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  • 28.09.2024 – Apotheken-News: Kampf ums Überleben und neue Wege
    28.09.2024 – Apotheken-News: Kampf ums Überleben und neue Wege
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer existenziellen Krise: Steigende Kosten, Fachkräftemangel und zunehmender Wettbewerb durch V...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Kampf ums Überleben und neue Wege

 

Wirtschaftlicher Druck, digitale Konkurrenz und Naturgefahren bedrohen das Apothekenwesen – doch es gibt Hoffnung auf einen Wandel

Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer existenziellen Krise: Steigende Kosten, Fachkräftemangel und zunehmender Wettbewerb durch Versandapotheken setzen sie massiv unter Druck. Gleichzeitig wachsen die Risiken durch Naturkatastrophen wie Hochwasser, gegen die viele Apotheken nur unzureichend versichert sind. Auch der Online-Handel mit apothekenpflichtigen Präparaten auf Ebay sorgt für hitzige Debatten. Während Beamte von ihrem privilegierten Krankenversicherungssystem profitieren, geraten Angestellte und Selbstständige finanziell ins Hintertreffen. Doch es gibt auch Hoffnung: Erfolgreiche Unternehmer wie Philip Winter zeigen, wie Apotheken in Krisenzeiten bestehen können, während Thüringen mit neuen Förderprogrammen für Landapotheken positive Impulse setzt. Zudem wächst die Besorgnis über den dramatischen Anstieg der Masernfälle in Deutschland, was die Bedeutung von Impfungen erneut unterstreicht. Auch die Herzgesundheit und das Krafttraining für Frauen ab 40 stehen im Fokus, um gesundheitlichen Herausforderungen präventiv entgegenzuwirken.


Die Apothekenlandschaft in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise, die sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft hat. Vor allem kleinere Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen, stehen unter massivem Druck. Ökonomische Unsicherheiten, steigende Kosten, der anhaltende Fachkräftemangel und die wachsenden Anforderungen durch die fortschreitende Digitalisierung haben dazu geführt, dass immer mehr Apotheken schließen müssen. Die Zahl der Schließungen nimmt stetig zu, während gleichzeitig die Konkurrenz durch große Versandapotheken wächst, die mit aggressiven Marketingstrategien zunehmend Kunden abwerben. Dieser Trend wird durch prominente Werbekampagnen, wie die von DocMorris oder Shop Apotheke, verstärkt, die gezielt in der Nähe von Vor-Ort-Apotheken werben, was den Apotheken vor Ort zusätzlich schadet. Viele Apothekerinnen und Apotheker sehen sich daher in einer existenziellen Krise und sprechen von einer Branche, die sich an einem Scheideweg befindet. Ohne umfassende Reformen und eine schnelle Anpassung an die veränderten Marktbedingungen könnte der Kampf um das Überleben für viele unerbittlich werden.

Kritik wird zunehmend an der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) laut. Apotheker wie Detlef Löscher aus dem Vogtland kritisieren die Standesvertretung dafür, nicht genug gegen die wachsende Konkurrenz durch Versandapotheken zu unternehmen. Viele Apotheker bemängeln, dass die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA in dieser Hinsicht zu schwach sei und keine wirksamen Maßnahmen ergriffen würden, um den Druck auf die Vor-Ort-Apotheken zu mindern. Gerade in Zeiten, in denen die Apothekerschaft mit Medikamentenengpässen, zusätzlichen bürokratischen Belastungen und der Digitalisierung konfrontiert ist, wäre eine stärkere Unterstützung durch die Standesvertretung vonnöten. Diese Missstände führen auch zu einer wachsenden Entfremdung zwischen der ABDA und den Mitgliedern.

