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  • 19.09.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Retaxationen, Lieferengpässe und neue Bedrohungen
    19.09.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Retaxationen, Lieferengpässe und neue Bedrohungen
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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Retaxationen, Lieferengpässe und neue Bedrohungen

 

Zwischen finanziellen Risiken, Reformdruck und aggressiven Kunden – die Herausforderungen des Apothekenalltags in Deutschland

Apotheken in Deutschland stehen derzeit vor einer erheblichen Herausforderung: Die neuen Regelungen zur Abrechnung von Rezepturen haben eine Welle von Retaxationen ausgelöst, die viele Betreiber in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Seit der Kündigung der Hilfstaxe müssen patientenindividuelle Anfertigungen gemäß der Arzneimittelpreisverordnung abgerechnet werden, was zu Konflikten mit den Krankenkassen führt. Gleichzeitig sorgt eine umstrittene Kampagne der ABDA für Unmut, während Gesundheitsminister Karl Lauterbach Apotheken vor den Gefahren der Online-Konkurrenz warnt. Inmitten dieser Entwicklungen kämpft die Branche zusätzlich mit Lieferengpässen, Fachkräftemangel und aggressiven Kunden während der Notdienste – Herausforderungen, die die Apothekenlandschaft nachhaltig verändern könnten.

 

Rezepturen: Apotheken kämpfen gegen Retaxationen – Ein steigendes Risiko

Apotheken in Deutschland sehen sich derzeit mit einer Welle von Retaxationen konfrontiert, die viele Betreiber in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Der Auslöser dieser Problematik ist die seit Anfang des Jahres geltende neue Regelung für die Abrechnung von Rezepturen. Nachdem die Hilfstaxe gekündigt wurde, müssen Apotheken ihre patientenindividuellen Anfertigungen gemäß der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) abrechnen. Dabei kommt es nun vermehrt zu Konflikten zwischen den Apotheken und den gesetzlichen Krankenkassen, da beide Seiten unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie die Abrechnung der Wirkstoffmengen zu erfolgen hat.

Während der Deutsche Apothekerverband (DAV) Apotheken die Abrechnung nach dem Einkaufspreis der üblichen Packungsgrößen empfiehlt, fordern die Krankenkassen eine anteilige Abrechnung der tatsächlich verwendeten Mengen. Diese Diskrepanz hat dazu geführt, dass viele Apotheken Retaxationen hinnehmen müssen, bei denen ihnen der Erstattungsbetrag gekürzt oder sogar vollständig verweigert wird. Florian Haustein, Inhaber der Marien Apotheke in Freising, berichtet von einem Verlust von 250 Euro allein für den Monat Januar. „Wir haben Retaxationen über elf DIN A4-Seiten erhalten, darunter sieben Kürzungen für Rezepturen“, erklärt Haustein. Die meisten Apotheken haben ihre Abrechnungen auf Basis der Empfehlungen des DAV vorgenommen und sind nun von den Kürzungen überrascht.

Der Streit um die richtige Abrechnungsmethode zieht sich bereits seit Monaten hin. Apotheken sehen sich gezwungen, die erhöhten Kosten für die Rezepturherstellung in Rechnung zu stellen, was zu einer Vervielfachung der Preise führen kann. Die Krankenkassen halten jedoch an ihrem Standpunkt fest und stützen sich auf veraltete Abrechnungssysteme, die nach den früheren Regelungen funktionieren. Dies führt dazu, dass Apotheken nun die finanziellen Folgen tragen müssen, obwohl sie sich an die gesetzlichen Vorgaben der AMPreisV halten.

Besonders problematisch ist der sogenannte Kontrahierungszwang, der Apotheken verpflichtet, Rezepturen auf ärztliche Verordnung hin herzustellen. Ein Ablehnen der Rezepturherstellung ist gesetzlich nicht möglich, was das finanzielle Risiko für die Apotheken zusätzlich erhöht. Der Berliner Apothekerverein (BAV) hatte bereits frühzeitig darauf hingewiesen, dass Retaxationen in dieser Konfliktsituation zu erwarten seien. In einer Stellungnahme hieß es, dass Apotheken Rückstellungen bilden sollten, um eventuelle Kürzungen abzufangen.

Für Apothekenbetreiber, die sich auf Rezepturen spezialisiert haben, stellen die aktuellen Retaxationen eine existenzielle Bedrohung dar. Die Unsicherheit über die Abrechnungsmethoden und die ständigen Kürzungen führen dazu, dass viele Betreiber ihre Kalkulationen überdenken müssen. Dabei könnte die Einführung einer Retax-Versicherung eine wichtige Schutzmaßnahme darstellen, um sich gegen die finanziellen Risiken abzusichern. Der DAV bemüht sich zwar um eine Klärung der Abrechnungsmodalitäten, doch bis dahin bleiben Apotheken weiterhin im Ungewissen über die korrekte Handhabung ihrer Rezepturen.

Die aktuelle Welle von Retaxationen, die Apotheken in ganz Deutschland trifft, ist ein Paradebeispiel für das strukturelle Versagen im Gesundheitssystem. Die Kündigung der Hilfstaxe und die Einführung der neuen Regelungen zur Abrechnung von Rezepturen haben Apotheken in eine Zwickmühle gebracht, aus der es kaum einen Ausweg gibt. Während die gesetzlichen Krankenkassen und der Deutsche Apothekerverband (DAV) um die Auslegung der Abrechnungsgrundlagen streiten, sind es die Apotheken, die die Konsequenzen tragen müssen.

Der Kern des Problems liegt in der unterschiedlichen Auslegung der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV). Die Krankenkassen bestehen auf einer anteiligen Abrechnung der Wirkstoffmengen, während der DAV den Einkaufspreis der üblichen Abpackung als Grundlage heranzieht. Dass Apotheken, die sich an die Empfehlungen des Verbandes halten, nun Retaxationen hinnehmen müssen, zeigt, wie tief die Unsicherheit im System verankert ist. Es kann nicht im Interesse des Gesundheitssystems sein, dass Apotheken, die für die Versorgung der Bevölkerung unerlässlich sind, finanziell bestraft werden, weil sie den gesetzlichen Vorgaben folgen.

Besonders gravierend ist die Tatsache, dass Apotheken gesetzlich verpflichtet sind, Rezepturen herzustellen. Der Kontrahierungszwang nimmt den Betreibern jede Möglichkeit, das Risiko zu minimieren. Sie müssen die patientenindividuelle Anfertigung durchführen, obwohl sie wissen, dass ihnen finanzielle Kürzungen drohen. Dies stellt eine erhebliche Belastung für die Apotheken dar, die ohnehin mit steigenden Kosten und Bürokratie zu kämpfen haben.

Eine Lösung dieses Problems muss dringend gefunden werden. Der DAV muss sich weiterhin für klare und einheitliche Abrechnungsregelungen einsetzen, die den Apotheken eine faire Vergütung für ihre Leistungen garantieren. Gleichzeitig sollten Apothekenbetreiber die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich mit einer Retax-Versicherung gegen die finanziellen Risiken abzusichern. Diese kann jedoch nur ein Teil der Lösung sein. Das eigentliche Problem liegt in der fehlenden Einigung zwischen den Krankenkassen und dem DAV, die auf dem Rücken der Apotheken ausgetragen wird.

Es ist höchste Zeit, dass Politik und Krankenkassen erkennen, dass Apotheken ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung sind. Die aktuellen Retaxationen gefährden nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Apotheken, sondern auch die Versorgungssicherheit der Patienten. Ein Ende dieses Konflikts ist daher im Interesse aller Beteiligten – vor allem aber im Interesse derjenigen, die auf die Leistungen der Apotheken angewiesen sind.

 

5 Millionen Überstunden: Fehltritt der Apothekenkampagne sorgt für Unmut

Die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) hat kürzlich ihre groß angelegte Plakatkampagne gestartet, um die Leistungen der Apotheken in Deutschland hervorzuheben. Dabei standen beeindruckende Zahlen im Mittelpunkt, die den Beitrag der Apotheken zur Bewältigung von Lieferengpässen und der Arzneimittelversorgung verdeutlichen. Mit Aussagen wie „5 Millionen Überstunden. So viel Zeit bringen die Apotheken pro Jahr auf, um trotz Lieferengpässen passende Arzneimittel zu finden“ sollten Passanten in Bahnhöfen und im öffentlichen Raum auf die Herausforderungen der Apotheken aufmerksam gemacht werden. Der Zusatz „Das soll auch so bleiben“ sorgte jedoch für Unmut.

Nach scharfer Kritik aus den eigenen Reihen entschied sich die ABDA, das besagte Plakatmotiv aus der laufenden Kampagne zurückzuziehen. Vor allem die Formulierung „Das soll auch so bleiben“ wurde als unglücklich empfunden und erweckte den Eindruck, als ob die bestehenden Probleme fortgesetzt werden sollten. Dieser Lapsus wurde sowohl von Apothekern als auch in den Gremien der ABDA kontrovers diskutiert. Die Plakate wurden daraufhin in Bahnhöfen entfernt und werden auch in den Apotheken selbst nicht mehr genutzt.

