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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
In einer dynamischen Zeit, die von technologischen Durchbrüchen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt ist, stehen Deutschland und die Welt vor einer Reihe von Gesundheits- und Sicherheitsherausforderungen. Die Gematik hat auf Sicherheitslücken in der elektronischen Patientenakte reagiert, die vom Chaos Computer Club aufgedeckt wurden, indem sie ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Verstärkung der Sicherheitsarchitektur ankündigte. Parallel dazu ringt die Apothekenbranche mit den Nachwirkungen der AvP-Insolvenz, die strukturelle Änderungen unumgänglich macht. In den USA sieht sich die CDC politischen Eingriffen gegenüber, die die wissenschaftliche Freiheit bedrohen. Deutschland kämpft derweil mit Bildungslücken und dem Aufstieg rechtsextremer Kräfte, was Fragen zur demokratischen Integrität aufwirft. Im Bereich der Apotheken fordern Fachkräfte Erstattungen für die gesetzlich vorgeschriebenen Fälschungsschutz-Scans, während die politische Diskussion über Online-Rezeptplattformen hitzig bleibt. Innovativ zeigt sich das Konzept der Gesundheitskioske, das eine dezentralisierte Gesundheitsversorgung fördern soll, während in der Pharmazie neue Therapiemethoden wie orale Tumortherapeutika die Behandlung von Brustkrebs revolutionieren. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für seltene Erkrankungen wie Parkinson erweitert und die Forschung zu Brustkrebs bei Männern enthüllt eine oft übersehene Gefahr, mit signifikant niedrigeren Überlebensraten im Vergleich zu Frauen.
Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die elektronische Patientenakte: Gematik reagiert auf Sicherheitslücken
Nachdem der Chaos Computer Club (CCC) im Dezember erhebliche Sicherheitsmängel in der elektronischen Patientenakte (ePA) aufgedeckt hatte, kündigte die Gematik ein umfassendes Maßnahmenpaket an, um die Sicherheit des Systems zu erhöhen. Der CCC hatte demonstriert, wie einfach es war, mit minimalen technischen Kenntnissen Zugang zu sensiblen Gesundheitsdaten zu erlangen, indem gültige Heilberufs- und Praxisausweise sowie Gesundheitskarten unbefugt beschafft wurden. Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit, dass diese Sicherheitslücken ausgenutzt werden, sieht Gematik die Notwendigkeit, das Vertrauen in das ePA-System wiederherzustellen und die Sicherheitsarchitektur zu stärken.
Das neue Sicherheitskonzept umfasst sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen, die in enger Abstimmung mit den Gesellschaftern der Gematik beschlossen wurden. Zu den technischen Maßnahmen gehört die strikte Kontrolle über die Weitergabe von Hardware, die für den Zugriff auf die Telematikinfrastruktur (TI) benötigt wird, wie Konnektoren und Kartenterminals. Besonders betont wird das Verbot des Weiterverkaufs oder der Weitergabe von SMC-B Karten und den dazugehörigen PINs.
Auf organisatorischer Ebene müssen Gesundheitseinrichtungen, einschließlich Apotheken, sicherstellen, dass IT-Dienstleister vor Ort keinen unbefugten Zugriff auf die TI erhalten. Dies soll durch strengere Kontrollen und die Verpflichtung, nur autorisierten Personen Zugang zu gewähren, erreicht werden. Zudem ist eine regelmäßige Aktualisierung aller Systeme, die an die TI angeschlossen sind, vorgeschrieben, um das Risiko durch veraltete Software zu minimieren.
Diese Maßnahmen sollen die Sicherheitslücken schließen und das System robuster gegen potenzielle Angriffe machen. Gematik betont, dass die Umsetzung dieser Maßnahmen entscheidend für die Sicherheit der ePA und das Vertrauen der Nutzer in das System ist. Gesundheitseinrichtungen und IT-Dienstleister sind aufgefordert, die Vorgaben sorgfältig zu prüfen und konsequent umzusetzen.
Die Reaktion der Gematik auf die vom Chaos Computer Club aufgedeckten Sicherheitslücken in der elektronischen Patientenakte ist ein entscheidender Schritt, um das Vertrauen in das Gesundheitssystem zu stärken. Diese Vorfälle zeigen jedoch auch die ständigen Herausforderungen, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit sich bringt. Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen, besonders wenn es um sensible Gesundheitsdaten geht. Die vorgestellten Maßnahmen sind ein positives Signal, dass die Gematik bereit ist, aus Fehlern zu lernen und proaktiv Lösungen zu implementieren. Dennoch bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden und ob sie ausreichen, um ähnliche Sicherheitsprobleme in der Zukunft zu verhindern. Die fortlaufende Evaluation und Anpassung dieser Sicherheitsstrategien wird entscheidend sein, um die Integrität und Sicherheit der elektronischen Patientenakte dauerhaft zu gewährleisten.
Strukturwandel in der Apothekenbranche: Ein notwendiger Wandel nach der AvP-Insolvenz
Die Insolvenz von AvP Deutschland GmbH hat eine tiefe Krise in der deutschen Apothekenlandschaft ausgelöst und die Notwendigkeit für strukturelle Änderungen und verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in den Vordergrund gerückt. Dieses Ereignis hat nicht nur die finanziellen Schwierigkeiten der direkt betroffenen Apotheken offengelegt, sondern auch systemische Risiken innerhalb der Branche beleuchtet, die zuvor unterbewertet wurden.
Die Krise begann, als AvP, ein zentraler Akteur im Abrechnungswesen für Apotheken, unerwartet Insolvenz anmeldete, was zahlreiche Apotheken unvorbereitet traf. Viele Apotheker fanden sich in einer prekären Lage wieder, da sie plötzlich ohne die erwarteten Einnahmen ausstehen mussten. Die darauffolgenden Wochen waren von Unsicherheit und einem hastigen Ringen um rechtliche Schritte geprägt, um Verluste zu minimieren und Ansprüche gegenüber der insolventen Firma geltend zu machen.
Dieses dramatische Ereignis hat Schwachstellen in der Abhängigkeit von einzelnen Abrechnungsdienstleistern aufgezeigt und die Diskussion über die Notwendigkeit einer diversifizierten und resilienteren Struktur innerhalb der Apothekenbranche angestoßen. Die Krise unterstreicht die Bedeutung eines effektiven Risikomanagements und der Implementierung robuster Geschäftsfortführungspläne, die Apotheken vor ähnlichen Schocks in der Zukunft schützen können.
