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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Eine Reihe von Entwicklungen und Herausforderungen prägt aktuell die Gesundheitsbranche. In Brandenburg sorgt ein innovatives Bestellterminal in einem Supermarkt für Aufsehen, das die Einlösung von E-Rezepten in ländlichen Regionen erleichtert, während die Linda-Apotheken durch die neue CardLink-Kooperation mit Gesund.de ihre Position im digitalen Gesundheitsmarkt stärken. Gleichzeitig kämpft die Corvinus-Apotheke in Colbitz mit den Herausforderungen der ländlichen Versorgung, insbesondere nach der Schließung der benachbarten Apotheke. In Berlin wächst die Besorgnis über die geplanten Reformen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach, die von der Apothekerkammer und dem Berliner Apotheker-Verein kritisch diskutiert werden. In Brandenburg fordern Heilberufe umfassende Reformen und eine bessere Nachwuchsförderung, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Zudem hat das Institut Allergosan sein Probiotikum „Omni-Biotic Flora Plus“ in „Omni-Biotic Woman“ umbenannt, um gezielt die Frauengesundheit zu fördern. Die Initiative „Pharmacists for Future“ ruft Apotheker zum globalen Klimastreik auf, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Bei der Arzneimitteltherapie für Lebererkrankungen stehen Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose vor besonderen Herausforderungen, während neue Erkenntnisse zur Demenz Risikofaktoren wie hohe LDL-Spiegel und Sehverlust identifizieren. Trotz Warnungen aus der Branche gibt das BfArM Entwarnung bezüglich möglicher Lieferengpässe bei Kinder-Antibiotika und Fiebersäften. Schließlich zeigen neue Studien, dass hypertonen Nasentropfen die Schnupfendauer bei Kleinkindern verkürzen können. Bleiben Sie auf dem Laufenden über diese entscheidenden Themen in der Gesundheitsversorgung.
E-Rezept-Einlösung via Terminal – Die Rechtslage und aktuelle Entwicklungen
Vor einer Woche sorgte ein innovatives Projekt aus Brandenburg für Aufsehen: Ein Bestellterminal in einem Supermarkt ermöglicht dort die Einlösung von E-Rezepten. Dieses Terminal, das die elektronische Gesundheitskarte (eGK) einlesen kann, wurde von Apotheker Michael Kranz in Prenzlau eingeführt. Ziel ist es, die Arzneimittelversorgung in ländlichen Regionen zu verbessern, wo der Zugang zu Apotheken oft eingeschränkt ist. Durch die Nutzung des Terminals können Patienten ihre E-Rezepte digital einreichen, und die Arzneimittel werden per Botendienst oder Logistikdienstleister direkt zu ihnen nach Hause geschickt. Geplant ist auch die Installation eines Abholautomaten für Medikamente im Supermarkt, doch dieser Schritt steht noch in den Verhandlungen mit den zuständigen Behörden.
Angesichts der zunehmenden Bedeutung solcher Technologien für die moderne Arzneimittelversorgung beauftragte Stefan Hartmann, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), ein Rechtsgutachten zur Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen für solche Terminals. Der Freiburger Rechtsanwalt Morton Douglas, der das Gutachten erstellt hat, kam zu einem umfassenden Ergebnis.
Douglas stellte fest, dass es sich bei dem Terminal in Brandenburg nicht um eine Rezeptsammelstelle handelt. Diese wäre gemäß § 24 Apothekenbetriebsordnung genehmigungspflichtig. Stattdessen kann das Terminal im Rahmen des Versandhandels betrieben werden, sofern eine entsprechende Versandhandelserlaubnis vorliegt. Dies basiert auf einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom April 2020, das eine Rezeptsammelbox in einem Supermarkt als zulässige Form des Versandhandels anerkannt hat. Auch wenn die Arzneimittel von Apothekenboten ausgeliefert werden, wird dieses System rechtlich als Teil des Versandhandels betrachtet.
Zusätzlich beleuchtet das Gutachten die Frage, ob solche Terminals auch in Ärztehäusern aufgestellt werden könnten. Douglas weist darauf hin, dass die Berufsordnung der Ärzte vorschreibt, dass Ärzte keine spezifischen anderen Leistungserbringer, einschließlich Apotheken, empfehlen dürfen. Das Aufstellen eines Terminals direkt vor oder in einer Arztpraxis könnte daher als Verstoß gegen diese Vorschrift gewertet werden. Eine Ausnahme könnte jedoch bestehen, wenn das Terminal in einem Ärztehaus mit mehreren Praxen betrieben wird. In einem solchen Fall könnte die rechtliche Bewertung anders ausfallen, da die Nähe zu einer Arztpraxis in diesem Kontext nicht als problematisch angesehen wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt in Douglas' Gutachten betrifft das Botendiensthonorar. Im Rahmen des Versandhandels darf kein Botendiensthonorar erhoben werden. Dies könnte für Apotheker, die auf diesen Service angewiesen sind, einen finanziellen Nachteil darstellen. Daher ist es wichtig, dass Apotheker bei der Implementierung solcher Systeme diese finanziellen Aspekte sorgfältig berücksichtigen. Außerdem müssen die technischen Anforderungen des Sozialgesetzbuches V eingehalten werden, um die ordnungsgemäße Verarbeitung der E-Rezepte sicherzustellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nutzung von Terminals zur E-Rezept-Einlösung rechtlich möglich ist, wenn die Vorgaben des Versandhandels beachtet werden. Apotheker können solche Systeme betreiben, sollten jedoch die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen genau einhalten. Die rechtliche Klarheit und die praktische Umsetzbarkeit solcher Systeme sind entscheidend für ihre erfolgreiche Einführung und Akzeptanz in der breiten Öffentlichkeit.
