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  • 25.11.2024 – Apotheken-News: Apotheken zwischen digitalem Wandel, wirtschaftlichem Druck und globalen Gesundheitsrisiken
    25.11.2024 – Apotheken-News: Apotheken zwischen digitalem Wandel, wirtschaftlichem Druck und globalen Gesundheitsrisiken
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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken zwischen digitalem Wandel, wirtschaftlichem Druck und globalen Gesundheitsrisiken

 

Wie Cybergefahren, E-Rezept-Vorgaben und neue Gesundheitsreformen die Branche herausfordern

Die Digitalisierung und regulatorische Neuerungen bringen Apotheken in Deutschland an ihre Belastungsgrenze: Während Cyberkriminalität und E-Rezept-Fristen wirtschaftliche Risiken erhöhen, steigen die Keuchhustenfälle auf Rekordwerte und offenbaren Defizite in der Prävention. Zugleich plant die Bundesregierung, den Zugang zur Diamorphin-Substitution zu erleichtern, während neue Fälle der Vogelgrippe H5N1 weltweit Sorgen bereiten. Auch die Pharmaindustrie steht im Fokus: Levofloxacin wird wegen schwerwiegender Nebenwirkungen erneut geprüft, während Novo Nordisk die Lieferengpässe bei Ozempic entschärfen will. Doch der wirtschaftliche Druck zeigt sich drastisch – Großhändler wie Noweda verzeichnen massive Verluste durch Apothekeninsolvenzen, setzen aber mit Rekorddividenden ein Zeichen der Stabilität. Politisch stehen mit den Neuwahlen weitreichende gesundheitspolitische Entscheidungen bevor, die die Zukunft der Branche prägen könnten. Inmitten dieser Herausforderungen bleibt der Apothekensektor ein zentraler Akteur – zwischen Versorgungssicherheit, wirtschaftlichem Druck und globalen Gesundheitsrisiken.


Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet Apotheken eine beispiellose Chance, sich als moderne und patientenorientierte Dienstleister zu etablieren. Gleichzeitig macht sie Apotheken jedoch zunehmend zur Zielscheibe für Cyberkriminelle. Phishing-Angriffe, Ransomware und Datenmanipulation bedrohen nicht nur die Geschäftsabläufe, sondern auch die sensiblen Gesundheitsdaten der Patient:innen. Viele Apotheken haben bereits in moderne Softwarelösungen und IT-Infrastruktur investiert, jedoch mangelt es oft an einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie. Neben technischer Absicherung wie Firewalls und Virenscannern ist die Sensibilisierung der Mitarbeitenden entscheidend. Fehler wie das Öffnen infizierter E-Mails oder die Nutzung schwacher Passwörter gehören zu den häufigsten Einfallstoren für Angriffe. Nur durch regelmäßige Schulungen und klare interne Richtlinien können Apotheken diese Risiken minimieren und eine robuste Cyberabwehr etablieren.

Während Apotheken auf der einen Seite in ihre Digitalisierung investieren, kämpfen sie auf der anderen Seite mit der immer rigideren Regulierung des E-Rezepts. Besonders die 28-Tage-Frist zur Belieferung und Abrechnung setzt die Betriebe unter enormen Druck. Wird diese Frist überschritten, droht eine vollständige Retaxation – ein Rückforderungsmechanismus, der nicht nur den Erstattungsbetrag, sondern oft die gesamte Wirtschaftlichkeit der betroffenen Apotheken gefährdet. Besonders kleinere Betriebe mit knappen Margen geraten dadurch zunehmend in Bedrängnis, was langfristig die Versorgungslandschaft vor Ort schwächen könnte.

Auch in der öffentlichen Gesundheit wird die Belastung deutlich. Die Zahl der Keuchhustenfälle hat in diesem Jahr Rekordhöhen erreicht. Bis Ende November wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts mehr als 22.500 laborbestätigte Fälle registriert, eine Verzehnfachung gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung übertrifft den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2017 bei Weitem und verdeutlicht, dass es sich nicht nur um statistische Schwankungen handelt. Experten fordern daher dringend verstärkte Impfkampagnen sowie eine umfassendere Aufklärung der Bevölkerung, um weitere Ausbrüche zu verhindern.

Parallel dazu plant die Bundesregierung eine Reform der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV), die den Zugang zur diamorphingestützten Substitutionstherapie erleichtern soll. Ziel ist es, bürokratische Hürden abzubauen und die Versorgung schwer opioidabhängiger Menschen zu verbessern. Der Gesetzesentwurf sieht eine deutliche Reduzierung der Dokumentationspflichten vor, um den Zugang für Patient:innen und die Arbeit der Behandler:innen zu erleichtern.

Internationale Gesundheitsrisiken rücken ebenfalls in den Fokus: Zwei neue Fälle der Vogelgrippe H5N1 in Nordamerika haben die weltweite Aufmerksamkeit auf das Virus gelenkt. Insbesondere in Kanada sorgt ein Fall für Besorgnis, bei dem ein Teenager mit einer mutierten Virusvariante behandelt wird. Diese Mutation könnte die Anpassungsfähigkeit von H5N1 an den menschlichen Wirt erhöhen, was das Risiko künftiger Ausbrüche beeinflussen könnte. Gesundheitsbehörden beobachten die Lage genau, betonen aber, dass das aktuelle Risiko für die Allgemeinbevölkerung gering bleibt.

