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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Fünf Wege zum Glück: Glücklichsein ist kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung. Experten wie der Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger und Dorothee B. Salchow von der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie betonen, dass gezielte Maßnahmen, wie die Pflege sozialer Beziehungen und das Finden persönlicher Sinnstiftungen, das Wohlbefinden nachhaltig steigern können. Während Hundehalter nach einem aktuellen BGH-Urteil für Unfälle durch Schleppleinen haften, droht der Fachkräftemangel in Arztpraxen und Apotheken die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gefährden. Besonders alarmierend: Laut einem Bericht des Bundesrechnungshofs ist das Gesundheitsministerium nicht ausreichend auf künftige Pandemien vorbereitet, während das deutsche Gesundheitssystem trotz Milliardeninvestitionen an strukturellen Schwächen leidet. Zugleich rufen Apotheken zur zweiten „Langen Nacht des Impfens“ auf, um die Impfquote zu steigern und so eine weitere Corona-Welle im Herbst zu verhindern. Innovative Drug-Delivery-Systeme könnten die Medikamentenverabreichung revolutionieren, und neue Studien belegen die überragende Wirksamkeit von Lenacapavir in der HIV-Prävention.
Fünf Wege zum Glück: Wie Menschen ihr Leben zufriedener gestalten können
Glücklichsein gilt oft als das ultimative Ziel im Leben, doch für viele Menschen bleibt es schwer fassbar. Experten weisen jedoch darauf hin, dass Glück keine reine Glückssache ist, sondern durch bewusste Maßnahmen und Selbstreflexion gefördert werden kann. Zwei Experten, der Berliner Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger und Dorothee B. Salchow von der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie, erklären, welche Schritte jeder Einzelne gehen kann, um mehr Zufriedenheit im Alltag zu erreichen.
Laut Dr. Krüger sind viele Menschen unsicher, wenn sie nach ihrem Glückslevel gefragt werden. Eine häufige Antwort sei ein zögerliches "Na ja", da viele es versäumen, regelmäßig über ihr Wohlbefinden nachzudenken. Doch das Streben nach Glück sei weder ein Geheimnis noch ein unerreichbares Ziel, sondern hänge von bestimmten Faktoren ab, die jeder Mensch beeinflussen kann.
Salchow verweist in diesem Zusammenhang auf das PERMA-Modell des renommierten Psychologen Martin Seligman. Dieses Modell identifiziert fünf Bereiche, die maßgeblich zu einem glücklichen Leben beitragen: positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinnhaftigkeit und Leistung. Jeder dieser Aspekte spielt eine zentrale Rolle für das persönliche Wohlbefinden und die Zufriedenheit.
Der erste Punkt des Modells, positive Emotionen, betont die Bedeutung von Gefühlen wie Dankbarkeit, Hoffnung und Zuversicht. Diese emotionalen Zustände zu fördern, sei eine entscheidende Grundlage für mehr Lebensfreude. Engagement steht für das Eintauchen in Tätigkeiten, die einen erfüllen und in denen man aufgehen kann. Ob im Beruf, Hobby oder Ehrenamt – wer in dem, was er tut, eine tiefe Befriedigung findet, wird insgesamt zufriedener sein.
Beziehungen stellen einen weiteren wichtigen Glücksfaktor dar. Sowohl die Partnerschaft als auch Freundschaften und familiäre Bindungen spielen eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden. Soziale Isolation hingegen kann das Glücksgefühl massiv beeinträchtigen. Ebenso trägt die Wahrnehmung von Sinnhaftigkeit im Leben – sei es durch den Beruf, persönliche Überzeugungen oder ehrenamtliches Engagement – wesentlich zur Lebenszufriedenheit bei. Schließlich fördern auch Leistungen und Errungenschaften das Glück. Menschen, die sich realistische Ziele setzen und diese erreichen, erfahren oft eine tiefe Befriedigung und Motivation.
Um diese fünf Bereiche im eigenen Leben zu stärken, empfiehlt Dr. Krüger, mehr Achtsamkeit im Alltag zu praktizieren. Wer bewusster auf seine eigenen Gefühle und Handlungen achtet, kann positive Momente gezielter erleben und wertschätzen. Wer bei der Selbstreflexion Unterstützung benötigt, könne zudem die Hilfe eines professionellen Coaches in Anspruch nehmen.
Es gibt jedoch auch einfache Maßnahmen, die jeder in den Alltag integrieren kann, um mehr Zufriedenheit zu finden. Dazu gehört etwa, das Leben zu entschleunigen und sich bewusste Pausen zu gönnen. Übervolle Zeitpläne und Dauerstress erschweren es, schöne Momente wahrzunehmen und zu genießen. Ebenso kann das Tun von guten Taten – sei es durch ehrenamtliches Engagement oder kleine Gesten der Freundlichkeit – das eigene Glücksgefühl verstärken. Auch das Pflegen von Hobbys und das bewusste Schätzen von kleinen Glücksmomenten im Alltag sind wertvolle Strategien, um mehr Zufriedenheit zu erfahren.
Dorothee B. Salchow ergänzt, dass das »Tanken« von Glück gezielt möglich sei. Zeit in der Natur zu verbringen, kann beispielsweise eine Quelle innerer Ruhe und Zufriedenheit sein. Ein Spaziergang im Wald oder ein ruhiger Moment an der frischen Luft helfe dabei, das Wohlbefinden zu steigern und Glücksmomente in den Alltag zu integrieren.
Der Wunsch nach einem glücklichen Leben ist universell, doch allzu oft scheint dieses Ziel außer Reichweite. Dabei zeigt das PERMA-Modell von Martin Seligman eindrucksvoll, dass Glück kein unerreichbares Ideal ist, sondern auf klar identifizierbaren Faktoren beruht. Das Bewusstsein für positive Emotionen, das Eintauchen in erfüllende Tätigkeiten, der Aufbau starker sozialer Beziehungen und die Wahrnehmung von Sinnhaftigkeit sind allesamt Schritte, die jeder Mensch gehen kann.
Ein zentraler Aspekt, der oft vernachlässigt wird, ist jedoch die Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Leben. Viele Menschen hetzen durch den Alltag, ohne sich bewusst zu machen, was sie eigentlich glücklich macht. Hier setzt die Selbstreflexion an. Wer regelmäßig inne hält, um über seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle nachzudenken, schafft die Voraussetzung für echte Zufriedenheit.
Es ist jedoch auch klar, dass nicht jeder diese Reflexion aus eigener Kraft leisten kann. Die Unterstützung durch Coaches oder Therapeuten kann in solchen Fällen eine wertvolle Hilfe sein, um Blockaden zu lösen und neue Perspektiven zu finden. Das Wichtige ist, sich nicht in dem Glauben zu verlieren, dass Glück außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegt. Jeder kann, durch bewusste Entscheidungen und Handlungen, mehr Zufriedenheit in sein Leben bringen.
Es sind oft die kleinen Veränderungen, die den größten Unterschied machen.
Hundehalter haftet für Unfall durch Schleppleine: BGH entscheidet zugunsten der Klägerin
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einem wegweisenden Urteil die Haftung eines Hundehalters für Verletzungen bestätigt, die durch eine Schleppleine verursacht wurden. Im Fall, der sich im Juli 2020 ereignete, war die Klägerin durch eine Schleppleine zu Fall gekommen und hatte sich schwer verletzt. Der BGH hob damit Entscheidungen der Vorinstanzen auf, die keine Tiergefahr gesehen hatten. Dieses Urteil hat weitreichende Konsequenzen für Hundehalter und die Auslegung der Tierhalterhaftung nach § 833 Satz 1 BGB.
Der Vorfall ereignete sich auf einem Feldweg, als die Tochter des Hundehalters mit dem Hund spazieren ging. Der Hund, der eine Schleppleine hinter sich herzog, rannte zusammen mit einem anderen Hund zu einem Mäuseloch auf einem mit Gras bewachsenen Feld. Als die Klägerin versuchte, die Tiere von dem Loch zu vertreiben, geriet sie in die Schleppleine. Der Hund des Beklagten folgte dem Rückruf der Tochter und rannte in ihre Richtung, wobei sich die Leine um das Bein der Klägerin wickelte. Sie stürzte und erlitt eine Fraktur am Schienbein, die eine stationäre Behandlung erforderlich machte.
Der Krankenversicherer der Verletzten machte Schadenersatzansprüche geltend und verklagte den Hundehalter, dessen Erben im Verfahren durch einen Nachlasspfleger vertreten wurden. Der Haftpflichtversicherer des Hundehalters verweigerte jedoch vorgerichtlich eine Regulierung des Schadens. Die Vorinstanzen, das Landgericht Bonn und das Oberlandesgericht Köln, hatten die Klage abgewiesen. Sie argumentierten, dass sich keine „spezifische“ Tiergefahr verwirklicht habe, da das Tier auf menschliche Anweisung reagiert habe und der Schaden auf einer Verkettung ungewöhnlicher Umstände beruhe.
Der BGH sah dies anders. In seinem Urteil vom 11. Juni 2024 stellte das Gericht klar, dass die „tierische Eigenwilligkeit“ des Hundes eine wesentliche Rolle gespielt habe. Auch wenn der Hund auf den Ruf der Tochter reagierte, seien seine Geschwindigkeit, seine Kraft und seine Unfähigkeit, die Schleppleine als Gefahrenquelle zu erkennen, nicht vollständig kontrollierbar gewesen. Dies stelle eine typische Tiergefahr dar, für die der Halter haften müsse. Der BGH hob das Urteil des Oberlandesgerichts auf und verwies den Fall zur erneuten Entscheidung zurück.
