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  • 17.11.2024 – Apotheken-News: Apotheken unter Druck durch Betrugsfälle politische Unsicherheiten und digitale Risiken
    17.11.2024 – Apotheken-News: Apotheken unter Druck durch Betrugsfälle politische Unsicherheiten und digitale Risiken
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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken unter Druck durch Betrugsfälle politische Unsicherheiten und digitale Risiken

 

Eine Branche zwischen Vertrauenskrise politischen Konflikten und IT-Gefahren

Manipulation, Streit und Reformen: Die Apothekenbranche steht vor einem Wandel. Ein Betrugsfall erschüttert das Vertrauen, juristische Konflikte über Entlassrezepte eskalieren, und Reformpläne stoßen auf Widerstand. Während Digitalisierung neue Chancen bietet, machen Cyberangriffe und Datenschutzlücken die Risiken deutlich. Gleichzeitig belasten politische Unsicherheiten die Apotheken, von der ausbleibenden Honoraranpassung bis zur Verzögerung des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes. Ist die Apotheke der Zukunft ein Hoffnungsschimmer oder ein Kampf ums Überleben?


In einer deutschen Apotheke wurde über einen Zeitraum von zwei Jahren ein systematischer Betrug aufgedeckt, bei dem eine approbierte Mitarbeiterin ihre Zugriffsrechte auf das interne Warenwirtschaftssystem nutzte, um Preise manuell zu manipulieren. Durch diese Handlungen konnte sie sich finanziell bereichern, während die Apothekeninhaberin einen erheblichen Schaden in Höhe von mehreren tausend Euro erlitt. Dieser Fall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen im Bereich der internen Kontrolle und Sicherheitsmaßnahmen in Apotheken. Die juristische Aufarbeitung läuft, doch die Folgen sind weitreichend, sowohl für die betroffene Apotheke als auch für das Vertrauen in die Branche.

Parallel dazu steht die ABDA in der politischen Auseinandersetzung um die Apothekenreform und die Notfallreform vor großen Herausforderungen. Obwohl wesentliche Teile der Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums zurückgezogen wurden, bleibt die Unsicherheit in der Branche bestehen. Claudia Korf, Geschäftsführerin für Ökonomie bei der ABDA, betonte die Unklarheit der aktuellen Lage und sprach von einem „komischen Gefühl“, das die schwierige Situation treffend beschreibt. Die ABDA verfolgt dennoch das Ziel, die Apotheke der Zukunft als integralen Bestandteil der Primärversorgung zu etablieren, was jedoch durch die politische Unsicherheit behindert wird.

Einen weiteren Konflikt gibt es im Bereich der Entlassrezepte. Der Streit zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem GKV-Spitzenverband über die getrennte Behandlung von Rezepten aus Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen hat eine Eskalation erreicht. Während die GKV-Spitzenverband eine getrennte Bearbeitung fordert, sehen Apotheker dies als unpraktikabel und realitätsfern an. Die Uneinigkeit könnte nun von einer Schiedsstelle entschieden werden, was den Apothekenalltag jedoch vorerst weiter belastet.

Ein gerichtliches Verbot sorgt unterdessen für Schlagzeilen: Das Landgericht Frankfurt hat die Werbeaktion von Shop Apotheke, bei der Neukunden einen 10-Euro-Gutschein für das Einlösen eines E-Rezepts erhielten, untersagt. Diese Aktion, die von Günther Jauch beworben wurde, führte zu einer Klage der Plattform IhreAPotheken.de, die zur Apothekergenossenschaft Noweda gehört. Das Urteil stellt einen wichtigen Schritt zur Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen dar, verdeutlicht jedoch die zunehmenden Spannungen zwischen Online- und Vor-Ort-Apotheken.

Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), das dringend benötigte Reformen im Gesundheitswesen einleiten sollte, ist durch das Ende der Ampel-Koalition ins Stocken geraten. Insbesondere die Themen Apothekenhonorierung und Arzneimittelpreisverordnung bleiben ungelöst und belasten die Branche weiterhin. Die politische Unsicherheit erschwert zudem eine klare Perspektive für die Zukunft.

Ein weiterer technologischer Fortschritt, die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), verspricht eine bessere medizinische Versorgung durch zentral gespeicherte Gesundheitsdaten. Doch trotz ihres Potenzials bestehen massive Bedenken hinsichtlich Datenschutz und IT-Sicherheit. Kritiker fordern dringend Nachbesserungen, um die Akzeptanz bei Patienten und Leistungserbringern zu sichern.

Auch die Einführung des E-Rezepts ist mit Schwierigkeiten verbunden. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, kritisierte die ausbleibende Anpassung des Apothekenhonorars scharf. Während Apotheken durch die Einführung des E-Rezepts mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert sind, bleiben politische Versprechen unerfüllt. Die finanziellen Herausforderungen für die Branche wachsen.

In der Digitalisierung sehen Apotheken sowohl Chancen als auch Risiken. Die zunehmende Vernetzung macht sie jedoch auch anfälliger für Cyberangriffe. Experten empfehlen eine umfassende IT-Sicherheitsstrategie, die technische Maßnahmen, Mitarbeiterschulungen und Notfallpläne umfasst, um sensible Daten zu schützen und den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Die Apothekenbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Claudia Korf resümierte treffend, dass es nie wieder so werden wird, wie es einmal war. Während Reformen und Anpassungen für ein besseres Honorarsystem gefordert werden, bleibt die Umsetzung fraglich. Die Unsicherheit in der Branche macht eine klare Ausrichtung schwer, doch die Notwendigkeit eines Wandels ist unumstritten.


Kommentar:

Die aktuelle Lage der Apothekenbranche lässt sich nur als ein Wechselspiel aus Hoffnung und Unsicherheit beschreiben. Der Betrugsfall in der deutschen Apotheke zeigt, wie wichtig interne Sicherheitsvorkehrungen sind, um das Vertrauen in die Branche zu bewahren. Gleichzeitig verdeutlichen die politischen und regulatorischen Konflikte, etwa im Zusammenhang mit Entlassrezepten oder der Apothekenhonorierung, die Herausforderungen für Apothekenbetreiber. Die Rolle der ABDA in diesen Prozessen ist ambivalent – sie versucht, die Apotheke der Zukunft als zentralen Bestandteil der Primärversorgung zu etablieren, steht jedoch vor der großen Aufgabe, diese Vision in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld umzusetzen.

Die Digitalisierung bietet große Chancen, birgt jedoch auch Risiken, wie der Umgang mit der elektronischen Patientenakte und die Bedrohung durch Cyberangriffe zeigen. Hier liegt die Verantwortung bei Apothekenbetreibern, proaktiv zu handeln und die notwendigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Doch dies allein reicht nicht aus – es bedarf klarer politischer Rahmenbedingungen, die der Branche Planungssicherheit geben und Innovation fördern.

Das Urteil gegen Shop Apotheke mag ein Zeichen für faire Wettbewerbsbedingungen sein, doch es zeigt auch die Spannungen zwischen traditionellen Apotheken und Online-Anbietern. Die Branche steht vor der Herausforderung, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, ohne ihre Kernwerte zu verlieren.

Letztlich bleibt die Frage, wie die Apothekenbranche ihren Platz in einem sich wandelnden Gesundheitssystem sichern kann. Dies erfordert nicht nur Anpassungsfähigkeit und Innovation, sondern auch eine starke politische Vertretung und klare Perspektiven. Die Zeit der Unklarheiten muss einem konstruktiven Dialog und konkreten Lösungen weichen, damit die Apothekenbranche gestärkt aus dieser Phase hervorgehen kann.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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