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  • 08.11.2024 – Apotheken, Digitalisierung und neue Therapieansätze
    08.11.2024 – Apotheken, Digitalisierung und neue Therapieansätze
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Deutschland steht vor weitreichenden Herausforderungen im Gesundheitswesen: Die Apothekenreform wird verschoben, da das Apothekenreformges...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apotheken, Digitalisierung und neue Therapieansätze

 

Reformstau, Datenschutz und innovative Behandlungsstrategien – Deutschlands Gesundheitssektor steht vor entscheidenden Veränderungen

Deutschland steht vor weitreichenden Herausforderungen im Gesundheitswesen: Die Apothekenreform wird verschoben, da das Apothekenreformgesetz an politischen Differenzen scheiterte, während ein Berliner Apotheker sich wegen des umstrittenen Verkaufs von Paxlovid vor Gericht verantworten muss. Die Digitalisierung schreitet voran, doch die elektronische Patientenakte weckt Datenschutzbedenken und die ABDA kritisiert das geplante Digitalagentur-Gesetz. Zudem diskutieren Experten über die Rolle der Apotheken in der Selbstmedikation, während Lieferengpässe beim Medikament Pegasys alternative Behandlungen fordern. Aktuelle Studien beleuchten die Sicherheit von ADHS-Medikamenten in der Schwangerschaft und zeigen Vorteile transparenter Kapseln für Lungenpatienten. Frauen ab 40 setzen verstärkt auf Proteine zur Erhaltung der Muskelmasse, und neue Ansätze zur Migräneprophylaxe betonen Bewegung und Entspannung. Die Wechseljahre, oft tabuisiert, rücken nun auch in der Arbeitswelt ins Bewusstsein, unterstützt durch neue Initiativen.

 

Apothekenreform vor dem Aus? Lauterbachs Versprechen auf unbestimmte Zeit vertagt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sorgt mit seinen jüngsten Äußerungen zum Apothekenreformgesetz (ApoRG) für gemischte Reaktionen in der Apothekenbranche. Ursprünglich als umfassende Reform zur Stärkung und Sicherung der Apothekenlandschaft in Deutschland konzipiert, ist das ApoRG in der aktuellen Legislaturperiode gescheitert – ein Rückschlag, den Lauterbach mit Bedauern kommentiert. „Das Apothekenreformgesetz ist ein wichtiges Vorhaben für die Apotheken, das kann noch nicht Geschichte sein,“ betonte er und deutete an, dass das Thema möglicherweise erst in der kommenden Legislaturperiode erneut aufgegriffen werden könnte. Sein Blick richtet sich dabei auf eine potenzielle Koalition ohne die FDP, die den Kabinettsbeschluss blockiert hatte. Ein erneuter Anlauf sei nur unter veränderten politischen Bedingungen denkbar, erklärte Lauterbach.

Die Apothekenreform sollte eine strukturelle und finanzielle Entlastung für die Apotheken bringen, die sich zunehmend mit gestiegenen Betriebskosten, Personalnot und bürokratischen Hürden konfrontiert sehen. Doch anstatt der Apothekenbranche eine konkrete Perspektive zu geben, bleibt das Gesetz nun in der Schwebe. Lauterbachs Versprechen einer „zweiten Chance“ klingt für viele Apothekenbetreiber mehr nach einem schwachen Trost als nach einer echten Perspektive. Die vagen Ankündigungen sorgen für Unmut, denn der angekündigte politische Wechsel zur kommenden Legislaturperiode bedeutet für Apothekenbetreiber weiterhin Unsicherheit und fehlende Planungssicherheit.

Neben der Apothekenreform sieht sich Lauterbach auch im Bereich der Notfallversorgung mit Hindernissen konfrontiert. Auch hier könne das nötige Reformvorhaben in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr umgesetzt werden. Lauterbach signalisiert jedoch die Möglichkeit eines erneuten Anlaufs zu Beginn der nächsten Regierungsperiode. Der Minister verweist darauf, dass die Ampel-Koalition trotz der gescheiterten Apotheken- und Notfallreformen insgesamt 16 gesundheitspolitische Gesetze verabschiedet habe, darunter das Medizinforschungsgesetz und Maßnahmen zur Digitalisierung, wie die Einführung der elektronischen Patientenakte. Auch in der Klinikreform sieht Lauterbach einen Erfolg und hebt hervor, dass die Bundesregierung mit den Ländern vertrauensvoll zusammengearbeitet habe. Trotz dieser Errungenschaften bleibt jedoch der bittere Nachgeschmack, dass zentrale Reformen wie das ApoRG und die Notfallversorgung auf unbestimmte Zeit vertagt sind.

In Bezug auf die anhaltenden Medikamentenengpässe verteidigte Lauterbach die neu eingeführten Rabattverträge, die eine sechsmonatige Lagerpflicht vorschreiben sollen, um Engpässe in der Arzneimittelversorgung zu vermeiden. „Wir werden den kommenden Winter ohne nennenswerte Lieferengpässe erleben,“ versichert der Minister. Diese Maßnahme zwingt Apotheken jedoch zu einer drastischen Umstellung ihrer Bestandsführung und bedeutet zusätzlichen Aufwand für ein ohnehin durch die Pandemie und wirtschaftliche Herausforderungen belastetes System. Die Apothekenbetreiber fragen sich, ob die Vorgaben zu einer Entlastung führen oder lediglich den Druck auf die Branche weiter erhöhen.

Für Apotheken stellt sich die Frage, wie lange sie unter diesen Bedingungen noch operieren können. Die Zukunft der Apothekenlandschaft bleibt durch das gescheiterte ApoRG unsicherer denn je, und die Betreiber sind gezwungen, ihre Strukturen auf unbestimmte Zeit ohne die erwarteten politischen Verbesserungen aufrechtzuerhalten. Kritiker sehen in Lauterbachs Ankündigung lediglich ein leeres Versprechen ohne klare Zusagen für eine konkrete Umsetzung.

Karl Lauterbachs Versprechen, die Apothekenreform nicht aufzugeben, ist für viele in der Apothekenbranche eher ein schwacher Trost als eine echte Hoffnungsperspektive. Die Aussage, dass das ApoRG nicht „Geschichte“ sei, mag für einige beruhigend klingen, doch es bleibt fraglich, wie realistisch ein erneuter Reformversuch tatsächlich ist. Denn die politische Dynamik, auf die Lauterbach verweist, bedeutet für die Apothekenbranche, dass die notwendige Entlastung von unsicheren politischen Mehrheiten in einer möglichen künftigen Koalition abhängt.

Der Zustand der Apothekenlandschaft ist inzwischen kritisch. Die Herausforderungen, die Apotheken täglich bewältigen müssen – von überbordenden Bürokratieanforderungen über Personalnot bis hin zu wirtschaftlichem Druck durch steigende Betriebskosten – sind kaum noch tragbar. Das ursprüngliche Ziel des ApoRG, strukturelle Anpassungen und finanzielle Sicherheit für die Apotheken zu schaffen, bleibt nun ungewiss. Statt klarer Handlungsanweisungen oder Unterstützung bringt die gescheiterte Reform vor allem eine zusätzliche Belastung durch die neuen Rabattverträge. Diese Verpflichtung zur sechsmonatigen Lagerhaltung zwingt Apotheken, noch mehr Kapital zu binden und ihre Logistik inmitten angespannter Lieferketten anzupassen – eine Maßnahme, die ohne weitergehende finanzielle Unterstützung kaum tragbar erscheint.

