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  • 15.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Digitalisierung, Reformen und Wettbewerb
    15.10.2024 – Apotheken-News: Zwischen Digitalisierung, Reformen und Wettbewerb
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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Zwischen Digitalisierung, Reformen und Wettbewerb

 

Wie steigende Kosten, neue Technologien und politische Entscheidungen die Zukunft der Apothekenbranche in Deutschland prägen

Apotheken unter Druck: Zwischen steigenden Kosten, Reformplänen und der Konkurrenz durch den Versandhandel kämpfen Apotheken um ihre Existenz. Mitarbeitervergütung, finanzielle Risiken durch hochpreisige Medikamente und die zunehmende Digitalisierung stellen die Branche vor neue Herausforderungen. Während lokale Apotheken gegen den Versandhandel mobilmachen, weiten Online-Giganten wie Amazon ihr Geschäft aus. Gleichzeitig sorgen politische Reformen, steuerliche Unsicherheiten und gesellschaftliche Entwicklungen im Gesundheitswesen für zusätzliche Belastungen. Wie sich Apotheken in diesem Spannungsfeld behaupten können, bleibt eine offene Frage.


In den letzten Monaten hat sich die Diskussion über die Vergütung von Apothekenmitarbeitern intensiviert. Das durchschnittliche Gehalt liegt im mittleren Bereich, wenn man es mit anderen Branchen vergleicht, wobei der Stundenlohn für Apothekenmitarbeiter zwischen 15 und 20 Euro schwankt. Diese Spanne hängt jedoch stark von Faktoren wie der Position, der Erfahrung und der Region ab. Während Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTAs) durchschnittlich etwa 17 Euro pro Stunde verdienen, können Apotheker einen Stundenlohn von über 25 Euro erzielen, insbesondere in Ballungsgebieten und größeren Städten, wo die Gehälter häufig über diesen Durchschnittswerten liegen. Für Apothekenbetreiber ist die angemessene Vergütung ihrer Mitarbeiter von zentraler Bedeutung, um Zufriedenheit und Motivation zu fördern. Vor allem in Zeiten, in denen Apotheken einem erhöhten Kostendruck ausgesetzt sind, stellt dies eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Die finanzielle Belastung, die durch die Vorfinanzierung hochpreisiger Arzneimittel entsteht, verschärft die Lage zusätzlich.

Hochpreisige Arzneimittel sind mittlerweile ein integraler Bestandteil der Versorgung und aus dem Alltag der Apotheken nicht mehr wegzudenken. Sie bieten schwer erkrankten Patienten die notwendige Therapie, stellen jedoch für Apothekenbetriebe ein erhebliches finanzielles Risiko dar. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Apotheken diese teuren Medikamente oft Wochen im Voraus bezahlen müssen, bevor sie das Rezept bei den Krankenkassen abrechnen können. Diese Vorfinanzierung belastet die Liquidität vieler Apothekenbetriebe, insbesondere der kleineren und mittelgroßen, erheblich. Für viele Apothekenbetreiber ist dies eine angespannte Situation, die durch die aktuellen Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiter verschärft werden könnte.

In Nordrhein-Westfalen haben zwei Apotheken in der Gemeinde Grefrath eine bemerkenswerte Kampagne gestartet, um gegen den Versandhandel vorzugehen. Die Marien-Apotheke und die Hubertus-Apotheke, unter der Leitung von Ines Anne Gerhardus und ihrer Kollegin, haben sich zusammengeschlossen, um auf die negativen Auswirkungen des Versandhandels aufmerksam zu machen. Im Zentrum ihrer Kampagne steht der Widerstand gegen den Versand von E-Rezepten an Versandapotheken. Sie nutzen Plakate in der Umgebung, um gezielt auf die Kampagne von DocMorris zu reagieren. Dieser Zusammenschluss zeigt, dass es auch in kleineren Gemeinden Widerstand gegen den Versandhandel gibt, der von lokalen Apotheken als Bedrohung wahrgenommen wird.