ABDA-Kommunikationschef Benjamin Rohrer äußerte sich zu der Entscheidung nicht detailliert und betonte lediglich, dass man sich zu strategischen Maßnahmen der Kampagne nicht öffentlich äußern wolle. Die Diskussionen um das zurückgezogene Plakat spiegeln jedoch die Sensibilität wider, die in der Apothekerschaft herrscht, wenn es um die Arbeitsbedingungen und den hohen Belastungsdruck geht.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte in einem kürzlich veröffentlichten Videostatement erneut auf die immense Arbeitsbelastung der Apotheken hingewiesen. Sie betonte, dass Apotheken jährlich mehr als drei Millionen Menschen beraten und individuelle Rezepturen herstellen. Die Überstunden seien ein unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit, die auch in Zukunft intensiviert werden müsse, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Trotz des Rückzugs des umstrittenen Plakatmotivs plant die ABDA eine Fortsetzung ihrer Kampagne. Ab Oktober werden erneut Plakate in Bahnhöfen und im öffentlichen Nahverkehr zu sehen sein. Echte Apotheker sollen dabei im Mittelpunkt stehen, um die Authentizität der Botschaft zu unterstreichen. Aus Datenschutzgründen wird allerdings nicht verraten, wer auf den Fotos zu sehen ist. Ab November ist zudem eine digitale Erweiterung der Kampagne geplant, die gezielt politische Entscheidungsträger in Berlin und den Landeshauptstädten ansprechen soll.

Die Entscheidung der ABDA, das umstrittene Plakat mit dem Satz „Das soll auch so bleiben“ zurückzuziehen, war richtig und notwendig. Es zeigt, wie entscheidend es ist, bei öffentlichen Kampagnen nicht nur auf die Inhalte, sondern auch auf die Formulierungen zu achten. Gerade in einer Zeit, in der Apotheken unter enormem Druck stehen, war es nachvollziehbar, dass eine missverständliche Botschaft, die die Überlastung als „gewollt“ erscheinen ließ, auf Ablehnung stieß.

Doch die Diskussion geht weit über diese Formulierung hinaus. Sie offenbart ein tieferliegendes Problem: Die Apotheken in Deutschland leisten Großartiges, werden jedoch immer wieder mit neuen Herausforderungen wie Lieferengpässen und wachsendem bürokratischen Aufwand konfrontiert. Die Plakatkampagne sollte eigentlich die Leistungen der Apotheken würdigen und die Öffentlichkeit auf deren Bedeutung aufmerksam machen. Der unglückliche Wortlaut lenkte jedoch den Fokus auf die Belastungen, statt die positiven Aspekte der Kampagne zu unterstreichen.

Trotz dieses Fehlers bleibt die Kernbotschaft bestehen: Apotheken spielen eine unverzichtbare Rolle im Gesundheitswesen, und ihre Arbeit verdient Anerkennung und Unterstützung. Es bleibt zu hoffen, dass die nächste Phase der Kampagne, die ab Oktober starten soll, diese Bedeutung stärker hervorhebt – ohne die bestehenden Herausforderungen aus den Augen zu verlieren. Letztlich geht es nicht nur darum, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, sondern auch politische Entscheidungsträger zu erreichen, die die Rahmenbedingungen für Apotheken spürbar verbessern können.

 

Werbekampagne für E-Rezepte: Gesund.de setzt auf Reichweite vor der Tagesschau

Die Plattform Gesund.de startet eine großangelegte Werbekampagne, um das neue CardLink-Verfahren zur Einlösung von E-Rezepten in Vor-Ort-Apotheken zu bewerben. Der Auftakt der Kampagne erfolgt am kommenden Samstag mit einem Werbespot, der unmittelbar vor der Tagesschau ausgestrahlt wird. Diese prominente Platzierung wird voraussichtlich ein Publikum von 3,5 Millionen Menschen erreichen.

Der 52-sekündige Werbespot, der in einer Berliner Apotheke mit echtem Apothekenpersonal gedreht wurde, markiert den Beginn einer breit angelegten Marketingoffensive. Neben TV-Werbung plant Gesund.de Anzeigen in Printmedien, Online-Kampagnen, Radiowerbung, Social Media-Präsenz und eine bundesweite Plakatkampagne. Ziel der Kampagne ist es, insgesamt mehr als 1,5 Milliarden Kontakte zu erzielen. Die teilnehmenden Apotheken vor Ort werden zusätzlich mit Werbematerial ausgestattet, um die Sichtbarkeit der Aktion zu erhöhen.

Ein zentrales Merkmal der Kampagne ist die enge Zusammenarbeit mit Apothekenteams. In Workshops und Gesprächen konnten die Apotheken ihre Ideen und Wünsche einbringen, um die Authentizität der Kampagne zu sichern. Diese Co-Creation spiegelt sich nicht nur in der Botschaft wider, sondern auch in der Entscheidung, echtes Apothekenpersonal und Patienten als Darsteller zu wählen.

Der Werbespot wurde mit der Agentur Jung von Matt entwickelt und greift auf den bekannten Song „Don’t Worry, Be Happy“ von Bobby McFerrin zurück, dessen Text speziell für die Kampagne angepasst wurde. Mit der neuen Zeile „Ich kenn’ das, ich scan das“ soll die einfache und vertraute Nutzung von E-Rezepten in den Apotheken vor Ort beworben werden.

„Mit dieser Kampagne wollten wir etwas schaffen, das die Menschen emotional erreicht“, sagt Maximilian Achenbach, Geschäftsführer von Gesund.de. „Unser Ziel ist es, die Apotheke vor Ort als erste Anlaufstelle für Patienten zu positionieren – auch wenn es um die digitale Einlösung von E-Rezepten geht.“

Dr. Peter Schreiner, Vorsitzender der Geschäftsführung, ergänzt: „Diese Kampagne hebt die Bedeutung der lokalen Apotheken hervor, indem sie digitale Lösungen mit dem gewohnten Vertrauen und der Nähe vereint.“ Der Apotheker Dr. Uwe Klaus Jendretzki, Inhaber der Thalia Apotheke in Berlin, äußert sich begeistert: „Eine so groß angelegte Kampagne für Vor-Ort-Apotheken gab es noch nie. Gesund.de und die Apotheke vor Ort bieten eine unschlagbare Kombination aus Vertrautheit und digitalem Komfort.“

Mit dieser reichweitenstarken Werbekampagne setzt Gesund.de ein klares Signal für die Zukunft der Apothekenlandschaft in Deutschland, die sowohl auf digitalem Fortschritt als auch auf bewährter persönlicher Betreuung fußt.

Die Werbekampagne von Gesund.de markiert einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Apothekenlandschaft in Deutschland. In einer Zeit, in der digitale Lösungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist es entscheidend, dass lokale Apotheken nicht ins Hintertreffen geraten. Gesund.de geht hier einen klugen Weg, indem die Plattform nicht nur den technischen Fortschritt betont, sondern gleichzeitig die vertraute Rolle der Apotheke vor Ort in den Vordergrund stellt.

Besonders hervorzuheben ist die authentische Gestaltung der Kampagne. Durch die Einbeziehung echten Apothekenpersonals und echter Patienten entsteht eine Glaubwürdigkeit, die in der Werbung oft fehlt. Statt inszenierter Perfektion wird hier auf Nähe und Vertrauen gesetzt – Qualitäten, die für viele Menschen in ihrem täglichen Umgang mit Apotheken von größter Bedeutung sind.

Mit dem Einsatz eines bekannten Songs und einem eingängigen Slogan wird zudem sichergestellt, dass die Botschaft im Gedächtnis bleibt. Die Entscheidung, einen derart prominenten Sendeplatz zu wählen, unterstreicht die Ambitionen von Gesund.de. Es geht nicht nur um Reichweite, sondern darum, die lokale Apotheke auch im digitalen Zeitalter als erste Anlaufstelle zu positionieren.

Die Apothekerschaft sollte diese Initiative als Chance begreifen, ihre Position in einem zunehmend digitalen Gesundheitsmarkt zu festigen. Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich diese Kampagne sein wird – doch der Ansatz, Tradition und digitale Innovation zu verbinden, könnte genau der richtige Weg sein, um die Zukunft der Apotheken vor Ort zu sichern.

 

Lauterbach warnt Apotheken vor Online-Konkurrenz bei Reformdiskussion

Am Mittwoch traf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einer Gesprächsrunde mit zehn Apothekerinnen und Apothekern zusammen, um das umstrittene Apothekenreformgesetz (ApoRG) zu diskutieren. Die Atmosphäre, zunächst von einem konstruktiven Austausch geprägt, erhielt einen dramatischen Wendepunkt, als Lauterbach klarmachte, dass wenn die Apotheken nicht an der Reform teilnähmen, der Versandhandel das Geschäft übernehmen würde.

Lauterbach, begleitet von Bundestagsabgeordneten wie Johannes Arlt, Wiebke Papenbrock und Herbert Wollmann, erschien mit etwas Verspätung und blieb für die angesetzte Gesprächsdauer von einer Stunde. Ebenfalls anwesend war Thomas Müller, der für die Reform verantwortliche Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium. Die eingeladenen Apothekerinnen und Apotheker machten zu Beginn unmissverständlich deutlich, dass sie nicht als Vertreter von Standesorganisationen wie der ABDA anwesend waren, sondern die alltäglichen Herausforderungen von Landapotheken repräsentierten.