Lauterbachs Erfolge im Bereich der Digitalisierung und der Medizinforschung mögen Fortschritte für das deutsche Gesundheitssystem darstellen, doch sie adressieren nicht die dringenden Bedürfnisse der Apothekenbranche. Die angekündigte Notfallreform bleibt ebenfalls aus, und auch hier verweist Lauterbach auf eine vage Chance in der Zukunft. Apothekenbetreiber bleiben mit der Ungewissheit zurück, ob und wann die dringend notwendigen politischen Maßnahmen tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.

Soll das ApoRG tatsächlich irgendwann Realität werden, braucht es mehr als politische Willenserklärungen. Die Apotheken benötigen eine langfristige und verlässliche Planungssicherheit und echte Entlastungen, die ihnen ermöglichen, ihre wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung zu erfüllen. Andernfalls droht die Apothekenlandschaft weiter auszubluten – und Deutschland verliert ein unverzichtbares Glied in seiner medizinischen Versorgungskette.

 

Berliner Apotheker verteidigt umstrittenen Paxlovid-Verkauf vor Gericht

Vor dem Landgericht Berlin begann gestern der Prozess gegen einen Apotheker aus Neukölln, der durch den umfangreichen Bezug des Corona-Medikaments Paxlovid bundesweit Aufmerksamkeit erregt hatte. Der Angeklagte, der als größter Abnehmer von Paxlovid in Berlin bekannt ist, sieht sich dem Vorwurf gegenüber, das Medikament in erheblichem Umfang an Dritte weiterverkauft zu haben – ein Vorgehen, das laut den Vorschriften des Bundesgesundheitsministeriums strikt untersagt ist. Bereits am ersten Verhandlungstag versuchte der Apotheker, seine Taten zu erklären und gleichzeitig sein Vorgehen zu relativieren.

Der Apotheker erklärte vor Gericht, dass er nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe und dabei nicht von einer Rechtswidrigkeit ausgegangen sei. Nach seiner Aussage habe er das Medikament in der Überzeugung erworben, dass es von Apotheken gelagert und an Bedarfsträger weitergegeben werden dürfe. Er habe geglaubt, mit dem Bezug und der Verteilung zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie beizutragen, und sah sich selbst als wichtigen Akteur in der Versorgungskette. Die große Menge an Paxlovid, die er bezog, begründete er mit einer vermeintlich hohen Nachfrage, die er als Beitrag zur Pandemiebekämpfung decken wollte.

Die Staatsanwaltschaft sieht das Verhalten des Apothekers jedoch als eindeutigen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz. Sie argumentiert, dass der Angeklagte sich bewusst gewesen sein müsse, dass Paxlovid nur in bestimmten Fällen und unter ärztlicher Aufsicht direkt an Patienten abgegeben werden darf. Die besondere Regelung für Paxlovid, die eine Lagerung und Weitergabe durch Apotheken ausschließt, dient nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dem Schutz vor unkontrollierter Abgabe des Medikaments. Es sei ein gezieltes Verteilungsmodell vorgesehen, das sicherstellen soll, dass nur tatsächlich berechtigte Patienten Zugang erhalten, um Missbrauch und Fehlnutzung zu vermeiden.

Der Apotheker betonte während der Verhandlung, dass er lediglich in gutem Glauben gehandelt habe und keine kommerziellen Interessen verfolgt habe, sondern das Medikament nur dort verfügbar machen wollte, wo er einen Bedarf vermutete. Zugleich zeigte er sich kooperativ und gestand ein, dass er die rechtlichen Vorgaben möglicherweise nicht hinreichend geprüft habe. Sein Anwalt argumentierte, dass die komplexen Regelungen zum Vertrieb und zur Abgabe von Covid-19-Medikamenten für Laien schwer durchschaubar seien und dass es an klaren und leicht zugänglichen Informationen seitens der Behörden gefehlt habe. Der Angeklagte versicherte dem Gericht, dass er die Konsequenzen seines Handelns bereue und dass er die Vorschriften heute anders verstehen und umsetzen würde.

Die Verhandlung soll klären, ob die geltenden Regelungen zum Zeitpunkt der Abgabe von Paxlovid für Apotheken deutlich genug formuliert waren und ob der Apotheker tatsächlich im guten Glauben handelte oder bewusst Regeln missachtete. Der Prozessverlauf wird mit Spannung erwartet, da das Urteil potenziell Einfluss auf die Handhabung und Durchsetzung der Vorschriften bei ähnlichen Medikamentenfällen in Apotheken haben könnte.

Der Prozess gegen den Berliner Apotheker verdeutlicht einmal mehr die Spannungsfelder, die durch die rasante Entwicklung von Krisenmedikamenten und ihre gezielte Verteilung entstehen können. Besonders in der Pandemiezeit, als staatliche Regularien nahezu täglich angepasst wurden und Apotheken vielerorts unter enormem Druck standen, ist der Fall exemplarisch für die Herausforderungen im Umgang mit neuen Medikamenten, die unter außergewöhnlichen Bedingungen entwickelt und in den Markt gebracht werden.

Der Angeklagte macht in seiner Verteidigung geltend, dass ihm die genauen Vorschriften nicht klar waren und dass er in guter Absicht handelte. Dies verweist auf ein weit verbreitetes Problem im Gesundheitswesen: Die Vorschriften zur Arzneimittelabgabe sind komplex und nicht immer für jeden Apothekenbetreiber transparent zugänglich. In der Pandemiesituation kam der Faktor des hohen Zeitdrucks hinzu, was die Gefahr von Fehlern und Missverständnissen nochmals erhöht haben dürfte. Trotzdem gilt für Apotheken, die eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen einnehmen, eine besondere Verantwortung, was die Sorgfalt bei der Abgabe von Medikamenten angeht. Gerade bei stark wirksamen Präparaten wie Paxlovid ist eine exakte Einhaltung der Regularien unabdingbar, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten und das Vertrauen in die Apotheken als verlässliche Partner der Gesundheitsversorgung zu stärken.

Gleichzeitig lässt sich der Fall als Weckruf für eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Behörden und Apotheken interpretieren. In einer Krisenzeit, in der schnelle Entscheidungen und flexible Strukturen erforderlich sind, benötigen die Akteure im Gesundheitswesen klare und leicht verständliche Richtlinien. Eine transparentere Informationspolitik könnte helfen, Missverständnisse und Fehltritte wie im vorliegenden Fall zu vermeiden und eine rechtssichere Basis für Apotheken zu schaffen, auf der sie schnell und verantwortungsbewusst handeln können. Letztlich liegt es am Gericht, zu entscheiden, ob der Angeklagte tatsächlich unwissentlich handelte oder ob hier der Versuch unternommen wurde, Vorschriften gezielt zu umgehen. Der Fall sollte jedoch auch über die Einzelentscheidung hinaus als Anlass dienen, die Rolle von Apotheken als systemrelevante Akteure im Gesundheitswesen zu stärken und ihnen in Krisenzeiten die nötige Unterstützung und rechtliche Klarheit zu bieten.

 

Die elektronische Patientenakte: Chancen und Risiken für das deutsche Gesundheitssystem

Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland wird als wichtiger Schritt zur Modernisierung des Gesundheitssystems gefeiert. Die Idee, alle relevanten medizinischen Informationen eines Patienten zentral zu speichern und behandelnden Ärzten, Apothekern und Pflegekräften auf Abruf zur Verfügung zu stellen, verspricht zahlreiche Vorteile: Behandlungen könnten besser abgestimmt, Medikationsfehler vermieden und der gesamte Behandlungsprozess effizienter gestaltet werden. Doch die zentralisierte Datenspeicherung birgt auch erhebliche Risiken, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz und die potenzielle kommerzielle Verwertung der Daten durch Dritte.

