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  • 23.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Existenzkrise, Korruptionsskandalen und neuen Chancen
    23.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Existenzkrise, Korruptionsskandalen und neuen Chancen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Kleine Apotheken in ländlichen Regionen finden immer seltener...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Zwischen Existenzkrise, Korruptionsskandalen und neuen Chancen

 

Während kleine Apotheken um ihre Zukunft kämpfen und Korruptionsermittlungen die Branche erschüttern, bietet die Digitalisierung neue Perspektiven – doch ungelöste Vergütungsfragen und Gesundheitsrisiken sorgen weiterhin für Unsicherheit

Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Kleine Apotheken in ländlichen Regionen finden immer seltener Nachfolger, was ihre Zukunft gefährdet. Gleichzeitig rücken Korruptionsvorwürfe gegen einen Apotheker aus dem Landkreis Northeim ins Rampenlicht. Die geplante Apothekenreform von Gesundheitsminister Lauterbach sorgt für hitzige Debatten, während innovative Kooperationen wie die zwischen Cure und Lieferando neue Chancen für die Branche bieten. Doch auch gesundheitliche Risiken wie die krebserregenden Eigenschaften von Akne-Präparaten mit Benzoylperoxid werfen Fragen auf. Und die Verhandlungen zur Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen bleiben weiterhin festgefahren.


In Deutschland stehen immer mehr kleine Apotheken vor dem Aus, insbesondere in ländlichen Regionen, wo die Situation zunehmend dramatischer wird. Die Betreiber solcher Apotheken sehen sich oft nicht in der Lage, einen Nachfolger zu finden, was dazu führt, dass immer mehr Betriebe ihre Türen endgültig schließen müssen. Dieser Trend gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Zukunft dieser Apotheken, sondern hat auch weitreichende Folgen für die medizinische Grundversorgung in den betroffenen Gebieten. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und resultieren aus einer Kombination aus strukturellen Veränderungen im Gesundheitswesen, dem zunehmenden Druck durch Versandapotheken und dem wachsenden wirtschaftlichen Druck auf kleine, unabhängige Apotheken. Durch die Digitalisierung und die steigende Nachfrage nach Online-Arzneimitteln verlieren stationäre Apotheken Kunden, die lieber bequem von zu Hause aus bestellen. Gleichzeitig verschärft der zunehmende bürokratische Aufwand den Arbeitsalltag der Apotheker und macht es immer schwieriger, den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Auch der Fachkräftemangel trägt zu dieser Entwicklung bei: Viele Apothekenbetreiber finden keine qualifizierten Mitarbeiter, was den Betrieb zusätzlich belastet.

Die Suche nach einem Nachfolger für eine Apotheke gestaltet sich in vielen Fällen als nahezu unmöglich, insbesondere in strukturschwachen Regionen, wo junge Apotheker nicht bereit sind, die wirtschaftlichen Risiken eines solchen Betriebs zu übernehmen. Immer häufiger entscheiden sich Apotheker daher, ihre Betriebe innerhalb der Familie weiterzugeben. Diese Form des Generationenwechsels ist besonders attraktiv, da sie eine gewisse Stabilität verspricht. Familieninterne Nachfolgen bieten den Vorteil, dass bestehende Kundenbeziehungen, bewährte Strukturen und die traditionsreiche Geschichte der Apotheke erhalten bleiben können. Zudem entfällt der oft schwierige und langwierige Prozess des Verkaufs an externe Interessenten, die nicht selten hohe Anforderungen an den wirtschaftlichen Zustand und die Rentabilität der Apotheke stellen.

Während viele Apotheken darum kämpfen, einen Nachfolger zu finden, steht ein Apotheker aus dem Landkreis Northeim im Fokus umfangreicher Korruptionsermittlungen. In einer koordinierten Aktion durchsuchte die Polizei in fünf Bundesländern mehrere Objekte und ermittelt gegen insgesamt acht Personen. Der Hauptverdächtige, ein Apotheker, soll durch illegale Zahlungen an Augenärzte deren Verschreibungsverhalten manipuliert haben, um seine Apotheke zu bevorzugen. Es wird vermutet, dass hochpreisige Augenmedikamente aufgrund dieser Absprachen häufiger verordnet wurden, was erhebliche finanzielle Vorteile für die beteiligten Ärzte und den Apotheker bedeutete. Die Ermittlungen werfen ein Schlaglicht auf mögliche unethische Praktiken innerhalb der Branche und verunsichern die Öffentlichkeit, die darauf angewiesen ist, dass medizinische Entscheidungen auf der Grundlage des Wohls des Patienten getroffen werden und nicht durch finanzielle Anreize beeinflusst werden.

