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  • 16.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Digitalisierung, neuen Gesetzen und wachsenden Risiken
    16.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Digitalisierung, neuen Gesetzen und wachsenden Risiken
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die fortschreitende Digitalisierung und neue gesetzliche Vorgaben stellen Apotheken vor erhebliche Herausforderungen. Cyberangriffe durch Ma...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Zwischen Digitalisierung, neuen Gesetzen und wachsenden Risiken

 

Cyberangriffe, steigende Kosten und gesetzliche Neuregelungen fordern Apotheken heraus – von IT-Sicherheit über E-Rezepte bis hin zu Marktveränderungen durch Übernahmen

Die fortschreitende Digitalisierung und neue gesetzliche Vorgaben stellen Apotheken vor erhebliche Herausforderungen. Cyberangriffe durch Malware bedrohen die Datensicherheit, während der historische Anstieg des GKV-Zusatzbeitrags 2025 die finanzielle Belastung erhöht. Zugleich bringt das Medizinforschungsgesetz vertrauliche Erstattungspreise für Medikamente, und neue Regeln für das E-Rezept erfordern Anpassungen der Apothekensoftware. Noweda führt ein neues Notdienst-Bestellsystem ein, und auf dem Pharmamarkt sorgt die Übernahme von Apontis durch Zentiva für Furore. Politisch geraten Apotheken unter Druck, da Gesundheitsminister Lauterbach in seiner Rede die dringend notwendigen Reformen im Apothekenwesen auslässt. Auch die EU verschärft die Produkthaftungsvorschriften, während vielversprechende Studien zu Metformin in der HIV-Therapie neue Hoffnung wecken. Sanofi liefert zudem den RSV-Impfstoff Beyfortus in ausländischer Aufmachung nach Deutschland – Apotheken müssen sich auch hier auf neue Anforderungen einstellen.


Mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung des Gesundheitswesens steigen auch die Risiken, denen Apotheken ausgesetzt sind. Malware-Angriffe, die Betriebsabläufe stören und sensible Daten gefährden, sind mittlerweile eine reale Bedrohung für Apotheken jeder Größe. Diese Angriffe können in Form von Ransomware erfolgen, bei der Kriminelle den Zugriff auf Daten blockieren, um Lösegeld zu erpressen, oder durch andere Formen von Schadsoftware, die darauf abzielt, personenbezogene Informationen zu stehlen. Besonders gefährlich ist, dass viele Apotheken noch immer nicht ausreichend auf diese Cyber-Bedrohungen vorbereitet sind. Ein gut durchdachtes IT-Sicherheitskonzept ist heute unerlässlich. Dazu gehören Maßnahmen wie regelmäßige Software-Updates, die Implementierung von Firewalls und Virenscannern sowie die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für Phishing-Angriffe. Ebenso essenziell ist die Sicherung der Daten durch regelmäßige Backups und die Gewährleistung, dass diese Backups außerhalb des Hauptsystems aufbewahrt werden. Darüber hinaus gewinnt die Absicherung durch eine Cyber-Versicherung zunehmend an Bedeutung. Diese Versicherungen decken die finanziellen Schäden ab, die durch Cyberangriffe entstehen, und können helfen, den Betrieb im Falle eines Angriffs schnell wiederherzustellen.

Doch neben der digitalen Sicherheit stehen Apotheken auch vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Für das Jahr 2025 wurde ein beispielloser Anstieg des GKV-Zusatzbeitrags angekündigt, der um 0,8 Prozentpunkte auf insgesamt 2,5 Prozent erhöht wird. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf die anhaltende finanzielle Schieflage des Gesundheitssystems, das sich in einem massiven Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben befindet. Laut Schätzungen könnten die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 die Marke von 341,4 Milliarden Euro überschreiten, während die Einnahmen des Gesundheitsfonds deutlich darunter bleiben. Diese Entwicklung führt zu einer weiteren Belastung für die Versicherten und Arbeitgeber. Politisch ist die Erhöhung nicht unumstritten. Es gibt Forderungen nach tiefergehenden strukturellen Reformen, die an den Ursachen des Kostenanstiegs im Gesundheitssystem ansetzen. Die Erhöhung des Zusatzbeitrags wirkt wie ein Symptommanagement, ohne das zugrunde liegende Problem zu lösen, nämlich die steigenden Ausgaben im Bereich der medizinischen Versorgung und die ineffizienten Strukturen im System.