Kritiker der ePA warnen davor, dass die gebündelten Gesundheitsdaten eine attraktive Zielscheibe für Cyberangriffe darstellen. Während bislang jede medizinische Einrichtung – sei es die Arztpraxis, das Krankenhaus oder die Apotheke – eigenständig über die Daten der Patienten verfügt, würde die ePA all diese Informationen an einem einzigen digitalen Ort sammeln. Ein solcher „Datenschatz“ weckt nicht nur Begehrlichkeiten bei Angreifern, sondern auch bei kommerziellen Akteuren, die ein wirtschaftliches Interesse an den Gesundheitsdaten haben. In der Vergangenheit wurden bereits Vorfälle bekannt, bei denen Krankenkassen die Adressdaten ihrer Versicherten an Versandapotheken im Ausland weitergegeben haben. Solche Praktiken werfen die beunruhigende Frage auf, ob und inwieweit künftig auch detailliertere medizinische Informationen für kommerzielle Zwecke genutzt werden könnten.

Für Apotheken bedeutet die ePA neue Herausforderungen und Verpflichtungen im Bereich des Datenschutzes. In der Praxis wird es entscheidend sein, dass Apothekenmitarbeiter den sicheren Umgang mit sensiblen Daten erlernen und technische Vorkehrungen getroffen werden, um den Schutz dieser Informationen zu gewährleisten. Zudem stehen Apothekenbetreiber vor der Aufgabe, die Verantwortung für die Datenintegrität und -sicherheit zu übernehmen. Ein Datenschutzverstoß könnte nicht nur das Vertrauen der Patienten beeinträchtigen, sondern auch gravierende finanzielle und rechtliche Folgen nach sich ziehen.

Daher wird für Apothekenbetreiber eine umfassende Cyber-Versicherung immer wichtiger. Diese kann helfen, finanzielle Schäden zu kompensieren, die durch Cyberangriffe oder Datenverlust entstehen. Im besten Fall deckt sie auch Haftungsrisiken ab, die sich aus Datenschutzverletzungen ergeben, und unterstützt bei der Wiederherstellung der betroffenen Systeme. Cyber-Versicherungen bieten nicht nur eine finanzielle Absicherung, sondern stärken auch das Vertrauen der Patienten in die Datensicherheit ihrer Apotheke. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitswesens und der erhöhten Anforderungen an die IT-Sicherheit ist eine Cyber-Versicherung für Apotheken kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte zeigt beispielhaft, wie dicht Fortschritt und Risiko beieinander liegen. Auf der einen Seite ermöglicht die ePA eine verbesserte Gesundheitsversorgung durch optimierte Informationsverfügbarkeit und schnellere Abläufe. Auf der anderen Seite ist sie ein potenzielles Einfallstor für Datenschutzverstöße und Missbrauch. Dass Krankenkassen in der Vergangenheit bereits sensible Adressdaten an Versandapotheken weitergegeben haben, unterstreicht, wie dringlich es ist, klare Regeln und Mechanismen für den Schutz der ePA-Daten zu schaffen.

Für Apotheken ist es entscheidend, dass Datenschutz nicht nur als technisches, sondern auch als ethisches Anliegen verstanden wird. Apothekenbetreiber müssen sich bewusst sein, dass ein Datenverlust nicht nur rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen kann, sondern auch das Vertrauen der Kunden nachhaltig beschädigt. Die Investition in eine Cyber-Versicherung ist daher ein wichtiger Schritt, um Apotheken gegen die vielfältigen Risiken abzusichern, die die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit sich bringt. Letztlich wird es von den Verantwortlichen abhängen, ob die ePA zu einer Erfolgsgeschichte oder zu einem Albtraum des Datenschutzes wird. Die Weichen dafür sollten frühzeitig und mit Bedacht gestellt werden.

 

Mutiger Einsatz: Apothekenangestellter wehrt bewaffneten Überfall mit Schlagstock ab

In der Neuen Apotheke XXL in Düren kam es am Donnerstagabend zu einem beunruhigenden Vorfall: Ein bewaffneter Räuber bedrohte kurz vor Ladenschluss zwei Apothekenangestellte mit einem Schlagstock. Der Täter betrat das Geschäft gegen 18:55 Uhr, eine Zeit, zu der die Angestellten üblicherweise bereits den Tag abschließen und die Einnahmen sichern. Mit finsterer Entschlossenheit und einer aggressiven Körperhaltung ging der maskierte Mann auf die Mitarbeiter zu und verlangte lautstark nach Bargeld und Medikamenten.

Der Vorfall entwickelte sich innerhalb von Sekunden zu einer bedrohlichen Lage, doch einer der Angestellten bewahrte einen kühlen Kopf und reagierte blitzschnell. Er wich dem Schlag des Täters geschickt aus und konnte ihn in einer mutigen Abwehrbewegung zurückdrängen, was dem Täter die Flucht erschwerte. Seine Kollegin nutzte diesen Moment der Ablenkung, um umgehend die Polizei zu alarmieren. Auch wenn der Angreifer letztlich entkommen konnte, blieb das Personal glücklicherweise unverletzt. Die Polizei traf wenige Minuten später ein und begann sofort mit der Spurensicherung und Zeugenbefragung. Es wurde eine großangelegte Fahndung nach dem flüchtigen Täter eingeleitet, der laut ersten Aussagen etwa 1,80 Meter groß, schlank und dunkel gekleidet gewesen sein soll.

Der Überfall hat in Düren und besonders unter den Apothekenmitarbeitern der Umgebung für Verunsicherung gesorgt. Viele fragen sich, ob ihre Arbeitsplätze noch sicher sind. Die gestiegene Anzahl an Angriffen auf Apotheken in jüngster Zeit – sei es aus wirtschaftlicher Not oder durch die steigende Nachfrage nach verschreibungspflichtigen Medikamenten auf dem Schwarzmarkt – lässt zunehmend Sorgen laut werden. Der Vorsitzende des Apothekerverbands NRW, Dr. Karl-Heinz P., äußerte sich besorgt: „Apotheken bieten eine lebenswichtige Dienstleistung und dürfen nicht zur Zielscheibe für Kriminelle werden. Wir fordern dringend die Unterstützung der Politik und Behörden, um für die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu sorgen.“

In Reaktion auf den Vorfall will die Neue Apotheke XXL zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen einführen, wie etwa verstärkte Videoüberwachung und Alarmsysteme. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen außerdem Schulungen zur Deeskalation und zum Verhalten in Bedrohungssituationen erhalten. Der Vorfall zeigt jedoch, dass Apotheken allein mit solchen Maßnahmen an ihre Grenzen stoßen. Viele in der Branche fordern nun ein gesamtgesellschaftliches Sicherheitskonzept, um gewalttätige Übergriffe auf öffentlich zugängliche Einrichtungen nachhaltig zu reduzieren.

Der Angriff in der Neuen Apotheke XXL in Düren verdeutlicht auf alarmierende Weise, wie riskant der Beruf in der Offizin inzwischen geworden ist. Apotheken – Orte der Versorgung und Gesundheit – geraten zunehmend ins Visier von Kriminellen, die offenbar keine Hemmungen mehr haben, Gewalt einzusetzen. Dass ein mutiger Mitarbeiter den Schlagstockangriff abwehren konnte, ist beeindruckend und verdient Anerkennung. Doch dieser Zwischenfall stellt auch die Frage, wie sicher Apotheken heute noch sind und wie viel Bedrohungssituationen das Personal noch aushalten soll.

