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  • 05.10.2024 – Apotheken-News: Digitalisierung, Wettbewerb und steigenden Kosten
    05.10.2024 – Apotheken-News: Digitalisierung, Wettbewerb und steigenden Kosten
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apothekenbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Digitalisierung, Reformen und steigende Kosten prägen die Zukunft. Während...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Digitalisierung, Wettbewerb und steigenden Kosten

 

Wie Apotheken den technologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen begegnen, um langfristig erfolgreich zu bleiben

Die Apothekenbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Digitalisierung, Reformen und steigende Kosten prägen die Zukunft. Während neue Technologien wie das E-Rezept Chancen bieten, bedrohen aggressive Wettbewerber wie DocMorris traditionelle Strukturen. Zugleich wächst der Kostendruck – beliebte Extras in Apotheken gehören der Vergangenheit an. Der Europäische Gerichtshof stärkt den Datenschutz im Online-Arzneimittelhandel, während der Bundesfinanzhof eine steuerrechtliche Entscheidung an das Verfassungsgericht übergibt. Ländliche Apotheken kämpfen ums Überleben, während neue Therapieoptionen wie Anzupgo Hoffnung bringen. Doch auch in der Krebsforschung und der Grippeimpfungsbereitschaft gibt es Herausforderungen, die dringend Aufmerksamkeit erfordern.


Die Apothekenbranche in Deutschland befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt. Angetrieben durch die fortschreitende Digitalisierung, neue gesetzliche Vorgaben und ein verändertes Verbraucherverhalten stehen Apothekenbetreiber vor immensen Herausforderungen. Insbesondere die Einführung des E-Rezepts, moderne Warenwirtschaftssysteme und neue Kommunikationswege mit Patienten bieten zwar Potenziale zur Effizienzsteigerung, bringen jedoch auch Unsicherheiten und Anpassungsdruck mit sich. Viele Apotheken müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Entwicklung erfordert eine Balance zwischen traditionellen Werten und neuen technologischen Möglichkeiten, um den patientennahen Service zu erhalten und gleichzeitig den Anschluss an die Zukunft nicht zu verpassen.

Ein weiteres drängendes Thema ist der anhaltende Wettbewerb durch aggressive Online-Anbieter wie DocMorris. Der niederländische Versandhändler setzt zunehmend auf Marketingstrategien, die gezielt Verwirrung bei den Verbrauchern stiften. Mit auffälligen Plakaten vor Apotheken und aggressiven Werbemails, die Kunden in Deutschland erreichen, versucht das Unternehmen, seine Marktposition zu stärken. Besonders die jüngste Kampagne, bei der prominente Persönlichkeiten in den Fokus gerückt werden, hat für Aufsehen gesorgt. Kritiker werfen DocMorris Verbrauchertäuschung vor, was den ohnehin schon angespannten Wettbewerb weiter verschärft und die Position der stationären Apotheken gefährdet.

Gleichzeitig sehen sich Apotheken gezwungen, Einsparungen vorzunehmen, um den wachsenden wirtschaftlichen Druck zu bewältigen. Der zunehmende Wettbewerbsdruck, sinkende Margen und steigende Kosten zwingen viele Betreiber dazu, ihre bisherigen Strukturen und Ausgaben kritisch zu hinterfragen. Während Apotheken in der Vergangenheit oft kleine Aufmerksamkeiten wie kostenlose Zeitschriften, Kalender oder Weihnachtsgeschenke an ihre Kunden verteilten, verschwinden diese Extras nun vielerorts. Der Sparzwang betrifft nicht nur den Betrieb, sondern auch das Kundenerlebnis, das zunehmend leidet. Es wird deutlich, dass die Zeit der großzügigen Geschenke vorbei ist, was für viele Kunden spürbare Veränderungen bedeutet.