Die Insolvenz wirft auch ein Schlaglicht auf die Versicherungspolicen vieler Apotheken, die oft nicht ausreichen, um solche Notfälle abzudecken. Eine Überprüfung und Anpassung der Versicherungsstrategien ist dringend erforderlich, um sicherzustellen, dass Apotheken gegen derartige finanzielle Risiken besser geschützt sind.
Die AvP-Insolvenz dient als ein schmerzhaftes, aber wertvolles Lehrstück für die gesamte Apothekenbranche. Sie demonstriert die Gefahren, die von zu großer Abhängigkeit von einzelnen Dienstleistern ausgehen können, und betont die Wichtigkeit von Diversifikation und Risikomanagement. Apothekenbetreiber müssen erkennen, dass die traditionellen Methoden der Geschäftsführung und Risikoabsicherung möglicherweise nicht mehr ausreichend sind, um den heutigen Anforderungen eines volatilen Marktes gerecht zu werden.
Es ist zwingend notwendig, dass die Branche eine tiefgehende Selbstreflexion durchführt und Strukturen implementiert, die eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber finanziellen Schocks ermöglichen. Dies könnte die Einrichtung von Notfallfonds, die Kooperation mit mehreren Abrechnungsdienstleistern oder die Gründung von Solidargemeinschaften einschließen, die im Krisenfall unterstützend eingreifen können.
Des Weiteren sollten Apotheken eine aktive Rolle in der Gestaltung der politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen einnehmen. Die Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern ist entscheidend, um Gesetze und Vorschriften zu entwickeln, die die finanzielle und operative Sicherheit der Apotheken unterstützen und fördern.
Letztendlich müssen Apothekenbetreiber auch in ihre eigene Weiterbildung und die ihrer Mitarbeiter investieren, um das Bewusstsein für Risikomanagement zu schärfen und Kompetenzen im Umgang mit finanziellen und operativen Krisen zu stärken. Durch die Implementierung von Bildungsprogrammen und regelmäßigen Schulungen kann die Branche das Niveau an Expertise und Vorbereitung erhöhen, das notwendig ist, um zukünftige Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Die AvP-Insolvenz sollte somit nicht nur als Katastrophe gesehen werden, sondern auch als eine Chance, notwendige Reformen anzustoßen und die deutsche Apothekenlandschaft widerstandsfähiger, sicherer und zukunftsfähiger zu gestalten.
Wissenschaft in der Zwickmühle: Politische Einflussnahme erschüttert die CDC
Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), eine führende US-amerikanische Gesundheitsbehörde, steht im Zentrum einer kontroversen politischen Entscheidung, die tiefgreifende Auswirkungen auf die wissenschaftliche Forschung und öffentliche Gesundheit nach sich zieht. Eine Anweisung der Behördenführung verlangt von den CDC-Wissenschaftlern, die Veröffentlichung aller Forschungsmanuskripte, die noch nicht von einem Fachjournal zur Publikation angenommen wurden, zu unterbrechen. Diese ungewöhnliche Maßnahme folgt auf ein neues Dekret, das die Verwendung bestimmter Begriffe in wissenschaftlichen Publikationen strikt untersagt.
Die CDC, eine Institution, die traditionell für ihre unabhängige und datengetriebene Forschung bekannt ist, sieht sich nun einer direkten politischen Einmischung ausgesetzt, die ihre wissenschaftliche Integrität und Autonomie bedroht. Dieser Eingriff manifestiert sich in der Anordnung, Begriffe wie "gender", "transgender", und "pregnant person" aus wissenschaftlichen Arbeiten zu eliminieren. Solch eine Regulierung erschwert nicht nur die wissenschaftliche Arbeit, indem sie wesentliche Aspekte der demografischen Datenerhebung einschränkt, sondern könnte auch die Qualität und Relevanz der Forschungsergebnisse beeinträchtigen.
Besonders betroffen von diesen Anordnungen ist das "Morbidity and Mortality Weekly Report" (MMWR), ein Fachjournal der CDC, das plötzlich seinen Betrieb einstellte – ein historisches Ereignis, das es in den letzten 60 Jahren nicht gegeben hat. Die Publikation, die für ihre wöchentlichen Berichte über aktuelle Krankheitsfälle und Todesursachen bekannt ist, wurde vorübergehend eingestellt und mit einem Hinweis versehen, dass sie den neuen präsidialen Anordnungen angepasst wird.
Die politische Einflussnahme auf die CDC betrifft eine breite Palette von Studien, von Infektionskrankheiten bis hin zu chronischen Zuständen. Besonders problematisch ist dies bei Forschungen, die sich mit sensiblen und spezifischen Gemeinschaften befassen, wie z.B. Studien zu Mpox, die ohne präzise demografische Daten über Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung schwer durchführbar sind. Solche Informationen sind entscheidend, um Risikogruppen zu identifizieren und spezifische Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Die jüngsten Anordnungen gegen die CDC verdeutlichen eine alarmierende Tendenz zur Politisierung der Wissenschaft, die weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus Bedenken weckt. Wissenschaft muss frei von politischer Einflussnahme operieren können, um ihre essentielle Rolle in der Gesellschaft effektiv zu erfüllen. Die Integrität der Forschung zu kompromittieren, indem man die Sprache zensiert und die Themen einschränkt, die untersucht werden dürfen, gefährdet nicht nur den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch das Wohl der Öffentlichkeit.
Die Verantwortung, wissenschaftliche Autonomie zu bewahren und politischen Druck abzuwehren, liegt nicht nur bei den Forschern selbst, sondern auch bei der breiteren Öffentlichkeit und den Medien. Es ist entscheidend, dass diese Entwicklungen offen diskutiert und kritisiert werden, um eine mögliche Erosion vertrauenswürdiger, unabhängiger wissenschaftlicher Beratung zu verhindern. Wenn politische Agenden die wissenschaftliche Methodik diktieren, verliert die Forschung ihre Glaubwürdigkeit und ihre Fähigkeit, echte, unvoreingenommene Erkenntnisse zu liefern, die zum Schutz und zur Förderung der menschlichen Gesundheit notwendig sind.