Dieses Urteil betont die Bedeutung der Tierhalterhaftung und zeigt, dass auch scheinbar kontrolliertes Verhalten eines Tieres zu Haftungsansprüchen führen kann. Es verdeutlicht zudem, dass Hundehalter sich der Risiken bewusst sein müssen, die von ihren Tieren ausgehen, selbst wenn sie durch einen Menschen gelenkt werden.
Das Urteil des BGH zur Schleppleine setzt einen wichtigen rechtlichen Meilenstein für die Auslegung der Tierhalterhaftung. Die Entscheidung stärkt die Rechte von Geschädigten und stellt klar, dass die Eigenwilligkeit eines Tieres nicht unterschätzt werden darf. Selbst wenn ein Hund durch eine Person gelenkt wird, bleibt die unberechenbare Natur des Tieres ein Risiko, das nicht vollständig durch menschliche Kontrolle minimiert werden kann.
Dieser Fall zeigt, dass Hundehalter sich ihrer Verantwortung bewusst sein müssen, wenn sie ihre Tiere in die Öffentlichkeit bringen. Das Gericht hebt hervor, dass die Tierhalterhaftung „der Preis dafür ist“, dass Tiere in menschlicher Umgebung gehalten werden. Selbst gut erzogene und trainierte Hunde können durch unvorhersehbares Verhalten Gefahren für andere darstellen. Der BGH hat hier eine klare Linie gezogen: Die spezifische Tiergefahr besteht unabhängig von der menschlichen Leitung, sobald die Kontrolle über das Verhalten des Tieres begrenzt ist.
Für Hundehalter bedeutet dieses Urteil, dass sie besonders achtsam sein müssen, wenn sie ihre Hunde in öffentlichen Räumen ausführen. Die Verwendung von Schleppleinen, die eine größere Bewegungsfreiheit ermöglichen, kann ein erhöhtes Risiko bergen – und dieses Risiko wird, wie das Urteil zeigt, von der Rechtsprechung nicht ignoriert. Der BGH betont zu Recht, dass die Haftung nicht durch die bloße Anwesenheit des Menschen ausgeschlossen wird.
Dieses Urteil wird zweifellos Einfluss auf zukünftige Entscheidungen zur Tierhalterhaftung haben und eine Sensibilisierung für die potenziellen Risiken im Umgang mit Haustieren bewirken. Hundehalter sollten sich bewusst sein, dass sie im Schadensfall haften – und Versicherungen werden möglicherweise dazu übergehen, solche Fälle strenger zu prüfen.
Fachkräftemangel in Arztpraxen und Apotheken verschärft sich dramatisch
Der Fachkräftemangel in Arztpraxen und Apotheken hat in den vergangenen Jahren ein besorgniserregendes Ausmaß erreicht und droht, die Gesundheitsversorgung in Deutschland erheblich zu beeinträchtigen. Auf dem jüngsten ZI-Kongress zur Versorgungsforschung in Berlin wurde am 18. September deutlich, wie gravierend die Lage bereits ist. Sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Apothekerinnen und Apotheker kämpfen mit einem akuten Personalmangel, der insbesondere durch ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, den demografischen Wandel und die steigende Nachfrage nach Teilzeitarbeit verschärft wird.
In der ambulanten ärztlichen Versorgung fehlen bundesweit über 6000 Vertragsärzte, wie Mandy Schulz vom Zentralinstitut für Kassenärztliche Versorgung (ZI) berichtete. Besonders dramatisch ist die Situation bei den Hausärzten, wo rund 5000 Mediziner fehlen. Auch bei den Fachärzten sind etwa 1000 Stellen unbesetzt. Das Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte liegt bereits bei 54,6 Jahren, und viele Mediziner werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. Die Nachwuchsproblematik ist besonders akut: Zwischen 2024 und 2026 könnten jährlich bis zu 5000 Nachbesetzungen fehlen, was das Defizit weiter verschärft. Erst ab dem Jahr 2037 sei eine Entspannung der Lage in Sicht.
Ähnliche Herausforderungen bestehen in den Apotheken. Berit Winter, Abteilungsleiterin bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), wies darauf hin, dass der Apothekerberuf bereits seit Langem als Engpassberuf gilt. Auch der Beruf der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) wurde von der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2023 erneut als Engpassberuf eingestuft. Während die Zahl der Apothekerstellen in den letzten zehn Jahren um 14 Prozent gestiegen ist, fehlen dennoch bis zum Jahr 2029 voraussichtlich mehr als 10.000 Apotheker. Besonders die Abwanderung von approbierten Apothekern in andere Berufsfelder wie die Industrie und Wissenschaft verschärft den Engpass. Hier wurden in den letzten Jahren Zuwächse von über 40 Prozent verzeichnet, während der Anstieg in den öffentlichen Apotheken mit knapp 8 Prozent deutlich geringer ausfiel.
Ein weiteres Problem betrifft die Altersstruktur der Apothekeninhaberinnen und -inhaber. Fast die Hälfte von ihnen wird in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen, während sich die Zahl der potenziellen Nachfolger kontinuierlich verringert. Auch bei den PTA gibt es erhebliche Nachwuchsprobleme. In den letzten zehn Jahren ging die Zahl der Auszubildenden um 20 Prozent zurück. Ein wesentlicher Grund dafür ist das fehlende flächendeckende Schulgeldbefreiungssystem und die unzureichende Ausbildungsvergütung, was junge Menschen von einer Ausbildung zur PTA abschreckt.
Der Fachkräftemangel hat somit gravierende Auswirkungen auf die medizinische und pharmazeutische Versorgung in Deutschland. Ohne eine umfassende Reform der Ausbildungsbedingungen und bessere wirtschaftliche Anreize für Nachwuchskräfte droht die Lage sich in den kommenden Jahren weiter zu verschärfen.
Die alarmierenden Zahlen zum Fachkräftemangel in Arztpraxen und Apotheken sollten ein Weckruf sein – nicht nur für die Gesundheitsbranche, sondern auch für die Politik. Denn die medizinische und pharmazeutische Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel. Während immer mehr Ärztinnen, Ärzte und Apothekerinnen, Apotheker in den Ruhestand gehen, gelingt es nicht, ausreichend Nachwuchs zu gewinnen, um diese Lücken zu schließen. Dies führt zu einem Teufelskreis, der die Versorgung der Bevölkerung in den nächsten Jahren empfindlich treffen könnte.
Besonders bedenklich ist, dass die Rahmenbedingungen für viele Nachwuchskräfte schlichtweg unattraktiv sind. Sei es das fehlende Angebot an Medizinstudienplätzen, die unzureichende Ausbildungsvergütung bei den PTA oder die allgemein prekäre wirtschaftliche Lage vieler Apotheken – die Probleme sind vielfältig, aber alle laufen auf dasselbe hinaus: Der Beruf im Gesundheitswesen verliert an Attraktivität, weil er den Anforderungen der modernen Arbeitswelt nicht mehr gerecht wird.
Doch das eigentliche Problem ist hausgemacht. Seit Jahren versäumt es die Politik, die Weichen für eine nachhaltige Personalplanung im Gesundheitssektor zu stellen. Vor allem der massive Trend zur Teilzeitarbeit und die Abwanderung in wirtschaftlich attraktivere Sektoren verschärfen die Lage weiter. Was heute fehlt, sind klare Strategien, die nicht nur auf eine Reform der Ausbildungsbedingungen abzielen, sondern auch die wirtschaftliche Situation in den Praxen und Apotheken verbessern. Sonst wird der Fachkräftemangel bald nicht nur ein Schlagwort sein, sondern bittere Realität für viele Patientinnen und Patienten, die auf eine umfassende medizinische und pharmazeutische Versorgung angewiesen sind.
Ministerium ohne Pandemieplan: Bundesrechnungshof übt scharfe Kritik an der Pandemievorsorge
Der Bundesrechnungshof hat in einem aktuellen Bericht schwere Mängel in der Pandemievorsorge des Bundesgesundheitsministeriums aufgedeckt. In einem Schreiben, das dem Haushaltsausschuss des Bundestags am Mittwoch vorgelegt wurde, kritisieren die Prüfer, dass das Ministerium unter der Leitung von Karl Lauterbach (SPD) nicht ausreichend auf zukünftige Pandemien vorbereitet sei. Besonders alarmierend sei der Rückgang der Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern sowie das Fehlen eines aktualisierten nationalen Pandemieplans.
Der Bericht mit dem Titel „Bundesministerium für Gesundheit ist auf künftige Pandemien nicht ausreichend vorbereitet“ zeigt auf, dass die Zahl der physisch verfügbaren Intensivbetten seit dem Höhepunkt der Corona-Pandemie kontinuierlich abnimmt. Trotz finanzieller Mittel, die im Zuge der Pandemie an die Bundesländer ausgeschüttet wurden, um die Intensivkapazitäten zu erhöhen, sei kein nachhaltiger Kapazitätszuwachs zu verzeichnen. Rechnerisch hätte die Förderung zu einem Zuwachs von rund 13.700 Intensivbetten führen müssen. Doch seit Oktober 2020 sei die Zahl der betriebsbereiten und kurzfristig einsetzbaren Betten rückläufig – ein Problem, das vor allem dem Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal zugeschrieben wird.
