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  • 18.09.2024 – Antibiotikaresistenzen: Eine wachsende globale Gesundheitsgefahr
    18.09.2024 – Antibiotikaresistenzen: Eine wachsende globale Gesundheitsgefahr
    SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse | Die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen nimmt weltweit zu und könnte in den kommenden Jahrzehnten Millionen Menschenleben fordern. E...

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ApoRisk® Nachrichten - SICHERHEIT:


SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse |

Antibiotikaresistenzen: Eine wachsende globale Gesundheitsgefahr

 

Steigende Todeszahlen und ungleiche Auswirkungen: Warum die Welt vor einer unkontrollierbaren Krise steht

Die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen nimmt weltweit zu und könnte in den kommenden Jahrzehnten Millionen Menschenleben fordern. Eine aktuelle Studie zeigt alarmierende Entwicklungen: Immer mehr Infektionen lassen sich nicht mehr mit herkömmlichen Medikamenten behandeln, besonders ältere Menschen sind betroffen. Ohne rasche und umfassende Maßnahmen droht eine globale Gesundheitskrise, die kaum beherrschbar ist.


Antibiotikaresistenzen stellen eine wachsende Gefahr für die globale Gesundheit dar. Eine neue Studie des Global Research on Antimicrobial Resistance (GRAM)-Projekts, die im Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde, legt erschreckende Zahlen vor: Jährlich sterben weltweit über eine Million Menschen an Infektionen, die durch resistente Bakterien verursacht werden. Diese Zahl soll sich laut den Prognosen bis 2050 drastisch erhöhen, wobei fast zwei Millionen Todesfälle pro Jahr erwartet werden. Insgesamt könnten zwischen 2025 und 2050 mehr als 39 Millionen Menschen direkt an den Folgen von Antibiotikaresistenzen sterben.

Die Studie stützt sich auf umfangreiche Daten aus Krankenhäusern, Sterberegistern und Informationen über den Einsatz von Antibiotika. Dabei wurden 22 Erreger und 84 Wirkstoff-Erreger-Kombinationen sowie elf infektiöse Syndrome analysiert. Die Ergebnisse sind alarmierend: Besonders die Resistenz gegen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) ist stark angestiegen. 2021 wurden weltweit 130.000 Todesfälle durch MRSA registriert, was im Vergleich zu 1990 eine Verdopplung darstellt. Noch besorgniserregender ist der Anstieg der Resistenzen gegen Carbapeneme, eine Klasse von Antibiotika, die oft als letzte Verteidigungslinie gegen resistente Bakterien eingesetzt wird.

Ein weiteres Problem, das die Studie aufzeigt, sind die großen Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Bei Kindern unter fünf Jahren sind die Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen in den letzten drei Jahrzehnten um mehr als 50 Prozent gesunken, was auf bessere Impfprogramme und eine effektivere Infektionskontrolle zurückzuführen ist. Allerdings verzeichnet die Altersgruppe der über 70-Jährigen einen beunruhigenden Anstieg der Todesfälle um über 80 Prozent. Diese Entwicklung ist auf die alternde Bevölkerung und die höhere Anfälligkeit älterer Menschen für Infektionen zurückzuführen. Die Prognose der Forschenden besagt, dass dieser Trend in den kommenden Jahrzehnten anhalten und sich sogar noch verstärken wird.

Auch geografisch zeigen sich erhebliche Unterschiede. Während in wohlhabenden Regionen wie Nordamerika und Europa Maßnahmen zur Bekämpfung von Resistenzen relativ erfolgreich sind, stehen insbesondere südasiatische Länder wie Indien, Pakistan und Bangladesch vor großen Herausforderungen. In diesen Ländern könnten bis 2050 mehr als 11,8 Millionen Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen auftreten. Auch in Subsahara-Afrika und Teilen Lateinamerikas steigen die Todeszahlen deutlich an. Gründe hierfür sind der eingeschränkte Zugang zu modernen medizinischen Behandlungen und die weit verbreitete, oft unkontrollierte Nutzung von Antibiotika.

Antibiotikaresistenzen entwickeln sich weltweit zu einer der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit. Das Problem besteht darin, dass Bakterien sich im Laufe der Zeit an Antibiotika anpassen und Resistenzen entwickeln, sodass gängige Medikamente wirkungslos werden. Die Folgen sind Infektionen, die früher problemlos behandelt werden konnten, heute aber schwer bis gar nicht mehr zu therapieren sind. Besonders betroffen sind gramnegative Bakterien, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent geworden sind und in Krankenhäusern zu schwer behandelbaren Infektionen führen.

Die Studie fordert dringend Maßnahmen zur Eindämmung dieser Krise. Neben einer strikteren Kontrolle des Antibiotikaeinsatzes sind umfassende Impfkampagnen und verstärkte Präventionsmaßnahmen notwendig. Ebenso wichtig ist die Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe, um gegen die wachsende Zahl resistenter Erreger vorzugehen. Es bedarf eines global koordinierten Ansatzes, um den weiteren Anstieg der Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen zu verhindern.


Kommentar:

Antibiotikaresistenzen sind eine schleichende Bedrohung, die das Potenzial hat, unsere modernen Gesundheitssysteme aus den Angeln zu heben. Die aktuelle Studie aus The Lancet zeichnet ein düsteres Bild, das seit Jahren angekündigt wird: Wir laufen auf eine globale Gesundheitskrise zu, die in ihrer Dramatik und ihrem Ausmaß den schlimmsten Pandemien gleichkommen könnte. Doch im Gegensatz zu akuten Krisen, die mit sichtbaren Schocks kommen, breitet sich das Problem der Antibiotikaresistenzen langsam und kontinuierlich aus – und wird oft unterschätzt.

Die dramatische Zunahme von Todesfällen bei älteren Menschen sollte uns alle wachrütteln. Während die Fortschritte bei der Infektionsbekämpfung und der Prävention von Antibiotikaresistenzen bei Kindern bemerkenswert sind, zeigt der enorme Anstieg bei älteren Menschen, dass wir noch längst nicht alle Schutzmaßnahmen getroffen haben. Die alternde Bevölkerung und ihre erhöhte Anfälligkeit für schwer behandelbare Infektionen verlangen nach schnellen und entschlossenen Handlungen.

Besonders besorgniserregend sind die regionalen Unterschiede. In Ländern mit hohem Einkommen können strenge Richtlinien und moderne medizinische Einrichtungen den Anstieg der Todesfälle zumindest teilweise eindämmen. In ärmeren Regionen hingegen verschärfen unkontrollierter Antibiotikagebrauch, schwache Gesundheitssysteme und fehlender Zugang zu neuen Medikamenten die Lage. Diese Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung wird in den kommenden Jahrzehnten viele Millionen Menschenleben kosten, wenn nicht schnell gehandelt wird.

Was wir jetzt brauchen, ist ein globaler Schulterschluss. Regierungen, Wissenschaft und Industrie müssen gemeinsam daran arbeiten, die Entwicklung neuer Antibiotika zu fördern und gleichzeitig den unnötigen Einsatz bestehender Medikamente drastisch zu reduzieren. Impfprogramme und Präventionsmaßnahmen müssen ausgeweitet und weltweit zugänglich gemacht werden, um die Infektionsraten zu senken und die Ausbreitung resistenter Erreger einzudämmen.

Die Zeit drängt. Antibiotikaresistenzen sind keine weit entfernte Bedrohung – sie fordern bereits heute Millionen von Menschenleben. Es liegt in unserer Hand, die still heraufziehende Katastrophe zu stoppen, bevor sie außer Kontrolle gerät.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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