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  • 22.02.2010 - Verblisterung bleibt regionales Geschäft
    22.02.2010 - Verblisterung bleibt regionales Geschäft
    MARKT – INTERVIEW BAPV Berlin - Um für den pharmazeutischen Blister einen festen Platz im Versorgungsalltag zu schaffen, haben mehrere Herstellungsbetriebe den Bundesve...

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ApoRisk® Branchennews:


INTERVIEW BAPV

Verblisterung bleibt regionales Geschäft

 

Berlin  -  Um für den pharmazeutischen Blister einen festen Platz im Versorgungsalltag zu schaffen, haben mehrere Herstellungsbetriebe den Bundesverband Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer (BPAV) gegründet. APOTHEKE ADHOC sprach mit Verbandschef Hans-Werner Holdermann, Geschäftsführer der zum privaten Pharmagroßhändler Ebert + Jacobi Holdermann gehörenden Deutschen Blistergesellschaft, über die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Verblisterung.

Regionales Geschäft: BPAV-Chef Hans-Werner Holdermann will die Versorgung mit patientenindividuellen Blistern patientennah gestalten. Foto: Elke Hinkelbein

Regionales Geschäft: BPAV-Chef Hans-Werner Holdermann will die Versorgung mit patientenindividuellen Blistern patientennah gestalten. Foto: Elke Hinkelbein


ADHOC: Was sind die dringlichsten Probleme bei der patientenindividuellen Verblisterung?
HOLDERMANN: Wir brauchen dringend eine Vergütung für unsere Dienstleistung, alleine schon aus rechtlicher Sicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir kurzfristig, also noch in diesem Jahr, einvernehmliche Lösungen finden werden. Wenn wir im Gegenzug die Umstellung auf tablettengenaue Abrechnung hinnehmen müssen, ist das für uns kein Hinderungsgrund.

ADHOC: Diese Position ist abgestimmt?
HOLDERMANN: Das ist zumindest heute schon rechtens und Realität im Markt. Im Rahmen von Modellprojekten machen die ersten Krankenkassen ja bereits entsprechende Verträge. Diese Vergütungsregelungen mit einzelnen Kassen bringen aber nichts, wir brauchen eine einheitliche gesetzliche Grundlage. Wenn Sie alle Patienten in einem Heim versorgen, können Sie nicht mit jeder Kasse andere Vergütungs- und Versorgungsregelungen haben. Die Honorierung muss prozess-, nicht kassenabhängig sein.

ADHOC: Wie sieht Ihr Rückhalt dabei aus?
HOLDERMANN: Ich gehe davon aus, dass wir als Verband in Kürze alle relevanten Blisterunternehmen mit Herstellungserlaubnis vertreten werden. Die ersten Vorabgespräche mit dem Bundesgesundheitsministerium sind gelaufen. In Berlin sieht man durchaus den Sinn unserer Tätigkeit und unsere Probleme.

ADHOC: Abgesehen von der Arzneimittelpreisverordnung, was wollen Sie noch ändern?
HOLDERMANN: Es gibt verschiedene rechtliche Probleme, die dringend gelöst werden müssen. Das AMG ist ein Fertigarzneimittelgesetz und nimmt noch wenig Rücksicht auf die Existenz der pharmazeutischen Blister.

ADHOC: Zum Beispiel?
HOLDERMANN: Zum Beispiel bei den Themen Haltbarkeit und Stabilität. Wir geben auf eine ganze Reihe von Fragen bereits heute Antworten. Wir führen beispielsweise Tests zur Haltbarkeit durch. Dagegen gibt es zu jeder Zulassung bereits viel bessere und ausreichende Daten zur Bulk-Stabilität. Es wäre aus unserer Sicht Unsinn, dieselben Untersuchungen noch einmal zu machen. Hier gibt es aber noch viel Abstimmungsbedarf mit den Behörden.

