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  • 28.09.2024 – Zukunft der Apotheken auf der Kippe
    28.09.2024 – Zukunft der Apotheken auf der Kippe
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Steigende Betriebskosten, Reformen und Fachkräftemangel setzen Apotheken zunehmend unter Druck. Die unsichere Finanzierung der Sozialkass...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Zukunft der Apotheken auf der Kippe

 

Wie Kostenexplosionen und Reformen die Versorgung gefährden

Steigende Betriebskosten, Reformen und Fachkräftemangel setzen Apotheken zunehmend unter Druck. Die unsichere Finanzierung der Sozialkassen verschärft die Situation und bringt viele Vor-Ort-Apotheken an ihre wirtschaftlichen Grenzen.

Die Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem treffen auch Apothekenbetreiber zunehmend hart. Während die Sozialkassen vor einer Finanzierungskrise stehen, spüren Apotheken die Auswirkungen schon heute in ihrem täglichen Geschäft. Mit dem demografischen Wandel, steigenden Gesundheitskosten und möglichen Reformen im Sozialversicherungswesen wächst der Druck auf die Betreiber. Insbesondere kleine und mittelgroße Apotheken sehen sich einem doppelten Risiko ausgesetzt: Einerseits steigen die betrieblichen Kosten, andererseits sinken die Einnahmen durch striktere Regularien und geänderte Abrechnungsmodelle.

Im Kern der Problematik stehen die langfristig steigenden Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die durch die alternde Bevölkerung und teurere medizinische Behandlungen ausgelöst werden. Da Apotheken direkt an das Abrechnungssystem der Krankenkassen gekoppelt sind, haben sie kaum Spielraum, um auf wirtschaftliche Veränderungen flexibel zu reagieren. Zudem sehen sich Apothekenbetreiber zunehmend mit einem Spagat zwischen der gesetzlichen Pflicht zur Beratung und wirtschaftlichen Überlegungen konfrontiert. Viele Apotheken bieten zusätzliche Dienstleistungen an, um ihr Geschäftsmodell zu diversifizieren, doch der bürokratische Aufwand und der Kostendruck machen es ihnen schwer, profitabel zu bleiben.

Ein weiteres Problem ist der Personalmangel. Schon heute haben viele Apotheken Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, das den hohen fachlichen und sozialen Anforderungen gerecht wird. Sollte das Renteneintrittsalter angehoben werden, könnten viele Apotheken langfristig von altersbedingten Engpässen betroffen sein. Auch die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge, die im Zuge der Diskussionen über die Finanzierung der Sozialkassen ins Spiel gebracht wurde, trifft Apothekenbetreiber direkt, da sie als Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden.

Zugleich sind Apotheken auch von politischen Entscheidungen rund um die Arzneimittelversorgung betroffen. Die Diskussion über Festbeträge und Rabattverträge sorgt dafür, dass die Margen bei verschreibungspflichtigen Medikamenten sinken. In der Konsequenz haben viele Apotheken mit finanziellen Engpässen zu kämpfen, während gleichzeitig die Betriebskosten durch Mieten, Energiepreise und Lohnkosten steigen. Auch die Abhängigkeit von Lieferketten und die Gefahr von Medikamentenengpässen belasten den Betrieb.

Im Zuge der Digitalisierung ergeben sich zwar neue Chancen, doch auch hier gibt es Herausforderungen. Während das E-Rezept die Prozesse erleichtern könnte, sind viele Apotheken mit der Implementierung neuer technischer Systeme überfordert. Die Kosten für die Digitalisierung sind oft hoch, und gerade kleinere Apotheken verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um hier mitzuhalten.

Das Bundesgesundheitsministerium hat zwar Reformen angekündigt, die auch Apotheken unterstützen sollen, doch die genauen Details bleiben unklar. Die von der Bundesregierung geplante Apothekenreform verspricht eine stärkere Förderung von Vor-Ort-Apotheken, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Gleichzeitig wird jedoch auch über Einsparungen im Gesundheitswesen debattiert, die wiederum negative Folgen für Apotheken haben könnten.

Für die Apothekenbetreiber bedeutet dies eine ständige Gratwanderung zwischen wirtschaftlichem Überleben und der Erfüllung ihrer Aufgaben als integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Die Herausforderungen sind vielfältig, und es ist absehbar, dass ohne strukturelle Änderungen im Gesundheitssystem viele Apotheken in den nächsten Jahren gezwungen sein könnten, ihre Türen zu schließen.


Kommentar:

Apotheken als Stütze des Systems – Doch wie lange noch?
Apotheken sind das Rückgrat der Gesundheitsversorgung vor Ort, und dennoch scheinen ihre Probleme in der politischen Debatte oft übersehen zu werden. Die aktuelle Finanzierungskrise der Sozialkassen verdeutlicht, wie tief verwurzelt die Herausforderungen im Gesundheitssystem sind. Apothekenbetreiber stehen nicht nur vor den gleichen Problemen wie andere Unternehmen – steigende Kosten, Fachkräftemangel, Bürokratie –, sondern tragen zusätzlich die Verantwortung für die Gesundheitsversorgung einer alternden Bevölkerung.

Die Lösung dieser Probleme erfordert mehr als nur kosmetische Korrekturen. Es braucht eine umfassende Reform, die die strukturellen Schwächen des Gesundheitssystems behebt und gleichzeitig die Apotheken als unverzichtbare Institutionen stärkt. Die Apothekenreform, die derzeit diskutiert wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch sie muss auch die finanzielle Lage der Betreiber verbessern, um nachhaltig Wirkung zu zeigen.

Besonders kritisch ist die Rolle der Apotheken im ländlichen Raum. Dort sind sie oft die einzige Anlaufstelle für medizinische Beratung und die Versorgung mit Medikamenten. Wenn diese Apotheken aufgrund wirtschaftlicher Zwänge schließen müssen, verschärft sich die ohnehin prekäre Situation in unterversorgten Regionen. Hier muss die Politik dringend handeln, um die Zukunft der Apotheken zu sichern und damit auch die Gesundheitsversorgung auf dem Land zu stabilisieren.

Es wird Zeit, die Apotheken in den Fokus der Gesundheitsreformen zu rücken – nicht nur als Kostenfaktor, sondern als unverzichtbare Säule des Gesundheitssystems. Die Frage ist nicht, ob Apotheken reformiert werden müssen, sondern wie die Reform gestaltet wird, damit sie ihre Rolle auch in Zukunft erfüllen können.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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