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  • 18.10.2024 – Apotheken-News: Reformen, Digitalisierung und Betriebswert sichern
    18.10.2024 – Apotheken-News: Reformen, Digitalisierung und Betriebswert sichern
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Der Apothekenmarkt in Deutschland steht vor großen Umbrüchen: Kleine Apotheken kämpfen mit steigenden Kosten, dem wachsenden Versandhan...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Reformen, Digitalisierung und Betriebswert sichern

 

Mit innovativen Lösungen den Herausforderungen von Kostenanstieg und technologischem Wandel begegnen

Der Apothekenmarkt in Deutschland steht vor großen Umbrüchen: Kleine Apotheken kämpfen mit steigenden Kosten, dem wachsenden Versandhandel und der Digitalisierung. Langfristige Investitionen und Selbstzahlerleistungen könnten Auswege bieten, während PTA, die tragende Säule der Apotheken, oft zu wenig Wertschätzung erfahren. Gleichzeitig führt Gesundheitsminister Lauterbachs Reformkurs zu hitzigen Diskussionen, besonders um die umstrittenen „Apotheken light“. Die digitale Zukunft mit dem E-Rezept stellt neue Herausforderungen, und Reformen wie erweiterte Impfungen in Apotheken sorgen für weiteren Druck. Welche Strategien sichern den wirtschaftlichen Wert der Apotheken langfristig?


Der Apothekenmarkt in Deutschland durchläuft tiefgreifende Veränderungen, die insbesondere kleine und mittelständische Apotheken vor existenzielle Herausforderungen stellen. Vor allem in strukturschwachen Regionen kämpfen diese Betriebe zunehmend um ihr wirtschaftliches Überleben. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Zum einen sinken die Umsätze durch den wachsenden Versandhandel, der für viele Apotheken zu einem ernsthaften Wettbewerber geworden ist. Online-Apotheken bieten Medikamente oft zu günstigeren Preisen an und locken mit Bequemlichkeit. Hinzu kommt der Kostendruck durch steigende Ausgaben für Personal, Mieten und die dringend notwendigen Modernisierungen, die insbesondere im Zuge der Digitalisierung erforderlich sind. Viele Apotheken stehen vor der Entscheidung, hohe Investitionen in neue Technologien zu tätigen, um konkurrenzfähig zu bleiben, was jedoch für kleinere Betriebe oft nur schwer zu stemmen ist. Infolgedessen sehen sich immer mehr Apothekenbetreiber mit der unangenehmen Wahrheit konfrontiert, dass ihre Apotheken unverkäuflich werden und der Wert ihrer Betriebe drastisch sinkt.

Um den wirtschaftlichen Wert ihrer Apotheken langfristig zu sichern, suchen viele Betreiber nach nachhaltigen Lösungen. Eine vielversprechende Strategie, die zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die langfristige Investition in stabile Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien. Während der tägliche Betrieb einer Apotheke vor allem auf kurzfristige Liquidität angewiesen ist, können kluge Investitionen langfristig finanzielle Stabilität gewährleisten. Historische Daten belegen, dass Investitionen in globale Aktienmärkte über Zeiträume von 15 Jahren oder länger stets positive Erträge abgeworfen haben. Der MSCI World Index, der die Wertentwicklung internationaler Aktien widerspiegelt, zeigt jährliche Renditen zwischen 3 und 14 Prozent seit 1970. Diese langfristige Stabilität macht es für Apothekenbetreiber attraktiv, einen Teil ihres Vermögens in solche Anlageformen zu investieren, um sich für die Zukunft abzusichern.