Besonders gravierend sei, dass das Gesundheitsministerium laut dem Bericht des Bundesrechnungshofs keine verlässlichen Daten zur aktuellen Zahl der Intensivbetten vorlegen könne. Diese Information sei jedoch entscheidend, um in zukünftigen Pandemien angemessen reagieren zu können. „Damit fehlt es an einem zentralen Merkmal einer ausreichenden Pandemievorsorge“, heißt es in dem Bericht. Die Prüfer betonen jedoch, dass die Verantwortung für die Pandemievorsorge nicht allein beim Bundesgesundheitsministerium liege.
Ein weiteres zentrales Problem ist das Fehlen eines aktualisierten Pandemieplans. Der derzeitige Plan, der zuletzt 2017 überarbeitet wurde und sich auf die Vorbereitung einer Influenza-Pandemie konzentriert, sei seit März 2020 lediglich durch Covid-19-Strategiepapiere des Robert Koch-Instituts (RKI) ergänzt worden. Eine umfassende Überarbeitung des Plans stehe jedoch weiterhin aus. Angesichts der Erfahrungen der Corona-Pandemie sei eine grundlegende Aktualisierung dringend erforderlich.
Der Bundesrechnungshof fordert zudem, die Aufarbeitung der Corona-Pandemie stringent voranzutreiben, um Schwachstellen in der Pandemievorsorge zukünftig zu beheben und besser auf Krisen reagieren zu können.
Der Bericht des Bundesrechnungshofs ist ein Weckruf, der nicht ignoriert werden darf. In einer Zeit, in der die Welt auf zukünftige Gesundheitskrisen vorbereitet sein muss, ist es erschreckend, dass das Bundesgesundheitsministerium – und damit eine der zentralen Institutionen der Pandemievorsorge – so gravierende Mängel aufweist.
Der kontinuierliche Rückgang der Intensivbettenkapazitäten, verbunden mit dem anhaltenden Mangel an Pflegepersonal, zeigt deutlich, dass die Lehren aus der Corona-Pandemie noch nicht vollständig gezogen wurden. Es reicht nicht, finanzielle Mittel bereitzustellen, wenn diese nicht zu den erhofften strukturellen Verbesserungen führen. Ohne eine solide Grundlage in Form verlässlicher Daten zu Intensivkapazitäten und ohne einen umfassend aktualisierten Pandemieplan, der sich nicht nur auf eine Influenza, sondern auf alle potenziellen Bedrohungen konzentriert, wird Deutschland auch in zukünftigen Krisen nicht optimal vorbereitet sein.
Die Tatsache, dass das Bundesgesundheitsministerium offenbar keine genauen Informationen über die aktuelle Zahl der verfügbaren Intensivbetten hat, ist besonders besorgniserregend. Wie soll eine effektive Planung und Reaktion auf Krisen möglich sein, wenn die Grundlage für diese Entscheidungen – nämlich verlässliche Zahlen – fehlt?
Es ist nun dringend an der Zeit, dass die politischen Verantwortlichen die Warnungen des Bundesrechnungshofs ernst nehmen und die notwendigen Reformen einleiten. Ein grundlegender und breit angelegter Pandemieplan, der regelmäßig aktualisiert wird und auf klaren, nachvollziehbaren Daten basiert, muss oberste Priorität haben. Nur so kann sichergestellt werden, dass Deutschland in Zukunft besser auf Gesundheitskrisen vorbereitet ist und die Bevölkerung angemessen geschützt werden kann.
Deutsche Gesundheitsversorgung in der Krise – Schwächen des Systems im Fokus
Das deutsche Gesundheitssystem steht unter wachsendem Druck, obwohl jährlich rund 500 Milliarden Euro in das Gesundheitswesen fließen. Die Lebenserwartung in Deutschland liegt dennoch vergleichsweise niedrig, was Fragen nach der Effizienz und den strukturellen Schwächen des Systems aufwirft. Auf dem ZI-Congress Versorgungsforschung wurden am Donnerstag die Defizite des deutschen Gesundheitssystems im internationalen Vergleich umfassend erörtert.
Professor Wilm Quentin, Experte für Planetary & Public Health am European Observatory on Health Systems and Policies, betonte, dass Deutschland vor vier zentralen Herausforderungen stehe: der Alterung der Bevölkerung, einer veränderten Krankheitslast, dem Klimawandel und zukünftigen Pandemien. Die deutsche Gesellschaft wird immer älter, was gravierende Auswirkungen auf das Gesundheitswesen hat. Quentin sieht dringenden Handlungsbedarf in der Schaffung einer breiteren Einnahmenbasis, um die steigenden Kosten zu bewältigen, die zudem durch eine effizientere Steuerung der Versorgung gesenkt werden müssen.
Ein weiterer Faktor, der das System belastet, ist der Fachkräftemangel. Trotz einer im internationalen Vergleich relativ hohen Zahl an Beschäftigten im Gesundheitswesen sind die Personalressourcen in Relation zur erbrachten Leistung knapp. Gleichzeitig hat sich die Krankheitslast in den letzten Jahrzehnten verändert, was zu Engpässen bei der Versorgung, insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit, führt. Viele Länder hätten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, würden jedoch effektiver auf diese reagieren, so Quentin.
Besondere Herausforderungen stellt auch der Klimawandel dar, der Deutschland bereits eine auffallend hohe Zahl an Hitzetoten beschert hat. Trotz wachsender Sensibilisierung wurden bisher zu wenig Maßnahmen ergriffen, um das Gesundheitssystem darauf vorzubereiten. Zudem verursacht das Gesundheitssystem selbst etwa fünf Prozent der nationalen CO2-Emissionen, was es notwendig macht, in den kommenden Jahren auch in diesem Bereich Veränderungen vorzunehmen. Die Risiken von Pandemien werden durch die globale Erwärmung weiter verstärkt, was laut Quentin zeigt, dass ein ganzheitlicher „One Health“-Ansatz, der die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt integriert, unabdingbar ist.
Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen, betonte, dass sich die Probleme des deutschen Gesundheitssystems nicht allein durch höhere Investitionen lösen lassen. Trotz hoher Ausgaben habe Deutschland eine überdurchschnittlich hohe Zahl an vermeidbaren Todesfällen. Andere Länder, wie Dänemark, hätten ihre Mittel effizienter eingesetzt und dadurch signifikante Verbesserungen erreicht. Eine Überversorgung in Bereichen wie Krankenhausaufenthalten sei ein erheblicher Kostentreiber in Deutschland, während gleichzeitig in präventiven Maßnahmen unterinvestiert werde. Busse forderte, dass Deutschland sich dringend mit der Effizienz seines Gesundheitssystems auseinandersetzen müsse, bevor weitere Mittel ineffektiv ausgegeben würden.
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor einem Paradigmenwechsel. Jahrelang wurde geglaubt, dass höhere Investitionen automatisch zu besseren Ergebnissen führen würden. Doch wie die Zahlen belegen, reichen zusätzliche Finanzmittel allein nicht aus, um die dringend benötigten Reformen im System voranzutreiben. Was fehlt, ist eine grundlegende Neuausrichtung hin zu mehr Effizienz und Prävention.
Ein entscheidender Punkt ist die Überversorgung in bestimmten Bereichen, wie etwa den unnötig hohen Krankenhausaufenthalten, während gleichzeitig in der Prävention und in der Versorgung chronischer Krankheiten, wie psychischen Erkrankungen, Mängel bestehen. Der Vergleich mit Ländern wie Dänemark zeigt, dass es möglich ist, mit weniger Mitteln bessere Ergebnisse zu erzielen – wenn das System richtig gesteuert wird.
Deutschland muss sich stärker auf den Zusammenhang zwischen Verhalten, Umweltfaktoren und der Gesundheitslast konzentrieren. Bessere Regulierung von Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum sowie stärkere Investitionen in präventive Gesundheitsmaßnahmen könnten dazu beitragen, die langfristige Belastung des Systems zu senken.
Zudem muss der Fachkräftemangel adressiert werden, der das System immer stärker belastet. Effizientere Einsatzpläne und eine Entlastung des Personals durch technologische Innovationen könnten hier Lösungsansätze bieten.
Letztlich geht es um mehr als nur um Geld. Es geht um die sinnvolle und gezielte Nutzung der vorhandenen Ressourcen. Nur so kann das deutsche Gesundheitssystem langfristig tragfähig bleiben und seine Position im internationalen Vergleich verbessern.
Lange Nacht des Impfens: Apotheken stärken Impfquote mit Abendterminen
Am 1. Oktober ruft der Bundesverband der Versorgungsapotheker (BVVA) zur zweiten bundesweiten „Langen Nacht des Impfens“ auf. Diese Aktion markiert den Start der diesjährigen Grippe- und Covid-19-Impfsaison und zielt darauf ab, die Impfquote in Deutschland durch ein niedrigschwelliges Angebot in Apotheken zu erhöhen. Insbesondere Berufstätige sollen die Möglichkeit erhalten, unkompliziert und ohne große organisatorische Hürden ihre jährlichen Auffrischimpfungen am Abend durchführen zu lassen.
Die BVVA-Vorsitzende Heike Gnekow betont, dass die „Lange Nacht des Impfens“ nicht nur die Impfquote erhöhen, sondern auch das Impfen als relativ neue Dienstleistung der Apotheken stärker in den Fokus rücken soll. Das Feedback aus dem Vorjahr sei durchweg positiv gewesen, da viele Kunden die flexible Möglichkeit schätzten, sich außerhalb der regulären Öffnungszeiten impfen zu lassen. Das Ziel ist es, das Vertrauen der Bevölkerung in Apotheken als wichtige Gesundheitsdienstleister zu stärken.