Ein weiterer Risikofaktor, dem viele Apotheken gegenüberstehen, ist die Gefahr durch Naturkatastrophen. In den letzten Jahren haben Starkregenereignisse und Überschwemmungen in Deutschland zugenommen und damit die Verwundbarkeit vieler Gebäude und Betriebe, darunter auch Apotheken, verdeutlicht. Viele Apothekenbetreiber sind jedoch noch immer unzureichend gegen solche Naturereignisse versichert. Dabei tragen sie nicht nur eine finanzielle Verantwortung für ihre eigene Existenz, sondern auch eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung – besonders in Krisenzeiten. Die Risiken, die durch den Klimawandel verstärkt werden, machen es notwendig, dass sich Apothekenbetreiber besser absichern und ihre Versicherungen anpassen, um auf mögliche Hochwasser- und Sturmschäden vorbereitet zu sein.

Während Apotheken mit diesen Herausforderungen zu kämpfen haben, gerät auch das System der Krankenversicherung für Beamte in den Fokus. Beamte genießen seit jeher ein privilegiertes System der Krankenversicherung, das ihnen erhebliche finanzielle Vorteile gegenüber Angestellten und Selbstständigen verschafft. Im Zentrum dieser Vorteile steht die sogenannte Beihilfe, bei der der Staat einen erheblichen Teil der Krankheitskosten seiner Beamten übernimmt. Für aktive Beamte beträgt der Beihilfeanteil in der Regel 50 Prozent der Gesundheitskosten, während er für Beamte mit Kindern oder Pensionäre auf bis zu 70 Prozent ansteigen kann. Die restlichen Kosten werden meist durch eine private Krankenversicherung (PKV) abgedeckt, was insgesamt zu vergleichsweise geringen Beiträgen führt. Dieses System sorgt jedoch immer wieder für Diskussionen, ob es angesichts der demografischen Entwicklung und der steigenden Gesundheitskosten aufrechterhalten werden kann oder ob es zu einer Belastung für das Gesundheitssystem wird.

Der Online-Handel mit apothekenpflichtigen Präparaten auf Plattformen wie Ebay sorgt unterdessen für erhebliche Kontroversen. Auf der Plattform dürfen Privatverkäufer weiterhin apothekenpflichtige OTC-Präparate anbieten, obwohl viele dieser Angebote fragwürdig erscheinen. Nutzer haben wiederholt darauf hingewiesen, dass solche Verkäufe oft gegen geltendes Recht verstoßen, doch Ebay hat in vielen Fällen entschieden, dass die Angebote nicht gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen. Dies sorgt bei Apothekenbetreibern für Unmut, da sie sich durch den illegalen Verkauf von Arzneimitteln über solche Plattformen in ihrer Existenz bedroht sehen. Das Vertrauen in die Online-Kontrolle und die Marktregulierung schwindet zunehmend.

In diesem angespannten Umfeld wächst auch der Widerstand gegen die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgeschlagenen Reformpläne. Besonders die Pläne für eine "Apotheke ohne Apotheker" stoßen auf erheblichen Widerstand, da viele Branchenvertreter und Politiker der Meinung sind, dass die Apothekenlandschaft in Deutschland durch eine solche Reform weiter geschwächt würde. In einem virtuellen Expertengespräch, an dem der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) und weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Pharmazie teilnahmen, wurden die Herausforderungen der Apothekenbranche intensiv diskutiert. Im Fokus der Diskussion standen die zunehmenden Medikamentenengpässe und das Apothekensterben. Staatssekretär Oliver Grundei (CDU) sowie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening äußerten sich ebenfalls besorgt über die Auswirkungen der Reformpläne, die ohne Unterstützung der Vor-Ort-Apotheken schwer umzusetzen seien.

Parallel dazu sorgt der ADAC mit seiner „Medical App“ für Diskussionen in der Apothekenbranche. Die App, die ursprünglich zur telemedizinischen Unterstützung von Reisenden entwickelt wurde, bietet inzwischen zahlreiche Gesundheitsdienste an, darunter Videosprechstunden, Symptomchecks und die Möglichkeit, Medikamente bei lokalen Apotheken vorzubestellen. Seit 2022 können Nutzer der App auch E-Rezepte über IhreApotheken.de einlösen. Diese Entwicklung führt zu Unsicherheiten bei den Apotheken, da unklar ist, wie sich solche Angebote auf den Wettbewerb und die Kundenbindung auswirken werden.