Im Zentrum der Diskussion stand ein von den Apothekern entwickelter Zehn-Punkte-Plan, der sowohl Chancen als auch Risiken des Gesetzentwurfs aus ihrer Sicht beleuchtete. Zu den Kernforderungen gehörten unter anderem die Absenkung des Kassenabschlags auf null Euro, eine sofortige Anpassung des Apothekenhonorars, die Wiederzulassung eines Skontosystems sowie eine kostenlose PTA-Ausbildung. Diese Punkte, so die Apotheker, würden dringend benötigt, um die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu verbessern.

Im Verlauf der Präsentation wurden sowohl von Lauterbach als auch von Müller Notizen gemacht, und gelegentlich wurden Rückfragen gestellt. Laut Armin Noeske, einem der teilnehmenden Apotheker, der zwei Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern betreibt, zeigte sich der Gesundheitsminister bei bestimmten Themen wie der Untervergütung der Polypharmazie durchaus einsichtig. Lauterbach habe Verständnis dafür gezeigt, dass der Idealfall, von dem die Vergütung der Apotheken ausgeht, in der Realität selten eintrete.

Doch trotz dieser kurzen Momente der Verständigung kam es nach der Präsentation zu keiner echten Diskussion. Laut Noeske machte Lauterbach klar, dass zwar Geld im System vorhanden sei, das Problem aber in den Absprachen mit anderen Leistungserbringern und den Krankenkassen liege. „Wir haben versucht, ihm aufzuzeigen, dass das Geld anders verteilt werden muss, aber er ging darauf nicht ein“, so Noeske. Lauterbach sprach vielmehr über bereits laufende Maßnahmen, anstatt konkrete Änderungen in Bezug auf die Apotheken zu adressieren.

Den Höhepunkt des Gesprächs bildete schließlich Lauterbachs deutliche Warnung, dass der Versandhandel das Geschäft übernehmen werde, sollten die Apotheken die Reform nicht mittragen. Obwohl er die Versandhändler nicht namentlich nannte, wurde diese Bemerkung von allen anwesenden Apothekerinnen und Apothekern als klare Drohung verstanden. Der Minister verließ die Runde nach einem kurzen Fototermin ohne weitere Diskussion.

Die anwesenden Bundestagsabgeordneten versuchten anschließend, die aufgebrachten Apothekeninhaber zu besänftigen, indem sie betonten, dass es nun darum gehe, den Gesetzentwurf so weit wie möglich zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen. Doch die Apotheker, die sich von dem Gespräch anfangs ernst genommen fühlten, zeigten sich nach Lauterbachs abschließenden Bemerkungen frustriert.

Trotzdem wollen sie nicht aufgeben. „Wir werden weiterkämpfen, aufgeben ist keine Option“, betonte Noeske nach dem Gespräch.

Die Apotheker stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie unterstützen die Reform von Karl Lauterbach oder sie riskieren, dass der Versandhandel das Geschäft übernimmt. Diese Warnung des Bundesgesundheitsministers sorgt für Unmut und stellt viele Apotheken vor existenzielle Fragen. Lauterbach hat in der Gesprächsrunde klar gemacht, dass er keine weiteren finanziellen Mittel für die Apotheken bereitstellen kann – die Kassen seien leer, und das System müsse anders organisiert werden. Dies allein ist schon eine Enttäuschung für viele Apotheker, die seit Jahren auf eine faire Entlohnung ihrer Arbeit pochen.

Doch anstatt auf die Bedürfnisse der Apotheken einzugehen, setzt Lauterbach auf die Konkurrenz durch den Versandhandel. Es ist kaum verwunderlich, dass diese Andeutung von vielen Apothekern als Bedrohung empfunden wird. Der Versandhandel hat in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen und drängt zunehmend in den Markt der Vor-Ort-Apotheken. Dabei sind es gerade die Landapotheken, die besonders gefährdet sind, wenn der Versandhandel weiter an Boden gewinnt. Sie kämpfen ohnehin schon mit steigenden Kosten und sinkenden Einnahmen.

Lauterbach mag es als logische Konsequenz ansehen, dass der Markt sich neu organisiert – doch für viele Apotheken bedeutet das schlichtweg das Aus. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die politische Führung die Bedeutung der Apotheken vor Ort oft unterschätzt. Sie sind nicht nur Lieferanten von Medikamenten, sondern auch wichtige Ansprechpartner für die Patienten, insbesondere in ländlichen Gebieten. Ein Rückgang der Apotheken würde nicht nur die Versorgungssicherheit gefährden, sondern auch den direkten Zugang zu Beratung und Service erheblich einschränken.

Es bleibt zu hoffen, dass die Apotheken einen Weg finden, sich in die Reform einzubringen und ihre Position zu stärken. Die Herausforderungen sind groß, doch die Alternative – das vollständige Abdrängen in die Bedeutungslosigkeit durch den Versandhandel – ist keine Option. Der Kampf um die Zukunft der Apotheken hat gerade erst begonnen.

 

Fachkräftemangel in Arztpraxen spitzt sich weiter zu – Aufstiegschancen für MFA gefordert

Berlin – Der Mangel an Fachkräften in der ambulanten ärztlichen Versorgung nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Während deutschlandweit medizinische Fachangestellte (MFA) ausgebildet werden, wechseln immer mehr von ihnen in den stationären Versorgungsbereich. Laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ziehen viele MFA die Arbeit in Kliniken vor, da dort häufig bessere Vergütungsstrukturen, weniger Bürokratie und effizientere IT-Systeme herrschen.

Aktuell sind rund 330.000 MFA in deutschen Arztpraxen beschäftigt, doch die Zahl derer, die in Krankenhäuser abwandern, steigt stetig. Der Vorsitzende des Zi, Dr. Dominik von Stillfried, sieht in dieser Entwicklung eine gefährliche Tendenz: „Was früher als personelles Überangebot galt, droht nun zu einer medizinischen Unterversorgung zu führen“, erklärte er zum Auftakt des „Versorgungsforschung 2024“-Kongresses in Berlin.

Hinzu kommt ein weiterer kritischer Punkt: Immer weniger Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich für eine Niederlassung in eigener Praxis. Renteneintritte der Baby-Boomer-Generation und der Trend zur Teilzeitarbeit führen zu einem signifikanten Rückgang der verfügbaren Arbeitszeiten. Zusammen mit dem demografischen Wandel geht das Zi davon aus, dass bis 2035 rund 1,8 Millionen Stellen im Gesundheitswesen unbesetzt bleiben könnten.

Die wirtschaftliche Situation der Praxen verschärft die Lage zusätzlich. „Kostensprünge und die wachsende Bürokratie belasten die Praxen. Der wirtschaftliche Nachteil gegenüber Kliniken demotiviert viele Praxisinhaber, und eine veraltete IT-Infrastruktur verschärft die Probleme“, so von Stillfried weiter.

Ein Paradigmenwechsel sei nun unumgänglich. Die Verantwortlichen fordern weniger Kontrolle und mehr Förderung. Eine mögliche Lösung könnte in sogenannten Teampraxen bestehen, in denen verschiedene Gesundheitsberufe eng zusammenarbeiten und sich in ihren Kompetenzen ergänzen. Besonders die Rolle der MFA müsse gestärkt werden, indem ihnen erweiterte Aufgabengebiete und Aufstiegschancen geboten werden, etwa durch den Beruf des „Physician Assistant“.

Auch die Digitalisierung könnte eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung des Fachkräftemangels spielen. Effiziente digitale Arbeitsprozesse könnten den Arbeitsaufwand der Praxisangestellten erheblich reduzieren, doch viele Praxen empfinden die Umstellung auf digitale Systeme bisher eher als Belastung denn als Entlastung.

Die Situation in Zahnarztpraxen zeigt ebenfalls alarmierende Tendenzen. Eine Umfrage im Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ergab, dass 40 Prozent der Zahnärzte ihre Personalsituation als schlecht oder sehr schlecht bewerten. Bereits 43 Prozent der befragten Praxen mussten ihr Behandlungsangebot aufgrund von Personalmangel reduzieren. Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV, bezeichnete dies als „Alarmsignal“ und forderte die politischen Entscheidungsträger auf, schnell zu handeln, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden.

Der Fachkräftemangel stellt das deutsche Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen. Die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und attraktiveren Aufstiegsmöglichkeiten für MFA werden immer lauter. Ohne umfassende Reformen könnte der drohende Mangel an qualifiziertem Personal bald spürbare Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben.

Der anhaltende Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist mehr als nur ein Warnsignal – er ist ein Systemversagen. Was einst als gut funktionierendes System galt, steht nun am Rande der Überlastung. Die medizinischen Fachangestellten sind das Rückgrat der ambulanten Versorgung, doch ihnen wird seit Jahren kaum die Anerkennung zuteil, die sie verdienen.

Der Trend, dass immer mehr MFA in den stationären Sektor wechseln, ist ein deutliches Zeichen für die strukturellen Probleme in der ambulanten Versorgung. Niedrigere Gehälter, überbordende Bürokratie und veraltete IT-Systeme schrecken die Fachkräfte ab, während Kliniken mit besseren Arbeitsbedingungen locken. Der Ruf nach mehr Förderung und weniger Kontrolle durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und das Zi ist berechtigt. Nur durch eine Umgestaltung der Arbeitsbedingungen können Praxen im Wettbewerb mit Kliniken bestehen.