Die Branche sieht sich seit Jahren einem stetig steigenden Druck ausgesetzt. Die Herausforderungen durch wachsende Bürokratie, wirtschaftliche Unsicherheiten und nun auch ein wachsendes Sicherheitsrisiko bringen viele Apotheken an ihre Belastungsgrenze. Apothekenbetreiber stehen in der Pflicht, ihre Mitarbeiter zu schützen – dies reicht jedoch nicht aus, wenn kriminelle Übergriffe weiter zunehmen. Ein umfassendes Sicherheitskonzept ist notwendig, um eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Die Installation von Sicherheitskameras und Alarmanlagen oder das Anbringen von Schutzschildern am Empfang sind sinnvolle Maßnahmen, die jedoch im Ernstfall nur begrenzt helfen.

Hier ist auch die Politik gefragt. Es ist inakzeptabel, dass Apothekenmitarbeiter zunehmend das Gefühl haben, sich selbst verteidigen zu müssen, wenn die Arbeit zur potenziellen Gefahrenquelle wird. Gesetzliche Maßnahmen und finanzielle Unterstützung für Sicherheitsausstattungen in Apotheken wären wichtige erste Schritte, um das Personal besser zu schützen. Der Staat muss hier Verantwortung übernehmen und erkennen, dass Apotheken eine öffentliche Aufgabe erfüllen, die nicht durch Bedrohungen gefährdet werden darf.

Zudem könnte eine stärkere Polizeipräsenz in besonders betroffenen Stadtteilen Abschreckung bieten. Ein gezieltes Sicherheitskonzept, das Apotheken unterstützt und die Behörden in die Pflicht nimmt, wäre ein dringend notwendiges Signal an die gesamte Branche. Nur so kann man verhindern, dass die Sicherheit in Apotheken zu einem Zufallsfaktor wird und das Personal weiterhin hohen Risiken ausgesetzt bleibt.

Der Vorfall in Düren sollte als Mahnung dienen, die Herausforderungen der Apothekenbranche umfassender wahrzunehmen und entschlossen anzugehen.

 

Digitalagentur-Pläne des BMG: ABDA warnt vor Eigenkontrolle und fordert klare Regeln

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) plant, die bisherige Gematik in eine Digitalagentur umzuwandeln, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen zentral zu steuern. Doch dieser Vorstoß sorgt für deutliche Kritik. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – sieht in der derzeitigen Gesetzesvorlage für das Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz (GDAG) erhebliche Probleme. Die Apothekervertretung bemängelt in ihrer Stellungnahme, dass das BMG in einer unzulässigen Weise die Kontrolle über die Digitalagentur übernehmen würde. In der Praxis würde das bedeuten, dass das BMG sich selbst beaufsichtigen würde, was nach Ansicht der ABDA mit den verfassungsrechtlichen Prinzipien der Gewaltenteilung schwer vereinbar sei.

Die ABDA fordert daher eine präzisere Definition der Aufgaben der Digitalagentur im Gesetz. Diese Aufgaben sollten klar aus § 311 des Sozialgesetzbuches V hervorgehen und nicht nachträglich vom BMG angepasst werden können. Die Apothekervereinigung betont, dass es dem Gesetzgeber obliegen sollte, den Aufgabenkatalog festzulegen, und nicht der Behörde, die selbst die Agentur beaufsichtigt. Die derzeitige Regelung laufe Gefahr, das verfassungsrechtliche Bestimmtheitsgebot zu verletzen, das Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei staatlichen Aufgaben verlangt. Zudem wird kritisiert, dass das BMG auch die gesellschaftsrechtliche Kontrolle über die Digitalagentur habe, wodurch die Unabhängigkeit der neuen Institution weiter eingeschränkt würde.

Ein weiterer Streitpunkt betrifft die Verschiebung der Frist zur Bereitstellung digitaler Identitäten für Gesundheitsdienstleister, wie Apotheken, auf 2028. Dies soll mit der europäischen eIDAS-Verordnung abgestimmt werden, um langfristige Kompatibilität zu gewährleisten. Die ABDA zeigt Verständnis für den Grund der Fristverlängerung, warnt jedoch, dass die Umsetzung technisch und organisatorisch hinterherhinke. Weder seien die Apothekenkammern der Länder bereit, digitale Identitäten bereitzustellen, noch seien geeignete technische Systeme verfügbar. Die ABDA fordert daher, die Frist anzupassen, um eine realistische Umsetzung sicherzustellen und die Akteure im Gesundheitswesen nicht in schwierige Situationen zu bringen.

Am Montag findet eine Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages statt, bei der der Entwurf diskutiert wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Bedenken der ABDA und anderer Akteure dazu führen, dass der Gesetzgeber den Entwurf überarbeitet und für mehr Klarheit sowie Unabhängigkeit sorgt.

Die Pläne des BMG, die Gematik in eine Digitalagentur umzuwandeln, werfen grundlegende Fragen zur Unabhängigkeit und Gewaltenteilung auf. Die Sorge der ABDA, dass sich das Ministerium letztlich selbst kontrollieren könnte, ist ein ernstzunehmendes Argument, das auf verfassungsrechtlich dünnem Eis stehen könnte. Die Bundesregierung betont stets, wie wichtig Transparenz und Verantwortlichkeit sind – doch der vorliegende Entwurf gefährdet genau diese Prinzipien.

Statt dem BMG so weitreichende Kompetenzen einzuräumen, sollte der Gesetzgeber sicherstellen, dass die Digitalagentur klar definierte Aufgaben hat und unabhängig agieren kann. Nur so lässt sich die Integrität der Digitalisierung im Gesundheitswesen gewährleisten. Wenn die Digitalagentur jedoch unter der Aufsicht und gesellschaftsrechtlichen Kontrolle des BMG agiert, bleibt unklar, ob sie tatsächlich objektiv handeln kann. Eine eindeutige Aufgabenbeschreibung und eine wirklich unabhängige Überwachung wären wichtige Schritte, um das Vertrauen der Akteure in die Digitalagentur zu stärken.

 

Selbstmedikation als Lösung? Experten fordern mehr Verantwortung für Apotheken in überlastetem Gesundheitssystem

Beim OTC-Gipfel in Nordrhein-Westfalen diskutierten führende Gesundheitsexperten und Branchenvertreter, wie Apotheken eine tragendere Rolle in der Gesundheitsversorgung übernehmen könnten. Insbesondere die Selbstmedikation und der Ausbau von Selfcare-Angeboten standen im Fokus des Kongresses, der vom Apothekerverband Nordrhein-Westfalen initiiert wurde. Die Teilnehmer betonten, dass Apotheken als erste Anlaufstelle zur Entlastung des überlasteten Gesundheitssystems beitragen könnten, indem sie Patienten ohne ärztliche Verschreibung umfassend beraten und ihre Gesundheitskompetenz fördern.

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, machte deutlich, dass Apotheken heute schon eine zentrale Rolle im Bereich der Selbsttherapie einnehmen. "Jedes zweite Medikament, das wir abgeben, ist ein rezeptfreies Arzneimittel. Wir leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsversorgung und Prävention," sagte Preis. Er warnte jedoch auch, dass politische Instabilität – wie das jüngste Scheitern der Ampel-Koalition – notwendige Reformen gefährden könnte. "Es droht eine Phase des Stillstands, die dringend benötigte gesetzliche Anpassungen auf Eis legen könnte." Maßnahmen wie die Erweiterung des Impfangebots in Apotheken oder das geplante „Gesunde-Herz-Gesetz“, das Apotheken bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine zentrale Rolle zugedacht hatte, seien gefährdet. Die Schließungswelle bei Apotheken verschärfe zudem die Problematik. Laut der ABDA mussten allein in den ersten neun Monaten des Jahres 384 Apotheken schließen – ein historischer Tiefstand.