Trotz dieser zahlreichen Herausforderungen gibt es auch positive Beispiele für den erfolgreichen Umgang mit Krisenzeiten. So wurde Philip Winter, der Inhaber der Marien- und Buchner-Apotheke in Hannover, von seinem Team mit der renommierten VISION.A-Auszeichnung in der Kategorie „Bester Unternehmer in Krisenzeiten“ geehrt. Winters außergewöhnliches Engagement und seine Fähigkeit, sein Unternehmen sicher durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie zu führen, wurden besonders hervorgehoben. Diese Anerkennung erhielt er nicht nur für seine unternehmerische Kompetenz, sondern auch für die Art und Weise, wie er sein Team motivierte und durch schwierige Zeiten führte.

Ein Lichtblick für Apotheken in ländlichen Gebieten bietet auch das Land Thüringen, das eine erweiterte Niederlassungsförderung eingeführt hat. Apotheken in Gemeinden mit weniger als 25.000 Einwohnern können seit November 2023 bis zu 40.000 Euro Förderung beantragen, sofern keine weitere Apotheke in einem Umkreis von sechs Kilometern existiert. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die wohnortnahe Arzneimittelversorgung in unterversorgten Gebieten sicherzustellen. Besonders in ländlichen Regionen, in denen die Versorgung durch Apotheken zunehmend gefährdet ist, soll diese Förderung den Fortbestand der Betriebe sichern.

Unterdessen sorgt ein alarmierender Anstieg der Masernfälle in Deutschland für Besorgnis bei Gesundheitsexperten. Bis Ende September 2024 wurden laut dem Robert-Koch-Institut 553 Masernfälle registriert, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren darstellt. Besonders besorgniserregend ist, dass die Mehrheit der Betroffenen ungeimpft ist, was das Infektionsrisiko weiter erhöht. Experten warnen, dass vor allem kleine Kinder unter zwei Jahren besonders gefährdet sind, da sie oft noch keinen ausreichenden Impfschutz haben.

Der Weltherztag am 29. September rückt ebenfalls die Gesundheitsvorsorge in den Fokus. Prof. Harald Lapp, Chefarzt der Kardiologie an der Zentralklinik Bad Berka, warnt vor den Gefahren extremer körperlicher Aktivität und betont, dass Bewegung in Maßen erfolgen sollte. Eine schwedische Studie zeigt, dass junge Männer mit hoher Fitness ein deutlich reduziertes Risiko für Arteriosklerose im Alter haben, doch übermäßige Belastung könne auch schädlich sein.

Für Frauen ab 40 Jahren spielt Krafttraining eine entscheidende Rolle, um den altersbedingten Muskelabbau zu verlangsamen und das hormonelle Gleichgewicht zu stabilisieren. Mit zunehmendem Alter baut der Körper Muskelmasse ab – ein Prozess, der ab dem 30. Lebensjahr jährlich zwischen 0,3 und 1 Prozent beträgt. Besonders stark betroffen sind Frauen während der Menopause, da hormonelle Veränderungen diesen Abbau zusätzlich beschleunigen. Krafttraining kann jedoch dazu beitragen, den Muskelverlust zu verlangsamen und so die körperliche Gesundheit bis ins hohe Alter zu fördern.


Kommentar:

Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte. Die anhaltende Schließungswelle zeigt, wie schwer es für viele Betreiber geworden ist, in einem zunehmend digitalisierten, bürokratisierten und wettbewerbsintensiven Markt zu bestehen. Es ist besorgniserregend, dass trotz der alarmierenden Signale aus der Branche, politisch nur halbherzige Reformansätze verfolgt werden. Die Apotheken vor Ort sind nicht nur wichtige Ansprechpartner für die Bevölkerung, sondern tragen eine essentielle Verantwortung für die Versorgungssicherheit – besonders in ländlichen Regionen. Die anhaltende Schließungsrate gefährdet diese Versorgung und könnte langfristig zu einem Zusammenbruch führen, der besonders jene trifft, die auf die persönliche Beratung und den schnellen Zugang zu Medikamenten angewiesen sind.

