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  • 11.11.2024 – Apotheken-News: Wirtschaft und Gesundheit vor neuen Realitäten
    11.11.2024 – Apotheken-News: Wirtschaft und Gesundheit vor neuen Realitäten
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die deutsche Wirtschaftspolitik steht unter Beschuss: Ein ungebrochener Glaube an die Selbstregulierung des Marktes lässt kritische Stimm...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Wirtschaft und Gesundheit vor neuen Realitäten

 

Steigende FSME-Infektionen, Apothekenkosten und Fachkräftemangel machen die Grenzen der Selbstregulierung sichtbar – nachhaltige Lösungen sind gefragt

Die deutsche Wirtschaftspolitik steht unter Beschuss: Ein ungebrochener Glaube an die Selbstregulierung des Marktes lässt kritische Stimmen laut werden, die gezielte politische Steuerung fordern. Gleichzeitig zeigen Entwicklungen im Gesundheitswesen drängende Defizite auf. Die FSME-Infektionen steigen, doch die Impfbereitschaft bleibt niedrig. In den Apotheken sorgen steigende Kosten, personelle Engpässe und das Ausbleiben langfristiger Reformen für zusätzlichen Druck. Auch die Anwerbung ausländischer Fachkräfte reicht nicht aus, da fehlende Integrationsstrategien oft zur schnellen Abwanderung führen. Die Herausforderungen sind vielschichtig und verlangen nach einer Politik, die pragmatische Lösungen mit langfristiger Stabilität vereint.


In der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation sieht sich die deutsche Wirtschaftspolitik wachsender Kritik gegenüber. Insbesondere der Glaube an die Selbstregulierung des Marktes steht im Zentrum dieser Diskussionen. Zahlreiche führende Ökonomen raten der Politik, stärker auf Marktmechanismen zu setzen. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Empfehlungen oft auf vereinfachten Modellen basieren, die zentrale Realitäten und langfristige Risiken ausblenden. Dieser "naive Marktglaube" beeinflusst politische Entscheidungen erheblich und wird zunehmend als einseitig betrachtet, da vergangene Erfahrungen zeigen, dass die Selbstheilungskräfte des Marktes in vielen Bereichen nicht ausreichen.

Parallel dazu zeigt sich ein besorgniserregender Trend im Gesundheitsbereich: Die Zahl der FSME-Infektionen in Deutschland ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Bis Ende Oktober wurden bereits 582 Fälle gemeldet, was einem Anstieg von 145 Fällen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Robert Koch-Institut warnt, dass das FSME-Virus, übertragen durch Zeckenstiche, zu schweren neurologischen Erkrankungen führen kann. Obwohl Impfungen zur Prävention existieren, bleiben die Impfquoten niedrig. Die Gründe dafür sind vielschichtig, darunter fehlende Aufklärung und eine Unterschätzung der gesundheitlichen Risiken. Gesundheitsexperten fordern eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung, um die Impfraten zu erhöhen und das Risiko für FSME-Erkrankungen zu senken.

Ein neues digitales Angebot im Gesundheitsbereich könnte zukünftig ebenfalls präventiv wirken: Aponet.de hat mit „Frag die Apotheke“ einen Chat-Service eingerichtet, der rund um die Uhr verfügbar ist und Nutzer direkt mit qualifiziertem Fachpersonal in Kontakt bringt. Anders als bei gängigen Gesundheitsportalen oder KI-basierten Systemen erfolgt die Beratung ausschließlich durch Apothekerinnen und Apotheker. Diese direkte, persönliche Beratung bietet eine verlässliche Unterstützung bei Gesundheitsfragen und soll besonders in den Abendstunden und an Wochenenden als Anlaufstelle dienen. Rüdiger Freund, Chefredakteur von aponet.de, unterstreicht die Relevanz des Angebots als zuverlässige Quelle für Ratsuchende.

Während sich digitale Entwicklungen im Gesundheitswesen etablieren, stehen Apotheken bereits vor einer neuen Kostenbelastung: Ab Januar 2025 steigen die Gebühren für das Securpharm-System. Dieses seit 2019 bestehende System, das der Arzneimittelsicherheit dient, wird monatlich 12,90 Euro kosten, ein Anstieg um einen Euro im Vergleich zu den bisherigen Gebühren. Die Netzgesellschaft Deutscher Apotheker begründet dies mit gestiegenen IT-Kosten, um die Stabilität und Sicherheit des Systems zu gewährleisten. Diese Mehrbelastung reiht sich in eine Vielzahl von finanziellen Herausforderungen ein, mit denen Apotheken bereits zu kämpfen haben, und könnte die wirtschaftliche Belastung weiter verschärfen.

Politische und strukturelle Kontinuität findet sich jedoch an der Spitze der ABDA, der Standesvertretung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker. In einem Jahr, das von Wahlen geprägt ist, kandidiert Gabriele Regina Overwiening erneut für das Amt der Präsidentin. Die Struktur der Führungsebenen wird im Rahmen einer neuen Satzung modernisiert und gestrafft, wobei die Neuwahlen der Bundesapothekerkammer, des Deutschen Apothekerverbandes und der ABDA selbst die Richtung für die kommenden vier Jahre festlegen werden. Der Wahlprozess beginnt Ende November und wird voraussichtlich bis Mitte Dezember abgeschlossen sein.

