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Berlin - In Österreich liegen sich die Pharmahersteller mit der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) in den Haaren. Im andauernden Streit über die „Salzburger Medikamentenvereinbarung" hat der Herstellerverband Pharmig zu einem neuen Schlag ausgeholt: Eine aktuelle Umfrage unter 300 Salzburgern zeige, dass 62 Prozent der Bevölkerung gegen die neuen Verschreibungsregeln für Ärzte seien.
Begrenzte Auswahl: In Salzburg sollen Ärzte aus einer Ökonomieliste verschreiben. Foto: Elke Hinkelbein
Hintergrund ist eine Vereinbarung der SGKK mit der Salzburger
Ärztekammer, die seit Jahresbeginn gilt. Danach sollen Kassenärzte nur
noch Medikamente aus einer „Ökonomieliste" der Kasse verschreiben.
Darin sind die günstigsten Medikamente einer Wirkstoffgruppe grün
hinterlegt.
Der Herstellerverband sieht darin einen Angriff auf die
Therapiefreiheit der Mediziner. „Der Arzt soll entscheiden, welches
Medikament verordnet wird", sagte Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver
Huber. 91 Wirkstoffe sind laut Verband von der Ökonomieliste betroffen.
Bei einigen Indikationen gebe es nur noch eine sehr kleine Auswahl,
manche Wirkstoffe dürften gar nicht mehr verordnet werden, so Pharmig.
Bei der SGKK wirft man den Herstellern Stimmungsmache vor: „Das ist
keine Negativliste, sondern eine Empfehlung für den Arzt. Die
Therapiefreiheit bleibt erhalten", sagte der Leiter der
SGKK-Ökonomiegruppe, Dr. Renato Kasseroller, gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Die Patienten müssten auch nicht monatlich auf das billigste Präparat
umgestellt werden, weil die Liste für zwei Jahre gelte.
Seit 2004 gibt es in Österreich den Erstattungskodex, der bundesweit
regelt, welche Arzneimittel die Kassen bezahlen. Mit dem Ökotool sind
Ärzte bereits heute angehalten, möglichst preisgünstige Generika zu
verschreiben. „Aber daran hat sich bislang niemand gehalten", sagte
Kasseroller. Die SGKK will mit ihrer eigenen Liste jährlich 4 Millionen
Euro sparen. 6 Prozent der Österreicher sind nach Angaben der Kasse bei
der SGKK versichert, entsprechend groß wäre das Potenzial aus Sicht der
Kasse bei einer bundesweiten Umsetzung. Politiker aus anderen
Bundesländern hätten sich bereits nach dem Projekt erkundigt, so
Kasseroller.
Pharmig-Chef Huber fühlt sich dagegen durch die Ergebnisse der
aktuellen Umfrage bestätigt: „Wir haben immer gesagt, dass die
Salzburger Bevölkerung den Medikamenten Sparwahn ihrer Kasse nicht
gutheißt. Ein wichtiges Ergebnis, das die SGKK hoffentlich ernst
nimmt." Aus seiner Sicht sollten die Kassen lieber bei den eigenen
Verwaltungskosten sparen.
Alexander Müller, Donnerstag, 18. Februar 2010, 15:46 Uhr
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