Ein wichtiger Diskussionspunkt des Kongresses war die zunehmende Bedeutung der Apotheken in der Versorgung chronisch kranker Patienten. Professor Dr. Beate Müller, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Universitätsklinik Köln, skizzierte ein Konzept interprofessioneller Teampraxen, in denen Apotheker und Ärzte auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Sie führte aus, dass Apotheken durch gezielte Beratungen – beispielsweise zur Anpassung der Medikation in Hitzeperioden – einen bedeutenden Beitrag zur Prävention leisten könnten. So könnten Apotheker durch die Empfehlung von Trinkprotokollen oder zusätzlichen Blutdruckmessungen zur Vermeidung gesundheitlicher Krisen beitragen.

Michael Hennrich, Geschäftsführer Politik bei Pharma Deutschland, wies auf die Chancen hin, die OTC-Switches Apotheken bieten könnten, um ihre Rolle als Gesundheitsdienstleister zu stärken. Er verwies auf das britische Modell „Pharmacy First“, in dem Apotheken aktiv in die Erstversorgung eingebunden sind. "Durch dieses Modell hat das britische Gesundheitssystem erhebliche Kosten eingespart", sagte Hennrich. Auch Deutschland müsse ernsthaft darüber nachdenken, wie Apotheken in die primäre Gesundheitsversorgung eingebunden werden könnten, um Arztbesuche zu reduzieren und das System zu entlasten. In der Schweiz zahlen Patienten bereits für Beratungen in der Apotheke, ein Ansatz, der auch hierzulande diskutiert werden müsse.

Barbara Steffens, Leiterin der Landesvertretung NRW der Techniker Krankenkasse und ehemalige Gesundheitsministerin von NRW, warnte jedoch vor den Herausforderungen, die eine solche Reform mit sich bringen würde. Sie betonte die Notwendigkeit, das Selbstverständnis der Bevölkerung zu ändern und die Konsumhaltung in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen kritisch zu hinterfragen. "Wir müssen Patienten gezielt leiten und ihre Eigenverantwortung stärken, damit ärztliche Kapazitäten geschont und sinnvoll eingesetzt werden können," sagte Steffens. Trotz bestehender Hürden seien sich die Teilnehmer des OTC-Gipfels einig, dass Apotheken künftig eine noch bedeutendere Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen könnten.

Der OTC-Gipfel in Nordrhein-Westfalen sendet ein klares Signal: Apotheken wollen und können mehr Verantwortung übernehmen, doch die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, die ihnen das ermöglichen. Die Möglichkeit zur Beratung in Fragen der Selbstmedikation könnte Apotheken nachhaltig stärken und die Ärztelandschaft entlasten. In einem Gesundheitssystem, das unter personeller und finanzieller Belastung ächzt, ist es nur vernünftig, Apotheken gezielt einzusetzen, um Engpässe zu entschärfen.

Allerdings bleibt fraglich, ob die politischen Akteure den nötigen Weitblick und den Mut zu schnellen Entscheidungen besitzen. Die jüngste politische Instabilität gefährdet essenzielle Reformen. Schon heute leiden Apotheken unter steigenden Kosten und Personalmangel, während bürokratische Hürden sie behindern. Auch der Bevölkerung muss verdeutlicht werden, dass Gesundheit eine gemeinsame Verantwortung ist und der Gang zur Apotheke in vielen Fällen eine gleichwertige Alternative zum Arztbesuch sein kann.

Die Apotheken stehen bereit, mehr zu leisten – die Unterstützung durch die Politik und die Akzeptanz in der Bevölkerung sind nun gefragter denn je.

 

Langfristiger Lieferengpass bei Pegasys zwingt zu alternativen Therapieansätzen

Pharma& meldet für das antivirale Medikament Pegasys (Peginterferon alfa-2a) Lieferengpässe, die voraussichtlich bis in die zweite Jahreshälfte 2025 anhalten könnten. Der Engpass betrifft die Injektionslösungen mit Dosierungen von 90, 135 und 180 Mikrogramm, die als Fertigspritzen auf dem Markt sind. Pegasys wird zur Behandlung chronischer Hepatitis B und C bei Erwachsenen und Kindern sowie für Polycythaemia Vera und essentielle Thrombozythämie bei Erwachsenen eingesetzt. Aufgrund der steigenden globalen Nachfrage ist das Präparat aktuell jedoch nur begrenzt verfügbar.

Pharma& geht davon aus, dass sich die Versorgungssituation frühestens zum 30. Juni 2025 entspannen wird. Bis dahin wird empfohlen, keine neuen Patienten auf Pegasys einzustellen und die verbleibenden Bestände für bereits laufende Therapien zu nutzen. Ärzte und Apotheker sollen, wenn nötig, auf alternative Therapieoptionen ausweichen, um den Versorgungsbedarf zu decken.

In der Zwischenzeit häufen sich Hinweise auf Rezeptfälschungen bei Pegasys. Laut der AOK liegt die Fälschungsrate bei Papierrezepten für dieses Medikament bei erschreckenden 96 Prozent. Angesichts dieses hohen Risikos sind Apotheken verstärkt dazu angehalten, die Echtheit von Rezepten sorgfältig zu überprüfen. Auch die Polizei und das Gesundheitswesen setzen verstärkt auf Präventionsmaßnahmen, um Missbrauch und Betrug einzudämmen.

Die langanhaltenden Lieferengpässe bei Pegasys stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen und zwingen Ärzte und Patienten, alternative Therapien in Betracht zu ziehen. Wie sich die Situation langfristig auf die Versorgungssicherheit auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Der anhaltende Lieferengpass bei Pegasys verdeutlicht die Fragilität globaler Lieferketten für lebenswichtige Medikamente. Die Abhängigkeit von wenigen Herstellern und der weltweit steigende Bedarf führen dazu, dass Patienten auf alternative Behandlungsmethoden umsteigen müssen – oft mit ungewissem Ausgang. Die stark angestiegene Nachfrage sollte den Herstellern als dringendes Signal dienen, ihre Produktionskapazitäten nachhaltig anzupassen.

Die hohe Quote an Rezeptfälschungen verschärft das Problem weiter und zeigt, wie kriminelle Aktivitäten zusätzlich zur Versorgungskrise beitragen. Eine stärkere Überwachung und klarere Richtlinien zur Echtheitsprüfung von Rezepten sind dringend notwendig, um die Patientenversorgung sicherzustellen. Pharma& steht in der Verantwortung, schnell und entschlossen Lösungen für die Engpässe zu finden, um die Versorgungssicherheit für chronisch kranke Patienten langfristig zu gewährleisten.

 

Sicherheit von ADHS-Medikamenten in der Schwangerschaft: Studie liefert neue Erkenntnisse

Eine aktuelle Metaanalyse italienischer Wissenschaftler hat die Sicherheit der Einnahme von ADHS-Medikamenten wie Methylphenidat und Atomoxetin während der Schwangerschaft untersucht. Veröffentlicht im renommierten JAMA Network Open, handelt es sich um die erste umfassende Analyse, die die möglichen Auswirkungen dieser Therapie auf ungeborene Kinder systematisch prüft und dabei die medikamentöse Behandlung mit unbehandelten ADHS-Betroffenen sowie mit der Allgemeinbevölkerung vergleicht.

