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Berlin - Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ruft nun doch Clopidogrel-Generika zurück, die den Wirkstoff aus einer Betriebsstätte der indischen Firma Glochem Industries in Visakhapatnam enthalten. Außerdem ruht bis Ende September die Zulassung für die entsprechenden Arzneimittel. Ob die Generikahersteller kurzfristig Clopidogrel aus anderen Glochem-Betriebsstätten oder von anderen Zulieferern organisieren und verarbeiten können, war am Abend nicht zu erfahren.
Vertriebsstopp: Das BfArM hat den Rückruf und das Ruhen der Zulassung
für Clopidogrel-Präparate mit indischer Wirkstoffherkunft angeordnet.
Foto: APOTHEKE ADHOC
Das BfArM schließt sich damit doch noch der EU-Kommission an, die
bereits Ende März die Zulassung ausgesetzt und im Markt befindliche
Chargen zurückrufen lassen hatte. Der deutschen Behörde zufolge ist das
Ruhen der Zulassung im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes
erforderlich.
Die im Auftrag der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) im Februar
2010 durchgeführte Inspektion der indischen Betriebsstätte habe mehrere
als schwerwiegend bewertete Mängel in den dort praktizierten Abläufen im
Zusammenhang mit der Herstellung des Wirkstoffes Clopidogrelbesilat
ergeben, heißt es im Bescheid. Diese seien so gravierend gewesen, dass
ein weiteres Inverkehrbringen der Clopidogrelbesilat-haltigen
Arzneimittel dieser Herkunft nicht hinnehmbar sei, so das BfArM.
Für generische Clopidogrelarzneimittel gibt es sowohl nationale als auch
zentrale europäische Zulassungen und damit unterschiedliche
Zuständigkeiten. Die EU-Kommission hatte den Rückruf für zentral
zugelassene Clopidogrelbesilat-haltige Arzneimittel bereits Ende März
angeordnet. Die deutschen Behörden waren hingegen zunächst davon
ausgegangen, dass es keine Hinweise auf eine Patientengefährdung gebe.
Da auch in den Präparaten mit nationaler Zulassung der Wirkstoff aus
Visakhapatanam enthalten ist, schloss sich das BfArM nun der
EU-Kommission an.
Sollten Hexal und Ratiopharm bei ihrem Zulieferer nicht ausweichen
können, hätten die Originalhersteller Sanofi-Aventis (Plavix) und
Bristol-Myers Squibb (Iscover) bis Ende September weniger Konkurrenz.
Fraglich ist auch, wie dann in Holzkirchen und Ulm mit der fünften
Rabattvertragsrunde der AOK umgegangen wird: Mitte des Monats soll die
Ausschreibung über 13 Substanzen starten; mit Abstand wichtigster
Wirkstoff ist Clopidogrel. Insgesamt ist nach Angaben der Kasse ein
Umsatzvolumen von rund 300 Millionen Euro betroffen. Im Oktober sollen
die neuen Verträge in Kraft treten.
Désirée Kietzmann, Freitag, 09. April 2010, 19:02 Uhr
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