Über ein spezielles Online-Portal können sich Apotheken für die Aktion anmelden und erscheinen auf einer digitalen Landkarte, über die Bürgerinnen und Bürger eine teilnehmende Apotheke in ihrer Nähe finden können. Begleitet wird die Aktion durch Werbematerialien der ABDA, um vor Ort auf die Impfmöglichkeit aufmerksam zu machen.
Die Resonanz der Apothekerkammern und -verbände fällt regional unterschiedlich aus. Während in Berlin und Nordrhein breite Unterstützung signalisiert wird, gibt es in Schleswig-Holstein und Hamburg Bedenken, dass die Aktion eine größere Nachfrage erzeugen könnte, als die Apotheken bewältigen können. Hier wird darauf hingewiesen, dass viele Apotheken aufgrund fehlender Kapazitäten keine Impfungen mehr anbieten können.
Trotz dieser Herausforderungen sehen viele die „Lange Nacht des Impfens“ als eine wichtige Chance, die Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen zu stärken. Besonders in Nordrhein-Westfalen wird die Initiative ausdrücklich unterstützt, und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zeigt Interesse, selbst einen Impftermin in einer der teilnehmenden Apotheken wahrzunehmen.
In Bayern wird die Aktion hingegen durch strenge Ladenschlussregelungen erschwert, da Apotheken hier nur bis 20 Uhr geöffnet haben dürfen. Dies schränkt die Möglichkeiten für eine echte „Lange Nacht des Impfens“ erheblich ein.
Ungeachtet der Herausforderungen bleibt das Ziel klar: Die Bevölkerung soll besser über die Bedeutung von Impfungen informiert und der Zugang erleichtert werden. Apotheken zeigen mit dieser Aktion, dass sie weit mehr sind als bloße Arzneimittelversorger – sie nehmen aktiv eine Rolle in der Vorsorge der Bevölkerung ein und leisten einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Impfquote in Deutschland.
Diese Aktion setzt ein wichtiges Zeichen in einer Zeit, in der die Impfbereitschaft oft hinter den Erwartungen zurückbleibt. Apotheken übernehmen eine Schlüsselrolle, indem sie nicht nur ein flexibles Impfangebot schaffen, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung in Impfungen stärken.
Smarte Arzneistoff-Transporter – Wie Drug-Delivery-Systeme die Therapie revolutionieren könnten
Die gezielte und effiziente Verabreichung von Arzneimitteln stellt eine der größten Herausforderungen in der modernen Medizin dar. Drug-Delivery-Systeme (DDS) bieten bereits jetzt vielversprechende Lösungen, die sowohl die Wirkung als auch die Sicherheit von Therapien verbessern können. Sie könnten in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, wenn es darum geht, bestehende Medikamente optimal zu nutzen und neue Wirkstoffe erfolgreich zur Marktreife zu bringen.
DDS sind Technologien, die die Freisetzung von Arzneistoffen im Körper gezielt steuern können – zeitlich oder lokal. Dazu zählen unter anderem Extended-Release-Formulierungen, die das Dosierintervall verlängern, oder Nanopartikel-basierte Systeme, die den Wirkstoff direkt an den vorgesehenen Wirkort bringen. Die Vorteile solcher Systeme sind vielfältig: Sie ermöglichen eine präzisere Dosierung, können Nebenwirkungen reduzieren und verbessern die Therapietreue der Patienten. Trotz dieser Vorteile haben sich nicht alle DDS am Markt durchsetzen können. So scheiterte beispielsweise das Insulin-Inhalativum Exubera® an unerwünschten Nebenwirkungen und einer komplizierten Anwendung.
Gleichzeitig gibt es innovative DDS, die derzeit in der Entwicklung sind und das Potenzial haben, die Therapie von Erkrankungen wie Diabetes zu revolutionieren. Ein Beispiel ist ein Mini-Device, das Insulin direkt im Magen freisetzt, oder Mikronadel-Pflaster, die Insulin abhängig vom Blutzuckerspiegel abgeben. Diese Systeme könnten die Lebensqualität von Patienten erheblich verbessern und den Alltag für Diabetiker deutlich vereinfachen.
Die Weiterentwicklung solcher Technologien ist entscheidend, da die meisten Wirkstoffe, die in der präklinischen Forschung vielversprechend erscheinen, es nicht bis zur klinischen Prüfung schaffen. Durch die Optimierung der Pharmakokinetik, also der Aufnahme und Verteilung eines Wirkstoffs im Körper, könnte eine größere Anzahl an Medikamenten tatsächlich den Markt erreichen.
Ein besonders innovatives Anwendungsgebiet für DDS ist die Impfung. Mikronadel-Pflaster, die als Alternative zur klassischen Spritze dienen, befinden sich bereits in der Entwicklung. Diese Pflaster könnten nicht nur die Impfungen vereinfachen, sondern auch Patienten mit Spritzenangst den Zugang zu wichtigen Impfstoffen ermöglichen. Einige dieser Pflaster sind sogar in der Lage, mehrere Impfdosen zeitversetzt freizusetzen, was die Notwendigkeit wiederholter Injektionen überflüssig machen würde.
Angesichts dieser Entwicklungen ist klar, dass DDS eine wichtige Rolle in der Zukunft der Medizin spielen könnten. Sie verbessern nicht nur die Wirksamkeit von Therapien, sondern könnten auch dazu beitragen, dass mehr neue Wirkstoffe den Weg von der Forschung in die klinische Anwendung finden. Die Autoren der Studie, die in "Nature Reviews Drug Discovery" veröffentlicht wurde, sehen in DDS einen vielversprechenden Weg, die Arzneimitteltherapie effizienter und sicherer zu gestalten.
Die Zukunft der Medizin könnte entscheidend von der Weiterentwicklung von Drug-Delivery-Systemen abhängen. Es ist faszinierend, wie Technologien, die gezielt die Freisetzung von Wirkstoffen steuern, nicht nur die Effizienz von Therapien steigern, sondern auch die Lebensqualität von Patienten verbessern können. In einer Zeit, in der die Entdeckung neuer Wirkstoffe oft im Mittelpunkt der Forschung steht, wird deutlich, dass der Fortschritt in der Verabreichung von Medikamenten mindestens ebenso wichtig ist.
Die Möglichkeiten, die DDS bieten, sind beeindruckend. Von Insulin-Pflastern, die den Blutzuckerspiegel überwachen und je nach Bedarf Wirkstoff freisetzen, bis hin zu Nanopartikeln, die Medikamente direkt an den Wirkort bringen – die Technologie hat das Potenzial, die medizinische Landschaft grundlegend zu verändern. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass nicht jedes DDS automatisch ein Erfolg wird. Produkte wie das Insulin-Inhalativum Exubera® verdeutlichen, dass es auf die richtige Balance zwischen Wirksamkeit, Verträglichkeit und einfacher Anwendung ankommt.
Ein wesentlicher Vorteil von DDS liegt darin, dass sie die Therapietreue der Patienten erheblich steigern können. Viele Therapien scheitern daran, dass Patienten die vorgeschriebenen Einnahmevorschriften nicht einhalten. DDS könnten hier Abhilfe schaffen, indem sie die Einnahme von Medikamenten vereinfachen und das Dosierintervall verlängern. Dies wäre ein entscheidender Schritt, um die Behandlung chronischer Erkrankungen zu verbessern.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit DDS in den nächsten Jahren zur Standardtherapie werden. Doch die Fortschritte, die bereits jetzt erzielt wurden, lassen hoffen, dass smarte Arzneistoff-Transporter bald nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel in der medizinischen Behandlung sein werden.
Lenacapavir bestätigt herausragende Wirksamkeit in HIV-Prävention
Der Kapsid-Inhibitor Lenacapavir (Sunlenca®) von Gilead hat in der HIV-Prävention erneut vielversprechende Ergebnisse erzielt. Wie der Hersteller in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt gab, hat die Phase-III-Studie PURPOSE 2 gezeigt, dass Lenacapavir eine nahezu vollständige Schutzwirkung gegen HIV bietet. Diese Ergebnisse könnten den Weg für eine weltweite Zulassung des Wirkstoffs zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ebnen.
Lenacapavir ist bereits in der EU zur Behandlung von HIV-infizierten Patienten zugelassen, jedoch noch nicht auf dem Markt erhältlich. Der Wirkstoff unterscheidet sich durch seine lange Wirkdauer von bisherigen Präparaten: Eine subkutane Injektion alle 26 Wochen reicht aus, um einen konstanten Wirkspiegel zu gewährleisten. Dies macht Lenacapavir besonders attraktiv für die PrEP, bei der Menschen ohne HIV-Infektion vor einer Ansteckung geschützt werden.
Die Phase-III-Studie PURPOSE 2 schloss 3267 Cisgender- und Transgender-Männer, Transgender-Frauen sowie nicht-binäre Personen ein, die Sex mit männlichen Partnern haben. Eine Gruppe erhielt Lenacapavir in Form von Injektionen alle sechs Monate, während die Vergleichsgruppe täglich Truvada (Emtricitabin/Tenofovirdisoproxilfumarat) einnahm. Die Interimsanalyse zeigte, dass sich nur zwei Personen in der Lenacapavir-Gruppe und neun in der Truvada-Gruppe mit HIV infizierten. Damit erzielte Lenacapavir eine Wirksamkeit von 99,9 Prozent und übertraf Truvada deutlich.
Auch in der Phase-III-Studie PURPOSE 1, die zuvor in Subsahara-Afrika an Cisgender-Frauen durchgeführt wurde, hatte Lenacapavir eine 100-prozentige Wirksamkeit gezeigt. Die Ergebnisse beider Studien sind ein entscheidender Schritt in Richtung Zulassungserweiterung für den Einsatz von Lenacapavir zur PrEP.