Parallel dazu haben europäische Gerichte wichtige Entscheidungen getroffen, die den Apothekenbetrieb weiter beeinflussen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat kürzlich ein wegweisendes Urteil gefällt, das den Datenschutz im Online-Arzneimittelhandel stärkt. Daten, die im Zusammenhang mit dem Erwerb von Medikamenten über Plattformen wie Amazon erfasst werden, gelten demnach als sensible Gesundheitsdaten und unterliegen strengen Datenschutzvorschriften. Dies betrifft auch rezeptfreie Medikamente und setzt Apotheken, die ihre Waren über das Internet vertreiben, erheblich unter Druck, die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) noch stärker zu berücksichtigen. Dies könnte weitreichende Folgen für den Onlinehandel haben und stellt hohe Anforderungen an die Betreiber.

Nicht nur rechtliche Änderungen, sondern auch die steigenden Gesundheitskosten belasten die Branche. In Deutschland steigen die Ausgaben im Gesundheitswesen kontinuierlich, was sich insbesondere in den hohen Pro-Kopf-Kosten zeigt. Mit rund 8.500 US-Dollar pro Person liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit vorne. In den USA, die weltweit an der Spitze der Gesundheitsausgaben stehen, sind die Kosten mit 13.000 US-Dollar pro Kopf noch deutlich höher, doch auch Deutschland steht vor der Herausforderung, diese Ausgaben in den kommenden Jahren zu bewältigen. Die Frage, wie die steigenden Kosten langfristig gedeckt werden sollen, bleibt eines der drängendsten Themen für das deutsche Gesundheitssystem.

Im Bereich der Steuergesetzgebung gibt es ebenfalls signifikante Entwicklungen. Der Bundesfinanzhof (BFH) hat kürzlich ernsthafte Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit einer Regelung geäußert, die Verluste aus Termingeschäften nur bis zu einem Betrag von 20.000 Euro pro Jahr steuerlich geltend macht. Diese Regelung, die bislang eine Verrechnung von Gewinnen und Verlusten über diesen Betrag hinaus ausschließt, wurde nun zur Prüfung an das Bundesverfassungsgericht weitergeleitet. Die Entscheidung könnte weitreichende Folgen für zahlreiche Anleger haben, die in Termingeschäfte investiert haben, und könnte zu einer grundlegenden Veränderung der steuerlichen Handhabung solcher Geschäfte führen.

Während auf der einen Seite steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen die Apothekenlandschaft verändern, stehen viele Apotheken in ländlichen Gebieten vor ganz praktischen Herausforderungen. Ein aktuelles Beispiel ist die Schließung der Brunnen-Apotheke in Weibersbrunn, einer kleinen Gemeinde in Unterfranken. Die 69-jährige Apothekerin Hoa Nguyen-Chi musste ihren Betrieb endgültig aufgeben, da sie trotz jahrelanger Suche keinen Nachfolger fand. Diese Entwicklung zeigt die Schwierigkeiten, mit denen viele ländliche Apotheken konfrontiert sind. Die Einwohner der Region müssen nun weite Wege auf sich nehmen, um ihre Medikamente zu erhalten und eine pharmazeutische Beratung in Anspruch zu nehmen.

Auf der politischen Bühne werden derweil weitreichende Reformen diskutiert. Peter Weiß, Bundesbeauftragter für die Sozialwahlen, fordert eine Verfassungsänderung, um die Sozialversicherung ins Grundgesetz aufzunehmen. Dieser Vorstoß zielt darauf ab, die Mitsprache der Versicherten bei der Verwendung der Sozialbeiträge zu stärken und die Selbstverwaltung der Kranken-, Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung zu festigen. Sollte dieser Plan umgesetzt werden, könnte dies weitreichende Folgen für das deutsche Sozialsystem haben und die Rolle der Versicherten in der Entscheidungsfindung erheblich stärken.

Auch in der medizinischen Forschung gibt es bedeutende Fortschritte. Eine neue Behandlungsmöglichkeit für chronisches Handekzem wurde mit der Einführung von Anzupgo (Delgocitinib-Creme) vorgestellt. Diese Creme bietet Patienten, die unter anhaltenden Entzündungen an den Händen leiden, eine neue Hoffnung. Besonders in Berufen, die mit irritierenden oder allergenen Substanzen in Kontakt kommen, wie etwa in der Pflege oder der Gastronomie, könnte diese neue Therapie eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen bedeuten.