Auch im Bereich des mobilen Bankings, das von vielen Apothekenbetreibern zur Verwaltung ihrer Finanzen genutzt wird, bestehen Risiken. Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, und mobiles Banking bietet den Vorteil, Transaktionen schnell und bequem von überall aus durchzuführen. Dabei können Kontostände überprüft, Überweisungen getätigt und sogar Wertpapiergeschäfte abgewickelt werden. Doch so praktisch dies auch ist, birgt es erhebliche Gefahren in Bezug auf die Datensicherheit. Cyberkriminelle haben immer raffiniertere Methoden entwickelt, um sich Zugang zu mobilen Geräten und deren Banking-Anwendungen zu verschaffen. Apothekenbetreiber sollten daher sicherstellen, dass sie die höchsten Sicherheitsstandards einhalten, einschließlich der Nutzung von Zwei-Faktor-Authentifizierungen, sicheren Passwörtern und regelmäßigen Sicherheitsupdates der verwendeten Apps. Ein weiterer Schutzmechanismus besteht darin, nur von vertrauenswürdigen Netzwerken aus auf Bankkonten zuzugreifen, um das Risiko von Hackerangriffen zu minimieren.

Parallel zu diesen technologischen Entwicklungen bringt das Medizinforschungsgesetz (MFG) weitreichende Neuerungen für die pharmazeutische Industrie. Seit Juli 2024 ist es möglich, vertrauliche Erstattungspreise für patentgeschützte Medikamente zu verhandeln. Diese Maßnahme, die insbesondere auf internationale Pharmaunternehmen abzielt, soll den deutschen Markt attraktiver machen und dazu führen, dass innovative Medikamente schneller und zu wettbewerbsfähigen Konditionen auf den Markt kommen. Kritiker des Gesetzes äußern jedoch Bedenken, dass die Geheimhaltung der Erstattungspreise die Transparenz im Gesundheitssystem untergraben könnte. Es besteht die Gefahr, dass Patienten und Ärzte nicht mehr in vollem Umfang über die Kosten neuer Medikamente informiert sind, was die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Medikament erschweren könnte. Zudem könnte es zu einem Ungleichgewicht im Wettbewerb zwischen den Herstellern führen, die auf Preiswettbewerb setzen, und jenen, die sich auf patentgeschützte Nischenprodukte spezialisieren.

Die Apotheken sehen sich ab November 2024 mit weiteren Veränderungen konfrontiert. Dann treten strengere Regelungen für das E-Rezept in Kraft, die insbesondere die Abrechnung von Teilmengen und die Abgabe von Medikamenten bei Lieferengpässen betreffen. Diese Neuerungen sind Teil der Bemühungen, das E-Rezept weiter zu etablieren und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Apotheken müssen jedoch ihre Software anpassen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Die benötigten Updates werden voraussichtlich erst im November bereitgestellt, was den Apotheken wenig Zeit lässt, um sich auf die neuen Regelungen vorzubereiten. Dies könnte insbesondere zu Beginn der Umstellung zu Problemen führen, wenn Rezepte nicht korrekt verarbeitet werden können oder es zu Verzögerungen in der Medikamentenabgabe kommt.

Auch der Pharmagroßhändler Noweda hat kürzlich sein Bestellsystem für den Notdienst umgestellt und eine spezifische Pharmazentralnummer (PZN) für Notdienstbestellungen eingeführt. Ziel dieser Maßnahme ist es, den Bestellprozess zu vereinfachen und die Kommunikation zwischen Apotheken und dem Großhändler zu verbessern. Durch die neue Kennzeichnung soll es weniger Rückfragen und eine schnellere Bearbeitung der Bestellungen geben. Dies ist besonders in stressigen Notdienstzeiten von Vorteil, da die Apotheken nun klarer identifizieren können, welche Bestellungen Priorität haben.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem internationalen Pharmamarkt kommt es zu bedeutenden Veränderungen. Die Zentiva AG plant die Übernahme des deutschen Pharmaunternehmens Apontis. Diese Akquisition soll Zentiva helfen, sich im Bereich der verschreibungspflichtigen Medikamente stärker zu positionieren und insbesondere den Markt für kardiologische Medikamente auszubauen. Apontis soll weiterhin als eigenständige Einheit unter dem Dach von Zentiva agieren, wobei die europäische Expansion im Vordergrund steht. Das Übernahmeangebot beläuft sich auf 10 Euro je Aktie, was einer Prämie von knapp 53 Prozent auf den letzten Schlusskurs entspricht. Die Übernahme wird insgesamt auf 85 Millionen Euro geschätzt und dürfte den Wettbewerb auf dem europäischen Generikamarkt weiter anheizen.