Daniel O’Day, CEO von Gilead, betonte in der Mitteilung die Bedeutung dieser Ergebnisse und kündigte an, dass sein Unternehmen eng mit Zulassungsbehörden und Regierungen zusammenarbeiten werde, um Lenacapavir weltweit als PrEP zugänglich zu machen. Er sprach von „bemerkenswerten“ Studienergebnissen, die den Kampf gegen HIV maßgeblich voranbringen könnten.
Die Studienergebnisse könnten nicht nur den Zugang zu effektiver HIV-Prävention weltweit verbessern, sondern auch neue Maßstäbe für langwirksame Präventionsstrategien setzen. Experten sehen in Lenacapavir eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen PrEP-Medikamenten, die täglich eingenommen werden müssen, und erwarten, dass der Wirkstoff vor allem in Hochrisikogebieten eine große Rolle spielen wird.
Die Ergebnisse der Phase-III-Studien zu Lenacapavir markieren einen potenziellen Wendepunkt in der Prävention von HIV-Infektionen. Der Vorteil des Wirkstoffs liegt in seiner langen Wirkdauer, was den Aufwand für Patienten erheblich verringert und die Therapietreue deutlich steigern dürfte. Während bisherige PrEP-Medikamente täglich eingenommen werden müssen, bietet Lenacapavir durch eine halbjährliche Injektion einen bequemen und langfristigen Schutz. Dies könnte besonders in Regionen mit eingeschränktem Zugang zu medizinischen Ressourcen von enormer Bedeutung sein.
Gleichzeitig wirft der bevorstehende Markteintritt von Lenacapavir Fragen nach der globalen Verfügbarkeit und dem Preis des Medikaments auf. Trotz der beeindruckenden Wirksamkeit bleibt die Herausforderung, diesen innovativen Wirkstoff in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen denjenigen zugänglich zu machen, die ihn am dringendsten benötigen. Dies erfordert enge Kooperationen zwischen Regierungen, Gesundheitsbehörden und Pharmaunternehmen, um eine gerechte Verteilung zu gewährleisten.
Lenacapavir hat das Potenzial, die HIV-Prävention grundlegend zu verändern. Entscheidend wird sein, wie schnell und umfassend der Wirkstoff nach der Zulassung auf den Markt gebracht wird. Es bleibt zu hoffen, dass Gilead die Verfügbarkeit des Medikaments weltweit priorisiert und somit einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der HIV-Pandemie leistet.
Triptane weiterhin unangefochten – Neuere Migränemittel können nicht überzeugen
Triptane gelten nach wie vor als die effektivsten Mittel zur akuten Behandlung von Migräne, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Trotz der Einführung neuer Medikamente wie Ditane und Gepante, die theoretisch Vorteile bieten sollen, kommen diese in der Praxis nicht an die Wirksamkeit der etablierten Triptane heran. Dies ist das Ergebnis einer Netzwerk-Metaanalyse, die vom dänischen Kopfschmerzzentrum an der Universität Kopenhagen unter der Leitung von William K. Karlsson durchgeführt wurde und kürzlich im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde.
In der Analyse wurden insgesamt 137 randomisierte Studien ausgewertet, bei denen Migränepatienten mit verschiedenen Akuttherapeutika behandelt wurden. Neben den sieben gängigen Triptanen wie Eletriptan und Sumatriptan wurden auch NSAR, Ditane und Gepante in die Untersuchung einbezogen. Die Gesamtzahl der Teilnehmer betrug knapp 90.000, der Frauenanteil lag bei 86 Prozent.
Die Ergebnisse zeigen, dass Triptane wie Eletriptan und Sumatriptan deutlich effektiver sind als die neueren Wirkstoffe. Besonders in der Kategorie „Schmerzfreiheit nach zwei Stunden“ konnten sie gegenüber Lasmiditan (Ditan) und Rimegepant (Gepant) punkten. Letztere erzielten lediglich Ergebnisse, die mit denen von Paracetamol und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) vergleichbar waren.
Trotz der nachgewiesenen Vorteile kommen Triptane laut der Untersuchung nach wie vor zu selten zum Einsatz. Dies könnte daran liegen, dass sie aufgrund ihrer vasokonstriktiven Wirkung bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen nur eingeschränkt eingesetzt werden dürfen. Für diese Patientengruppe könnten die neueren Medikamente eine Alternative darstellen, auch wenn deren Wirksamkeit insgesamt hinter den Triptanen zurückbleibt.
Die Forscher fordern, dass die stärksten Triptane in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen werden sollten. Derzeit ist dort nur Sumatriptan verzeichnet. Auch wenn neuere Migränemittel wie Lasmiditan und Rimegepant weiterhin vielversprechend erscheinen, fehlt es noch an direkten Vergleichsstudien, die ihren theoretischen Nutzen in der Praxis bestätigen könnten. Die Autoren betonen zudem, dass Kosten-Nutzen-Analysen notwendig sind, insbesondere angesichts der höheren Preise der neuen Präparate.
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen einmal mehr, dass Triptane, trotz ihres Alters, weiterhin die beste Wahl für die Akutbehandlung von Migräne darstellen. Es ist bezeichnend, dass neuere Medikamente wie Ditane und Gepante, die mit viel Hoffnung eingeführt wurden, nicht an die Wirksamkeit der Triptane heranreichen. Zwar bieten sie theoretisch Vorteile für Patienten mit kardiovaskulären Problemen, doch diese Überlegungen bleiben bisher spekulativ, da direkte Vergleichsstudien fehlen.
Was aus der Studie besonders hervorsticht, ist die klare Überlegenheit bestimmter Triptane wie Eletriptan und Sumatriptan. Diese Medikamente sind seit Jahren verfügbar und generisch, was sie auch in ökonomischer Hinsicht zu einer besseren Wahl macht. Angesichts der Tatsache, dass Migräne eine weit verbreitete Erkrankung ist, ist es verwunderlich, dass Triptane noch nicht häufiger als Standardmedikation in Betracht gezogen werden.
Ein weiterer Aspekt ist der Preis der neuen Migränemittel, der deutlich über dem der Triptane liegt. Wenn diese neuen Wirkstoffe nicht klar bessere Ergebnisse liefern, stellt sich die Frage, ob ihre Einführung gerechtfertigt ist. Hier sind dringend weitere Studien nötig, um den tatsächlichen Nutzen für spezielle Patientengruppen zu evaluieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Triptane bleiben das Mittel der Wahl – und es ist an der Zeit, dass dies in der täglichen Praxis auch stärker reflektiert wird. Die neuen Migränemittel haben zwar Potenzial, doch ihr Einsatz sollte wohlüberlegt erfolgen und sich nicht auf theoretische Vorteile stützen, die bislang nicht ausreichend durch Studien belegt sind.
Mpox-Impfstoff für Jugendliche zugelassen: Hoffnung für Afrika
Der Mpox-Impfstoff Imvanex® ist nun auch für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren zugelassen. Der Impfstoff, entwickelt von Bavarian Nordic, erhielt eine Zulassungserweiterung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Dies könnte einen erheblichen Einfluss auf die Impfkampagnen in Afrika haben, da viele Länder des Kontinents ihre Gesundheitsrichtlinien nach den Vorgaben der EMA ausrichten.
Grundlage der Zulassung war eine klinische Studie mit 315 Jugendlichen und 211 Erwachsenen, die zeigte, dass der Impfstoff bei Minderjährigen eine vergleichbare Immunantwort wie bei Erwachsenen erzeugt. Zudem wurde festgestellt, dass das Sicherheitsprofil bei Jugendlichen dem der erwachsenen Probanden entspricht. Der Impfstoff, der ursprünglich für die Bekämpfung von Pocken entwickelt wurde, hat sich auch als wirksam gegen das Mpox-Virus erwiesen. Eine weitere Studie, die sich mit der Wirksamkeit des Impfstoffs bei Kindern im Alter von 2 bis 12 Jahren befasst, ist bereits in Planung und soll in den kommenden Monaten starten. Besonders für jüngere Kinder, die zu den Risikogruppen zählen, könnten solche Impfungen einen lebensrettenden Schutz bieten.
In Afrika bleibt die Lage jedoch weiterhin ernst. CDC Africa, die Gesundheitsbehörde des Kontinents, berichtet von einer besorgniserregenden Zunahme der Mpox-Fälle. Innerhalb einer Woche wurden fast 3.000 neue Verdachtsfälle gemeldet, von denen 374 bestätigt werden konnten. Auch die Todesrate ist alarmierend: Seit Anfang des Jahres wurden 738 Todesfälle in Verbindung mit Mpox verzeichnet. Die Diskrepanz zwischen den gemeldeten Verdachtsfällen und den bestätigten Fällen verdeutlicht die Schwierigkeiten, denen Afrika bei der Bekämpfung der Krankheit gegenübersteht. Unzureichende Laborkapazitäten und fehlende Tests verschärfen die Lage, wie CDC-Direktor Jean Kaseya in einem Briefing erklärte. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Krankheitsfälle um 180 Prozent gestiegen, während die Todesfälle um 39 Prozent zugenommen haben.