ADHOC: Was macht die Teilung von Tabletten?
HOLDERMANN: Nach unserer Auffassung sollten für alle Anbieter gleich lange Spieße gelten. Warum sollen Blisterzentren nicht teilen dürfen, wenn das laut Zulassung möglich ist und keine schwächere Dosierung zur Verfügung steht?

ADHOC: Damit stellen Sie Apotheken, die selbst verblistern und damit auch teilen dürfen, ins Abseits.
HOLDERMANN: Wir wollen diese Apotheken nicht ins Abseits stellen, sondern als zusätzliche Mitglieder gewinnen. Im Mittelpunkt muss aber nun einmal ein einheitlicher Qualitätsstandard stehen.

ADHOC: Machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihr Verband irgendwann inhaltlich diametral zu ABDA, Kammern und Verbänden steht?
HOLDERMANN: Nein, wir laufen da in die gleiche Richtung auf einem zusätzlichen Weg. Die Apothekerverbände können doch auch froh sein, dass ein Verband, der ihnen politisch nahe steht, auch mithilft, eine Antwort auf eine offene Honorarfrage zu bekommen. Im Übrigen hat ja auch die ABDA seit Jahren versucht, die Hilfstaxe entsprechend zu ändern.

ADHOC: Wie sehen Sie die industriellen Verblisterer wie Kohl oder Körber?
HOLDERMANN: Zunächst sollte man einmal festhalten, dass diese Anbieter ihren Alleinvertretungsanspruch in Sachen Verblisterung definitiv verloren haben. Sie sind nun aufgefordert, auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren. Ob die Absichtsbekundung, die Versorgung zu Lasten der heute an der Distribution Beteiligten billiger zu machen, dafür ausreicht, ist fraglich. Ich kann mir jedenfalls im Moment kein Szenario vorstellen, in dem jemand anderes als die Krankenkassen die Therapiefreiheit des Arztes einschränkt.

ADHOC: Das klingt ziemlich selbstbewusst.
HOLDERMANN: Ich denke schon, dass die Heimversorgung und damit auch die Verblisterung auf absehbare Zeit ein regionales Geschäft bleiben werden. Natürlich werden die großen, bundesweit aufgestellten Heimträger auch nationale Antworten fordern; deswegen ist ja auch eine nationale Vergütungsregelung so wichtig. Um die Vorteile des pharmazeutischen Blisters - Flexibilität und Therapiefreiheit - zu nutzen, werden aber selbst nationale Anbieter regional aufgestellt sein müssen, und zwar über Kooperationen verschiedener Anbieter oder über eigene Niederlassungen vor Ort. Man braucht definitiv eine gute Logistik und einen guten Vertrieb.

ADHOC: Logistik, Vertrieb - wird die Verblisterung irgendwann zur Domäne des Pharmagroßhandels?
HOLDERMANN: Ich kann mir in der Tat nicht vorstellen, wie die Verblisterung ohne Großhandel funktionieren sollte. Aber im Moment ist das noch kein Geschäft. Jetzt ist der Mittelstand gefragt, Konzepte von der Pike auf zu entwickeln. Wenn es sich lohnt, wird es bestimmt Übernahmen geben, auch durch Großhändler. Das ist aber genau die Frage, ob es sich irgendwann lohnen wird.

ADHOC: Führt die Verblisterung zu einer weiteren Konsolidierung in der Heimversorgung?
HOLDERMANN: Das hängt ebenfalls mit der Vergütung zusammen. Dass in den vergangenen Jahren einige Apotheken ausgestiegen sind oder verdrängt wurden, hat ja nicht nur Leistungsgründe. Wenn eine Vergütungsregelung steht, haben auch in Zukunft Apotheken, die keinen eigenen Automaten haben, die Möglichkeit, sich auch an der Heimversorgung zu beteiligen. Dann können Apotheken mit ihrem Blisterzentrum definitiv eine Möglichkeit sein, die patientenindividuelle Versorgung auch patientennah zu gestalten. Damit bleibt die Vielfalt dem Markt erhalten.

(apotheke adhoc) Patrick Hollstein, Montag, 22. Februar 2010, 13:06 Uhr

 

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