Auch auf dem Pharmasektor gibt es neue Entwicklungen: Levofloxacin, ein häufig verschriebenes Antibiotikum, wurde erneut einer Risikoanalyse unterzogen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat die Fachinformationen um schwerwiegende Nebenwirkungen wie Knochenmarksversagen und neurologische Störungen ergänzt. Diese Maßnahmen unterstreichen die Bedeutung der Pharmakovigilanz, um Patientensicherheit durch kontinuierliche Überprüfung von Arzneimitteln zu gewährleisten.

Gleichzeitig verschärfen wirtschaftliche Herausforderungen die Lage der Apotheken. Rücklastschriften bei Großhändlern haben einen historischen Höchststand erreicht, was nicht nur die Apotheken selbst, sondern auch die gesamte Lieferkette destabilisiert. Großhändler wie Noweda müssen Millionenverluste hinnehmen, da insolvente Apotheken ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Trotz dieser Herausforderungen setzt Noweda mit einer Dividendenausschüttung von 22,9 Millionen Euro ein Zeichen für Stabilität und Mitgliedsförderung. Das neu eingeführte Fördermodell belohnt besonders aktive Mitglieder mit hohen Umsätzen und demonstriert, dass auch in Krisenzeiten wirtschaftlicher Erfolg möglich ist.

Politisch bleibt der Gesundheitssektor ebenfalls in Bewegung. Mit den anstehenden Neuwahlen könnten neue gesundheitspolitische Sprecher und Berichterstatter die Weichen für den Umgang mit den Herausforderungen der Branche neu stellen. Parallel dazu sorgen juristische Entscheidungen wie die Verurteilung eines Reichsbürgers wegen Hochverrats für öffentliche Aufmerksamkeit. Der Mann war an der Planung eines Umsturzes und der Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach beteiligt, was die Gefährdung der Demokratie durch extremistische Gruppen erneut in den Fokus rückt.

Rechtsfragen im Arbeitsalltag bleiben ebenfalls präsent. Insbesondere der Umgang mit Urlaubsansprüchen während eines Beschäftigungsverbots bei Schwangeren sorgt regelmäßig für Unsicherheiten. Klare Regelungen und ein besseres Verständnis der rechtlichen Grundlagen sind essenziell, um Arbeitnehmerrechte zu wahren und gleichzeitig rechtssichere Entscheidungen zu ermöglichen.


Kommentar:

Die Apothekenbranche steht am Scheideweg zwischen Fortschritt und Herausforderungen. Die Digitalisierung eröffnet enormes Potenzial, aber ohne eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie wird diese Chance zur Gefahr. Apotheken müssen erkennen, dass technische Investitionen allein nicht ausreichen – es bedarf eines Bewusstseinswandels hin zu einer Kultur der digitalen Resilienz. Gleichzeitig zeigen die E-Rezept-Regularien und die wirtschaftlichen Probleme durch Retaxationen und Liquiditätsengpässe, wie wichtig ein besserer Dialog zwischen Politik und Apothekenbetreibern ist. Die unzähligen Vorschriften scheinen oft realitätsfern und gefährden gerade die kleinen, inhabergeführten Betriebe, die das Rückgrat der Arzneimittelversorgung bilden.

Die alarmierenden Keuchhustenfälle und die Reform der BtMVV verdeutlichen, dass Prävention und Zugang zu Therapien Priorität haben müssen. Dennoch darf der Fokus nicht allein auf nationalen Problemen liegen. Die Vogelgrippefälle in Nordamerika sind ein Mahnruf, dass globale Gesundheitsrisiken nie aus den Augen verloren werden dürfen. In diesem Kontext wird die Zusammenarbeit zwischen Politik, Gesundheitsbehörden und der Forschung entscheidend sein, um frühzeitig auf Pandemien reagieren zu können.

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken und ihrer Partner wie Großhändlern zeigt, dass die gesamte Lieferkette eng miteinander verflochten ist. Während Noweda mit ihrer Dividendenausschüttung ein positives Signal setzt, bleibt die Grundproblematik ungelöst: Apotheken stehen vor einer existenziellen Krise, die nur durch tiefgreifende Reformen abgewendet werden kann.

Schließlich zeigen politische und juristische Entwicklungen wie die Neuwahlen und der Reichsbürgerprozess, dass der Gesundheitssektor nicht isoliert betrachtet werden kann. Extremismus, demokratische Stabilität und gesundheitspolitische Entscheidungen hängen eng zusammen. Eine starke und zukunftsorientierte Apothekerschaft ist nicht nur für die Versorgung der Bevölkerung, sondern auch für die Stabilität der Gesellschaft von Bedeutung. Es ist an der Zeit, dass Politik und Gesellschaft diese zentrale Rolle stärker würdigen und gezielt fördern.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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