Die WHO hatte Mitte August angesichts der Ausbreitung der Mpox-Variante Ib die höchste Alarmstufe ausgerufen. Obwohl die Impfstofflieferungen bereits angelaufen sind, stocken die Impfkampagnen in den betroffenen Ländern. Bislang hat nur Ruanda mit der Verteilung begonnen, wo etwa 500 Menschen eine Impfung erhalten haben. Doch gerade in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, wo die Infrastruktur schlecht ausgebaut und viele Gebiete nur schwer zu erreichen sind, steht die Durchführung von Impfkampagnen vor großen Herausforderungen. Die Sicherstellung der Kühlketten, die für die Lagerung des Impfstoffs notwendig sind, stellt in abgelegenen Regionen ein weiteres Problem dar. Ein Impfplan für die Demokratische Republik Kongo wird noch erwartet, während die Zahl der Infektionen dort weiter steigt.
Die Erweiterung der Zulassung des Mpox-Impfstoffs für Jugendliche ist ein wichtiger Schritt im globalen Kampf gegen die Krankheit. Besonders in Afrika, wo die Epidemie außer Kontrolle zu geraten droht, könnte die Impfkampagne durch diesen Schritt an Dynamik gewinnen. Doch die Herausforderungen sind enorm. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fast 3.000 neue Verdachtsfälle in einer Woche, über 29.000 bestätigte Fälle seit Jahresbeginn und 738 Tote – die Bedrohung durch Mpox ist real und akut.
Während die WHO die Alarmstufe erhöht und erste Impfstoffe geliefert werden, bleibt der Kontinent in der Praxis weitgehend ungeschützt. Nur in Ruanda sind erste Impfungen erfolgt, doch das reicht nicht. Besonders in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, die dringend auf einen Impfplan warten, muss gehandelt werden. Die schlechten Straßenverhältnisse und die fehlende Infrastruktur erschweren den Transport und die Verteilung der Impfstoffe erheblich. Hier zeigt sich, dass der Kampf gegen Epidemien nicht nur medizinische, sondern auch logistische und politische Dimensionen hat.
Es ist dringend notwendig, dass die internationale Gemeinschaft hier nicht nur zuschaut, sondern aktiv handelt. Die Ausbreitung von Mpox in Afrika kann nicht isoliert betrachtet werden – sie ist eine globale Bedrohung. Der Impfstoff ist vorhanden, doch es bleibt die Frage, ob er schnell genug an die richtigen Orte gelangt, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Schwangerschaft: Mikronährstoffe für Mutter und Kind
Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten bereits vor der Empfängnis darauf achten, ihren Körper ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Besonders die Mikronährstoffe Folsäure und Jod gelten als unverzichtbar. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wird Folsäure als essenziell für die Zellteilung und das Wachstum des Embryos angesehen. Frauen sollten mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft täglich 400 µg Folsäure einnehmen, um das Risiko für Neuralrohrdefekte wie Spina bifida zu minimieren. Falls die Einnahme erst nach der Befruchtung beginnt, wird eine Dosierung von 800 µg empfohlen.
Jod spielt eine zentrale Rolle bei der Produktion von Schilddrüsenhormonen, die für die Entwicklung des Nervensystems, der Organe und des Stoffwechsels des Fetus unerlässlich sind. Da der Bedarf an Jod während der Schwangerschaft steigt und nicht immer vollständig über die Ernährung gedeckt werden kann, empfiehlt die DGE eine tägliche Supplementierung von 100 bis 150 µg Jod. Meeresalgen sollten hingegen vermieden werden, da deren Jodgehalt stark schwankt und potenziell schädlich sein kann.
Ein weiterer wichtiger Nährstoff ist die Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure). DHA fördert die Entwicklung des Gehirns und der Sehfähigkeit des Kindes. Schwangere, die keinen fettreichen Fisch wie Lachs, Hering oder Makrele konsumieren, sollten etwa 200 mg DHA täglich ergänzen. Studien zeigen, dass eine ausreichende Zufuhr von DHA das Risiko von Frühgeburten senken kann.
Vegane Frauen sollten zusätzlich Vitamin B12 ergänzen, da dieses fast ausschließlich in tierischen Produkten enthalten ist. Auch Zink, Eiweiß und Calcium sind bei einer veganen Ernährung schwerer über die Nahrung aufzunehmen und können durch Nahrungsergänzungsmittel ergänzt werden.
Eine pauschale Empfehlung für Eisen gibt es nicht. Zwar kann ein Eisenmangel während der Schwangerschaft Risiken erhöhen, jedoch kann auch eine zu hohe Eisenzufuhr schädlich sein. Hier empfiehlt es sich, den Eisenstatus regelmäßig ärztlich überprüfen zu lassen.
Neben der Versorgung mit Mikronährstoffen rät die DGE auch zu einem gesunden Lebensstil, der auf ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf basiert. Frauen sollten bereits mit dem Wunsch nach einer Schwangerschaft das Rauchen und den Alkoholkonsum einstellen, um die Gesundheit des Kindes nicht zu gefährden. Da ein Drittel aller Schwangerschaften ungeplant erfolgt, ist es ratsam, frühzeitig auf diese Aspekte zu achten.
Die Bedeutung einer ausreichenden Nährstoffversorgung vor und während der Schwangerschaft kann nicht oft genug betont werden. In einer Zeit, in der der Körper der Frau eine zentrale Rolle für das Wachstum und die Entwicklung eines neuen Lebens spielt, muss dieser bestmöglich unterstützt werden. Die Empfehlung der DGE, Folsäure und Jod frühzeitig zu supplementieren, ist nicht neu, aber ihre Dringlichkeit bleibt. Neuralrohrdefekte und Entwicklungsstörungen des Nervensystems können durch einfache Maßnahmen wie die Einnahme von Folsäure und Jod erheblich verringert werden. Gerade in einer Welt, in der immer mehr Menschen alternative Ernährungsweisen wie Veganismus verfolgen, sollte der Fokus auf Vitamin B12, DHA und weiteren kritischen Nährstoffen stärker in den Mittelpunkt der Beratung gestellt werden.
Doch die Verantwortung endet nicht bei den Mikronährstoffen. Ein gesunder Lebensstil, der auf den Verzicht von Alkohol und Zigaretten setzt, ist ebenso essenziell. Es mag banal klingen, doch die Prävention von Gesundheitsrisiken beginnt schon vor der Schwangerschaft. Diese klare Botschaft muss an alle Frauen mit Kinderwunsch gerichtet werden. Schließlich geht es um nichts Geringeres als die gesunde Entwicklung des Kindes – und diese sollte keine Kompromisse kennen.
Corona-Welle im Herbst: Experten warnen vor erneuten Infektionen
Mit dem Herbst und Winter vor der Tür warnen Gesundheitsexperten erneut vor einer bevorstehenden Welle von Corona-Infektionen. Die Frankfurter Virologin Professor Dr. Sandra Ciesek erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass in den kommenden Wochen mit einem Anstieg der Covid-19-Erkrankungen zu rechnen sei. Allerdings beruhigte sie, dass die Lage keineswegs bedrohlich sei und nicht mit den Pandemiejahren 2020 und 2021 vergleichbar. Engpässe in Kliniken oder auf Intensivstationen seien nicht zu erwarten. „Im Grunde ist es wie letztes Jahr, nur die Varianten und Buchstaben heißen anders“, sagte die Virologin.
Ein Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigt, dass der leichte Anstieg der Corona-Fälle in den vergangenen Wochen zuletzt stagnierte. Für die Woche ab dem 9. September 2024 meldete das RKI rund 600 Covid-19-Fälle pro 100.000 Einwohner. Insgesamt wurden bislang 5.640 Infektionen gemeldet, wobei schwere Krankheitsverläufe vor allem bei älteren Menschen festgestellt wurden.
Es ist nach wie vor nicht ungewöhnlich, sich mehrfach mit dem Virus zu infizieren, erklärte Ciesek weiter. Sie verglich dies mit anderen Atemwegserkrankungen, die man ebenfalls mehrmals im Leben bekommen könne. Die Immunität, die durch eine frühere Infektion oder eine Impfung erworben wurde, nehme mit der Zeit ab. Dadurch sei der Mensch wieder empfänglich für das Virus. Dennoch mahnte die Virologin zur Vorsicht, da mehr Infektionen auch zu mehr schweren Krankheitsverläufen führen könnten, insbesondere bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Sie riet gefährdeten Personen, sich rechtzeitig impfen zu lassen, um einer Infektion vorzubeugen.
Auch das Thema Long Covid ist weiterhin präsent. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte bei einem Runden Tisch, dass es trotz der Grundimmunität in der Bevölkerung nach wie vor Fälle von Long Covid gebe. Das Risiko sei jedoch geringer als zu Beginn der Pandemie, da viele Menschen mittlerweile entweder geimpft oder genesen seien.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deshalb für den Herbst eine Auffrischungsimpfung für Menschen ab 60 Jahren sowie für Erwachsene mit Vorerkrankungen. Laut Professor Dr. Ciesek sollten Impfwillige darauf achten, dass sie einen Impfstoff erhalten, der an die aktuell dominierende Variante angepasst ist.
Das RKI meldete, dass in Deutschland derzeit die Virusvariante JN.1, ein Abkömmling der Omikron-Variante, vorherrsche. Besonders verbreitet sei die Sublinie KP.3.1.1, die laut RKI Ende August in rund 62 Prozent der untersuchten Fälle nachgewiesen wurde. Diese Variante gilt als besonders ansteckend, doch gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass sie schwerere Krankheitsverläufe verursacht.
Gesundheitsexperten raten dennoch zur Wachsamkeit. Die kalten Monate bringen nicht nur Corona, sondern auch andere Atemwegserkrankungen mit sich, was eine zusätzliche Belastung für das Gesundheitssystem darstellen könnte. Impfungen und Vorsichtsmaßnahmen bleiben daher wichtige Instrumente im Umgang mit der bevorstehenden Corona-Welle.