Zusätzlich zu solchen finanziellen Maßnahmen wird verstärkt über die Einführung von Selbstzahlerleistungen in Apotheken diskutiert. In anderen Bereichen des Gesundheitswesens, wie bei Ärzten, haben kostenpflichtige Zusatzleistungen bereits Einzug gehalten und erweisen sich als lukrative Einnahmequelle. Für Apotheken könnten ähnliche Angebote wie Blutdruckmessungen, Impfungen oder Ernährungsberatungen eine Möglichkeit sein, ihre Einnahmen zu diversifizieren und unabhängiger von staatlichen Reformen zu werden. Solche Selbstzahlerleistungen könnten die bestehende Honorarkrise entschärfen und gleichzeitig den Servicegedanken der Apotheken stärken. Allerdings stellt sich die Frage, wie solche Angebote in den Apothekenalltag integriert werden können, ohne dass dies zu einer Überlastung der ohnehin schon stark beanspruchten Mitarbeiter führt.

Ein besonders wichtiger, aber oft übersehener Faktor im Apothekenbetrieb sind die pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA). Sie bilden das Rückgrat vieler Apotheken und sind maßgeblich an der Arzneimittelabgabe beteiligt. Mit einem Anteil von etwa 80 Prozent an der täglichen Abgabe von Medikamenten stellen sie die größte Berufsgruppe in Apotheken dar. Doch trotz dieser zentralen Rolle bleibt die Wertschätzung für ihre Arbeit in der Öffentlichkeit sowie in politischen Debatten gering. Während Apothekenleiter oft im Mittelpunkt der Diskussionen um die Zukunft des Apothekenwesens stehen, werden die Herausforderungen und Perspektiven der PTA kaum thematisiert. Es ist von entscheidender Bedeutung, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und die beruflichen Chancen dieser Gruppe zu verbessern, um die Effizienz und Sicherheit in der Arzneimittelversorgung langfristig zu sichern.

Parallel zu diesen Entwicklungen nimmt die Auseinandersetzung zwischen der Apothekerschaft und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an Schärfe zu. Besonders kontrovers ist die Diskussion um die Einführung der sogenannten „Apotheken light“. Dieses Modell sieht vor, telepharmazeutische Beratungen ohne die Anwesenheit eines Apothekers vor Ort zu ermöglichen. Viele Apotheker sehen darin eine Bedrohung für ihren Beruf und die Qualität der Beratung, die bisher den persönlichen Kontakt mit den Patienten erfordert. Beim Deutschen Apothekertag 2024 in München wurde dieser Konflikt erneut deutlich, als Minister Lauterbach per Videoschaltung zugeschaltet war und die hitzigen Debatten weiter anheizte. Die Apothekerschaft fürchtet, dass die Umsetzung solcher Modelle langfristig zu einem Rückgang der Apothekenstandorte führen könnte, was wiederum die flächendeckende Versorgung gefährden würde.

Der technologische Wandel stellt die Apotheken zudem vor neue Herausforderungen. Die Einführung der CardLink-Technologie zur Handhabung des E-Rezepts ist nur ein Beispiel dafür, wie Apotheken zunehmend auf digitale Prozesse umstellen müssen. Das Inkrafttreten des Digitalgesetzes im März 2024, das die Nutzung von Drittanbieter-Apps stark einschränkt, zwingt Apotheken dazu, schnell eigene digitale Lösungen zu entwickeln. Der Wettlauf um die Integration neuer Technologien wird zunehmend intensiver, und Apotheken müssen Wege finden, wie sie diese Innovationen sinnvoll in ihren Arbeitsalltag integrieren können, um den steigenden Anforderungen der Kundschaft gerecht zu werden.

Auch in der Gesundheitspolitik herrscht Reformdruck. Die geplante Ausweitung von Impfungen in Apotheken, wie sie im Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit vorgesehen ist, wird von der ABDA zwar grundsätzlich begrüßt, stößt aber auch auf Bedenken. Die Apotheken haben bereits positive Erfahrungen mit Grippe- und Corona-Impfungen gemacht, doch bleibt abzuwarten, wie sich die zusätzlichen Aufgaben auf die Belastung der Apotheken auswirken. Für Apotheken wird es darauf ankommen, eine Balance zwischen neuen Aufgaben und der traditionellen Versorgung ihrer Kunden zu finden.