Ein weiteres Beispiel für die Auseinandersetzungen im Apothekenmarkt ist der aktuelle Streit zwischen IhreApotheken.de und der niederländischen Versandapotheke Shop Apotheke. IhreApotheken.de hat Shop Apotheke aufgrund der Werbung mit verschiedenen Gutscheinaktionen abgemahnt. Dabei geht es insbesondere um die Bewerbung eines 10-Euro-Gutscheins für die erste Einlösung einer elektronisch verordneten Bestellung. Solche Aktionen sind nach deutschem Recht nicht zulässig und verstoßen gegen das Heilmittelwerbegesetz und das Wettbewerbsrecht. Dieser Rechtsstreit zeigt, wie umkämpft der Markt für Versandapotheken ist und wie wichtig es ist, die rechtlichen Rahmenbedingungen im Blick zu behalten.

Amazon plant derweil, sein Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten weiter auszubauen. Der E-Commerce-Gigant plant, bis 2025 in 20 weiteren US-Städten Apotheken zu eröffnen, die Same-Day-Delivery für verschreibungspflichtige Medikamente anbieten. Mit diesem Schritt will Amazon den Medikamentenversand weiter beschleunigen und Kunden eine schnellere Lieferung ermöglichen. Laut dem Chief Medical Officer von Amazon Pharmacy, Vin Gupta, ist es entscheidend, dass Patienten frühzeitig Zugang zu ihren Medikamenten haben, um die Therapietreue zu fördern und bessere gesundheitliche Ergebnisse zu erzielen. Diese Entwicklung könnte den Apothekenmarkt weiter unter Druck setzen, da der Wettbewerb durch große Online-Unternehmen wie Amazon intensiver wird.

Die geplante Rentenreform der Bundesregierung steht ebenfalls im Fokus der politischen Diskussionen. Besonders das sogenannte Generationenkapital, das ursprünglich als „Aktienrente“ angekündigt wurde, stößt auf zunehmende Kritik. Die Idee, einen Fonds zu schaffen, der langfristig die Rentenkasse stützen soll, wurde durch steuerfinanzierte Zuschüsse verwässert, die in den Kapitalmarkt fließen sollen. Ziel der Reform ist es, den Rentenbeitragssatz stabil zu halten und die zukünftige Rentenlücke zu schließen. Kritiker sehen in dieser Maßnahme jedoch eher ein politisches Feigenblatt als eine zukunftsfähige Lösung für das Rentensystem.

In der Immobilienbranche sorgt die geplante Grundsteuerreform ab 2025 für Unruhe. Zahlreiche Immobilieneigentümer sehen sich mit gerichtlichen Verfahren konfrontiert, die das neue Gesetz vorerst stoppen könnten. Besonders zwei zentrale Verfahren beschäftigen aktuell die Gerichte und Finanzverwaltungen. Diese Unsicherheit stellt viele Eigentümer vor neue Herausforderungen und wirft Fragen zur zukünftigen Belastung durch die Grundsteuer auf.

Auch der Technologiesektor steht nicht still. Bill Gates äußerte in einem kürzlich veröffentlichten Podcast seine Bedenken über die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI). Obwohl er den technologischen Fortschritten grundsätzlich positiv gegenübersteht, warnte er vor drei zentralen Risiken. Besonders die Verbreitung von Fehlinformationen durch KI-Systeme sieht er als Problem. In Bereichen wie Gesundheit und Medizin, in denen präzise und verlässliche Informationen lebenswichtig sind, könnten die Auswirkungen verheerend sein. Diese Bedenken sollten auch Apothekenbetreiber dazu anregen, sich intensiv mit den Möglichkeiten und Risiken von KI auseinanderzusetzen, insbesondere im Hinblick auf die Beratung von Patienten und die Verarbeitung von Gesundheitsdaten.