Politisch sorgte kürzlich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für Aufsehen, als er bei einer Regierungsbefragung im Bundestag keine Aussagen zu den dringend benötigten Reformen im Apothekenwesen machte. Während seiner Rede konzentrierte er sich hauptsächlich auf die Krankenhausreform und die Verbesserungen in der stationären Versorgung. Apotheken wurden nicht erwähnt, was in der Branche auf heftige Kritik stieß. Viele Apothekenbetreiber fühlen sich von der Politik im Stich gelassen, insbesondere in Hinblick auf die überfällige Honorarreform und die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung durch Apotheken.

Auf europäischer Ebene hat die EU ihre Produkthaftungsvorschriften verschärft, um den Verbraucherschutz zu stärken. Besonders im Fokus stehen digitale Produkte und Medizinprodukte, die künftig strengeren Haftungsregelungen unterliegen. Diese Reformen waren notwendig, da die bisherigen Vorschriften seit fast 40 Jahren nicht mehr grundlegend überarbeitet wurden. Unternehmen müssen nun höhere Anforderungen in Bezug auf die Produktsicherheit und den Verbraucherschutz erfüllen, was insbesondere in der Entwicklung von Medizinprodukten zu einem höheren Aufwand führen dürfte.

Die medizinische Forschung bringt ebenfalls spannende Neuerungen hervor. Eine aktuelle kanadische Studie hat gezeigt, dass das Diabetesmedikament Metformin potenziell als Ergänzung in der HIV-Therapie eingesetzt werden könnte. Forscher entdeckten, dass Metformin die Vermehrung des Virus in CD4-T-Lymphozyten hemmt und gleichzeitig entzündliche Prozesse reduziert. Diese Erkenntnisse könnten neue Wege in der Behandlung von HIV eröffnen und das Medikament zu einer wertvollen Ergänzung der antiretroviralen Therapie machen.

Der Pharmakonzern Sanofi hat derweil mit der Auslieferung des RSV-Impfstoffs Beyfortus begonnen. Dieser Impfstoff, der vor allem Neugeborene und Säuglinge vor dem gefährlichen Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) schützen soll, wurde in ausländischer Aufmachung nach Deutschland geliefert. Dies stellt Apotheken vor neue Herausforderungen, da sie sicherstellen müssen, dass die Verabreichung des Impfstoffs korrekt erfolgt und alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden.

Der Kommentar verdeutlicht die Dringlichkeit, mit der Apotheken auf die neuen Herausforderungen reagieren müssen. Es zeigt sich, dass Digitalisierung nicht nur Vorteile, sondern auch erhebliche Risiken mit sich bringt. Malware-Angriffe sind keine theoretische Bedrohung mehr, sondern eine reale Gefahr, die den Betrieb von Apotheken erheblich beeinträchtigen kann. Umso wichtiger ist es, dass Apotheken ihre IT-Sicherheitsstrategien kontinuierlich anpassen und sich gegen Cyberkriminalität wappnen. Die finanzielle Belastung durch den Anstieg des GKV-Zusatzbeitrags stellt eine weitere Herausforderung dar, die den ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch mehr Druck hinzufügt. Gleichzeitig zeigt das Medizinforschungsgesetz, dass auch regulatorische Veränderungen erhebliche Auswirkungen auf die Branche haben können. Apotheken müssen wachsam bleiben und sich flexibel anpassen, um den vielfältigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Die Entwicklung auf dem Pharmamarkt, insbesondere die Übernahme von Apontis durch Zentiva, zeigt, dass auch hier der Wettbewerb intensiver wird und Apotheken sich in einem sich schnell verändernden Umfeld behaupten müssen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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