Doch es braucht mehr als nur finanzielle Anreize. MFA müssen echte Aufstiegschancen geboten werden, die über die derzeitigen Tätigkeiten hinausgehen. Der „Physician Assistant“ könnte hier eine wichtige Rolle spielen. Diese Position würde MFA in die Lage versetzen, mehr Verantwortung zu übernehmen und ihren Beruf dadurch attraktiver zu gestalten. Es ist unerlässlich, dass der Gesetzgeber entsprechende Rahmenbedingungen schafft, um diesen Aufstieg zu ermöglichen.

Ein weiteres Problem ist die schleppende Digitalisierung in den Praxen. Während Kliniken bereits von modernen IT-Systemen profitieren, bleibt die ambulante Versorgung oft weit hinter den technischen Möglichkeiten zurück. Doch anstatt die Digitalisierung als zusätzliche Bürde zu empfinden, sollten Praxen in sie investieren, um die Arbeitsabläufe zu erleichtern und den Fachkräftemangel zu lindern.

Ohne mutige Entscheidungen und grundlegende Reformen wird der Fachkräftemangel weiter eskalieren und die Versorgungssicherheit in Deutschland gefährden. Das Gesundheitssystem braucht jetzt dringend Veränderung – bevor es zu spät ist.

 

THC-Spray CannaXan: Apotheken verlieren Tausende Euro durch gesperrte PZN

Im April wurde die Betäubungsmittelpflicht (BtM-Pflicht) für Medizinalcannabis aufgehoben. Davon betroffen ist auch das THC-Spray CannaXan des Herstellers Apurano, das seitdem nicht mehr der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV) unterliegt und nun per E-Rezept verordnet werden kann. Doch Apotheken stehen vor einem gravierenden Problem: Die Pharmazentralnummern (PZN) von CannaXan sind gesperrt, was eine Abrechnung der Rezepte unmöglich macht. Diese Situation sorgt für erhebliche Frustration unter den Apothekern, die dadurch hohe Verluste hinnehmen müssen.

Ein Apotheker, der regelmäßig Verschreibungen für Medizinalcannabis erhält, äußerte seinen Unmut über den Ablauf. Obwohl die BtM-Pflicht für das THC-Spray bereits im April entfiel, schaffte es Apurano bis Mai nicht, den BtM-Status aus der Abdata zu entfernen. „Ich habe das Unternehmen selbst kontaktiert, aber die Antwort des Mitarbeiters war ernüchternd. Er wusste nichts von der BtM-Änderung und war sich nicht sicher, ob das überhaupt in seine Zuständigkeit fällt“, berichtet der Apotheker.

Nachdem der BtM-Status letztlich entfernt wurde, kam es zu einem weiteren Problem: Alle bestehenden PZN wurden gesperrt. Laut Apurano mussten aufgrund regulatorischer Anforderungen neue PZN beantragt werden, was zur Sperrung der bisherigen führte. Die neuen Nummern werden jedoch erst ab dem 1. Oktober verfügbar sein. Das Unternehmen entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und bat um Verständnis.

Für Apotheken bedeutet dies jedoch nicht nur Mehraufwand, sondern auch finanzielle Verluste. Der betroffene Apotheker berichtet, dass er aktuell auf einem Verlust von etwa 7000 Euro sitzt. „Ich kann die Verordnungen erst mit den neuen PZN einreichen, was frühestens im Oktober möglich ist. Bis dahin muss ich weiter in Vorleistung gehen, was für mich einen erheblichen Aufwand darstellt“, erklärt er. Die zeitliche Verzögerung der Abrechnung und der bürokratische Mehraufwand belasten die betroffenen Apotheken erheblich.

Die aktuelle Situation um das THC-Spray CannaXan zeigt deutlich, wie gravierend die Folgen mangelnder Kommunikation und ineffizienter Prozesse in der Pharmabranche sein können. Apotheken befinden sich in einer prekären Lage, wenn sie auf gesperrte Pharmazentralnummern stoßen und dadurch ihre Abrechnungen nicht durchführen können. Für viele Apotheken, die ohnehin unter wirtschaftlichem Druck stehen, bedeuten diese Verzögerungen eine erhebliche Belastung – nicht nur finanziell, sondern auch operativ.

Dass Apurano hier nicht frühzeitig und klar kommuniziert hat, dass eine Umstellung der PZN erforderlich ist, führt zu nachvollziehbarem Frust bei den betroffenen Apothekern. Wenn ein Unternehmen, das im Gesundheitsbereich tätig ist, seine internen Prozesse nicht rechtzeitig anpasst, kann das nicht nur zu finanziellen Schäden, sondern auch zu einem Vertrauensverlust bei Apotheken und Patienten führen.

Für die Apotheken wird diese Situation zu einem weiteren Beispiel dafür, dass sie oft die Kosten für bürokratische Verzögerungen tragen müssen. Die Verantwortung für solche Fehler sollte jedoch nicht bei ihnen, sondern bei den Herstellern und den zuständigen Stellen liegen, die für reibungslose Abläufe sorgen sollten. Es bleibt zu hoffen, dass diese Probleme schnell behoben werden und Apotheken bald die Möglichkeit haben, ohne weitere Verzögerungen ihre Abrechnungen durchzuführen.

 

Medikamentenkrise: Engpässe gefährden die Patientenversorgung

Das Aktionsbündnis Patientenversorgung in Nordrhein, bestehend aus Apotheken- und Ärzteverbänden, schlägt Alarm: Die Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln verschärfen sich weiter. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gerät zunehmend unter Druck. In einer Stellungnahme des Bündnisses, das unter anderem den Apothekerverband Nordrhein und den Hausärzteverband repräsentiert, wird Lauterbach vorgeworfen, die Krise herunterzuspielen und die tatsächliche Lage zu verkennen.

Laut dem Bündnis stehen täglich zahlreiche Patienten vor dem Problem, ihre verschriebenen Medikamente nicht oder nur mit großer Verzögerung zu erhalten. Insbesondere lebenswichtige Präparate wie Antibiotika, Asthmamedikamente und Insulin sind betroffen. Lauterbachs Behauptung, die Lieferengpässe hätten sich im Vergleich zum Vorjahr halbiert, widerspricht den Erfahrungen der Apotheken und Arztpraxen, die die Versorgung in Deutschland sicherstellen.

In einer aktuellen Veröffentlichung wirft das Aktionsbündnis dem Bundesgesundheitsministerium vor, die tatsächlichen Ausmaße der Lieferengpässe zu verschleiern. Trotz vereinzelter politischer Maßnahmen, wie der Förderung von Generika, sei eine grundlegende Lösung des Problems nicht in Sicht. Die Berufsverbände kritisieren, dass wirtschaftliche Interessen der Pharmaindustrie im Vordergrund stehen, während die Versorgungssicherheit der Patienten leidet.

Besonders problematisch sei, dass die Apotheken und Arztpraxen zunehmend die Lücken in der Versorgung schließen müssen. Ohne die intensive Zusammenarbeit vor Ort, bei der ständig nach Alternativen gesucht werde, hätte es längst einen Versorgungsnotstand gegeben. Diese zusätzliche Belastung verschärfe die ohnehin angespannte Situation im Gesundheitswesen weiter.

Laut Holger Seyfarth, dem Vorsitzenden des Hessischen Apothekerverbands, ist die Lage dramatischer als angenommen. In einem Interview mit der „Bild“ gibt er an, dass aktuell fast 2.800 Medikamente von Lieferengpässen betroffen seien. Viele Apotheken sehen sich gezwungen, Medikamente aus dem Ausland zu importieren, um die Patientenversorgung aufrechtzuerhalten.

Die Berufsverbände fordern nun eine klare politische Linie und stärkere Verantwortung der Pharmaunternehmen. Es sei nicht hinnehmbar, dass Apotheken und Arztpraxen die Rolle von Krisenmanagern übernehmen müssen, während die eigentlichen Versorgungsverantwortlichen, die Pharmahersteller, ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

Die anhaltende Diskussion um die Medikamentenengpässe offenbart ein tiefes strukturelles Problem im deutschen Gesundheitssystem. Während die Pharmaindustrie den Großteil ihrer Produktion auf Profitabilität ausrichtet, kämpfen Apotheken und Arztpraxen an vorderster Front, um die Versorgung der Patienten zu sichern. Die Tatsache, dass sogar lebenswichtige Medikamente wie Insulin oder Antibiotika knapp werden, zeigt, wie dramatisch die Lage mittlerweile ist.

Es ist verständlich, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach bemüht ist, politische Erfolge zu präsentieren, doch die Realität in Apotheken und Praxen spricht eine andere Sprache. Die Beschwichtigungen des Bundesgesundheitsministeriums wirken angesichts der tagtäglichen Probleme deplatziert. Stattdessen wäre es an der Zeit, die Pharmahersteller stärker in die Pflicht zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, die über kurzfristige politische Ankündigungen hinausgehen.