Die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat in den letzten Wochen zunehmend Kritik auf sich gezogen. Mark Böhm, Geschäftsführer des Gesundheitsdienstleisters Noventi, hat in einem umfassenden Kommentar im „Tagesspiegel Background“ eindringlich vor den potenziellen Folgen der Reform gewarnt. Er sieht insbesondere die strukturellen Probleme, die viele Apotheken betreffen, als nicht ausreichend berücksichtigt an. Laut Böhm droht die Reform, Apotheken, insbesondere kleinere Betriebe, an den Rand der Existenz zu bringen. Besonders kritisch sieht er das Konzept der „Apotheke light“, welches zwar kurzfristige Kosteneinsparungen verspricht, auf lange Sicht jedoch die Versorgungsqualität in Deutschland gefährden könnte. Böhm spricht von einer „Mogelpackung“, die Apotheken und ihre Kunden gleichermaßen in die Irre führe. Er fordert stattdessen eine verstärkte Digitalisierung des Apothekenwesens, um die Effizienz zu steigern und langfristige Lösungen für die bestehenden Probleme zu finden.

Eine solche Lösung könnte die neue Kooperation zwischen dem Arzneimittel-Lieferdienst Cure und dem Logistikunternehmen Lieferando darstellen. Diese Zusammenarbeit eröffnet Apotheken in 18 deutschen Städten die Möglichkeit, ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und Arzneimittel sowie eine Vielzahl von OTC-Produkten innerhalb von 45 Minuten an ihre Kunden zu liefern. Diese Innovation könnte den Apotheken helfen, mit der wachsenden Konkurrenz durch Versandapotheken mitzuhalten und gleichzeitig den Kundenkomfort zu steigern. Besonders in urbanen Gebieten, wo die Nachfrage nach schnellen Lieferungen steigt, bietet diese Kooperation eine interessante Alternative für Apotheken, um neue Zielgruppen zu erreichen und ihren Umsatz zu steigern.

Trotz dieser Chancen gibt es weiterhin große Herausforderungen im Bereich der Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL). Vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg wird seit Wochen über die angemessene Vergütung dieser Dienstleistungen verhandelt. Zentrale Streitpunkte sind, ob Apotheken für bestimmte Leistungen, wie etwa die Blutdruckmessung, zu viel Geld erhalten und ob diese Leistungen überhaupt in den Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen fallen sollten. Die Verhandlungen sind bislang ohne Ergebnis geblieben, und ein Versuch, einen Vergleich zu erzielen, scheiterte. Dies verschärft den Konflikt zwischen den Apotheken und den Krankenkassen und erhöht die wirtschaftliche Unsicherheit der Apotheken, die auf eine faire Vergütung ihrer Dienstleistungen angewiesen sind.

In Thüringen haben die Heilberufler ihre Forderungen an den neuen Landtag formuliert, während CDU, BSW und SPD weiterhin über eine mögliche Regierungskoalition verhandeln. Der Thüringer Apothekerverband (ThAV) kritisiert, dass in den bisherigen Verhandlungen die Apotheken kaum berücksichtigt wurden, obwohl sie eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen. Die Heilberufler fordern eine stärkere Unterstützung des Gesundheitswesens durch die neue Landesregierung, insbesondere im Hinblick auf die Apotheken, die in vielen Regionen eine wichtige Anlaufstelle für Patienten darstellen.

Eine der häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten in die Apotheke kommen, ist die Bindehautentzündung. Viele suchen in der Apotheke nach schneller Hilfe, um ihre Beschwerden, wie gerötete und juckende Augen, zu lindern. Apotheker können hier wertvolle Ratschläge und Produkte anbieten, um die Symptome zu lindern und Komplikationen zu vermeiden. Diese Beratungsleistungen sind ein wichtiger Teil des Apothekenalltags und zeigen, wie unverzichtbar Apotheken für die Grundversorgung der Bevölkerung sind.