ADHS ist eine weit verbreitete neurologische Störung, die laut Studien weltweit etwa 3 bis 7 Prozent der Kinder und Jugendlichen betrifft. Bei Erwachsenen bleibt die Diagnose in zwei Drittel der Fälle bestehen. Zu den gängigen Therapieformen gehören das Amphetamin-Derivat Methylphenidat sowie der Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin. Im Jahr 2022 wurden allein in Deutschland Millionen Tagesdosen dieser Medikamente verordnet. Während bisher keine klaren Richtlinien zur Einnahme von Methylphenidat und Atomoxetin in der Schwangerschaft vorliegen, stufte die amerikanische FDA ADHS-Medikamente in die „Schwangerschaftskategorie C“ ein, was auf ein begrenztes Wissen über mögliche Risiken für den Fötus hindeutet.

Die italienischen Forscher werteten insgesamt zehn Studien aus verschiedenen Ländern aus und analysierten Daten von rund 16,5 Millionen Schwangerschaften, darunter 30.830 ADHS-Betroffene. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einnahme von Methylphenidat und Atomoxetin nicht mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten verbunden ist. Ebenso war das Risiko angeborener Anomalien bei den Nachkommen von medikamentös behandelten Müttern nur geringfügig höher, jedoch ohne statistische Signifikanz. Auch im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung konnte kein nennenswerter Unterschied in der Fehlgeburtenrate festgestellt werden.

Ein auffälliges Detail der Studie: Selbst bei Frauen mit ADHS, die während der Schwangerschaft keine Medikamente einnahmen, lag das Risiko für angeborene Anomalien nur leicht über dem Durchschnitt. Dies lässt vermuten, dass genetische Faktoren bei ADHS eine Rolle spielen könnten, allerdings ohne nennenswerte Auswirkungen auf das Fehlbildungsrisiko.

Die Forscher weisen darauf hin, dass die Ergebnisse zwar auf eine sichere Einnahme von Methylphenidat und Atomoxetin während der Schwangerschaft hindeuten, allerdings weitere Studien erforderlich sind, um genauere Empfehlungen geben zu können. Sie betonen zudem die Notwendigkeit, die Lebensqualität und psychische Stabilität betroffener Frauen während der Schwangerschaft zu sichern, um Rückfälle und potenzielle Risiken zu vermeiden.

Die Ergebnisse dieser Studie könnten eine entscheidende Rolle für Frauen spielen, die trotz ADHS ihren Kinderwunsch verwirklichen möchten. Lange Zeit galten Medikamente wie Methylphenidat und Atomoxetin in der Schwangerschaft als problematisch und waren mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die neue Metaanalyse könnte nun vielen Betroffenen ein Stück Sicherheit zurückgeben.

Dennoch bleibt die Frage nach der individuellen Abwägung zwischen therapeutischem Nutzen und potenziellen Risiken. Zwar sprechen die Studienergebnisse für eine gewisse Sicherheit der ADHS-Therapie während der Schwangerschaft, doch sollten werdende Mütter gemeinsam mit ihren Ärztinnen und Ärzten eine sorgfältige Entscheidung treffen. Auch zeigt die Analyse, wie wichtig es ist, den Schweregrad der ADHS-Symptome zu berücksichtigen, da nur durch eine angepasste Behandlung das Wohlbefinden der Frauen und ihrer ungeborenen Kinder gewährleistet werden kann.

Der Bedarf an weiteren Studien ist offenkundig. Gerade in einem Bereich, der so stark von Unsicherheiten geprägt ist, können umfassende Daten und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für Schwangere mit ADHS von entscheidender Bedeutung sein. Ein allzu optimistisches Fazit verbietet sich daher, aber die Metaanalyse bietet eine wertvolle Grundlage, auf der zukünftige Untersuchungen aufbauen können.

 

Transparente Kapseln erleichtern Therapie für Lungenerkrankungen

Eine aktuelle Querschnittsstudie aus Spanien hat gezeigt, dass transparente Kapseln bei der Verwendung von Einzeldosis-Pulverinhalatoren klare Vorteile gegenüber undurchsichtigen Kapseln bieten. Die Studie, durchgeführt zwischen Oktober 2020 und Oktober 2022, umfasste 91 Patienten mit chronischen, nicht-reversiblen Lungenerkrankungen und wurde an einem Universitätskrankenhaus in Spanien durchgeführt. Ziel der Studie war es, den Effekt unterschiedlicher Kapseltypen auf die Entleerung des Pulvers zu messen und mögliche Auswirkungen auf die Therapieeffektivität zu prüfen.

Für die Analyse wurden das Kapselgewicht vor und nach der Inhalation ermittelt, um festzustellen, welcher Anteil des Medikaments tatsächlich inhaliert wurde. Während 63 Teilnehmer transparente Kapseln nutzten, griff der restliche Teil der Patienten zu undurchsichtigen Kapseln. Die Messungen ergaben, dass bei den transparenten Kapseln eine signifikante Abnahme des Kapselgewichts festgestellt wurde. Die durchschnittliche Entleerung betrug 30,1 %, wohingegen bei den undurchsichtigen Kapseln nur 8,6 % der Pulvermengen entnommen wurden. Dieser Unterschied war statistisch hochsignifikant (p < 0,001) und unabhängig vom Schweregrad der Lungenerkrankung der Patienten.

Darüber hinaus zeigte der Vergleich zwischen zwei Inhalatoren – dem Zonda und dem Breezhaler, beide mit transparenten Kapseln – dass auch zwischen diesen Geräten Unterschiede in der Pulverentleerung bestehen. Der Breezhaler erreichte eine durchschnittliche Kapselentleerung von 32,3 %, während der Zonda-Inhalator bei 24,1 % lag (p < 0,001). Die Forscher schließen daraus, dass transparente Kapseln nicht nur eine effektivere Entleerung ermöglichen, sondern den Patienten durch die Sichtbarkeit des verbliebenen Pulvers eine visuelle Kontrolle bieten. Patienten können so bei Bedarf die Inhalation wiederholen und sicherstellen, dass die gesamte Medikamentenmenge aufgenommen wurde.

Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, erkennen die Studienautoren einige Einschränkungen an. Die Teilnehmerzahl war gering, und die fehlende Verblindung könnte die Resultate beeinflusst haben. Zukünftige Studien sollen klären, ob die bessere Entleerung der transparenten Kapseln tatsächlich eine höhere Wirksamkeit und positive klinische Effekte für die Patienten nach sich zieht.

Die Ergebnisse dieser spanischen Studie werfen ein interessantes Licht auf die vermeintlich simple Frage der Kapselwahl bei Inhalationssystemen für chronische Lungenerkrankungen. Dass transparente Kapseln eine signifikant höhere Entleerungsrate aufweisen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass auch kleine Details in der medizinischen Anwendung die Wirksamkeit einer Therapie beeinflussen können. Die Transparenz bietet dem Patienten Kontrolle und Sicherheit – zwei wichtige Faktoren, die gerade bei schwerwiegenden Erkrankungen, die regelmäßige und korrekte Medikamenteneinnahme erfordern, eine große Rolle spielen.

Zweifellos wird es weiterer Forschung bedürfen, um die klinische Relevanz dieser Resultate zu untermauern. Doch die derzeitigen Erkenntnisse verdeutlichen schon jetzt, wie wichtig es ist, jeden Teil eines Medikationssystems zu optimieren. Gerade für chronische Patienten kann das Wissen, dass sie die vollständige Dosis ihres Medikaments inhalieren, beruhigend wirken und das Vertrauen in die eigene Behandlung stärken. Die Optimierung der Kapseln mag ein kleiner Schritt sein, doch die Bedeutung für das Wohl der Patienten darf nicht unterschätzt werden.