Letztendlich darf die Verantwortung für die Medikamentenversorgung nicht allein bei Apothekern und Ärzten liegen. Sie leisten bereits einen enormen Beitrag, indem sie Alternativen finden und die Versorgung ihrer Patienten trotz widriger Umstände sicherstellen. Die eigentliche Lösung des Problems muss aber bei den Pharmaunternehmen ansetzen, die ihrer Verpflichtung zur Versorgungssicherheit nachkommen müssen – und zwar unabhängig von wirtschaftlichen Erwägungen.

Die Bundesregierung ist gefordert, diese strukturellen Missstände anzugehen und eine verlässliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Alles andere wäre eine fahrlässige Vernachlässigung der Patientensicherheit.

 

Aggression im Apotheken-Notdienst: Apotheker wehrt sich mit Pfefferspray

In der Nacht zum Samstag kam es in Siegen zu einem beunruhigenden Vorfall während des Apotheken-Notdienstes. Dr. Henning Bohne, Inhaber der Löwen-Apotheke, sah sich gezwungen, zu einem drastischen Mittel zu greifen: Er zückte sein Pfefferspray, um sich gegen einen aggressiven Kunden zu verteidigen. Der Vorfall spiegelt ein wachsendes Problem in Apotheken und medizinischen Einrichtungen wider – die zunehmende Aggression und Ungeduld der Kundschaft.

Der Zwischenfall ereignete sich, als Dr. Bohne kurz nach Mitternacht durch die Notdienstglocke alarmiert wurde. Aufgrund eines laufenden Telefonats mit einer Klinik konnte er nicht sofort an die Tür gehen, doch bereits nach wenigen Minuten stellte er sich dem wartenden Kunden. Dieser zeigte sich jedoch in der kurzen Wartezeit zunehmend aggressiv, hupte lautstark und schrie. Als der Apotheker schließlich an die Tür trat, schlug der Kunde mit solcher Gewalt gegen die Fensterscheiben, dass diese zu wackeln begannen. Der Mann wollte ein Breitbandantibiotikum abholen und reagierte derart überzogen auf die Wartezeit, dass die Situation zu eskalieren drohte.

In dieser angespannten Lage griff Dr. Bohne nach seinem Pfefferspray, um sich zu verteidigen, falls der Kunde noch gewalttätiger werden würde. Trotz dieser bedrohlichen Situation beruhigte sich der Mann, nachdem der Apotheker ihm klar und deutlich widersprach. Für Bohne blieb jedoch der Schock. „Ich habe am ganzen Körper gezittert“, sagte er nach dem Vorfall. Der Apotheker betonte, dass er in seinen rund 2000 Notdiensten noch nie eine derartige Aggression erlebt habe, auch wenn er in jüngster Zeit zunehmend eine Verschärfung der Umgangsformen spüre.

Dr. Bohne ist nicht allein mit dieser Wahrnehmung. Andere Apotheker wie Torsten Heide, Inhaber der Eisenhut Apotheke in Siegen, berichten ebenfalls von einer veränderten Stimmung. „Die Leute haben insgesamt eine kurze Lunte bekommen“, sagte Heide. Er warnt davor, dass solche Vorfälle, sollten sie zunehmen, ernsthafte Folgen für die Bereitschaft der Apotheker haben könnten, Not- und Nachtdienste zu leisten. Ein solcher Rückzug würde besonders die Allgemeinheit treffen, die auf diese Dienste angewiesen ist.

Die zunehmende Aggressivität in Apotheken und Praxen wird auch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bestätigt. Verbale und körperliche Gewalt nehmen zu, wie eine Umfrage der KBV zeigt. Angriffe auf Ärzte und medizinisches Personal reichen von Beleidigungen über Schläge bis hin zu Drohungen mit Waffen. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen sieht eine gefährliche Entwicklung und fordert härtere Strafen für gewalttätige Patienten.

Apotheker wie Bohne müssen sich nach solchen Erlebnissen die Frage stellen, wie sie sich in Zukunft schützen können. Dr. Bohne zieht bereits Konsequenzen: Er werde die Tür während des Notdienstes nie wieder bis spät in die Nacht offenlassen. Der Vorfall zeigt eindrücklich, dass die Grenzen der Belastbarkeit im Gesundheitswesen erreicht sind. Eine Kombination aus wachsendem Druck, steigenden Anforderungen und fehlender Wertschätzung führt zu immer mehr Frustration – auf beiden Seiten des Apothekentresens.

Die zunehmende Aggression, die Apotheken und Praxen im Notdienst erleben, ist ein alarmierendes Zeichen für die gesellschaftlichen Spannungen, die sich im Gesundheitswesen entladen. Es ist nicht nur eine Frage des Respekts, der verloren geht, sondern auch eine gefährliche Entwicklung, die Apothekern und Ärzten ihre Sicherheitsgarantie nimmt.

Was Dr. Henning Bohne in Siegen erlebt hat, ist kein Einzelfall. Die steigende Ungeduld und Aggression gegenüber dem medizinischen Personal sind die sichtbaren Folgen einer Gesellschaft, die zunehmend mit Druck und Frustration kämpft. Dabei sind es gerade die Menschen im Gesundheitswesen, die rund um die Uhr im Einsatz sind, um Hilfe zu leisten. Statt Dankbarkeit erfahren sie Drohungen, Beleidigungen und im schlimmsten Fall physische Gewalt.

Dieser Trend ist besorgniserregend, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für das Gesundheitssystem insgesamt. Sollte sich die Gewaltbereitschaft weiter steigern, könnten Apotheken und Arztpraxen beginnen, ihre Dienste – insbesondere in der Nacht – einzuschränken. Das würde die Versorgung der Patienten drastisch verschlechtern, besonders in ländlichen Gebieten, wo Notdienste oft die einzige Anlaufstelle sind.

Die Forderung nach strengeren Strafen für aggressive Patienten ist berechtigt, doch sie löst das zugrunde liegende Problem nicht. Es bedarf eines grundlegenden gesellschaftlichen Umdenkens, das die Arbeit der Menschen im Gesundheitswesen wertschätzt und sie vor Übergriffen schützt. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass sich Vorfälle wie der in Siegen nicht häufen – denn jeder Fall von Aggression ist einer zu viel.

 

Versandapotheken in Deutschland zögern weiterhin mit der Einführung von CardLink

Trotz vorhandener technischer Möglichkeiten bleibt die Einführung von CardLink in deutschen Versandapotheken weiterhin aus. Während europäische Anbieter wie DocMorris und die Shop Apotheke bereits Lösungen für das Einlösen von E-Rezepten per CardLink implementiert haben, herrscht in Deutschland Zurückhaltung. DocMorris entwickelte bereits eine eigene Lösung, die seit einiger Zeit in Betrieb ist, und die Shop Apotheke zog mit Unterstützung von eHealth Experts (Ehex) nach. In Deutschland hingegen bleibt die Einführung des Systems bisher auf Eis gelegt, obwohl das E-Health-Unternehmen Service Health ERx Mitte Juni 2024 von der Gematik die notwendige Genehmigung erhalten hat, um CardLink für Versandapotheken zur Verfügung zu stellen.

Service Health ERx unterstützt bereits Plattformen wie Gesund.de und bietet in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Akquinet eine vollständige Lösung an, die es ermöglichen würde, E-Rezepte problemlos einzulösen. Dennoch haben sich die Versandapotheken bisher nicht dazu entschieden, CardLink zu implementieren. Manuel Blechschmidt, CEO und Gründer von Service Health ERx, zeigt sich angesichts dieser Verzögerung ratlos. Er erklärt, dass es bereits einen Rahmenvertrag zwischen dem Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) und Akquinet gebe und die technische Lösung pünktlich geliefert worden sei. Blechschmidt bemängelt jedoch das Fehlen gemeinschaftlicher Bestrebungen in Bezug auf CardLink. Herstellerübergreifende Lösungen gestalten sich als schwierig, was den Fortschritt zusätzlich hemmt.

Der BVDVA widerspricht jedoch der Darstellung, dass CardLink bereits vollständig einsatzbereit sei. Nach Angaben des Verbandes lägen die Zuständigkeiten bei den einzelnen Partnern, die bisher noch keine konkreten Schritte in Richtung einer Einführung unternommen haben.

Für die Zukunft von CardLink haben die Versandapotheken bereits weitergehende Pläne. Sie fordern insbesondere Zugang zur elektronischen Patientenakte (ePA), um Therapiesicherheitschecks direkt in den Prozess des Rezepts einfließen zu lassen. Service Health ERx entwickelt eine Open-Source-Lösung, die bei jeder Medikamentenabgabe – ob online oder in einer physischen Apotheke – automatisierte Wechselwirkungsprüfungen durchführen kann. Diese könnten potenziell Tausende von Leben pro Jahr retten, so Blechschmidt. Er kritisiert, dass das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Nutzung von CardLink in diesem Zusammenhang bisher nicht genehmigt hat.

Der weitere Verlauf der Einführung von CardLink in Deutschland bleibt ungewiss. Trotz klarer technologischer Fortschritte und bestehender Lösungen scheinen bürokratische Hürden und mangelnde Einigkeit innerhalb der Branche die Umsetzung weiterhin zu verzögern.