In einer Zeit, in der die Welt mehr denn je auf präzise und unparteiische wissenschaftliche Daten angewiesen ist, um globale Gesundheitskrisen wie Pandemien zu bewältigen, ist es von größter Bedeutung, die wissenschaftlichen Institutionen vor politischer Überformung zu schützen. Nur so kann die Wissenschaft weiterhin als Säule der Wahrheit und als Fundament für politische und gesellschaftliche Entscheidungen dienen.
Zwischen Bildungslücken und politischem Wandel: Deutschlands Kampf um demokratische Integrität
Deutschland steht an einem politischen Scheideweg, geprägt von der zunehmenden Präsenz rechtsextremer Parteien und den daraus resultierenden Herausforderungen für die Demokratie. Eine signifikante Anzahl von Wählern zeigt Neigungen zu diesen extremistischen Gruppierungen, was tiefgreifende Fragen über die politische Bildungslandschaft und die Informiertheit der Gesellschaft aufwirft.
Die Analyse zeigt, dass Bildungsdefizite im Bereich der politischen Bildung einen fruchtbaren Boden für die Verbreitung populistischer und extremistischer Ideologien darstellen. Diese Lücken erlauben es simplifizierenden Lösungsansätzen, bei einem Teil der Bevölkerung Anklang zu finden, der sich von den traditionellen politischen Mechanismen entfremdet fühlt. Der Erfolg dieser Parteien bei den letzten Wahlen ist ein Weckruf für das politische Establishment und ein Hinweis darauf, dass viele Bürger sich nicht ausreichend durch die etablierten Parteien vertreten fühlen.
In Reaktion darauf unternimmt die CDU erhebliche Anstrengungen, um sich neu zu positionieren. Die Partei versucht, ihre Kernbotschaften zu schärfen und gleichzeitig eine breitere Wählerschaft anzusprechen. Dies beinhaltet eine klare Abgrenzung von extremistischen Positionen und eine Rückbesinnung auf christlich-demokratische Werte, die sowohl soziale Gerechtigkeit als auch wirtschaftliche Stabilität betonen.
Diese politische Neuausrichtung ist jedoch nur ein Teil der Lösung. Eine umfassende Reform des Bildungssystems erscheint notwendig, um den Bürgern die Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie die Komplexität politischer Sachverhalte verstehen und kritisch hinterfragen können. Nur durch eine gestärkte politische Bildung kann eine informierte Wählerschaft entstehen, die in der Lage ist, über den Tellerrand populistischer Versprechungen hinauszublicken.
Die derzeitige politische Lage in Deutschland spiegelt eine tiefgreifende Krise der repräsentativen Demokratie wider. Der Aufstieg rechtsextremer Parteien ist nicht nur ein Symptom politischer Unzufriedenheit, sondern auch ein Indikator für tiefere soziale und bildungsbezogene Missstände. Die Neuausrichtung der CDU und ähnliche Bemühungen sind begrüßenswerte Schritte, reichen jedoch allein nicht aus, um die zugrundeliegenden Probleme zu lösen.
Eine langfristige Strategie muss die politische Bildung in den Mittelpunkt stellen. Es geht darum, ein Bildungssystem zu schaffen, das kritisches Denken fördert und die Bürger befähigt, jenseits von Schlagzeilen und populistischer Rhetorik zu denken. Darüber hinaus ist eine Stärkung der zivilgesellschaftlichen Strukturen erforderlich, um Plattformen für den Austausch und die Auseinandersetzung mit politischen Themen zu bieten.
Letztendlich ist die Zukunft der deutschen Demokratie untrennbar mit der Qualität ihrer Bildungs- und Informationsstrukturen verbunden. Eine Gesellschaft, die in der Lage ist, sich kritisch mit politischen Themen auseinanderzusetzen und fundierte Entscheidungen zu treffen, ist der Schlüssel zur Überwindung der aktuellen Herausforderungen. Nur durch eine umfassende und inklusive politische Bildung können wir hoffen, die Demokratie in einer zunehmend komplexen Welt zu stärken und zu bewahren.
Apotheken fordern Erstattung für Fälschungsschutz-Scans – Deutschland bleibt untätig
Seit 2019 sind Apotheken in Deutschland verpflichtet, jede verschreibungspflichtige Arzneimittelpackung vor der Abgabe an Patienten auf ihre Echtheit zu überprüfen. Die europäische Fälschungsschutzrichtlinie sieht vor, dass jede Rx-Packung mit einem Data-Matrix-Code versehen ist, den Apotheken scannen müssen, bevor das Medikament ausgegeben wird. Die Umsetzung dieser Vorschrift ist mit Kosten und erheblichem Mehraufwand verbunden.
Während Apotheken die technische Ausstattung, Softwareupdates und den täglichen Prüfprozess selbst finanzieren, bleibt eine finanzielle Kompensation durch das Gesundheitssystem in Deutschland aus. Der Scanprozess läuft in der Regel reibungslos, doch in bestimmten Fällen kann es zu Problemen kommen. Erkennt die Software die Pharmazentralnummer (PZN) nicht, müssen Apotheken den Vorgang manuell korrigieren. Kommt es zu einem Warnhinweis, erfordert dies eine genauere Prüfung, die im schlimmsten Fall den Kontakt mit Herstellern oder Großhändlern notwendig macht. Währenddessen kann die Packung nicht abgegeben werden, was zu Verzögerungen in der Versorgung führt.
In den Niederlanden haben Apotheken eine Erstattung für diese Mehraufwände erfolgreich durchgesetzt. Branchenverbände wie die Königliche Niederländische Gesellschaft zur Förderung der Pharmazie (KNMP) forderten eine finanzielle Kompensation und argumentierten, dass die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben nicht allein von Apotheken getragen werden dürfe. Eine von der Regierung in Auftrag gegebene Studie belegte 2021, dass Apotheken pro Scan Kosten zwischen 0,02 und 0,03 Euro tragen und jährlich rund 1.600 Euro für die erforderliche Technik aufwenden müssen.