Während sich diese Diskussionen weiter zuspitzen, wächst die Sorge, dass die Apotheken in der breiten öffentlichen Debatte zu wenig Gehör finden. Bei einer kürzlich stattgefundenen Podiumsdiskussion zur digitalen Gesundheitsversorgung fehlte beispielsweise die Vertretung der Apotheken, obwohl deren Rolle im Mittelpunkt der Diskussion stand. Dies zeigt, dass die Apotheken sich stärker in den politischen Diskurs einbringen müssen, um ihre Interessen zu vertreten.

Auch die Arzneimittelausgaben in Deutschland steigen weiter an. Für das Jahr 2025 wurde ein moderater Anstieg der regionalen Ausgabenvolumina vereinbart, was durch Preissteigerungen und die Einführung innovativer Medikamente bedingt ist. Während diese Entwicklungen auf den ersten Blick positiv erscheinen, bedeuten sie für Apotheken gleichzeitig höhere Belastungen durch die Verwaltung und Abgabe neuer, oft teurer Arzneimittel.

Insgesamt stehen Apotheken in Deutschland vor einer schwierigen Zukunft. Die Digitalisierung, der Wettbewerbsdruck und die anhaltenden politischen Reformen erfordern eine grundlegende Neuausrichtung der Branche.


Kommentar:

Der Apothekenmarkt in Deutschland steht an einem Scheideweg. Die Herausforderungen sind so vielfältig wie komplex: Der zunehmende Wettbewerbsdruck durch den Versandhandel und die großen Online-Anbieter, die steigenden Betriebskosten und der Digitalisierungsdruck stellen Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen, vor existenzbedrohende Probleme. Hinzu kommt eine stagnierende Honorierung, die den Apotheken wenig Spielraum lässt, sich wirtschaftlich zu stabilisieren. Die Maßnahmen, die von Seiten der Politik vorgeschlagen werden, wie etwa die Einführung von „Apotheken light“, tragen kaum dazu bei, die Situation zu entschärfen – im Gegenteil, sie führen zu noch mehr Unsicherheit.

Besonders bedenklich ist, dass die Apothekerschaft in vielen Diskussionen und politischen Debatten unterrepräsentiert ist. Während Gesundheitsökonomen und große Pharmaunternehmen wie DocMorris den Diskurs dominieren, bleiben die Interessen der inhabergeführten Apotheken oft ungehört. Diese Entwicklung ist gefährlich, denn Apotheken sind nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern auch ein unverzichtbarer Teil der gesundheitlichen Grundversorgung. Sie bieten Beratung, Aufklärung und Arzneimittelversorgung aus einer Hand – und das vor Ort, wo sie gebraucht werden. Wenn diese Säule des deutschen Gesundheitssystems durch den Versandhandel ersetzt wird, droht eine Entfremdung zwischen Patient und Berater, die langfristig zu einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung führen könnte.

Die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland müssen daher dringend neue Wege finden, um ihre Stellung im Gesundheitswesen zu festigen. Dazu gehört nicht nur eine stärkere digitale Präsenz und die Nutzung neuer Technologien wie CardLink, sondern auch eine intensivere politische Arbeit, um ihre Interessen zu vertreten. Auch die Rolle der PTA muss gestärkt werden. Diese Berufsgruppe leistet tagtäglich einen unermesslichen Beitrag zur Gesundheitsversorgung, erhält dafür aber nicht die verdiente Anerkennung.

Es wird Zeit, dass die Apotheken ihre Zukunft aktiv gestalten, anstatt sich von den Entwicklungen überrollen zu lassen. Innovative Konzepte, eine bessere politische Vertretung und eine stärkere Einbindung in den digitalen Wandel könnten der Schlüssel sein, um den Wert der Apotheken langfristig zu sichern und den drohenden Abwärtstrend zu stoppen. Wenn dies gelingt, können Apotheken auch in Zukunft eine tragende Rolle in der deutschen Gesundheitsversorgung spielen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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