Die Verzögerungen bei der Einführung von CardLink in deutschen Versandapotheken sind mehr als nur ein organisatorisches Ärgernis. Sie stehen sinnbildlich für eine Branche, die trotz technischer Innovationen und klaren Potenzials nicht in der Lage ist, die digitalen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. In anderen Ländern Europas schreiten Versandapotheken mutig voran und bieten ihren Kunden moderne Lösungen an, während in Deutschland die Implementierung durch Uneinigkeit und bürokratische Hürden ins Stocken geraten ist.

Man könnte argumentieren, dass technische Herausforderungen und Vertragsfragen Zeit in Anspruch nehmen. Doch angesichts der Tatsache, dass Service Health ERx bereits funktionierende Lösungen bereitgestellt hat, stellt sich die Frage, warum dieser Fortschritt nicht genutzt wird. Die Verzögerung bei der Einführung von CardLink ist nicht nur ein Rückschlag für die Versandapotheken selbst, sondern auch für die Patienten, die von den Vorteilen eines digitalen Gesundheitssystems profitieren könnten.

Darüber hinaus ist die mangelnde Bereitschaft, gemeinschaftliche Lösungen zu verfolgen, ein Zeichen für das tiefere Problem der Fragmentierung in der deutschen Gesundheitsbranche. Anstatt die bestehenden technischen Möglichkeiten zu nutzen, scheint jeder Akteur eigene Interessen zu verfolgen, was die Einführung innovativer Lösungen erschwert.

Die Forderung der Versandapotheken nach Zugang zur elektronischen Patientenakte ist ebenfalls ein Thema, das dringender als je zuvor behandelt werden sollte. Die potenzielle Verbesserung der Therapiesicherheit durch automatisierte Wechselwirkungschecks sollte nicht unterschätzt werden. Wenn die technischen Lösungen bereits vorhanden sind, warum zögert das Bundesministerium für Gesundheit, diese Innovationen zuzulassen?

Insgesamt zeigt die Situation rund um CardLink in deutschen Versandapotheken, dass der Weg zu einer digitalen Gesundheitszukunft noch lang ist. Es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten – von der Politik über die Verbände bis hin zu den Apotheken selbst – gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Digitalisierung des Gesundheitssystems voranzutreiben und den Patienten endlich die Vorteile eines modernen, vernetzten Systems zu bieten.

 

Rückruf von Strovac: Ampullenbruch aufgrund von Verpackungsfehler

Der Impfstoff Strovac (Enterobakterienimpfstoff, inaktiviert; Strathmann) wird aufgrund eines potenziellen Verpackungsfehlers in mehreren Chargen zurückgerufen. Betroffen sind die Chargen mit den Nummern 230601/230301, 230602/230301, 230602/230602 und 230603/230602. Grund für den Rückruf ist die erhöhte Bruchgefahr der Ampullen, die durch Spannungen an einer bestimmten Stelle verursacht wird. Insbesondere am Ampullenboden kann es zu Schäden kommen, die durch den Transport verstärkt werden. Apotheken werden aufgefordert, ihre Bestände zu überprüfen und betroffene Packungen über den Großhandel zurückzusenden.

Strovac, ein bakterieller Impfstoff, wird zur Prävention und Behandlung wiederkehrender Harnwegsinfekte eingesetzt, sofern diese bakteriellen Ursprungs sind. Der Impfstoff enthält inaktivierte Enterobakterien und wird in einer Serie von drei Dosen verabreicht, die im Abstand von ein bis zwei Wochen injiziert werden. Ein Jahr nach der Grundimmunisierung sollte eine Auffrischungsimpfung mit Strovac Booster erfolgen. Die Rolle des Impfstoffs ist von besonderer Bedeutung für Patienten, die an wiederkehrenden Harnwegsinfektionen leiden, da er eine signifikante Reduktion dieser Infekte ermöglicht.

Der aktuelle Rückruf, der aufgrund eines Fehlers in der Sekundärverpackung durchgeführt wird, zeigt die Bedeutung einer präzisen Qualitätskontrolle in der Pharmaindustrie. Obwohl bislang keine ernsthaften Zwischenfälle gemeldet wurden, dient der Rückruf als präventive Maßnahme, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren. Der Hersteller handelt im Sinne des Patientenschutzes, um sicherzustellen, dass nur einwandfreie Produkte in Umlauf sind.

Apotheken, die betroffene Chargen auf Lager haben, sind dringend angehalten, diese zurückzugeben. Der Rückruf betrifft Packungen, die jeweils drei Ampullen enthalten, wobei der Fehler an einer spezifischen Stelle des Ampullenbodens auftritt. Durch den Transport und mögliche mechanische Belastungen kann es zu einem Bruch der Ampullen kommen, was den sicheren Gebrauch des Impfstoffs gefährden würde.

Strovac bleibt ein wichtiger Bestandteil der Therapie von Harnwegsinfekten, und der Rückruf ist ein notwendiger Schritt, um den Patienten weiterhin die Sicherheit bei der Anwendung zu garantieren. Die Maßnahme zeigt die Sensibilität der pharmazeutischen Industrie gegenüber potenziellen Risiken und unterstreicht die Bedeutung von umfassender Qualitätssicherung in allen Produktions- und Verpackungsprozessen.

Der Rückruf von Strovac aufgrund eines Verpackungsfehlers wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung einer lückenlosen Qualitätskontrolle in der Pharmaindustrie. Obwohl bisher keine gravierenden Zwischenfälle gemeldet wurden, handelt der Hersteller verantwortungsbewusst und zeigt, dass auch kleinere Fehler in der Verpackung ernsthafte Auswirkungen auf die Sicherheit eines Produkts haben können.

Dieser Fall verdeutlicht, wie sensibel der Umgang mit Medikamenten ist und dass schon geringfügige Mängel in der Sekundärverpackung, die in der Regel als unbedeutend angesehen wird, zu potenziellen Risiken führen können. Hier wurde der Ampullenbruch durch Spannungen verursacht, die beim Transport zum Problem werden könnten. Dass der Hersteller frühzeitig eingreift und die betroffenen Chargen zurückruft, ist ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Patienten.

Für Apotheken bedeutet der Rückruf zusätzlichen Aufwand, da sie ihre Bestände überprüfen und betroffene Produkte zurücksenden müssen. Doch diese Maßnahmen sind notwendig, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Ein solcher Vorfall unterstreicht die zentrale Rolle, die Apotheken als letzte Instanz vor der Abgabe von Medikamenten an die Patienten spielen.

Der Rückruf ist ein Weckruf für die gesamte Branche: Fehler in der Verpackung können gravierende Folgen haben. In einer Zeit, in der das Vertrauen der Patienten in die Sicherheit von Arzneimitteln und Impfstoffen von größter Bedeutung ist, müssen alle Beteiligten sicherstellen, dass Produkte in einwandfreiem Zustand an die Anwender gelangen.

 

Studie zur Behandlung von Post-Covid-Syndrom mit Vidofludimus gestartet

In Frankfurt am Main hat diese Woche eine neue klinische Studie begonnen, die den Wirkstoff Vidofludimus-Calcium als möglichen Behandlungsansatz für das Post-Covid-Syndrom (PCS) untersucht. Vidofludimus-Calcium, ein Immunmodulator, der bereits seit 2021 zur Therapie der Multiplen Sklerose (MS) erforscht wird, soll nun in der sogenannten Rapid_Revive-Studie („Randomized Adaptive Assessment of Post Covid Syndrome Treatments Reducing Inflammatory Activity in Patients with Post Covid Syndrome“) seine Wirksamkeit gegen die Langzeitfolgen von Covid-19 zeigen. Diese Forschung könnte eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Post-Covid-Syndroms spielen, das bei vielen Betroffenen erhebliche gesundheitliche Einschränkungen hinterlässt.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden einige Personen auch Monate nach einer Covid-19-Infektion an schwerwiegenden Symptomen wie extremer Müdigkeit (Fatigue), Atemnot und kognitiven Beeinträchtigungen. Diese Beschwerden müssen mindestens drei Monate nach der Infektion auftreten und über mindestens zwei Monate andauern, um als Post-Covid-Syndrom diagnostiziert zu werden. Für Betroffene, deren Symptome weder durch andere Ursachen erklärt werden können, gibt es bisher kaum wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Genau hier setzt die Rapid_Revive-Studie an, die von der Goethe-Universität Frankfurt gesponsert und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird.

In der adaptiven, randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Phase-2-Studie werden 376 Personen an elf verschiedenen Standorten in Deutschland untersucht. Die Studie richtet sich an Erwachsene ab 18 Jahren, die seit mehr als zwölf Wochen unter den Langzeitfolgen von Covid-19 leiden. Ziel der Untersuchung ist es, die körperlichen und geistigen Funktionen der Teilnehmer im Verlauf der Behandlung zu verbessern und gleichzeitig neue Biomarker zu identifizieren, die in der Zukunft eine individuelle Behandlungsstrategie für PCS ermöglichen könnten.

Die Teilnehmer der Studie werden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhält den Wirkstoff Vidofludimus-Calcium, während die andere ein Placebo erhält. Weder die Probanden noch das medizinische Personal wissen, welche Behandlung verabreicht wird, um eine Verzerrung der Ergebnisse zu vermeiden. Die Behandlungsdauer beträgt 56 Tage, wobei insgesamt fünf Besuche im Studienzentrum stattfinden. Während der Studiendauer werden ärztliche Kontrollen durchgeführt sowie Blut- und Stuhlproben entnommen, um den Verlauf der Behandlung zu überwachen. Zwei Wochen nach Beginn der Studie wird der Fortschritt durch ein Video-Telefonat überprüft, und nach der Behandlungsphase erfolgt eine abschließende Besprechung der Ergebnisse.