Die niederländische Regierung sah sich selbst nicht für eine Erstattung zuständig, doch nach Verhandlungen mit den Krankenkassen wurde eine Lösung gefunden. Apotheken erhielten 2023 eine einmalige Zahlung für technische Anschaffungen sowie eine laufende Vergütung, die in die allgemeine Apothekenvergütung integriert wurde. Die genaue Berechnung dieser Erstattung bleibt allerdings intransparent.
In Deutschland gibt es bislang keine vergleichbaren Bemühungen, eine Erstattung durchzusetzen. Apotheken tragen die Zusatzkosten allein, obwohl sie eine zentrale Rolle bei der Arzneimittelsicherheit übernehmen. Branchenvertreter kritisieren, dass die Umsetzung der Fälschungsschutzrichtlinie zwar verpflichtend sei, die finanziellen Belastungen aber ignoriert würden. Die Frage, ob auch hierzulande eine Erstattung möglich wäre, bleibt offen.
Die Einführung der Fälschungsschutzrichtlinie sollte die Arzneimittelsicherheit verbessern. Doch für Apotheken bedeutet sie vor allem eins: Mehr Arbeit ohne finanzielle Kompensation. Dass diese zusätzliche Aufgabe nicht vergütet wird, zeigt einmal mehr die Schieflage im deutschen Gesundheitssystem.
Während in den Niederlanden eine Lösung gefunden wurde, indem Apotheken zumindest einen Teil der Kosten erstattet bekommen, gibt es in Deutschland keinerlei Anzeichen für eine vergleichbare Initiative. Die Politik verweist auf die gesetzlichen Pflichten, während Apotheken die Kosten tragen müssen. Die Konsequenz: Mehr Bürokratie, mehr Aufwand, aber keine finanzielle Anerkennung.
Die Frage ist nicht, ob Apotheken diese Prüfungen durchführen müssen – das steht außer Frage. Doch es ist nicht nachvollziehbar, warum eine gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahme allein auf den Schultern der Apotheken lastet. Ein funktionierendes System zur Erstattung wäre keine Subvention, sondern eine faire Entlastung für eine Berufsgruppe, die ohnehin mit steigenden Kosten und sinkenden Margen kämpft.
Wenn die Arzneimittelsicherheit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, dann muss auch ihre Finanzierung entsprechend verteilt werden. Die aktuelle Situation in Deutschland zeigt jedoch das Gegenteil: Apotheken werden mit zusätzlichen Aufgaben belastet, ohne dafür angemessen entschädigt zu werden. Ein Zustand, der dringend überdacht werden muss.
„Apothekenatlas“: Linke fordert Maßnahmen gegen Unterversorgung
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler, schlägt die Einführung eines „Apothekenatlas“ vor, um die Unterversorgung in Deutschland sichtbar zu machen. Die Bundestagsabgeordnete sieht darin ein zentrales Instrument, um regionale Engpässe in der Arzneimittelversorgung systematisch zu erfassen.
Vogler hatte ihre gesundheitspolitischen Forderungen ursprünglich beim ABDA-Talk präsentieren wollen. Nach der umstrittenen Bundestagsabstimmung über einen CDU-Entschließungsantrag, der mit Unterstützung der AfD eine Mehrheit erhielt, musste sie jedoch ebenso wie die Grünen-Politikerin Paula Piechotta ihren Auftritt im Apothekerhaus absagen. Die geplante Diskussion mit ABDA-Präsident Thomas Preis sowie den gesundheitspolitischen Sprechern von SPD, FDP und CDU fand ohne ihre Beteiligung statt.
Die Linken-Politikerin betonte gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung, dass sie sich seit Jahren für eine bessere Arzneimittelversorgung einsetze. Dabei stehe für sie die heilberufliche Rolle der Apotheker im Vordergrund. Die Linke spreche sich gegen den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten aus und lehne Apothekenketten sowie den Einfluss von Kapitalgesellschaften auf den Apothekenmarkt ab. Auch die Importförderung sieht sie kritisch und fordert deren Abschaffung.
Vogler kritisiert die aktuelle Entwicklung im Apothekenwesen und warnt vor einer weiteren Kommerzialisierung. Die Beratung müsse im Mittelpunkt stehen, nicht wirtschaftliche Interessen oder bürokratische Hürden durch Rabattverträge. Sie lehnt zudem sogenannte „Schmalspurapotheken“ ab, die keine umfassende pharmazeutische Betreuung gewährleisten.
Um das Apothekensterben zu stoppen, fordert Vogler eine dynamische Anpassung des Apothekenhonorars an die Kostenentwicklung. Nur so könne eine langfristige wirtschaftliche Stabilität sichergestellt werden. Der geplante „Apothekenatlas“ solle dazu beitragen, strukturelle Defizite transparent zu machen. Er soll den Versorgungsbedarf und das bestehende Apothekenangebot erfassen und damit eine Grundlage für politische Entscheidungen schaffen.
Die Zahl der Apotheken in Deutschland nimmt seit Jahren ab, insbesondere in ländlichen Regionen wird die Versorgung zunehmend schwieriger. Die von Vogler vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, diesen Trend zu stoppen. Ob ihre Forderungen politisch durchsetzbar sind, bleibt jedoch offen.
Die Idee eines „Apothekenatlas“ klingt sinnvoll: Eine transparente Erhebung von Versorgungsdaten könnte helfen, die tatsächlichen Defizite im Apothekennetz besser zu erkennen. Dass es in ländlichen Gebieten zunehmend an Apotheken mangelt, ist kein Geheimnis. Doch ein Atlas allein wird das Problem nicht lösen.
Die Forderungen der Linken sind nicht neu. Das Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und die Begrenzung des Einflusses von Kapitalgesellschaften wurden bereits vielfach diskutiert – und immer wieder verworfen. Auch die Abschaffung der Importförderung bleibt ein strittiges Thema. Die Frage ist, ob sich diese Vorschläge politisch durchsetzen lassen.
Viel entscheidender als ein Atlas wäre eine grundsätzliche Reform der Apothekenvergütung. Eine dynamische Anpassung des Honorars an die steigenden Kosten könnte tatsächlich helfen, das Apothekensterben zu bremsen. Doch hier fehlt es an politischer Einigkeit.
Ob Voglers Vorstoß eine breite Unterstützung findet, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass die Debatte über die Zukunft der Apotheken weitergeht – und dass Lösungen dringend notwendig sind.
