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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
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In der neuen PTA-Ausbildung ersetzt der Küchentisch das Labor: Angehende PTAs experimentieren jetzt daheim mit Reagenzglas und Laptop, während die Dozentin per Video-Anleitung durch die Welt der Chemie führt. Proben kommen per Postbox, und das WLAN muss stabil bleiben – schließlich ist die Kamera Pflicht. Zwischen Espressomaschine und Erlenmeyerkolben wird das Eigenheim zum modernen Lehrsaal.
Der Wecker klingelt, acht Uhr morgens – die Küche wird zum Chemielabor. Willkommen zur neuen PTA-Ausbildung, der modernen Symbiose aus Heimwerker-Experiment und Naturwissenschaft! Ein Schulweg ist überflüssig, denn die Zukunft liegt direkt im heimischen Wohnzimmer – oder genauer gesagt, neben der Kaffeemaschine. Statt vor der Schultafel sitzt der angehende PTA-Nachwuchs nun in Jogginghose am Küchentisch, das Chemie-Set steht griffbereit, geliefert in der praktischen „Experimentier-Abo-Box.“ Wer braucht schon Reagenzien und Bunsenbrenner im Labor, wenn man sie auch bequem per Post ordern kann?
Der Gedanke dahinter: Alles, was sich in eine Box packen lässt, ist fürs häusliche „Labor“ geeignet. So wird das Chemiepraktikum zu einer Art molekularen Kochshow – allerdings ohne Gourmet-Touch. Heute auf dem Menü: Nachweise für Anionen! Ein Hauch von Schwefel und Chlorid liegt in der Luft, ein Vergnügen für jeden chemischen Feinschmecker. Statt Gewürzen aus aller Welt kommen Carbonat und Acetat in die Versuchsgläser, und wer geschickt ist, schafft es sogar, das Ganze noch vor dem Frühstück abzuschließen. Ein wahres Highlight für alle, die frühmorgens ohnehin schon gern eine Prise Säure in die Morgenroutine integrieren.
Da man mit Fachkräftemangel argumentiert, übernimmt nun eine einzige Dozentin die Ausbildung für 50 Schüler. Die Rettung kommt per Videostream: Ein kleiner Bildschirm, der mit Leidenschaft jede Titration und Schmelzpunktbestimmung zeigt, so präzise wie ein Rezeptvideo für die perfekte Béchamelsoße. Jeder Handgriff wird live übertragen – Kamera- und Mikrofonpflicht inklusive. Niemand kann also heimlich den Ton ausschalten, um einen Ausflug zum Kühlschrank zu machen. Nein, wer PTA werden will, bleibt gefesselt an den Bildschirm, selbst wenn das heimische WLAN beim dritten Schüler gleichzeitig den Dienst quittiert.
In dieser Hightech-Homeoffice-Ausbildung bleibt auch der theoretische Unterricht nicht verschont: Statt aufwändig gestalteter Materialien gibt es Links zu YouTube-Videos und den allseits beliebten Wikipedia-Artikeln. Warum kostspielige Bücher, wenn man die molekulare Welt auch im Schnelldurchlauf per Internet erleben kann? „Lernen leicht gemacht“ könnte das Motto sein, denn dank kostenloser Online-Tutorials kommt das Wissen auf Knopfdruck – und man spart sich sogar das Blättern. Ob das dann im Arbeitsalltag funktioniert, sei dahingestellt, aber die moderne Ausbildung kennt ja bekanntlich keine Grenzen.
Doch die Zukunft des PTA-Berufs wirft ihre eigenen Fragen auf. Die Lage der Apotheken ist besorgniserregend: Allein im letzten Quartal mussten rund 100 Apotheken schließen, und die Prognosen für das kommende Jahr klingen alles andere als rosig. Während der Nachwuchs also daheim eifrig Proben analysiert und die Dozentin sich ins virtuelle Zeug legt, fragt man sich: Wird es nach der Ausbildung überhaupt noch genügend Apotheken geben, um all diese talentierten Jung-PTAs auch tatsächlich in der Praxis willkommen zu heißen?
So bleibt die PTA-Ausbildung am Küchentisch ein beispielloses Abenteuer zwischen Kaffeeduft und Säuredämpfen, ein Lebensgefühl irgendwo zwischen häuslicher Gemütlichkeit und wissenschaftlichem Eifer. Ein Balanceakt zwischen moderner Technik und klassischer Chemie, mit einem Hauch von Improvisation. Und wer weiß – vielleicht bleibt am Ende sogar die Erkenntnis, dass man im eigenen Heim genauso gut lernen kann wie im Labor. Vorausgesetzt, das Internet bleibt stabil.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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