Parallel dazu verschärft sich die Konkurrenz durch Online-Apotheken, deren aggressive Werbestrategien den stationären Apotheken zunehmend das Wasser abgraben. Plattformen wie DocMorris und Shop Apotheke setzen auf schnelle und bequeme Bestellvorgänge, doch dies darf nicht auf Kosten der bewährten Apothekerschaft gehen, die vor Ort dringend gebraucht wird. Der Widerstand gegen diese Entwicklung wird größer, doch bleibt er ohne umfassende Unterstützung durch Politik und Standesvertretungen weitgehend wirkungslos. Es ist höchste Zeit, dass die ABDA hier klare und entschlossene Schritte unternimmt, um den Apotheken den Rücken zu stärken und die Öffentlichkeit auf die Bedeutung dieser Einrichtungen hinzuweisen.

Gleichzeitig dürfen die Risiken durch Naturkatastrophen nicht unterschätzt werden. Apotheken müssen sich besser gegen die zunehmenden Gefahren absichern, um nicht nur ihre eigene Existenz, sondern auch die Gesundheitsversorgung in Krisenzeiten sicherzustellen. Dass viele Apotheken hierbei noch immer unzureichend versichert sind, ist alarmierend und zeugt von einem systemischen Versäumnis, das dringend angegangen werden muss.

Auch die Frage nach der Krankenversicherung für Beamte wirft grundlegende Fragen zur Fairness und Belastung des Gesundheitssystems auf. Während der Staat hier großzügige Leistungen für Beamte bereitstellt, die sie deutlich entlasten, stehen viele Selbstständige und Angestellte vor steigenden Gesundheitskosten. Die anhaltende Debatte um die Beihilfe und das Privileg der Beamtenversicherung wird nicht so schnell verschwinden, solange keine Lösungen gefunden werden, die sowohl finanzielle Fairness als auch die Tragfähigkeit des Gesundheitssystems gewährleisten.

Dass Plattformen wie Ebay zudem weiterhin den Verkauf apothekenpflichtiger Produkte zulassen, unterstreicht die Lücken in der Regulierung des Online-Handels. Hier bedarf es strengerer Kontrollen, um die Integrität des Arzneimittelvertriebs zu wahren und illegalen Handel zu unterbinden.

Während die Apothekenbranche in einer tiefen Krise steckt, bleibt ein kleines Maß an Hoffnung, dass durch lokale Initiativen, wie die Förderprogramme in Thüringen oder beispielhaftes Engagement einzelner Apothekenleiter wie Philip Winter, positive Impulse gesetzt werden können. Doch diese Einzelfälle können die systemischen Probleme nicht lösen. Die Zeit für tiefgreifende Reformen, eine klare Unterstützung der Apotheken vor Ort und eine stärkere Regulierung des Online-Marktes ist längst überfällig. Andernfalls droht der Verlust eines der wichtigsten Stützpfeiler unseres Gesundheitssystems – die wohnortnahe Apotheke.

Und schließlich – Gesundheit ist und bleibt ein hohes Gut. Die steigenden Masernfälle und die Notwendigkeit einer breiten Impfkampagne zeigen erneut, wie anfällig unsere Gesellschaft bei gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen ist. Diese Situation erfordert kollektives Handeln und die Anerkennung dessen, dass Prävention, wie sie auch am Weltherztag betont wird, der Schlüssel zur langfristigen Gesundheit ist. Vor allem aber bedarf es eines Umdenkens, um die Gesundheit nicht nur als individuelle Verantwortung, sondern als gesellschaftliche Pflicht wahrzunehmen. Apotheken spielen dabei eine unverzichtbare Rolle, die es dringend zu schützen gilt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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