 

Proteine für Frauen ab 40: Warum Eiweiß jetzt entscheidend wird

Ab dem 40. Lebensjahr verändert sich der Körper von Frauen auf vielfältige Weise. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Proteinaufnahme, denn mit dem Eintritt in die sogenannte Perimenopause – die Phase vor den Wechseljahren – beginnt der Körper, Proteine weniger effektiv zu verwerten. Die Auswirkungen sind weitreichend: Sinkende Muskelmasse, ein erhöhtes Risiko für Stürze und Knochenbrüche sowie eine veränderte Fettverteilung sind nur einige der Herausforderungen, die Frauen in dieser Lebensphase bewältigen müssen.

Proteine sind als Bausteine des Körpers für Frauen ab 40 essenzieller denn je. Sie helfen nicht nur beim Erhalt der Muskulatur, sondern sorgen auch für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl, was eine ungewollte Gewichtszunahme verhindern kann. Die neun essenziellen Aminosäuren, die über die Ernährung aufgenommen werden müssen, liefern die Bausteine für wichtige Zell- und Muskelprozesse. Neben Aminosäuren wie Leucin, Lysin und Methionin spielt auch die richtige Kombination der Nährstoffe eine Rolle, um den veränderten Bedürfnissen des Körpers gerecht zu werden.

Neue Studien des Charles Perkins Centre der Universität Sydney zeigen, dass der Energiebedarf von Frauen in der Menopause sinkt, was eine Anpassung der Nahrungszusammensetzung erfordert. Laut dem Ernährungswissenschaftler David Raubenheimer könnte eine leichte Reduzierung von Fetten und Kohlenhydraten zugunsten einer höheren Proteinzufuhr positive Effekte auf den Körper in dieser Übergangsphase haben. Besonders die gesteigerte Eiweißaufnahme – 1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht statt der empfohlenen 0,8 Gramm für Erwachsene – kann dazu beitragen, Muskelmasse zu erhalten und den Hormonhaushalt zu unterstützen.

Frauen in den Wechseljahren stehen damit vor der Aufgabe, die Proteinzufuhr gezielt zu steigern. Dies lässt sich durch proteinreiche Lebensmittel wie Fisch, mageres Fleisch, Hülsenfrüchte und Milchprodukte erreichen. Auch pflanzliche Proteinquellen wie Quinoa, Nüsse und Samen bieten eine wertvolle Ergänzung, um den täglichen Bedarf zu decken und eine abwechslungsreiche Ernährung sicherzustellen.

Ein weiterer Vorteil von Proteinen liegt in ihrer sättigenden Wirkung. Frauen, die ausreichend Eiweiß zu sich nehmen, empfinden seltener Heißhungerattacken, was die Gewichtskontrolle erleichtert und damit gesundheitlichen Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenwirken kann. Die steigende Bedeutung von Proteinen in der Ernährung rückt damit in den Fokus für Frauen ab 40, die gesund und vital in die nächsten Lebensjahre gehen möchten.

Proteine sind mehr als nur Muskelmacher – sie sind für Frauen ab 40 eine notwendige Investition in die eigene Gesundheit. Mit der Perimenopause kommen Herausforderungen, die nicht nur den Hormonhaushalt betreffen, sondern auch den gesamten Stoffwechsel beeinflussen. Es reicht längst nicht mehr, allein auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Frauen müssen aktiv gegen den Muskelabbau angehen, und Protein ist hierbei der Schlüsselfaktor.

Die Bedeutung einer höheren Proteinzufuhr für Frauen in den Wechseljahren wird in der Forschung zunehmend betont, und doch bleibt das Thema im Alltag vieler oft unbeachtet. Proteinreiche Lebensmittel sollten stärker in den Fokus gerückt werden, um eine gesunde Grundlage für den Erhalt der Muskelmasse und die allgemeine Vitalität zu schaffen.

 

Effektive Migräneprophylaxe ohne Medikamente: Bewegung und Entspannung als Schlüssel

Migräne, die schmerzhafte neurologische Erkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft, lässt sich nicht nur mit Medikamenten, sondern auch durch gezielte Veränderungen im Alltag lindern. Dieser Ansatz steht im Fokus von Professor Dr. Hans Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Diener betont die Wirksamkeit regelmäßiger Bewegung und Entspannungsverfahren, um die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu verringern. Angesichts der Tatsache, dass rund zehn Prozent der Bevölkerung von Migräne betroffen sind, könnte die Förderung dieser Methoden breitenwirksam sein.

Bewegung gilt hierbei als eine der effektivsten Strategien. „Dreimal 30 Minuten körperliche Aktivität pro Woche – sei es Joggen, Radfahren, Schwimmen oder zügiges Gehen – kann das Risiko für Migräneattacken erheblich senken“, erklärt Diener. Wissenschaftler vermuten, dass Bewegung entzündungshemmende Prozesse unterstützt und sich positiv auf das endogene Opioid- und Cannabinoidsystem auswirkt. Auch der psychologische Aspekt ist nicht zu unterschätzen: Bewegung vermittelt ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und fördert so das Wohlbefinden, was sich wiederum positiv auf die Migräneanfälligkeit auswirken kann.

Erschwerend kommt hinzu, dass die steigende Bildschirmzeit bei Kindern und Jugendlichen mit der zunehmenden Migräneprävalenz korreliert. Kanadische Studien zeigen, dass die Zeit vor dem Bildschirm einen direkten Einfluss auf die Häufigkeit von Migräneattacken haben kann. Umso wichtiger sei es daher, Bewegung in den Alltag zu integrieren.

Ein weiterer Baustein der Prophylaxe sind Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder Tai-Chi. Diese Methoden, so Diener, helfen dabei, Stress abzubauen und die zentrale Reizverarbeitung zu stabilisieren. Dabei kommt es weniger auf die spezifische Methode an, als auf deren regelmäßige Anwendung – idealerweise jeden zweiten Tag.

Neben Bewegung und Entspannung ist auch eine sorgfältige Stressbewältigung wichtig. Diener empfiehlt, zu Beginn der Woche mögliche Stressquellen zu identifizieren und Zeit für Pausen einzuplanen. Denn eine überfüllte Tagesstruktur kann Migräneanfälle fördern. Auch ausreichender Schlaf spielt eine bedeutende Rolle, da Schlafmangel oft Migräneanfälle auslösen kann.

Komplexer gestaltet sich hingegen die Gewichtsreduktion, die vor allem bei adipösen Menschen zur Verringerung der Migränehäufigkeit beitragen kann. Bewegung, speziell gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen, sind in diesem Fall besonders geeignet. Neue Studien weisen zudem darauf hin, dass GLP1-Rezeptoragonisten, die häufig bei Übergewicht und Diabetes eingesetzt werden, auch positive Effekte auf Migräne haben könnten.

Kritisch äußert sich Diener jedoch über das Konzept der sogenannten Migränetrigger. In der Forschung zeigt sich, dass viele vermeintliche Trigger – mit Ausnahme von Alkohol, Koffein und hormonellen Schwankungen – keine Auslöser, sondern erste Anzeichen einer Migräneattacke sind. So berichten viele Patienten, dass etwa Nackenschmerzen oder Heißhunger oft Stunden vor einer Attacke auftreten.

Neben diesen etablierten Methoden gewinnen auch Techniken wie Akupunktur, Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) und Remote Electrical Neuromodulation (REN) an Interesse. Diener merkt jedoch an, dass die Wirksamkeit dieser Methoden wissenschaftlich nur teilweise belegt ist und sie zudem oft kostspielig sind.

Schließlich bieten auch digitale Migräne-Apps eine potenzielle Unterstützung. Diese dokumentieren das Auftreten von Attacken und helfen, die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen zu bewerten. Trotz des Nutzens, der in einer objektiven Verlaufsdokumentation liegt, gibt es auch kritische Stimmen: Das tägliche Monitoring könne die Selbstwahrnehmung verschärfen und eventuell zu einem stärkeren Fokus auf die Krankheit führen.