Inmitten all dieser Entwicklungen steht die Apothekenbranche auch vor zunehmendem Steuerdruck. Experten wie Henrik Müller von der Technischen Universität Dortmund weisen darauf hin, dass Steuererhöhungen unausweichlich sind, um die Kosten für den Sozialstaat, die Energiewende sowie die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges zu decken. Diese Entwicklungen werden auch die Apothekenbranche betreffen, da höhere Steuerlasten die ohnehin angespannte finanzielle Situation vieler Apotheken weiter verschärfen könnten.

Schließlich zeigt auch der Gesundheitssektor Schwächen in Bezug auf die Behandlung von Menschen mit Adipositas. Die überarbeitete Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ weist darauf hin, dass adipöse Menschen häufig stigmatisiert und falsch behandelt werden. Diese Stigmatisierung stellt ein ernstes gesundheitliches Risiko dar, da sie nicht nur die Behandlung erschwert, sondern auch die gesellschaftliche Wahrnehmung von Adipositas als Krankheit beeinträchtigt. Insbesondere im Gesundheitswesen ist es entscheidend, dass adipöse Menschen fachgerecht und ohne Vorurteile behandelt werden.

Diese vielfältigen Themen zeigen, dass die Apothekenbranche vor großen Herausforderungen steht. Von der angemessenen Vergütung der Mitarbeiter über die finanziellen Risiken durch hochpreisige Medikamente bis hin zum wachsenden Wettbewerb durch Online-Apotheken und den zunehmenden Steuerdruck – Apotheken müssen sich in einem zunehmend komplexen Umfeld behaupten. Die Entwicklungen im Gesundheitswesen und der Technologie, wie die Bedenken über KI und die Stigmatisierung von Adipositas, verdeutlichen zudem, wie stark die Branche von gesellschaftlichen und technologischen Trends beeinflusst wird.


Kommentar:

Die Apothekenbranche befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen finanziellen Zwängen, politischem Druck und technologischen Herausforderungen. Die Frage nach einer gerechten Vergütung für Apothekenmitarbeiter ist von zentraler Bedeutung, nicht nur für die Motivation der Belegschaft, sondern auch für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung. Gleichzeitig stehen Apotheken, insbesondere kleinere und mittlere Betriebe, vor der enormen Herausforderung, hochpreisige Arzneimittel vorzufinanzieren. Diese finanzielle Vorleistung stellt viele Apotheken vor Liquiditätsprobleme, die durch die geplanten Reformen der Bundesregierung weiter verschärft werden könnten.

Der zunehmende Wettbewerb durch den Versandhandel, der durch Unternehmen wie Amazon noch verschärft wird, bedroht das Geschäftsmodell vieler lokaler Apotheken. Die Reaktionen der Apotheken in Grefrath zeigen, dass viele Betriebe gezwungen sind, aktiv gegen diese Entwicklungen vorzugehen. Doch während einige Apotheken den Kampf aufnehmen, steht die gesamte Branche vor der Herausforderung, sich in einem sich rasch wandelnden Markt zu behaupten.

Hinzu kommt die wachsende Unsicherheit durch steuerliche Belastungen und die Unsicherheit in der Immobilienbranche. Die Grundsteuerreform könnte für viele Apotheken, die ihre Betriebsräume gemietet oder gekauft haben, erhebliche finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen. Auch die geplante Rentenreform birgt Unsicherheiten, da nicht klar ist, ob das Generationenkapital tatsächlich die erhoffte Entlastung bringen wird.

Insgesamt ist es für Apothekenbetreiber entscheidend, auf die vielfältigen Entwicklungen in der Branche zu reagieren und sich proaktiv mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen. Die Zukunft der Apotheken wird maßgeblich davon abhängen, wie gut es ihnen gelingt, die richtigen Strategien zu entwickeln, um in einem zunehmend digitalen und wettbewerbsorientierten Markt zu bestehen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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