Vidofludimus-Calcium wirkt, indem es das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase (DHODH) hemmt, das eine Schlüsselrolle bei der Synthese von Pyrimidin-Nukleotiden spielt. Diese Nukleotide sind für die Zellteilung und die Synthese von DNA und RNA unerlässlich. Durch die Hemmung der DHODH-Aktivität reduziert Vidofludimus-Calcium die Vermehrung von T-Zellen, die bei entzündlichen und autoimmunen Prozessen eine zentrale Rolle spielen. Auf diese Weise soll der Wirkstoff übermäßige Immunreaktionen abschwächen und entzündliche Prozesse im Körper reduzieren.

Die Rapid_Revive-Studie könnte einen entscheidenden Beitrag zur Behandlung des Post-Covid-Syndroms leisten und den Betroffenen endlich eine wirksame Therapie gegen die belastenden Langzeitfolgen bieten. Für viele Personen, deren Lebensqualität durch anhaltende Symptome stark beeinträchtigt ist, wäre dies ein wichtiger Schritt hin zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung.

Die neue Studie zur Erforschung von Vidofludimus-Calcium im Kampf gegen das Post-Covid-Syndrom weckt große Hoffnungen bei den Betroffenen. Die anhaltenden Langzeitfolgen von Covid-19 haben in den letzten Jahren viele Menschen, die zuvor gesund waren, in den Alltag zurückgeworfen und ihre Lebensqualität drastisch eingeschränkt. Müdigkeit, Atemnot und kognitive Probleme sind nur einige der Symptome, die viele nicht mehr loslassen. Für diese Personen gab es bisher wenig Licht am Ende des Tunnels – doch das könnte sich nun ändern.

Die Entscheidung, einen Wirkstoff, der bereits in der Therapie der Multiplen Sklerose vielversprechende Ergebnisse zeigt, auch gegen PCS zu testen, ist sowohl innovativ als auch sinnvoll. Die entzündungshemmenden und immunmodulatorischen Eigenschaften von Vidofludimus-Calcium könnten genau das sein, was der Körper braucht, um den überschießenden Immunreaktionen, die viele Langzeitfolgen von Covid-19 hervorrufen, entgegenzuwirken.

Doch bei aller Euphorie sollte man auch realistisch bleiben. Vidofludimus-Calcium ist noch weit davon entfernt, eine bewährte Behandlung für Post-Covid-Betroffene zu sein. Die Studienergebnisse werden zeigen müssen, ob der Wirkstoff die Hoffnungen tatsächlich erfüllen kann. Dennoch ist jede Initiative, die sich mit der dringenden Notwendigkeit einer wirksamen Therapie für das Post-Covid-Syndrom beschäftigt, ein Schritt in die richtige Richtung.

Sollte Vidofludimus-Calcium sich als wirksam erweisen, wäre dies ein Durchbruch für die Medizin und eine große Erleichterung für Hunderttausende von Betroffenen weltweit. Die Forschung an neuen Therapien gegen die Langzeitfolgen von Covid-19 muss daher auch in Zukunft intensiviert werden. Denn die Pandemie mag weitgehend überwunden sein, doch die Herausforderungen, die sie hinterlassen hat, sind es keineswegs.

Vorbereitung auf den Herbst: Corona-Welle erwartet, aber keine Panik nötig

 

Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit stehen wieder vermehrte Atemwegserkrankungen im Fokus der Gesundheitsbehörden. Die renommierte Virologin Professorin Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, warnte vor einem Anstieg der Corona-Infektionen in den kommenden Wochen. Der Verlauf der Pandemie sei jedoch nicht mehr vergleichbar mit den schweren Zeiten von 2020 und 2021. "Wir erwarten eine Welle von Erkrankungen, aber es besteht keine akute Gefahr von Überlastungen der Kliniken", so Ciesek. Die derzeit zirkulierenden Varianten seien zwar ansteckender, doch die Gefahr schwerer Krankheitsverläufe sei dank der breiten Grundimmunität in der Bevölkerung geringer.

Laut einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) ist der leichte Anstieg der Infektionszahlen, der in den letzten Wochen beobachtet wurde, vorerst gestoppt. Die geschätzten Covid-19-Fälle pro 100.000 Einwohner lagen in der Woche ab dem 9. September bei etwa 600. Besonders betroffen sind ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen. Die aktuell dominierende Virusvariante in Deutschland ist JN.1, ein Ableger der Omikron-Variante, während die Sublinie KP.3.1.1. inzwischen in über 60 Prozent der Fälle nachgewiesen wurde.

Ciesek weist darauf hin, dass sich viele Menschen nach wie vor mehrfach mit dem Virus infizieren können. Die Immunität, die durch Impfung oder eine frühere Infektion aufgebaut wurde, nimmt über die Zeit hinweg ab, wodurch der Körper erneut anfällig wird. Atemwegserkrankungen, so Ciesek, sind ein wiederkehrendes Phänomen, das die Bevölkerung regelmäßig trifft – teils jährlich oder alle zwei Jahre. Dies gelte auch für Corona.

Besonders gefährdet seien jedoch Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Ciesek empfiehlt diesen Risikogruppen dringend, sich jetzt impfen zu lassen, um einer möglichen schweren Erkrankung in den kommenden Monaten vorzubeugen. Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Auffrischungsimpfung für Menschen ab 60 Jahren sowie für Personen mit Grunderkrankungen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der verwendete Impfstoff auf die aktuell zirkulierenden Varianten abgestimmt ist.

Mit Blick auf die sich wandelnden Virusvarianten bleibt die Sublinie KP.3.1.1. besonders relevant, da sie als ansteckender gilt als vorherige Varianten. Ciesek betont jedoch, dass dies kein Grund zur Sorge sei, da es bisher keine Hinweise darauf gebe, dass diese Variante schwerere Krankheitsverläufe verursacht. Dennoch sei Vorsicht geboten, da jede zusätzliche Infektion zu einer höheren Belastung des Gesundheitssystems und einer Zunahme schwerer Verläufe führen könne.

Auch das Thema Long Covid bleibt präsent. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte bei einem Runden Tisch, dass das Risiko einer Long-Covid-Erkrankung dank der mittlerweile vorhandenen Grundimmunität zwar gesunken sei, aber weiterhin besteht. Langfristige gesundheitliche Folgen seien nach wie vor eine Realität für viele, die sich mit dem Virus infizieren.

Die bevorstehende kalte Jahreszeit weckt erneut Erinnerungen an vergangene Pandemiewellen, doch die Situation hat sich spürbar entspannt. Dank der mittlerweile etablierten Grundimmunität in der Bevölkerung sehen Expertinnen und Experten wie Professorin Dr. Sandra Ciesek die kommenden Wochen mit verhältnismäßiger Ruhe. Doch bei aller Entspannung darf man nicht den Fehler machen, Corona zu verharmlosen. Die neuen Varianten, insbesondere KP.3.1.1, zeigen, dass das Virus weiterhin mutiert und sich an veränderte Bedingungen anpasst.

Die Impfung bleibt auch in diesem Herbst ein essenzieller Schutzfaktor, vor allem für Risikogruppen. Wer zur gefährdeten Bevölkerung zählt, sollte Cieseks Rat folgen und die Auffrischungsimpfung wahrnehmen. Die Botschaft ist klar: Auch wenn keine massiven Kliniküberlastungen drohen, kann eine neue Infektionswelle zu schweren Krankheitsverläufen führen – eine Last, die vor allem von den besonders gefährdeten Gruppen getragen wird.

Das Thema Long Covid zeigt zudem, dass das Virus weitreichende Folgen haben kann. Die Debatte um Prävention sollte also nicht mit dem Verweis auf milde Krankheitsverläufe enden. Langzeitfolgen stellen weiterhin eine Herausforderung dar, auch wenn das Risiko dank Grundimmunität gesunken ist. Die zentrale Aufgabe bleibt, das Gesundheitswesen nicht erneut an seine Grenzen zu führen und gleichzeitig den Schutz der Schwächsten in der Gesellschaft sicherzustellen.

Die Erkenntnis der letzten Jahre: Covid-19 ist gekommen, um zu bleiben – doch mit den richtigen Maßnahmen bleibt es kontrollierbar.

 

Urtikaria – Nächste Indikation für Dupixent?

Die Behandlung von chronisch-spontaner Urtikaria (CSU) könnte bald einen entscheidenden Fortschritt erleben. Sanofi hat die Ergebnisse einer Phase-3-Studie vorgestellt, in der das Medikament Dupixent (Dupilumab) bei Patienten mit unkontrollierter CSU getestet wurde. Dupixent, das bereits bei Erkrankungen wie Asthma, atopischer Dermatitis und chronischer Sinusitis zugelassen ist, hat in den letzten Jahren erhebliche Umsätze für Sanofi erzielt und könnte nun eine weitere Indikation hinzugewinnen.

