Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Mehr als 3000 Krankenhäuser in Deutschland müssen tagtäglich mit Arzneimitteln beliefert werden. Egal ob Schmerzmittel, Anästhetika oder Zytostatika - rund 900 Apotheken sichern die stationäre medikamentöse Versorgung der Kliniken. Etwa die Hälfte davon sind Krankenhausapotheken. Der Rest entfällt auf öffentliche Apotheken, die Versorgungsverträge mit Krankenhäusern geschlossen haben.
Nähe gefordert: Bei der stationären Arzneimittelversorgung kommt es auch auf die persönliche Beratung von Ärzten und Patienten an. Foto: APOTHEKE ADHOC
Die Krankenhauslandschaft war in den vergangenen Jahren von
Privatisierungen, Schließungen und Fusionen geprägt: Innerhalb von zehn
Jahren ist die Zahl der Häuser, inklusive Rehakliniken, um 10 Prozent
auf 3322 in 2008 geschrumpft. Die Bettenanzahl hat sich im selben
Zeitraum laut Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) um 12 Prozent auf
rund 670.000 verringert. Mittlerweile ist fast jede dritte Klinik in
privater Hand. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei 24 Prozent.
Die Konzentrationsprozesse der Krankenhäuser haben auch vor den
Apotheken nicht Halt gemacht. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher
Krankenhausapotheker (ADKA) wurde zwischen 1998 und 2008 jede vierte
Krankenhausapotheke geschlossen. Bei den krankenhausversorgenden
Apotheken ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen. Genaue Statistiken
gibt es laut Bundesverband der klinik- und heimversorgenden Apotheker
(BVKA) jedoch nicht.
Neben dem steigenden Wettbewerbs- und Kostendruck tragen laut BVKA auch
sinkende Margen sowie steigende Anforderungen an die pharmazeutische
Betreuung zum Wettbewerb bei. Der Verband beobachte zudem seit Jahren
einen Verdrängungswettbewerb großer Krankenhaus- und
Versorgungsapotheken, so der BVKA-Vorsitzende Dr. Klaus Peterseim
gegenüber APOTHEKE ADHOC. Dazu habe nicht zuletzt die Änderung des
Apothekengesetzes (ApoG) vor einigen Jahren beigetragen: Seit 2005 muss
sich die das Krankenhaus beliefernde öffentliche oder Klinikapotheke
nicht mehr im selben oder benachbarten Landkreis befinden. Dennoch gibt
es eine gesetzliche Einschränkung: Laut ApoG muss die akute
Arzneimittelversorgung „unverzüglich und bedarfsgerecht" erfolgen. In
der Branche ist man sich einig, dass Lieferzeiten von über einer Stunde
nicht tolerierbar sind, letztlich entscheiden aber die
Aufsichtsbehörden über den Versorgungsvertrag.
Bettenabbau: Zwischen 1998 und 2008 ist mehr als jedes zehnte Krankenhausbett weggefallen. Foto: DAK
Welche Krankenhäuser sich noch eigene Apotheken leisten, könne man
nicht generell sagen, so der Geschäftsführer der ADKA, Klaus Tönne. Es
gebe aber eine Tendenz: Je größer die Klinik, desto eher versorge sie
sich selbst mit Arzneimitteln. Ähnlich sieht es der BVKA: „Unikliniken
und Kliniken der Maximalversorgung haben so gut wie immer einen eigene
Apotheke", sagte Peterseim. Weiterhin verfügten große Verbünde von
öffentlich-rechtlichen Trägern und Aktiengesellschaften über
integrierte Apotheken. Rehakliniken dagegen würden meist fremdversorgt.
Rund zwei Drittel der Krankenhausapotheken versorgt nicht nur ihr
eigenes Haus mit Arzneimitteln, so Tönne. Geschätzte drei bis vier
weitere Kliniken würden jeweils mit beliefert und betreut. Der Trend
zur Fremdversorgung zeichnet sich auch bei den öffentlichen Apotheken
ab: Nach Angaben des BVKA hat eine öffentliche Apotheke Verträge mit
zwei bis vier Krankenhäusern mit etwa 600 Betten beziehungsweise zwei
bis drei Rehakliniken.
Zwar sind die Krankenhausapotheken immer weniger geworden, die Anzahl
der Krankenhausapotheker hat sich in den vergangenen Jahren jedoch kaum
verändert. Waren 1998 noch 1790 Pharmazeuten in krankenhauseigenen
Apotheken tätig, so lag die Zahl zehn Jahre später bei 1740. Nach
Schätzungen der ADKA kommen auf jeden beschäftigten Apotheker
durchschnittlich zwei weitere Mitarbeiter - meist eine PTA und eine PKA.
Egal ob Krankenhausapotheke oder Versorgungsapotheke - nach Schätzungen
von ADKA und BVKA kommen im Schnitt 0,3 Pharmazeuten auf 100 Betten.
Das sei allerdings zu wenig, um die pharmazeutische Beratung zu
gewährleisten. Im EU-Vergleich betreut laut Tönne ein Apotheker 100
Betten. Auf Grund der Personalsituation habe sich die klinische
Pharmazie hierzulande immer noch nicht flächendeckend etabliert. So
nehmen Apotheker durchschnittlich nur in vier von zehn Kliniken an der
Visite Teil.
Dennoch empfiehlt Tönne die Etablierung der patientenindividuellen
Betreuung sowie die Zusammenarbeit mit den Ärzten: „Je deutlicher sich
eine Apotheke in Richtung klinische Pharmazie etabliert, desto eher hat
sie sich ihre Existenz gesichert." Die alleinige Beschränkung auf
Logistik und Herstellung reiche heutzutage nicht mehr aus.
Yvette Meißner, Montag, 08. März 2010, 15:19 Uhr
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