Diener warnt zudem vor fragwürdigen, im Internet kursierenden Methoden wie Bioresonanztherapie oder speziellen Diäten. Lediglich Magnesium, Vitamin D und Coenzym Q10 zeigten in Kombination eine leichte Senkung der Schmerzintensität, jedoch keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Migräne.

Zusammenfassend zeigt sich, dass eine erfolgreiche Migräneprophylaxe ohne Medikamente meist eine Umstellung des gesamten Lebensstils verlangt. Mehr Bewegung, weniger Stress, bessere Schlafgewohnheiten und eine gesunde Lebensweise erweisen sich als zentrale Elemente. Nur durch eine konsequente Kombination dieser Maßnahmen lässt sich die Lebensqualität von Betroffenen nachhaltig verbessern.

Die Erkenntnisse von Professor Dr. Diener werfen ein wichtiges Licht auf die Frage, wie Migräne ohne Medikamente gelindert werden kann. Die Botschaft ist dabei klar und zugleich anspruchsvoll: Nachhaltige Prophylaxe verlangt von den Betroffenen eine erhebliche Eigeninitiative und Geduld. Die Idee, dass man durch regelmäßige Bewegung, Entspannung und gesunden Schlaf Migräne vorbeugen kann, ist simpel und doch herausfordernd in der Umsetzung. Hier gilt es, Eigenverantwortung und Unterstützung durch das Umfeld zu kombinieren, um die gewünschten Effekte zu erzielen.

Besonders beeindruckend ist der Perspektivenwechsel weg von den vermeintlichen „Triggern“ hin zur ganzheitlichen Betrachtung des Migräneverlaufs. Dies erfordert ein Umdenken bei vielen Betroffenen, die bislang etwaige Auslöser rigoros vermeiden wollten. Die Entmystifizierung vermeintlicher Trigger könnte für viele Patienten zu einer neuen Gelassenheit im Umgang mit der Krankheit führen. Ein weiterer Fortschritt in der Prophylaxe ist die Integration digitaler Helfer, die, wenn sie sinnvoll genutzt werden, wertvolle Einblicke in das persönliche Migränemuster liefern können.

Die Empfehlung bleibt jedoch klar: Migräne verlangt ein durchdachtes, ganzheitliches Konzept zur Vorbeugung, das den Fokus auf eine gesunde Lebensführung legt.

 

Wechseljahre im Fokus: Auf dem Weg aus der Tabuzone in die Arbeitswelt

Die Wechseljahre betreffen in Deutschland rund neun Millionen Frauen – zwei Drittel von ihnen leiden an teils erheblichen Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfung, Hitzewallungen und depressiven Verstimmungen. Dennoch bleibt das Thema sowohl im Arbeitsumfeld als auch in der Gesellschaft oft ein Tabu. Ein Parlamentarisches Frühstück in Berlin brachte heute Vertreterinnen aus Gesundheitswesen, Unternehmen und Politik zusammen, um das Schweigen zu brechen und Maßnahmen zu entwickeln, wie Frauen in dieser Lebensphase besser unterstützt werden können.

Die Veranstaltung, organisiert vom Netzwerk Healthcare Frauen und der Agentur Vita Health Media, bot eine Plattform für Diskussionen und konkrete Forderungen. Zahlreiche eingeladene Bundestagsabgeordnete hatten jedoch aufgrund der aktuellen politischen Unruhen im Anschluss an den Bruch der Ampelkoalition ihre Teilnahme abgesagt. Trotzdem nutzten die Anwesenden die Gelegenheit, um gemeinsame Anliegen und Empfehlungen zu formulieren. Cornelia Wanke, Vorständin der Healthcare Frauen, erklärte, dass das Netzwerk eine feste Verankerung des Themas in den Programmen aller demokratischen Parteien sowie im künftigen Koalitionsvertrag anstrebe.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) zeigte alarmierende Ergebnisse: Zehn Prozent der befragten Frauen erwägen aufgrund von Wechseljahresbeschwerden eine frühere Rente, während fast ein Viertel ihre Arbeitsstunden reduziert oder den Arbeitsplatz gewechselt hat. Andrea Rumler, Professorin an der HWR Berlin und Leiterin des Projekts MenoSupport, kritisierte den Mangel an betrieblichen Präventionsangeboten und betonte die Notwendigkeit, das Thema Wechseljahre im Arbeitskontext zu enttabuisieren.

Auch andere Sprecherinnen bekräftigten den Bedarf an mehr Präventionsmaßnahmen. Die Ökotrophologin Susanne Liedtke wies auf das Risiko für Erkrankungen wie Osteoporose hin, die durch eine angepasste Ernährung und Gesundheitsvorsorge abgemildert werden könnten. Andrea Galle, Vorständin der Krankenkasse mkk, erklärte, dass Fehlinterpretationen der Symptome durch das Gesundheitssystem zu häufigen Fehlbehandlungen und zusätzlichen Kosten führten. Auch in der Medizin werde das Thema, so Galle, „stiefmütterlich behandelt“.

Diana Helfrich, Apothekerin und Journalistin, betonte die Dringlichkeit einer höheren finanziellen Unterstützung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Sie kritisierte, dass pro Versichertem lediglich 3,15 Euro jährlich für betriebliche Gesundheitsförderung bereitgestellt würden, was bei Weitem nicht ausreiche. Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Klinikum Berlin, sprach sich zudem für eine intensivere Forschung zur Frauenheilkunde aus. „Die Menopause sollte als Phase der Stärke begriffen werden“, erklärte Mangler und plädierte für eine feministischere Frauenmedizin.

Unterstützung erhielt das Anliegen auch von Vertreterinnen aus der Wirtschaft. Ute Brambrink, Pressesprecherin von Vodafone, warb für einen offeneren Umgang mit den Wechseljahren im Unternehmen und empfahl, männliche Kollegen und Vorgesetzte stärker für das Thema zu sensibilisieren. Auch Sevilay Huesman-Koecke von KPMG sprach sich für Flexibilitätsmaßnahmen aus, etwa durch die Möglichkeit für Frauen, sich bei Beschwerden kurzfristig zurückziehen zu können.

Das Parlamentarische Frühstück in Berlin zeigt, wie dringend notwendig eine offene Auseinandersetzung mit den Wechseljahren ist – sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Gesellschaft. Die Healthcare Frauen streben an, durch politische Unterstützung, umfassende Präventionsprogramme und gesellschaftliche Aufklärung das Thema aus der Tabuzone zu holen und den Blick auf die Stärken und Potenziale der Frauen in dieser Lebensphase zu lenken.

Der Umgang mit den Wechseljahren im beruflichen Umfeld ist ein Thema, das längst überfällig ist. In Deutschland erleben Millionen Frauen diese Phase – und viele von ihnen schweigen über ihre Beschwerden, aus Angst, als weniger belastbar zu gelten. Doch warum sollte eine natürliche Phase des Lebens als Makel gelten? Die Zeit ist reif, Wechseljahre als Teil der weiblichen Gesundheit anzuerkennen und nicht als Schwäche, sondern als Stärke zu betrachten. Unternehmen, Politik und Gesundheitswesen müssen die notwendigen Strukturen schaffen, um Frauen zu unterstützen und ihnen Raum für ihre Bedürfnisse zu geben. Präventionsmaßnahmen und Aufklärung sind zentrale Bausteine, die helfen können, das Wohlbefinden der betroffenen Frauen und damit auch deren Leistungskraft zu fördern. Es ist Zeit, ein Tabu zu brechen und mit Sensibilität, Rückhalt und Mut eine Veränderung herbeizuführen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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