Der bevorstehende Anstieg der Corona-Fälle ist keine Überraschung. Mit Beginn der kalten Jahreszeit nehmen Atemwegserkrankungen traditionell zu, und das Coronavirus bildet hier keine Ausnahme. Was jedoch positiv stimmt, ist die Tatsache, dass wir heute weitaus besser vorbereitet sind als in den frühen Pandemiejahren. Dank der inzwischen breiten Grundimmunität in der Bevölkerung und der verbesserten medizinischen Versorgung gibt es keine Anzeichen für eine Überlastung des Gesundheitssystems.
Dennoch sollten wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Eine Infektion mit dem Coronavirus ist weiterhin für bestimmte Risikogruppen gefährlich, vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher zu Recht eine Auffrischungsimpfung für besonders gefährdete Personen. Diese Impfungen sind eine entscheidende Maßnahme, um schwere Verläufe zu verhindern und die Infektionswelle in den kommenden Monaten abzuschwächen.
Die Mutationen des Virus bleiben ein Thema. Varianten wie KP.3.1.1. mögen ansteckender sein, doch zum Glück gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass sie schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Das gibt Anlass zur Hoffnung, sollte aber nicht zur Nachlässigkeit führen. Besonders in Zeiten, in denen auch andere Atemwegserkrankungen wie Grippe zunehmen, sind Vorsicht und Prävention wichtiger denn je.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wir haben aus den letzten Jahren gelernt und sind besser gerüstet. Doch das Virus wird uns auch in diesem Winter begleiten, und es liegt an uns, durch Impfungen und Umsicht den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.
Schielende Menschen erleben häufig Benachteiligungen im Alltag
Schielen, medizinisch als Strabismus bezeichnet, betrifft in Deutschland etwa vier Prozent der Bevölkerung. Dabei handelt es sich um eine Fehlstellung eines oder beider Augen, bei der die Blickachsen nicht gleichgerichtet sind. Nach Angaben der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) beginnt diese Augenerkrankung meist im Kindesalter, wobei etwa eines von 25 Kindern betroffen ist. Schielen kann zu verschiedenen Beschwerden führen, wie Doppeltsehen, vermindertem räumlichen Sehen und sogar Kopfschmerzen. Wird die Fehlstellung nicht behandelt, kann es bei Kindern zu einer dauerhaften Schwächung des Sehvermögens eines Auges kommen, was im schlimmsten Fall zu einem Sehverlust führt.
Doch neben den physischen Symptomen sind es vor allem die psychosozialen Folgen, die Betroffene stark belasten. „Schielende Menschen erleben im Alltag oft Diskriminierung“, erklärt Professor Dr. Bettina Wabbels von der Universitäts-Augenklinik Bonn. Studien zeigen, dass Menschen, die schielen, häufig als weniger intelligent, sympathisch oder attraktiv wahrgenommen werden. Dies führt dazu, dass viele Betroffene soziale Situationen meiden, Blickkontakt vermeiden und sich zurückziehen. Die Konsequenzen können schwerwiegende psychische Probleme wie Scham oder Angstzustände sein. Besonders Kinder sind oft Hänseleien ausgesetzt, was ihre soziale Entwicklung beeinträchtigen kann.
Die gute Nachricht ist, dass Schielen heutzutage gut behandelbar ist. Die DOG empfiehlt Eltern, die Fehlstellung der Augen bei Kindern so früh wie möglich zu korrigieren, idealerweise noch vor dem Schuleintritt. Eine Operation kann in vielen Fällen die Blickachsen korrigieren, indem Augenmuskeln chirurgisch angepasst werden. Rund die Hälfte aller schielenden Kinder wird operativ behandelt. Zusätzlich wird häufig eine Okklusionstherapie angewandt, bei der das stärkere Auge zeitweise mit einem Pflaster abgedeckt wird, um das schwächere Auge zu trainieren.
Durch rechtzeitige medizinische Intervention können nicht nur die visuellen Einschränkungen behoben, sondern auch die psychosozialen Belastungen deutlich verringert werden. Dies verbessert langfristig die Lebensqualität der Betroffenen und ermöglicht ihnen eine normale soziale Interaktion.
Schielen mag auf den ersten Blick wie ein rein ästhetisches Problem erscheinen, doch es geht weit darüber hinaus. Die Fehlstellung der Augen beeinträchtigt nicht nur das Sehvermögen, sondern hat gravierende Auswirkungen auf das soziale und psychische Wohlbefinden der Betroffenen. Besonders Kinder, die schielen, sind in einem Alter, in dem soziale Interaktionen und Anerkennung von Gleichaltrigen von entscheidender Bedeutung sind. Hänseleien und Ausgrenzung können tiefgreifende Narben hinterlassen, die weit über die Kindheit hinausreichen.
Es ist daher unerlässlich, dass Eltern, Lehrer und das medizinische Personal frühzeitig auf Anzeichen von Strabismus reagieren und eine angemessene Behandlung einleiten. Die moderne Medizin bietet heute hervorragende Möglichkeiten, Schielen zu korrigieren, sodass Kindern ein Leben ohne Stigmatisierung ermöglicht wird. Doch der Erfolg einer Therapie hängt auch davon ab, wie offen und verständnisvoll die Gesellschaft mit dieser Thematik umgeht. Es ist an der Zeit, das Bewusstsein für die psychosozialen Folgen von Schielen zu schärfen und Menschen, die davon betroffen sind, nicht nur als medizinische Fälle, sondern als vollwertige Mitglieder unserer Gemeinschaft zu behandeln.
Der Einfluss von „Concept Creep“ auf die moderne Sprache und Gesellschaft
Die Sprache befindet sich im ständigen Wandel. Ein besonders auffälliges Phänomen dieser Entwicklung ist der sogenannte „Concept Creep“. Dieser Begriff, geprägt vom australischen Psychologen Nick Haslam, beschreibt, wie Begriffe aus Fachbereichen wie der Psychologie oder Medizin in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen und dabei eine Bedeutungsveränderung erfahren. Während Begriffe wie „Trauma“, „Mobbing“ oder „Depression“ früher spezifische, meist schwerwiegende Zustände beschrieben, werden sie heute häufig in alltäglichen Zusammenhängen verwendet.
Ein Paradebeispiel für diesen Wandel ist der Begriff „Trauma“. Vor einigen Jahrzehnten wurde das Wort fast ausschließlich im Kontext von Kriegserfahrungen oder schwerer körperlicher Gewalt genutzt. Heute wird „traumatisch“ jedoch oft in Zusammenhang mit weit weniger dramatischen Ereignissen gebraucht. Ein Vertrauensbruch oder sogar eine schlechte Schulnote kann bereits als traumatische Erfahrung beschrieben werden. Zudem hat der Begriff eine horizontale Ausweitung erfahren, indem er nicht mehr nur individuelle Erlebnisse beschreibt, sondern auch für kollektive Phänomene wie „kulturelles Trauma“ verwendet wird.
Kritiker dieser Entwicklung warnen vor den Folgen dieser Bedeutungsverschiebungen. Sie befürchten, dass schwerwiegende Fälle durch die semantische Ausweitung verharmlost werden. Wenn alltägliche Probleme als „traumatisch“ bezeichnet werden, könnte dies die Wahrnehmung verschieben und den Eindruck erwecken, die Welt sei generell belastender oder gefährlicher geworden. Diese Art von sprachlicher Überdehnung führe, so die Kritiker, zu einer Verwirrung darüber, was wirklich pathologisch und was schlicht unangenehm ist.
Gegner dieser Sichtweise sehen den „Concept Creep“ jedoch als positives Zeichen für die Sensibilisierung der Gesellschaft. Sie argumentieren, dass die zunehmende Offenheit im Umgang mit psychischen Belastungen und das wachsende Bewusstsein für psychische Gesundheit ein Fortschritt sind. Menschen fühlten sich ermutigt, ihre emotionalen Leiden zu benennen und ernst zu nehmen, was zu einer offeneren und empathischeren Gesellschaft führen könne.
Eine Herausforderung des „Concept Creep“ liegt jedoch darin, dass sich die Bedeutungen von Begriffen nicht in allen Teilen der Gesellschaft gleich schnell wandeln. Während einige Menschen die erweiterten Definitionen von Begriffen wie „Trauma“ oder „Depression“ übernehmen, nutzen andere diese Begriffe weiterhin in ihrem ursprünglichen, engeren Sinne. Dies führt zu Kommunikationsproblemen und Missverständnissen, da Menschen dasselbe Wort verwenden, aber unterschiedliche Dinge damit meinen.
In den sozialen Medien verstärkt sich dieser Effekt. Plattformen wie Facebook oder Instagram belohnen oft dramatische Darstellungen und Opferrollen. Wer seine Erfahrungen emotionalisiert darstellt, erhält oft mehr Aufmerksamkeit und Zustimmung. Dies fördert eine inflationäre Nutzung bestimmter Begriffe, was zur Folge hat, dass Täter schnell kriminalisiert werden und die tatsächliche Schwere einer Situation aus den Augen verloren geht.
Der amerikanische Psychologieprofessor Gregg Henriques sieht in diesem Zusammenhang eine Notwendigkeit, unsere gesellschaftlichen Werte neu zu definieren. Er plädiert dafür, dass eine klare Abgrenzung zwischen emotionaler Schädigung und tatsächlicher Pathologie gezogen werden muss, um Missverständnisse zu vermeiden. Gleichzeitig betont er die Wichtigkeit, dass Menschen sich ihrer Werte bewusst sind, um eine fundierte Basis für die Bewertung und Einordnung von negativen Erlebnissen zu schaffen.