Revision der Ausschlussklauseln: Bundesgerichtshof stellt Schwammschäden-Klausel auf den Prüfstand
In einer wegweisenden Entscheidung hat der Bundesgerichtshof (BGH) die bisherigen Praktiken der Gebäudeversicherer hinsichtlich des Ausschlusses von Schwammschäden infrage gestellt. Der Fall, der unter dem Aktenzeichen IV ZR 212/23 verhandelt wurde, betrifft eine Hausbesitzerin, die nach einem Wasserschaden durch einen Leitungswasseraustritt in ihrer Dusche, erhebliche Schäden durch weißen Porenschwamm an der Holzstruktur ihres Hauses feststellte. Die Versicherung lehnte die Deckung mit Verweis auf die Schwammschaden-Ausschlussklausel ab, eine Standardklausel in vielen Gebäudeversicherungsverträgen.
Die Frau zog durch mehrere Instanzen, doch sowohl das Landgericht Bonn als auch das Oberlandesgericht Köln wiesen ihre Klagen ab, was eine genauere Betrachtung des BGH nach sich zog. Der BGH kritisierte die vorherigen Urteile und verwies den Fall zur erneuten Prüfung zurück ans Oberlandesgericht, mit der Auflage, einen Sachverständigenbeweis einzuholen.
Diese Entscheidung hat das Potenzial, die Versicherungslandschaft nachhaltig zu verändern, da sie die Rechtmäßigkeit von Ausschlussklauseln, die eine wesentliche Schutzfunktion des Versicherungsvertrages untergraben könnten, stark einschränkt. Der BGH stellt klar, dass die Vertragsfreiheit ihre Grenzen dort findet, wo die grundlegende Erwartung des Versicherungsnehmers an den Versicherungsschutz nicht mehr erfüllt wird. Die kommenden Urteile könnten somit nicht nur für die betroffene Hausbesitzerin, sondern für viele Versicherte in ähnlichen Situationen weitreichende Folgen haben.
Der jüngste Beschluss des Bundesgerichtshofs markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Handhabung von Versicherungsansprüchen bei Schwammschäden. Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit einer fairen Balance zwischen den Geschäftsinteressen der Versicherer und dem Schutzbedürfnis der Versicherungsnehmer. Es ist eine Kernfrage der Gerechtigkeit, ob Versicherungsnehmer, die in gutem Glauben und oft mit erheblichen finanziellen Aufwendungen Schutz suchen, durch undurchsichtige oder übermäßig restriktive Klauseln benachteiligt werden. Die endgültige Entscheidung wird nicht nur die Versicherungsbranche beeinflussen, sondern wirft auch ein Licht auf die Rolle der Gerichte in der Überwachung der Fairness und Transparenz in Verbraucherverträgen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Urteil einen Präzedenzfall schafft, der die Rechte der Verbraucher stärkt und zu einer gerechteren Praxis in der Versicherungsbranche führt.
Tödliche Gefahr durch Forschungschemikalien: LKA warnt vor synthetischen Opioiden
Nach mehreren Todesfällen durch den Konsum sogenannter Forschungschemikalien in Bayern hat das Landeskriminalamt eine eindringliche Warnung ausgesprochen. Besonders synthetische Opioide der Nitazen-Gruppe stehen im Fokus der Ermittler. Diese Substanzen, die als „Research Chemicals“ deklariert werden, sind hochpotente Wirkstoffe, deren Gefahrenpotenzial kaum abzuschätzen ist. Seit September 2024 wurden in Bayern sieben Todesfälle im Zusammenhang mit diesen Chemikalien registriert. Der jüngste Fall betrifft einen 17-Jährigen, der am 18. Januar in Unterfranken nach der Einnahme verstorben ist.
Die Ermittlungen zeigen, dass viele Betroffene die Stoffe über das Internet beziehen. Offiziell werden sie als chemische Substanzen für Forschung und industrielle Anwendungen vertrieben. In einschlägigen Online-Foren werden sie jedoch als Drogen beworben. Konsumenten unterschätzen dabei die enorme Wirkstärke und die unkalkulierbaren Risiken. Laut LKA sind die Substanzen in Deutschland bislang nicht dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) oder dem Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) unterstellt. Dadurch können sie weitgehend legal erworben werden.
Die chemische Struktur vieler dieser Substanzen ähnelt hochpotenten Schmerzmitteln wie Fentanyl. Bereits minimale Dosierungen können eine tödliche Atemdepression auslösen. Da es keine verlässlichen Angaben zu Reinheit und Wirkstoffkonzentration gibt, ist das Risiko einer Überdosierung extrem hoch. Besonders gefährlich ist der Mischkonsum mit Alkohol, Medikamenten oder anderen Rauschmitteln.
Laut Europäischer Drogenagentur (EUDA) gab es im Jahr 2023 in mehreren europäischen Ländern mehr als 150 Todesfälle im Zusammenhang mit Nitazenen. Auch in Deutschland warnen Experten vor einer zunehmenden Verbreitung synthetischer Opioide. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, betont, dass die Lage hierzulande nicht mit der Situation in Nordamerika vergleichbar sei, verweist aber auf eine steigende Zahl von Drogennotfällen. In den USA starben 2023 rund 75.000 Menschen an synthetischen Opioiden wie Fentanyl.
In deutschen Substitutionspraxen und Suchtkliniken macht der Anteil junger Patienten mittlerweile 15 bis 20 Prozent aus. Vor einigen Jahren lag dieser Anteil deutlich niedriger. Experten sehen eine besorgniserregende Entwicklung: Immer mehr junge Menschen greifen zu starken Schmerzmitteln wie Tilidin oder Oxycodon, bevor sie zu synthetischen Opioiden übergehen.
Das LKA mahnt zur Vorsicht und appelliert an die Bevölkerung, diese Substanzen keinesfalls zu konsumieren. Die Risiken seien unberechenbar, und die Zahl der Todesfälle belege die Gefährlichkeit dieser Stoffe. Behörden fordern eine strengere Regulierung, um die Verfügbarkeit synthetischer Opioide einzuschränken. Gleichzeitig sehen Suchtexperten die Notwendigkeit umfassender Aufklärung, um insbesondere junge Menschen über die lebensbedrohlichen Folgen dieser Substanzen zu informieren.