Gleichzeitig sorgt eine neue Studie im Bereich der Dermatologie für Aufsehen. Topische Akne-Präparate mit Benzoylperoxid, die seit Jahren erfolgreich zur Behandlung von Akne eingesetzt werden, stehen aufgrund neuer Erkenntnisse in der Kritik. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Benzoylperoxid bei Raumtemperatur zu Benzol zerfallen kann, einer Substanz, die als krebserregend gilt. Diese Erkenntnisse stellen Apotheker vor die Herausforderung, ihre Kunden über die potenziellen Risiken dieser Produkte aufzuklären und alternative Behandlungsoptionen anzubieten.


Kommentar:

Die deutsche Apothekenlandschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen und Herausforderungen, die die Zukunft vieler Betriebe infrage stellen. Besonders die Situation der kleinen Apotheken, vor allem in ländlichen Regionen, ist alarmierend. Diese Betriebe, die jahrzehntelang einen unverzichtbaren Beitrag zur medizinischen Grundversorgung geleistet haben, kämpfen zunehmend um ihr Überleben. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von den Veränderungen im Gesundheitswesen über den Druck durch Versandapotheken bis hin zu bürokratischen Hürden und wirtschaftlichem Druck. Für viele Apothekenbetreiber wird die Suche nach einem Nachfolger zum schier unlösbaren Problem, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Die Unverkäuflichkeit dieser Apotheken ist ein klares Zeichen dafür, dass dringend Lösungen gefunden werden müssen, um diese Betriebe zu stützen und den Generationenwechsel zu erleichtern.

Die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Lauterbach greift viele dieser Probleme jedoch nicht ausreichend auf. Die Einführung der „Apotheke light“ ist aus wirtschaftlicher Sicht eine kurzfristige Maßnahme, die langfristig jedoch die Versorgungsqualität gefährden könnte. Der Gesundheitsdienstleister Noventi warnt zu Recht vor den weitreichenden Folgen dieser Reform, die die ohnehin angespannte Lage vieler Apotheken weiter verschärfen könnte. Digitalisierung kann ein Teil der Lösung sein, aber ohne umfassende strukturelle Veränderungen und eine faire Vergütung der Dienstleistungen werden viele Apotheken weiterhin ums Überleben kämpfen müssen.

Gleichzeitig wirft der Korruptionsskandal um den Apotheker aus Northeim ein schlechtes Licht auf die Branche. Solche unethischen Praktiken gefährden nicht nur das Vertrauen der Patienten, sondern untergraben auch die Bemühungen vieler ehrlicher Apotheker, die tagtäglich hart arbeiten, um ihre Patienten bestmöglich zu versorgen. Der Fall zeigt, wie anfällig das Gesundheitssystem für Manipulationen ist, wenn finanzielle Anreize das Verschreibungsverhalten von Ärzten beeinflussen.

Dennoch gibt es auch positive Entwicklungen, wie die Kooperation zwischen Cure und Lieferando, die Apotheken neue Möglichkeiten eröffnet, ihr Geschäft zu erweitern und auf die wachsende Nachfrage nach schnellen Lieferungen zu reagieren. Doch auch hier müssen kleinere Apotheken aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten, da solche Kooperationen oft vor allem für größere Apotheken wirtschaftlich attraktiv sind.

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen verdeutlichen zudem, dass eine faire und gerechte Entlohnung für Apotheken von entscheidender Bedeutung ist, um ihre Existenz langfristig zu sichern. Es bleibt abzuwarten, ob die laufenden Verhandlungen vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg zu einem positiven Ergebnis führen oder ob sich der Konflikt weiter verschärft.

Insgesamt steht die Apothekenlandschaft in Deutschland an einem Scheideweg. Nur durch gezielte politische Maßnahmen, strukturelle Reformen und eine stärkere Unterstützung der Apotheken kann sichergestellt werden, dass diese wichtigen Einrichtungen auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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