Unabhängig von den verschiedenen Positionen zum „Concept Creep“ bleibt eine zentrale Frage offen: Welche langfristigen Auswirkungen hat die sprachliche Ausweitung auf unser gesellschaftliches Zusammenleben? Während einige Experten eine Verharmlosung ernsthafter Probleme befürchten, sehen andere darin einen Ausdruck von Empathie und Offenheit. Fest steht, dass Sprache sich weiter wandeln wird – und es in der Verantwortung jedes Einzelnen liegt, diesen Wandel reflektiert zu begleiten.
Der „Concept Creep“ wirft wichtige Fragen auf, insbesondere darüber, wie wir mit der Sprache und ihrer ständigen Weiterentwicklung umgehen. Es ist unbestritten, dass die Sensibilisierung für psychische Gesundheit und emotionale Verletzlichkeit gestiegen ist. Dies ist zweifellos ein Fortschritt, der vielen Menschen geholfen hat, ihre Leiden zu benennen und Hilfe zu suchen. Doch besteht gleichzeitig die Gefahr, dass durch die Ausweitung bestimmter Begriffe die klare Unterscheidung zwischen schwerwiegenden psychischen Erkrankungen und alltäglichen Problemen verwischt wird.
Die inflationäre Nutzung von Begriffen wie „Trauma“ oder „Depression“ kann dazu führen, dass echte, tiefergehende Leiden nicht mehr die Aufmerksamkeit und das Verständnis erhalten, die sie verdienen. Wenn ein Vertrauensbruch oder eine schlechte Note im selben Atemzug mit Kriegstraumata genannt werden, entsteht ein verzerrtes Bild von psychischen Belastungen. Dies birgt die Gefahr, dass schwerwiegende Erkrankungen trivialisiert werden und ihre gesellschaftliche Bedeutung verliert.
Gleichzeitig sollte der „Concept Creep“ nicht nur als Zeichen einer überempfindlichen Gesellschaft gesehen werden. Die Tatsache, dass Menschen heute offener über ihre psychischen Leiden sprechen, ist ein Ausdruck von Fortschritt und einer gesunden Entwicklung hin zu mehr Empathie. Wer frühzeitig über Probleme spricht, kann präventiv handeln und möglicherweise schwerwiegende psychische Probleme verhindern.
Die Herausforderung liegt jedoch darin, den richtigen Umgang mit dieser neuen Offenheit zu finden. Eine differenzierte Sprache, die zwischen alltäglichen Belastungen und ernsthaften Erkrankungen klar unterscheidet, ist dabei von zentraler Bedeutung. Es ist wichtig, die Sensibilisierung für psychische Gesundheit weiter voranzutreiben, ohne dabei die Bedeutung der Begriffe zu verwässern. Nur so kann eine reflektierte und wertschätzende Kommunikation gelingen, die den Bedürfnissen aller gerecht wird.
Beeinträchtigungen durch Medikamente im Straßenverkehr – Ein unterschätztes Risiko
Die Teilnahme am Straßenverkehr unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen ist längst als Gefahr bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass auch Medikamente und Grunderkrankungen die Fahrsicherheit erheblich beeinträchtigen können. Viele Menschen unterschätzen die Risiken, die von verschreibungspflichtigen oder rezeptfreien Arzneimitteln ausgehen, und setzen sich dennoch hinters Steuer. Die Konsequenzen können schwerwiegend sein – nicht nur für den Fahrer, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer.
Studien zufolge ist bei jedem vierten Verkehrsunfall ein Medikament zumindest mitursächlich beteiligt. Besonders in der Einstellungsphase eines Medikaments, wenn der Körper sich an die neue Dosierung oder Wirkstoffe anpasst, sind Patienten oft nicht voll fahrtüchtig. Bestimmte Medikamentengruppen, wie Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Schmerzmittel, können auch nach langer Einnahme zu erheblichen Leistungseinbußen führen. Trotzdem fehlt es vielen Patienten an der nötigen Sensibilität für die möglichen Auswirkungen ihrer Medikation auf die Verkehrssicherheit.
Laut dem International Council on Alcohol, Drugs and Traffic Safety (ICADTS) stehen etwa 20 Prozent der in Deutschland zugelassenen Medikamente im Verdacht, verkehrsrelevante Nebenwirkungen zu haben. Besonders Benzodiazepine, Opioide und Antidepressiva tragen ein hohes Unfallrisiko. Hinzu kommt die Gefahr des Mischkonsums von Medikamenten mit Alkohol, der das Unfallrisiko drastisch erhöht. Eine solche Kombination kann die Wahrscheinlichkeit eines schweren oder tödlichen Verkehrsunfalls um das 20- bis 200-Fache steigern.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen fehlt es an einer breiten öffentlichen Aufklärungskampagne. Während Alkohol am Steuer mit strengen Sanktionen geahndet wird, bleibt der Einfluss von Medikamenten oft unberücksichtigt – sowohl in der allgemeinen Wahrnehmung als auch in der rechtlichen Handhabung. Dabei kann auch hier eine Teilnahme am Straßenverkehr als Straftat eingestuft werden, wenn Ausfallerscheinungen wie Schwindel, Koordinationsstörungen oder Denkstörungen festgestellt werden. Das sogenannte Arzneimittelprivileg, das die Einnahme bestimmungsgemäß verschriebener Medikamente schützt, gilt im Strafrecht nicht, wenn Ausfallerscheinungen dokumentiert sind.
Ärzte und Apotheker stehen in der Verantwortung, Patienten über diese Risiken aufzuklären. Doch auch hier ist oft nur wenig Bewusstsein vorhanden. Viele Patienten wissen nicht, dass ihre Medikamente ihre Fahrsicherheit einschränken könnten, und nehmen an, dass die Einnahme von Arzneimitteln harmlos sei, solange sie den ärztlichen Anweisungen folgen. Umso wichtiger ist es, dass Mediziner und Apotheker gezielt auf die verkehrsrelevanten Nebenwirkungen hinweisen und Patienten zur Eigenverantwortung aufrufen. Ein einfaches Gespräch kann hier Leben retten.
Ein weiteres Problem besteht in der Einhaltung der Schweigepflicht. Ärzte und Apotheker dürfen ohne Einverständnis des Patienten keine Informationen an Dritte weitergeben, auch nicht an die Polizei. Diese Regelung kann nur im Ausnahmefall gebrochen werden, wenn eine akute Gefahr für die Gesundheit oder das Leben anderer besteht. Eine pauschale Aufhebung der Schweigepflicht ist jedoch weder möglich noch wünschenswert, da dies das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient gefährden würde.
Insgesamt zeigt sich, dass das Thema „Medikamente und Verkehrssicherheit“ in Deutschland stärker in den Fokus gerückt werden muss. Nur durch eine verstärkte Aufklärung, eine Sensibilisierung der Patienten und eine engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Strafverfolgungsbehörden können Unfälle vermieden und Leben geschützt werden.
Die Risiken, die Medikamente für die Fahrsicherheit mit sich bringen, sind vielen Menschen nicht bewusst – und das ist ein gravierendes Problem. Denn während das Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gesellschaftlich geächtet und strafrechtlich streng geahndet wird, fehlt beim Thema Medikamente oft das nötige Bewusstsein. Dabei zeigt die Forschung, dass gerade verschreibungspflichtige Arzneimittel erhebliche Auswirkungen auf die Fahrleistung haben können.
Besonders problematisch ist die Tatsache, dass viele Patienten davon ausgehen, dass die Einnahme von Medikamenten automatisch sicher ist, wenn sie den Anweisungen ihres Arztes folgen. Diese Annahme ist gefährlich. Medikamente können, selbst wenn sie korrekt eingenommen werden, die Reaktionszeit verlängern, die Konzentration beeinträchtigen und sogar zu schweren Koordinationsstörungen führen. Und in Kombination mit Alkohol potenzieren sich diese Gefahren dramatisch.
Die Verantwortung liegt nicht allein bei den Patienten. Auch Ärzte und Apotheker müssen ihrer Aufklärungspflicht umfassender nachkommen. Der Verweis auf mögliche Nebenwirkungen in einem Beipackzettel reicht hier nicht aus. Es braucht das offene Gespräch und eine gezielte Sensibilisierung für die Risiken, die mit der Teilnahme am Straßenverkehr unter Medikation einhergehen können. Nur so lässt sich verhindern, dass Menschen unbewusst andere und sich selbst in Gefahr bringen.
Ein großes Problem stellt zudem die gesetzliche Regelung dar. Während das Arzneimittelprivileg im Ordnungswidrigkeitsrecht greift, schützt es nicht vor strafrechtlichen Konsequenzen. Das bedeutet, dass auch ordnungsgemäß eingenommene Medikamente zu einer Straftat führen können, wenn der Fahrer Auffälligkeiten zeigt. Diese rechtliche Grauzone muss unbedingt mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Letztlich braucht es eine stärkere gesellschaftliche Sensibilisierung für die Gefahren von Medikamenten im Straßenverkehr. Diese sind keine Ausnahmefälle, sondern ein verbreitetes Phänomen, das nicht länger ignoriert werden darf. Der Schutz des eigenen Lebens und das der anderen Verkehrsteilnehmer sollte immer Vorrang haben – egal, ob die Gefährdung von Alkohol, Drogen oder Medikamenten ausgeht.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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