Doch nicht alle geplanten Reformen für das deutsche Apothekenwesen kommen voran: Die jüngste politische Entwicklung mit dem Bruch der Ampel-Koalition lässt die Apothekenreform vorerst scheitern. Claudia Korf, Geschäftsführerin der ABDA, sieht das Ende der Reform jedoch nur als Teilerfolg. Die grundlegenden strukturellen Probleme der Branche, vor allem die finanzielle Lage der Apotheken, bleiben ungelöst. Die ABDA fordert deshalb langfristige und tragfähige Lösungen für die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung in Deutschland.

Ein weiteres Themenfeld betrifft den Mieterschutz und die Rechte und Pflichten bei der Kündigung von Mietverträgen. Während Mieter das Recht haben, Verträge meist innerhalb einer Frist von drei Monaten zu kündigen, gelten für Vermieter strengere Regelungen. Das Mietrecht sieht einen umfangreichen Schutz für Mieter vor und erlaubt eine Kündigung seitens des Vermieters nur unter bestimmten Bedingungen, die gesetzlich klar festgelegt sind. Dieses Thema ist vor allem für Menschen in angespannten Mietmärkten von Relevanz, da Vermieterinteressen häufig mit den Schutzrechten der Mieter kollidieren.

Auch die deutsche Apothekenbranche steht vor strukturellen Herausforderungen. Der anhaltende Fachkräftemangel führt dazu, dass immer mehr qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden müssen. Doch Experten warnen, dass diese Anwerbung allein nicht ausreicht. Zahlreiche Fachkräfte verlassen Deutschland nach kurzer Zeit wieder, da langfristige Integrationsstrategien fehlen. Die Apothekenbranche, die besonders auf qualifiziertes Personal angewiesen ist, könnte unter dieser Abwanderung leiden, wenn nicht umfangreiche Maßnahmen zur langfristigen Integration ergriffen werden.

Im Gesamtblick wird klar, dass die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft, das Gesundheitssystem und den Arbeitsmarkt nur mit einer langfristigen, strategischen und teilweise strukturell tiefgreifenden Anpassung bewältigt werden können. Ein blindes Vertrauen in marktbasierte Lösungen, wie es von einigen Ökonomen vertreten wird, scheint dabei ebenso wenig zielführend wie eine bloße Anwerbung von Fachkräften ohne entsprechende Integrationsmaßnahmen. Stattdessen bedarf es einer pragmatischen und realitätsnahen Herangehensweise, die sowohl wirtschaftliche Stabilität als auch soziale Integration ermöglicht.


Kommentar:

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie wichtig eine differenzierte und pragmatische Herangehensweise in der Wirtschafts- und Gesundheitspolitik ist. Der Glaube an eine vollumfängliche Marktregulierung ohne staatliche Steuerung mag in der Theorie bestechend sein, doch die Realität spricht eine andere Sprache. Sektoren wie das Gesundheitswesen und die Apothekenbranche benötigen stabile Rahmenbedingungen und gezielte Unterstützung, da sie sich durch ihre soziale Verantwortung und systemrelevante Funktion nicht einfach dem Markt überlassen lassen. Die anhaltend niedrigen FSME-Impfquoten und die zunehmenden Herausforderungen der Apotheken verdeutlichen, dass hier gezielte Aufklärung und Unterstützung gefragt sind, um Gesundheitsrisiken und finanzielle Belastungen abzufedern. Ein Markt, der rein auf Selbstheilungskräfte vertraut, läuft Gefahr, kritische Bereiche zu vernachlässigen – und damit auch das Wohl der Gesellschaft.

Ein ebenso dringliches Problem ist die Abwanderung von Fachkräften, insbesondere im Gesundheitssektor. Hier zeigt sich, dass Anwerbung allein nicht ausreicht. Ohne durchdachte Integrationsmaßnahmen und verlässliche Perspektiven ist es schwer, ausländische Fachkräfte langfristig im Land zu halten. Wenn Deutschland als attraktiver Arbeitsplatz und Lebensmittelpunkt gelten soll, müssen die Bedürfnisse der Fachkräfte im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet, dass Integrationsstrategien umfassend aufgesetzt und langfristig verankert werden müssen. Andernfalls verpuffen die Anwerbebemühungen und die Investitionen des Staates bleiben ineffektiv.

Diese Herausforderungen machen deutlich, dass die Politik die Realität nicht durch vereinfachte Modelle oder optimistische Markterwartungen verklären darf. Vielmehr ist ein Zusammenspiel aus realistischen, evidenzbasierten Maßnahmen und struktureller Weitsicht gefragt. Eine Politik, die langfristige Lösungen über kurzfristige Gewinne stellt, schafft die Grundlage für Stabilität und Nachhaltigkeit – sowohl für den Markt als auch für die Gesellschaft.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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