Chronisch-spontane Urtikaria ist eine schwerwiegende Hauterkrankung, die sich durch plötzlich auftretende Quaddeln und starken Juckreiz äußert und die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigt. Die derzeit verfügbaren Therapien, insbesondere Antihistaminika, reichen bei vielen Patienten nicht aus, um die Symptome vollständig zu kontrollieren. Daher besteht ein hoher Bedarf an wirksamen neuen Behandlungsoptionen.

In der Liberty-Cupid-C-Studie, an der 151 Patienten teilnahmen, zeigte Dupixent in Kombination mit einem H1-Antihistaminikum deutliche Erfolge. Nach 24 Wochen berichteten die Patienten von einer signifikanten Linderung des Juckreizes sowie einer Reduktion der Quaddelbildung. 30 Prozent der Patienten unter Dupixent erreichten sogar eine vollständige Remission, was im Vergleich zu 18 Prozent in der Placebo-Gruppe bemerkenswert ist.

Die Sicherheitsdaten der Studie entsprachen den bisherigen Erkenntnissen aus anderen Anwendungsgebieten von Dupixent. Unerwünschte Ereignisse wie Reaktionen an der Injektionsstelle wurden häufiger bei den Patienten beobachtet, die Dupixent erhielten, blieben aber im Rahmen des Erwarteten.

Die Ergebnisse der Studie könnten dazu führen, dass Dupixent eine weitere Zulassung erhält. Bereits jetzt wurden die Daten der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA für einen ergänzenden Biologika-Antrag vorgelegt. Auch in Japan wurde Dupixent Anfang des Jahres für die Behandlung von CSU zugelassen, was Sanofi einen frühen Marktzugang verschaffte.

Dupixent hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Produkte für Sanofi entwickelt. Mit einem Umsatz von 10,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr konnte das Medikament eine Umsatzsteigerung von knapp 30 Prozent erzielen. Eine zusätzliche Zulassung für CSU könnte die Bedeutung von Dupixent im Bereich der Biologika weiter steigern und Sanofi zusätzliche Marktanteile sichern.

Die Ergebnisse der Liberty-Cupid-Studien haben gezeigt, dass Dupixent in der Lage ist, die Symptome von Patienten mit chronisch-spontaner Urtikaria effektiv zu lindern, insbesondere bei jenen, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend ansprechen. Sollte Dupixent in weiteren Ländern für die Behandlung dieser Hauterkrankung zugelassen werden, könnte dies einen bedeutenden Fortschritt für die betroffenen Patienten darstellen.

Die Vorstellung der Phase-3-Studie zu Dupixent bei chronisch-spontaner Urtikaria ist ein hoffnungsvoller Schritt in der Behandlung dieser schwerwiegenden Erkrankung. CSU-Patienten haben oftmals einen langen Leidensweg hinter sich, da herkömmliche Therapien, wie Antihistaminika, nicht immer ausreichend wirksam sind. Dupixent könnte für viele dieser Patienten eine neue Perspektive bieten.

Die Studie zeigt deutlich, dass Dupixent in der Lage ist, nicht nur die Symptome zu lindern, sondern bei einem signifikanten Teil der Patienten sogar eine vollständige Remission zu erzielen. Diese Aussicht auf eine effektive Behandlung dürfte viele Betroffene ermutigen, die seit Jahren unter den Auswirkungen der Erkrankung leiden.

Gleichzeitig unterstreicht der Erfolg von Dupixent einmal mehr die Bedeutung von Biologika in der modernen Medizin. Diese Präparate bieten oft maßgeschneiderte Lösungen für komplexe Krankheitsbilder, bei denen traditionelle Behandlungsmethoden an ihre Grenzen stoßen.

Trotz der positiven Ergebnisse sollten jedoch die Sicherheitsdaten nicht außer Acht gelassen werden. Wie bei jeder neuen Therapie muss sorgfältig abgewogen werden, ob die Risiken durch unerwünschte Nebenwirkungen in einem vertretbaren Verhältnis zu den potenziellen Vorteilen stehen. Dies wird insbesondere dann entscheidend, wenn das Medikament in größeren Patientengruppen zum Einsatz kommt.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Dupixent in der Behandlung von chronisch-spontaner Urtikaria eine vielversprechende Option darstellt. Sollte das Medikament auch in weiteren Ländern zugelassen werden, könnte es eine neue Ära in der Behandlung dieser Erkrankung einläuten. Für Sanofi ist es zudem eine weitere Bestätigung dafür, dass sich Investitionen in Biotechnologie und innovative Therapien langfristig auszahlen. Dupixent hat sich bereits jetzt als wichtiger Umsatzbringer etabliert – und das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

 

Migräne: Omega-3-Fettsäuren als vielversprechende Prophylaxe

Migräne betrifft in Deutschland eine erhebliche Anzahl der Bevölkerung, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Laut aktuellen Statistiken leiden 14,8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer an den teils stark beeinträchtigenden Kopfschmerzattacken. Besonders Frauen stehen während des Menstruationszyklus vor einer zusätzlichen Herausforderung, da hormonelle Schwankungen als Auslöser für Migräneanfälle gelten. Die damit einhergehenden Symptome wie pulsierende Schmerzen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit beeinträchtigen das tägliche Leben der Betroffenen erheblich. In vielen Fällen sind sie über Stunden, oft sogar Tage, arbeitsunfähig.

Die bislang angebotenen pharmakologischen Prophylaxen zeigen nur begrenzte Wirksamkeit und Verträglichkeit. Schätzungen zufolge sprechen nur etwa 40 bis 50 Prozent der Patienten auf diese Therapieformen an, wobei häufig unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Daher suchen sowohl Betroffene als auch Experten nach alternativen Ansätzen, um Migräneattacken vorzubeugen.

Ein solcher Ansatz ist die Verwendung von Omega-3-Fettsäuren, die in Fischöl enthalten sind. Eine neue Netzwerk-Metaanalyse, die Daten von über 6616 Teilnehmern aus 40 randomisiert-kontrollierten Studien zusammenführte, kommt zu dem Schluss, dass hochdosierte Omega-3-Fettsäuren in Form von EPA und DHA eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Migräneprophylaxen darstellen. Die Teilnehmer der Studie waren im Durchschnitt 35 Jahre alt, und fast 80 Prozent von ihnen waren Frauen.

Im Zentrum der Analyse stand die Frage, wie sich die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren auf die Häufigkeit von Migräneanfällen sowie auf die Verträglichkeit der Behandlung auswirkt. Darüber hinaus untersuchte die Studie den Schweregrad der Migräneattacken und den Bedarf an zusätzlichen Akutmedikamenten. Die Ergebnisse der Analyse sind vielversprechend: Hochdosierte Omega-3-Fettsäuren konnten nicht nur die Häufigkeit von Migräneanfällen signifikant reduzieren, sondern wiesen auch eine bessere Verträglichkeit auf als die klassischen Migräneprophylaxen.

Die Forscher empfehlen, die Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren als erste Wahl zur Prophylaxe in Betracht zu ziehen. Aufgrund der besseren Verträglichkeit und Wirksamkeit könnten diese Fettsäuren eine langfristige Alternative zu bisherigen Behandlungsformen darstellen. In die Analyse wurden jedoch neuere Antikörper-basierte Migräneprophylaxen nicht einbezogen, sodass weitere Forschung in diesem Bereich notwendig ist.

Insgesamt zeigt sich, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren eine vielversprechende Option für Patienten sein könnte, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen oder unter deren Nebenwirkungen leiden. Dieser alternative Ansatz zur Migräneprophylaxe könnte vor allem für Frauen, die von menstruationsbedingter Migräne betroffen sind, eine echte Erleichterung darstellen.

Migränepatienten stehen oft vor einer frustrierenden Situation: Die verfügbaren Medikamente zur Vorbeugung der quälenden Kopfschmerzattacken sind nicht nur oft unzureichend wirksam, sondern führen häufig auch zu belastenden Nebenwirkungen. Gerade für diese Patientengruppe stellen die Ergebnisse der neuen Studie über Omega-3-Fettsäuren eine echte Hoffnung dar. Die hochdosierte Einnahme von EPA und DHA zeigt nicht nur eine signifikante Reduzierung der Migränehäufigkeit, sondern ist auch gut verträglich – ein doppelter Gewinn.

Es ist bemerkenswert, dass diese natürlichen Fettsäuren in der Lage sind, eine ähnliche oder sogar bessere Wirkung zu erzielen als klassische Migräneprophylaxen. Dies könnte langfristig zu einem Umdenken in der Behandlung führen. Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3 könnten als erste Option in der Migräneprophylaxe etabliert werden, nicht zuletzt aufgrund ihres geringen Risikoprofils.

Dennoch darf die Forschung nicht an dieser Stelle enden. Insbesondere neuere Behandlungsmethoden, wie Antikörper-basierte Prophylaxen, müssen weiter erforscht und in vergleichenden Studien berücksichtigt werden. Die Kombination verschiedener Ansätze könnte den betroffenen Patienten langfristig noch bessere Optionen bieten.

Letztlich bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnisse über Omega-3-Fettsäuren dazu beitragen, das Leid von Millionen Migränepatienten zu lindern. Es wäre ein Schritt in Richtung einer effektiveren, gut verträglichen und vor allem natürlichen Lösung, die vielen Betroffenen einen deutlichen Zugewinn an Lebensqualität ermöglichen könnte.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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