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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Soziale Ungleichheit prägt die Gesundheit: Arme Menschen haben eine geringere Lebenserwartung und erkranken häufiger an vermeidbaren Krankheiten. Gesundheitswissenschaftler Thomas Gerlinger warnt, dass individuelle Präventionsmaßnahmen oft die falschen Gruppen erreichen und bestehende Ungleichheiten verstärken. Nur durch strukturelle Reformen und gezielte Unterstützung für benachteiligte Gruppen kann Prävention wirklich wirksam werden.
Die gesundheitlichen Chancen in Deutschland sind stark ungleich verteilt. Menschen mit niedrigem Einkommen und geringer Bildung erkranken häufiger an vermeidbaren Krankheiten und haben eine deutlich geringere Lebenserwartung als wohlhabendere Bevölkerungsschichten. Diese alarmierende Erkenntnis war ein zentrales Thema der „30. Plattform Gesundheit“, die am Mittwoch unter der Leitung des Vereins IKK stattfand. Die Veranstaltung, die sich der Präventionsarbeit widmete, beleuchtete nicht nur Defizite, sondern auch die dringend erforderlichen Reformen. Insbesondere das geplante „Gesunde Herz Gesetz“ (GHG) stand im Fokus der Diskussionen.
Thomas Gerlinger, Professor für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, präsentierte in seinem Vortrag eindrückliche Daten und Analysen. „Es gibt bei nahezu allen großen Volkskrankheiten einen deutlichen sozialen Gradienten“, erklärte der Wissenschaftler. Männer, die weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verdienen, haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 71 Jahren. Im Gegensatz dazu erreichen Männer mit mehr als 150 Prozent des Medianeinkommens ein durchschnittliches Alter von 79,6 Jahren. Frauen sind zwar insgesamt weniger stark betroffen, doch auch bei ihnen zeigt sich ein signifikanter Unterschied.
Die Ursachen für diese Ungleichheit sieht Gerlinger in der Kombination aus Belastungen und Ressourcenmangel. Arme Menschen seien nicht nur häufiger schädlichen Umwelteinflüssen wie Lärm oder Luftverschmutzung ausgesetzt, sondern verfügten auch über weniger Wissen und Möglichkeiten, gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen. „Die doppelte Benachteiligung aus geringer Gesundheitskompetenz und hoher Belastung führt dazu, dass Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen schlechtere Gesundheitschancen haben“, so Gerlinger.
Ein weiterer Kritikpunkt war die bisherige Ausrichtung der Prävention auf individuelles Verhalten. Programme, die etwa zu gesünderer Ernährung oder mehr Bewegung motivieren sollen, erreichten häufig nur diejenigen, die ohnehin gesundheitsbewusst leben. „Vulnerable Gruppen bleiben oft unberührt“, erklärte der Wissenschaftler. „Wenn wir etwa einen Kochkurs in einem Stahlwerk anbieten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die gesunde, schlanke Sekretärin daran teilnimmt, während der übergewichtige Stahlkocher, der täglich Schweinshaxe isst, fernbleibt.“
Gerlinger warnte, dass eine solche Präventionsarbeit sogar kontraproduktiv sein könne, da sie bestehende soziale Ungleichheiten weiter verschärft. Auch Früherkennungsprogramme, die theoretisch allen zugutekommen sollten, erreichen benachteiligte Bevölkerungsgruppen oft nicht oder zu spät. Das sogenannte „Darwinsche Gesetz der Prävention“ – die Tendenz, Maßnahmen zu bevorzugen, die die geringsten gesellschaftlichen Veränderungen erfordern – führe zu einer einseitigen Fokussierung auf individuelle Verhaltensänderungen und Medikalisierung, während strukturelle Ansätze vernachlässigt würden.
Geforderte Kurskorrektur in der Prävention
Gerlinger plädierte für eine Prävention, die nicht allein das Verhalten des Einzelnen in den Mittelpunkt stellt, sondern die Lebensverhältnisse verbessert. Gesündere Arbeitsbedingungen, der Schutz vor Umweltbelastungen und die Bekämpfung von Armut seien entscheidende Hebel. Er verwies auf die skandinavischen Länder, die mit niedrigeren Gesundheitsausgaben eine höhere Lebenserwartung erzielten. Der Schlüssel liege in ihren egalitären Gesellschaftsstrukturen, die gesundheitliche Chancen gerechter verteilten.
Das geplante „Gesunde Herz Gesetz“ bewertete Gerlinger kritisch. Es mangele an einem Verständnis für die sozialen und strukturellen Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Anstatt sich auf die Förderung individueller Verhaltensänderungen zu konzentrieren, müsse das Gesetz die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebensverhältnisse in den Vordergrund stellen. Angesichts der derzeitigen politischen Instabilitäten innerhalb der Ampelkoalition sei jedoch fraglich, ob das GHG überhaupt umgesetzt werden könne.
Die Debatte um Prävention und soziale Ungleichheit zeigt, wie tief die Probleme der deutschen Gesundheitspolitik verwurzelt sind. Seit Jahren konzentrieren sich Präventionsmaßnahmen auf individuelle Verhaltensänderungen. Diese Strategie erreicht jedoch primär jene, die ohnehin gesundheitsbewusst leben, und lässt die am stärksten gefährdeten Gruppen zurück. Die Folge ist eine weitere Verschärfung sozialer Ungleichheit – ein Zustand, der weder moralisch vertretbar noch gesundheitspolitisch nachhaltig ist.
Armut, Bildung und Lebensverhältnisse sind die zentralen Faktoren, die gesundheitliche Chancen bestimmen. Wer gesund leben soll, braucht nicht nur Wissen, sondern auch die Möglichkeit, dieses Wissen umzusetzen. Wie kann ein Mensch, der unter prekären Arbeitsbedingungen leidet und finanziell kaum über die Runden kommt, sich gesunde Lebensmittel leisten oder regelmäßig Sport treiben? Solange diese grundlegenden Fragen unbeantwortet bleiben, bleibt jede Präventionsstrategie unvollständig.
Auch das geplante „Gesunde Herz Gesetz“ zeigt die Grenzen der bisherigen Ansätze auf. Die Konzentration auf individuelle Verantwortung mag auf den ersten Blick kosteneffizient erscheinen, greift aber viel zu kurz. Prävention muss umfassender gedacht werden. Sie muss die Lebensbedingungen der Menschen verbessern, soziale Sicherheit stärken und benachteiligte Gruppen gezielt fördern. Das bedeutet auch, dass Präventionsarbeit nicht isoliert, sondern in enger Verzahnung mit Sozial-, Bildungs- und Umweltpolitik erfolgen muss.
Die Erfahrungen aus Skandinavien zeigen, dass Gesundheit nicht nur eine Frage des Geldes ist, sondern der gesellschaftlichen Strukturen. Eine egalitäre Gesellschaft ist eine gesündere Gesellschaft. Diesen Grundsatz sollte die deutsche Gesundheitspolitik endlich anerkennen und entsprechend handeln. Andernfalls bleibt Prävention ein Privileg der Wohlhabenden – und der soziale Gradient ein Makel unseres Gesundheitssystems.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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