Die Warnungen des LKA kommen nicht überraschend. Seit Jahren weisen Experten auf die Gefahren durch synthetische Opioide hin, doch die Entwicklung scheint ungebremst. Dass Substanzen mit einem derart hohen Gefahrenpotenzial legal im Internet bestellt werden können, zeigt eine eklatante Lücke in der Gesetzgebung.
Die aktuelle Lage in Deutschland mag noch nicht das Ausmaß der Opioidkrise in Nordamerika erreicht haben, doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Immer mehr junge Menschen experimentieren mit starken Schmerzmitteln, und der Schritt zu hochpotenten synthetischen Opioiden ist oft nur eine Frage der Zeit. Die steigende Zahl von Drogennotfällen sollte als Alarmsignal verstanden werden.
Die Politik ist gefordert, diese Bedrohung ernst zu nehmen. Strengere Gesetze allein werden das Problem jedoch nicht lösen. Ohne umfassende Präventionsmaßnahmen, frühzeitige Aufklärung und bessere Hilfsangebote wird sich die Lage weiter zuspitzen. Wer heute die Gefahr ignoriert, könnte morgen mit einer Krise konfrontiert sein, die längst nicht mehr kontrollierbar ist.
Heilberufe in Nordrhein warnen vor Risiken durch Online-Rezeptplattformen
Die Apothekerkammer Nordrhein und die Ärztekammer Nordrhein haben sich beim Neujahrsempfang der Apothekerkammer gemeinsam gegen Online-Rezeptplattformen ausgesprochen. Auf diesen Plattformen können Patienten Verschreibungen erhalten, ohne zuvor in direktem Kontakt mit einem Arzt gestanden zu haben. Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Sven Dreyer, kritisierte diese Entwicklung scharf und warnte vor den Folgen für die medizinische Versorgung.
Dreyer bezeichnete investorengetriebene Plattformen als „Fremdkörper in unserem solidarisch finanzierten Gesundheitssystem“. Die wirtschaftlichen Interessen solcher Anbieter stünden im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen der Heilberufe. Er betonte, dass medizinische Entscheidungen nicht durch Gewinnmaximierung beeinflusst werden dürften.
Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein und seit Jahresbeginn auch Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), hob die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit hervor. Die Herausforderungen im Gesundheitswesen seien nur gemeinsam zu bewältigen. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung sei es wichtig, tragfähige Konzepte zu entwickeln, die die Versorgung verbessern, anstatt bestehende Strukturen zu unterlaufen.
Kritisch äußerte sich Dreyer auch zur Teillegalisierung von Cannabis. Die neue Gesetzeslage habe einen rasant wachsenden Markt für Medizinalcannabis geschaffen, der zunehmend über Internetplattformen abgewickelt werde. Dabei gebe es kaum Kontrollmechanismen, um sicherzustellen, dass Verordnungen tatsächlich medizinisch indiziert seien. Da Cannabis nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz unterliege, könne es nun auf einem regulären Rezept verschrieben und über Online-Plattformen bezogen werden, ohne dass eine persönliche ärztliche Untersuchung erfolgt sei.
Besonders problematisch sei die fehlende Überprüfbarkeit der Verschreibenden. Apotheken hätten keine Möglichkeit, sicherzustellen, dass hinter den ausgestellten Rezepten tatsächlich berechtigte Ärzte stehen. Dreyer forderte daher eine gesetzliche Regelung, die eine eindeutige Nachvollziehbarkeit und Nachverfolgbarkeit der Verschreibungen gewährleistet.
Die beiden Kammerpräsidenten machten deutlich, dass die Heilberufe für sinnvolle digitale Lösungen offen seien, aber nicht auf Kosten der Patientensicherheit. Sie riefen die Politik dazu auf, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, um Missbrauch zu verhindern und die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern.
Die Kritik an Online-Rezeptplattformen ist berechtigt. Medizinische Entscheidungen erfordern ärztliche Sorgfalt und persönliche Abwägung – beides lässt sich nicht durch automatisierte Prozesse oder rein digitale Konsultationen ersetzen. Wenn kommerzielle Plattformen medizinische Verordnungen als Geschäftsmodell nutzen, steht nicht die Gesundheit der Patienten, sondern der wirtschaftliche Gewinn im Vordergrund.
Besonders alarmierend ist der wachsende Cannabis-Markt, der durch neue gesetzliche Regelungen in eine Grauzone geraten ist. Ohne persönliche Untersuchung durch einen Arzt und ohne klare Kontrolle über die Verschreibenden steigt das Risiko von Fehl- und Missbrauch. Dass Apotheken die Verordnungen kaum überprüfen können, verschärft die Problematik zusätzlich.
Die Politik steht hier in der Verantwortung. Digitalisierung kann im Gesundheitswesen vieles verbessern, doch sie muss in einen rechtlichen Rahmen eingebettet sein, der Transparenz und Patientensicherheit gewährleistet. Rezeptplattformen, die ohne echten Arztkontakt funktionieren, dürfen nicht zu einer Schwächung bewährter Versorgungsstrukturen führen. Ein zu spät erkannter Schaden in diesem Bereich könnte schwerwiegende Folgen für die gesamte Gesundheitsversorgung haben.
Zukunft der Gesundheitsversorgung: Der Ausbau von Gesundheitskiosken als soziale Initiative
In Deutschland entsteht eine neue Bewegung zur Verbesserung der Zugänglichkeit zur Gesundheitsversorgung, besonders in strukturschwachen Regionen: die Einführung von Gesundheitskiosken. Diese Einrichtungen, die als niedrigschwellige Anlaufstellen für medizinische Beratung und Unterstützung dienen, stehen im Zentrum der Diskussionen über soziale Gerechtigkeit im Gesundheitswesen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, ein starker Befürworter dieses Konzepts, sieht in den Kiosken eine Möglichkeit, die gesundheitliche Versorgung zu dezentralisieren und damit effektiver zu gestalten.
