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  • 23.09.2024 – Apotheken-News: Apotheken zwischen Versicherungslücken und Künstlicher Intelligenz
    23.09.2024 – Apotheken-News: Apotheken zwischen Versicherungslücken und Künstlicher Intelligenz
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Versicherungslücken in Apotheken sind ein unterschätztes, aber hochgefährliches Risiko, das Betreiber vor gravierende Herausforderungen...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken zwischen Versicherungslücken und Künstlicher Intelligenz

 

Finanzielle Bedrohungen durch unzureichende Absicherungen und das Potenzial von KI zur Revolutionierung des Gesundheitswesens

Versicherungslücken in Apotheken sind ein unterschätztes, aber hochgefährliches Risiko, das Betreiber vor gravierende Herausforderungen stellen kann. Ob es sich um verlorene E-Rezepte im Wert von 42.000 Euro, unentdeckte Doppelabrechnungen oder Datenpannen handelt – die finanziellen Einbußen sind oft beträchtlich und existenzbedrohend. Doch es sind nicht nur die klassischen Risiken, die Apothekenbetreiber zu bewältigen haben. Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen verspricht enorme Einsparpotenziale von bis zu 125 Milliarden Euro jährlich, doch der Weg dorthin ist durch Datenschutzregulierungen und den begrenzten Zugang zu Patientendaten erschwert. Parallel dazu wirbt Bundesgesundheitsminister Lauterbach im Zuge der umstrittenen Apothekenreform für die Dynamisierung des Apothekenhonorars, doch viele Apotheker zweifeln, ob die Maßnahmen ausreichen, um die wirtschaftliche Stabilität ihrer Betriebe nachhaltig zu sichern.


Versicherungslücken in deutschen Apotheken stellen ein erhebliches Risiko für Betreiber dar, die auf den ersten Blick gut abgesichert erscheinen. Standardversicherungen decken oft nicht alle spezifischen Risiken ab, mit denen Apotheken konfrontiert sind. Besonders betroffen sind hierbei Themen wie Cyberangriffe, fehlerhafte Abrechnungen und unbewusste Retaxationen. Apotheker verlassen sich häufig auf Basispolicen, die in vielen Fällen nicht ausreichend sind, um komplexe Szenarien abzudecken, wie zum Beispiel den Verlust von E-Rezepten oder den Ausfall von IT-Systemen. Ein Beispiel ist die Apothekerin Carolin Tietze aus Dormagen, die plötzlich feststellte, dass Verordnungen im Wert von 42.000 Euro nicht abgerechnet wurden. Dieser unerwartete Ausfall führte zu einem erheblichen finanziellen Verlust, der sie vor große Herausforderungen stellte.

Auch im digitalen Bereich zeigen sich Lücken. So fühlte sich ein Apotheker von Noventi im Stich gelassen, nachdem es zu einer Datenpanne gekommen war. In solchen Fällen werden die Auswirkungen oft erst im Nachhinein deutlich, wenn Abrechnungen fehlerhaft sind oder gar verloren gehen. Ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, denen Apothekenbetreiber gegenüberstehen, ist die Doppelabrechnung eines Patienten in der Erlen-Apotheke in Möckern. Ein Patient legte zunächst ein E-Rezept vor und erhielt das verschriebene Arzneimittel. Wenig später erschien er mit einem Papierrezept für das gleiche Präparat, woraufhin die Apotheke ohne Vorsatz beide Rezepte abrechnete. Die Folge war eine Retaxation, die sich für den Apotheker als finanzieller Rückschlag erwies. Solche Vorkommnisse verdeutlichen, wie wichtig eine umfassende Versicherung und genaue interne Kontrollsysteme sind, um solche Fehler zu verhindern.

Im politischen Kontext wirbt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Rahmen der Apothekenreform für die Dynamisierung des Apothekenhonorars. Die Reform, die in Apothekenkreisen auf gemischte Reaktionen stößt, soll laut Lauterbach helfen, Apotheken in einem zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld besser zu positionieren. Doch der Widerstand gegen die Reform ist groß, da viele Apotheker befürchten, dass die Maßnahmen nicht weit genug greifen und die finanziellen Belastungen weiterhin auf den Schultern der Betreiber lasten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen könnte, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen. Laut einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group könnten durch die breite Einführung von prädiktiver und generativer KI bis zu 125 Milliarden Euro jährlich im deutschen Gesundheitssystem eingespart werden. Diese Einsparungen könnten durch effizientere Diagnosen, personalisierte Behandlungsmethoden und eine optimierte Versorgungskette realisiert werden. Allerdings steht der Einführung von KI im Gesundheitssektor noch ein wesentliches Hindernis im Weg: der Zugang zu umfassenden Patientendaten. Derzeit ist dieser Zugang stark reguliert und nur in begrenztem Umfang möglich, was den Fortschritt im Bereich der KI erheblich bremst.


Kommentar:

Die dargestellten Beispiele verdeutlichen, dass Apothekenbetreiber heute in einem komplexen Umfeld agieren, in dem technologische und regulatorische Herausforderungen miteinander verschmelzen. Versicherungslücken sind ein unterschätztes Risiko, das viele Apotheker erst dann bemerken, wenn es zu spät ist. Fälle wie die verlorenen 42.000 Euro oder die Datenpanne bei Noventi zeigen, dass eine lückenhafte Absicherung gravierende finanzielle Konsequenzen haben kann. Betreiber sollten daher nicht nur auf Standardpolicen vertrauen, sondern gezielt nach maßgeschneiderten Versicherungslösungen suchen, die den spezifischen Risiken der Branche gerecht werden.

Die politische Diskussion um die Dynamisierung des Apothekenhonorars im Rahmen der Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach unterstreicht die Notwendigkeit einer angemessenen finanziellen Ausstattung von Apotheken. Während die Idee der Dynamisierung prinzipiell sinnvoll erscheint, stellt sich die Frage, ob die vorgesehenen Maßnahmen ausreichen, um Apotheken in ihrer Gesamtheit zu stärken und langfristig abzusichern. Es bleibt zu befürchten, dass die Reform die finanziellen Belastungen der Betreiber nicht vollständig auffangen wird.

Ein Blick auf die Potenziale der Künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen zeigt jedoch, dass der Weg zu einer effizienteren und kostengünstigeren Gesundheitsversorgung noch einige Hürden zu nehmen hat. Die Chancen, die in der Nutzung von KI liegen, sind enorm, doch die derzeitigen Regulierungen, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zu Patientendaten, behindern die notwendige Weiterentwicklung. Apotheker sollten dennoch die Augen offen halten für technologische Entwicklungen, die langfristig zu Kosteneinsparungen und einer besseren Patientenversorgung führen könnten. KI wird in den kommenden Jahren eine zunehmend bedeutende Rolle spielen – jedoch nur, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen angepasst und der Zugang zu relevanten Daten verbessert wird.

Insgesamt zeigt sich, dass Apothekenbetreiber sich in einem Spannungsfeld zwischen Versicherungsfragen, politischem Druck und technologischen Entwicklungen bewegen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie sich nicht nur auf altbewährte Strukturen verlassen, sondern aktiv nach neuen Wegen suchen, um ihre Betriebe zukunftssicher zu machen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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