentation abgegolten.
Alleine durch Personalkosten werde ein Großteil des Zuschlags
aufgebraucht. Häufig würden Rezepturen auch an Sonn- und Feiertagen
kurzfristig hergestellt. Zudem sind laut Eberwein auch die weiteren
Kosten für das Labor nicht unerheblich. Pauschal beziffern ließen sie
sich allerdings nicht.
Die Kosten für die Einrichtung eines Sterillabors hängen unter anderem
von der Größe und Auslastung ab. Während eine Werkbank für rund 20.000
Euro erhältlich ist, macht die Errichtung der Reinräume inklusive
Belüftungssystemen den Löwenanteil der Anschaffungskosten aus: Hierfür
werden nach Expertenschätzungen mindestens 150.000 Euro fällig.
Bei den laufenden Kosten schlagen neben der Miete auch Kosten für die
regelmäßige Wartung und Qualitätssicherung zu Buche. So kostet ein
Filterwechsel, der spätestens alle drei Jahre fällig ist, etwa 2000
Euro. Je mehr Zytostatika hergestellt werden, desto häufiger muss auch
die Keimbelastung in der Luft, auf kritischen Oberflächen sowie an den
Fingern und der Bekleidung des Personals überprüft werden. Für die
Kosten dieser Umgebungsprüfungen zusammen mit der Entsorgung von
Anbrüchen, Zytostatikaresten, Verpackungen und Arbeitskleidung können
Schätzungen zufolge rund 1000 Euro pro Monat anfallen.
Apotheken, die auch nach neuer Hilfstaxe Zytostatikarezepturen
herstellen wollen, müssen sich laut Eberwein überlegen, wo sie sparen:
Als Folge der neuen Vergütung befürchtet er Abstriche bei den
freiwilligen Qualitätskontrollen. So könne beispielsweise das
Vier-Augen-Prinzip bei der Herstellung dem Rotstift zum Opfer fallen.
Bei den Serviceleistungen sieht Eberwein die Schulungen für Patienten
in Gefahr.
(APOTHEKE ADHOC) Janina Rauers, Dienstag, 23. Februar 2010, 12:59 Uhr
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