Trotz des anfänglichen Ziels, 1000 solcher Kioske zu errichten, stieß der Vorschlag auf politischen Widerstand, insbesondere von der FDP, was dazu führte, dass die Idee nicht in den endgültigen Gesetzentwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) aufgenommen wurde. Eine stark reduzierte Version des Gesetzes wurde im Januar vom Bundestag verabschiedet, ohne die Kioske zu berücksichtigen. Die AOK Rheinland/Hamburg jedoch hält an dem Plan fest und betreibt bereits sieben solcher Einrichtungen in verschiedenen Städten, darunter Hamburg und Köln.
Die bestehenden Kioske bieten Beratungen und Hilfe nicht nur für Versicherte der AOK, sondern auch für Personen ohne Krankenversicherung, was ihre soziale Bedeutung unterstreicht. Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, lobte das Engagement des Bundesgesundheitsministers und betonte die Notwendigkeit, eine nachhaltige und gerechte Finanzierung für die Kioske zu finden. Er schätzt, dass deutschlandweit ein Bedarf von 50 bis 100 solchen Einrichtungen besteht.
Die Herausforderung besteht nun darin, politische Unterstützung für eine dauerhafte Finanzierung dieser Einrichtungen zu sichern. Ohne die notwendige politische und finanzielle Rückendeckung könnten die Kioske schwerlich ihre Kapazitäten ausbauen oder auf lange Sicht bestehen bleiben. Die Diskussion um die Gesundheitskioske spiegelt die größere Debatte über soziale Ungleichheiten im Gesundheitssystem wider und setzt die politischen Entscheidungsträger unter Druck, praktikable Lösungen für eine umfassendere Gesundheitsversorgung zu entwickeln.
Die Idee der Gesundheitskioske trifft den Nerv der Zeit, indem sie die Notwendigkeit einer zugänglichen und gleichberechtigten Gesundheitsversorgung hervorhebt. Die politische Hürde, die das Vorhaben bisher blockiert hat, ist bedauerlich und zeigt die Grenzen des politischen Willens auf, grundlegende Verbesserungen im Gesundheitswesen durchzusetzen. Minister Lauterbachs fortwährende Unterstützung für dieses Projekt ist lobenswert, jedoch muss die Bundesregierung zukünftig sicherstellen, dass innovative Gesundheitsinitiativen wie diese nicht an parteipolitischen Interessen scheitern. Nur durch eine überparteiliche Zusammenarbeit und die Einbindung aller relevanten Akteure kann Deutschland sicherstellen, dass seine Bürger, unabhängig von ihrem sozialen oder geografischen Hintergrund, Zugang zu den notwendigen Gesundheitsdienstleistungen erhalten.
Brustkrebsbehandlung mit Oralia: Apotheker als Schlüsselakteure in der Therapie
Die Therapie des Mammakarzinoms hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Während die klassische Chemotherapie mit intravenös verabreichten Zytostatika lange Zeit die Standardbehandlung war, nehmen orale Tumortherapeutika (Oralia) eine immer bedeutendere Rolle ein. Dies stellt Apotheken vor neue Herausforderungen: Neben der korrekten Abgabe dieser Medikamente rückt die pharmazeutische Betreuung der Patientinnen zunehmend in den Fokus.
Orale Zytostatika und zielgerichtete Therapien wie CDK4/6-Inhibitoren, PARP-Inhibitoren oder Endokrintherapien ermöglichen eine flexiblere Behandlung. Gleichzeitig erfordert die selbstständige Einnahme durch die Patientinnen eine präzise Aufklärung über die korrekte Anwendung, potenzielle Wechselwirkungen und Nebenwirkungen. Fehler bei der Einnahme können nicht nur die Wirksamkeit der Therapie beeinträchtigen, sondern auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
In der Apotheke beginnt die Beratung mit einer ausführlichen Medikationsanalyse. Besonders wichtig ist es, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln zu erkennen und zu vermeiden. So können beispielsweise Protonenpumpenhemmer die Bioverfügbarkeit bestimmter oraler Krebsmedikamente verringern. Auch die Einnahmezeiten und eine mögliche Anpassung an den Tagesrhythmus der Patientinnen sind entscheidend für den Therapieerfolg.
Neben der fachlichen Beratung steht die psychosoziale Begleitung im Mittelpunkt. Die Diagnose Brustkrebs bedeutet für viele Betroffene eine enorme psychische Belastung. Fragen zu Nebenwirkungen, Angst vor Krankheitsprogression oder Unsicherheiten im Umgang mit der Therapie begleiten den Alltag der Patientinnen. Eine niederschwellige, kontinuierliche Betreuung durch die Apotheke kann helfen, Ängste abzubauen und die Adhärenz zur Therapie zu verbessern.
Doch trotz des wachsenden Beratungsbedarfs ist die pharmazeutische Betreuung von Krebspatientinnen bisher nicht flächendeckend vergütet. Während sich viele Apotheken mit speziellen Fortbildungen auf Onkologie-Patienten einstellen, fehlen oft klare Strukturen zur Abrechnung solcher Leistungen. Die Forderung nach einer Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen gewinnt daher an Bedeutung.
Mit dem zunehmenden Einsatz von Oralia rückt die Rolle der Apotheke in der Brustkrebsbehandlung weiter in den Vordergrund. Die Herausforderung besteht darin, nicht nur die korrekte Abgabe der Medikamente sicherzustellen, sondern auch die Patientinnen in ihrer Therapie bestmöglich zu begleiten. Eine stärkere Vernetzung mit onkologischen Zentren und eine angemessene Vergütung könnten dazu beitragen, die pharmazeutische Betreuung in der Onkologie auf eine neue Ebene zu heben.
Der Wandel in der Brustkrebstherapie stellt Apotheken vor eine entscheidende Aufgabe: Sie sind nicht mehr nur die Stellen, an denen Krebspatientinnen ihre Medikamente erhalten, sondern zunehmend auch Ansprechpartner für die komplexen Fragen rund um die Einnahme und Verträglichkeit. Orale Tumortherapeutika eröffnen Patientinnen neue Möglichkeiten, bergen jedoch auch Risiken – insbesondere dann, wenn die Einnahme nicht optimal erfolgt.
Die pharmazeutische Beratung geht hier weit über das hinaus, was bisher als klassische Medikationsbetreuung verstanden wurde. Eine lückenlose Information, ein regelmäßiges Nachfassen und eine sensible Begleitung sind essenziell, um Patientinnen in ihrer Therapie zu unterstützen. Doch während die medizinische Versorgung sich weiterentwickelt, hinkt die Vergütung dieser essenziellen Betreuung hinterher.