Trotz medizinischer Fortschritte gibt es in anderen Bereichen nach wie vor große Herausforderungen. Die Impfbereitschaft in Deutschland ist auf einem historischen Tiefstand angekommen, besonders bei der Grippeschutzimpfung. In Baden-Württemberg lag die Impfquote 2022 bei nur 10,5 Prozent, dem niedrigsten Stand seit über zehn Jahren. Dies ist besorgniserregend, da Grippewellen in den kalten Monaten die Gesundheitssysteme zusätzlich belasten und die Nachfrage nach Grippeschutzimpfungen in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist.

Besonders erfreulich sind jedoch die Fortschritte in der Krebsforschung, insbesondere im Bereich der Brustkrebstherapie. Der Oktober, bekannt als Brustkrebsmonat, lenkt seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit auf die Früherkennung, Forschung und Behandlung dieser Krankheit. Brustkrebs bleibt die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, doch neue Therapiemethoden und innovative Medikamente bieten betroffenen Patientinnen neue Hoffnung. Diese Entwicklungen ermöglichen nicht nur eine bessere Prognose, sondern auch eine höhere Lebensqualität während und nach der Behandlung.

Insgesamt zeigt sich, dass die Apothekenlandschaft in Deutschland und der Gesundheitssektor im Allgemeinen vor tiefgreifenden Veränderungen stehen. Diese Herausforderungen erfordern ein sensibles Gleichgewicht zwischen technologischen Fortschritten, rechtlichen Anpassungen und dem Erhalt traditioneller Werte in der Versorgung. Die Apotheken müssen sich diesen Herausforderungen stellen, um auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Gesundheitssystem zu spielen.


Kommentar:

Die beschriebenen Themen spiegeln die Bandbreite der Probleme und Chancen wider, denen sich die Apothekenbranche und der Gesundheitssektor in Deutschland aktuell gegenübersehen. Besonders bemerkenswert ist die wachsende Bedeutung der Digitalisierung, die sowohl Potenziale als auch Risiken mit sich bringt. Apothekenbetreiber müssen nicht nur technologische Neuerungen wie das E-Rezept integrieren, sondern auch den immer härteren Wettbewerb durch Online-Anbieter wie DocMorris meistern. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne ist besonders in der Apothekenlandschaft deutlich spürbar, da die Apotheken weiterhin auf die persönliche, patientennahe Beratung setzen müssen, um sich von der anonymen Online-Konkurrenz abzuheben.

Gleichzeitig belasten wirtschaftliche Zwänge die Branche. Die zunehmenden Einsparungen in den Apotheken zeigen, dass der finanzielle Druck erheblich zugenommen hat. Dies betrifft nicht nur die Betreiber, sondern auch die Kunden, die den Verlust der bisher gewohnten kleinen Extras zu spüren bekommen. Hier wird sich in den kommenden Jahren zeigen, wie Apotheken es schaffen, mit schlankeren Strukturen und weniger Ressourcen weiterhin attraktiv zu bleiben.

Der rechtliche Rahmen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, wird weiter verschärft, was zusätzliche Anforderungen an die Betreiber stellt. Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, Bestelldaten im Arzneimittelhandel als sensible Gesundheitsdaten einzustufen, zeigt deutlich, dass der Datenschutz auch im Gesundheitssektor eine immer zentralere Rolle spielt. Apotheken müssen hier höchste Sicherheitsstandards gewährleisten, um den Anforderungen der DSGVO gerecht zu werden.

Zusammengefasst stehen Apotheken und der gesamte Gesundheitssektor in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen, die sowohl technologische als auch wirtschaftliche, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte umfassen. Nur durch eine kluge und zukunftsgerichtete Anpassung können Apotheken auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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