Es wird Zeit, dass der Gesetzgeber und die Krankenkassen die Bedeutung der Apotheken in der onkologischen Therapie erkennen und honorieren. Andernfalls droht eine Versorgungslücke, die nicht nur den Therapieerfolg gefährdet, sondern auch die Patientinnen in ihrer ohnehin schwierigen Situation zusätzlich belastet. Die Zukunft der Brustkrebstherapie liegt nicht nur in neuen Wirkstoffen – sie liegt auch in der nachhaltigen Unterstützung durch alle beteiligten Akteure.
Neue Perspektiven in der Parkinson-Behandlung: Mehr als nur Bewegungstherapie
Bei der jährlichen Konferenz des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) in Köln stand Morbus Parkinson im Mittelpunkt einer umfassenden Diskussion unter Experten. Über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Ärzte, Apotheker und Fachpersonal, versammelten sich, um tiefere Einblicke in die komplexen Aspekte der Krankheit zu gewinnen, die weit über die allgemein bekannten motorischen Symptome hinausgehen.
Dr. Isabel Waltering von der Universität Münster betonte, dass Parkinson eine Multisystemerkrankung sei, die eine Vielzahl von Systemen im Körper betrifft, nicht nur das motorische System. Sie erörterte ausführlich die Magen-Darm-Probleme vieler Patienten, die häufig aus einer verzögerten Magenentleerung resultieren und oft zu schwerer Obstipation führen. Hierbei wies sie darauf hin, dass Laxanzien, die von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden, eine wichtige Rolle in der Behandlung spielen.
Die Expertin ging auch auf die häufig bei Parkinson-Patienten auftretenden Blasenfunktionsstörungen ein und stellte verschiedene pharmakologische Behandlungsoptionen wie Fesoterodin, Trospiumchlorid und Mirabegron vor. Ein weiteres signifikantes Thema war die Orthostase, eine Form des Blutdruckabfalls beim Aufstehen, die bei Parkinson-Patienten häufig durch die medikamentöse Behandlung verschlimmert wird. Waltering empfahl in diesem Zusammenhang Domperidon zur Linderung der Symptome, mahnte jedoch zur Vorsicht bei der Verwendung aufgrund möglicher schwerwiegender Nebenwirkungen wie QT-Zeit-Verlängerung.
Zusätzlich zu den physischen Beschwerden thematisierte sie die psychischen und kognitiven Herausforderungen, die mit Parkinson verbunden sind, darunter die Behandlung von Psychosen und Demenz. Clozapin wurde als Mittel der Wahl für Psychosen genannt, während für die demenzbegleitende Therapie Rivastigmin als zugelassenes Medikament hervorgehoben wurde.
Ein nicht pharmakologischer Rat, den Waltering für das Management von Schlafstörungen gab, betraf den Einsatz von Satin-Schlafanzügen, um das nächtliche Umdrehen im Bett zu erleichtern, eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme, die oft übersehen wird. Die Konferenz endete mit dem eindeutigen Konsens, dass eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung von Parkinson für eine verbesserte Lebensqualität der Betroffenen entscheidend ist.
ie jüngste ADKA-Konferenz hat eindrucksvoll demonstriert, wie entscheidend die Rolle von Apothekern als Wissensmanager im Gesundheitssystem ist. In einer Zeit, in der interdisziplinäre Ansätze immer mehr an Bedeutung gewinnen, zeigen solche Ereignisse, wie durch die Vernetzung von Fachwissen und die Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen ein umfassenderes Verständnis und verbesserte Behandlungsmöglichkeiten für komplexe Erkrankungen wie Parkinson ermöglicht werden. Die Betonung liegt nicht nur auf der Linderung der motorischen Symptome, sondern auch auf einer ganzheitlichen Betrachtung der Patientenbedürfnisse, was letztendlich zu einer höheren Lebensqualität führt.
Anstieg der Brustkrebsfälle bei Männern: Eine verborgene Bedrohung
Brustkrebs ist eine Erkrankung, die meist mit Frauen in Verbindung gebracht wird, doch aktuelle Daten zeigen, dass auch Männer, wenn auch seltener, davon betroffen sind. Nach einer umfassenden Analyse des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), die Krebsregisterdaten von rund 2.500 Männern und etwa 307.600 Frauen zwischen 2000 und 2018 umfasst, zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung: Männer, die an Brustkrebs erkranken, haben eine signifikant niedrigere Überlebensrate als Frauen. Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch etwa 69,6 Prozent der betroffenen Männer, verglichen mit 80,4 Prozent der Frauen.
Die Gründe für diese Diskrepanz sind vielfältig. Männer werden oft in einem fortgeschritteneren Stadium diagnostiziert, sind im Durchschnitt älter und erhalten weniger häufig eine Behandlung. Selbst unter Berücksichtigung dieser Faktoren bleibt das Sterberisiko für Männer höher. Experten vermuten, dass Lebensstil, biologische und genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten.
Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken – das Robert-Koch-Institut verzeichnete im Jahr 2020 lediglich 740 Neudiagnosen bei Männern gegenüber 70.550 bei Frauen – ist das Bewusstsein für die Krankheit gering. Die Diagnose erfolgt oft zu spät, was die Behandlungsoptionen und Überlebenschancen erheblich einschränkt.
Die Daten des LGL werfen ein Schlaglicht auf ein weitgehend unbeachtetes Gesundheitsproblem. Obwohl Brustkrebs bei Männern selten ist, darf dies kein Grund sein, die Augen vor den Bedürfnissen dieser Patientengruppe zu verschließen. Es ist entscheidend, das Bewusstsein zu schärfen und medizinische Fachkräfte dazu zu ermutigen, auf Symptome zu achten und diese ernst zu nehmen. Nur so kann die Früherkennung verbessert und das Überleben gesichert werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, sowohl in der öffentlichen Gesundheitskommunikation als auch in der medizinischen Ausbildung mehr Gewicht auf diese "seltene" Erkrankung zu legen, um künftig bessere Diagnose- und Behandlungsergebnisse für alle Betroffenen zu gewährleisten.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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