Die Einführung von Terminals zur E-Rezept-Einlösung ist ein bedeutender Schritt in der Digitalisierung der Arzneimittelversorgung. Das Projekt von Apotheker Michael Kranz aus Brandenburg zeigt, wie moderne Technologien eingesetzt werden können, um die Versorgungslücken in ländlichen Gebieten zu schließen. Das Konzept, E-Rezepte digital einzureichen und die Arzneimittel direkt zu den Patienten nach Hause zu liefern, stellt eine vielversprechende Lösung dar.
Die rechtlichen Erkenntnisse aus dem Gutachten von Morton Douglas sind grundsätzlich positiv. Es zeigt sich, dass die Nutzung von Terminals im Rahmen des Versandhandels zulässig ist, was den Weg für innovative Lösungen in der Arzneimittelversorgung ebnet. Doch es bleiben Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und die finanziellen Aspekte wie das Botendiensthonorar. Die Unsicherheiten hinsichtlich der Platzierung von Terminals in der Nähe von Arztpraxen könnten weitere rechtliche und praktische Diskussionen nach sich ziehen.
Insgesamt ist es zu begrüßen, dass die Branche aktiv an der Verbesserung der Arzneimittelversorgung arbeitet. Die Integration moderner Technologien ist unerlässlich, um die Effizienz und Zugänglichkeit der Versorgung zu erhöhen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen weiterentwickeln und wie schnell solche Systeme flächendeckend umgesetzt werden können. Die Erfahrungen aus Projekten wie dem in Brandenburg könnten dabei wertvolle Impulse für die Zukunft geben.
Linda-Apotheken setzen auf CardLink: Neue Kooperation mit Gesund.de
Die Kooperation zwischen Gesund.de und den Linda-Apotheken stärkt die Position der Vor-Ort-Apotheken im zunehmend digitalisierten Gesundheitsmarkt. Durch die Einführung des CardLink-Verfahrens haben nun rund 700 Linda-Apotheken die Möglichkeit, E-Rezepte direkt über die Plattform Gesund.de zu bearbeiten und damit in Konkurrenz zu den großen Versandapotheken zu treten. Diese innovative Lösung ermöglicht es den Kunden, ihre E-Rezepte von zu Hause aus einzulösen, ohne den persönlichen Bezug zur lokalen Apotheke zu verlieren.
Gesund.de, das mehrheitlich zum Großhandelskonzern Phoenix gehört, ist aktuell der einzige Anbieter, der das CardLink-Verfahren für Vor-Ort-Apotheken bereitstellt. Der Vorstandssprecher der Linda-Apotheken, Volker Karg, betonte die Vorteile dieser Zusammenarbeit: „Gesund.de ist die erste App, die das CardLink-Verfahren für die Apotheke vor Ort ermöglicht hat. Sie sind damit Vorreiter im Markt.“ In der Linda-App gibt es eine direkte Verlinkung zu Gesund.de, sodass Kunden ohne Umwege ihre gewählte Apotheke als Stammapotheke hinterlegen können.
Auch die Geschäftsführung von Gesund.de begrüßt die Kooperation. Dr. Peter Schreiner, Vorsitzender der Geschäftsführung, sieht die Zusammenarbeit als Chance, das E-Rezept-Verfahren für Vor-Ort-Apotheken weiter auszubauen. „Die starke Gemeinschaft der Linda-Apotheken setzt bei der Einlösung von E-Rezepten per CardLink-Verfahren exklusiv auf Gesund.de“, sagte Schreiner. Geschäftsführer Maximilian Achenbach ergänzt: „Wir schätzen Linda als langjährigen Partner mit hohen Qualitätsstandards und als Netzwerk innovativer Apotheker.“
Für die Vor-Ort-Apotheken bringt die Plattform technische Entlastung und eröffnet neue digitale Reichweiten, wie Olaf Strobach von der Würde-Apotheke in Teutschenthal hervorhebt. Gesund.de übernimmt komplexe technische Aufgaben und erleichtert den Apotheken die Anpassung an die digitale Transformation.
Aktuell nutzen etwa ein Drittel aller Apotheken in Deutschland die Gesund.de-Plattform, und die Einführung des CardLink-Verfahrens vergrößert den Kreis der Partnerapotheken weiter. Bereits über zwei Drittel der angeschlossenen Apotheken haben Bestellungen über das neue Verfahren erhalten. Neben Apotheken gehören auch Sanitätshäuser und andere Gesundheitsdienstleister zum Netzwerk der Plattform.
Die Kooperation zwischen Gesund.de und den Linda-Apotheken markiert einen bedeutenden Schritt in der Digitalisierung des Apothekenwesens. In einer Zeit, in der Versandapotheken zunehmend an Marktanteilen gewinnen, ist es für Vor-Ort-Apotheken entscheidend, digitale Angebote zu entwickeln, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Das CardLink-Verfahren stellt dabei eine wirkungsvolle Brücke zwischen Tradition und Moderne dar: Die Kunden können ihre Rezepte bequem von zu Hause einlösen, ohne dabei auf die persönliche Beratung und den Service ihrer Stammapotheke verzichten zu müssen.
Besonders hervorzuheben ist die technische Entlastung, die Gesund.de den Apotheken bietet. In einem zunehmend komplexen digitalen Umfeld ist es für kleine und mittelständische Betriebe wichtig, auf Partner setzen zu können, die den technischen Wandel mitgestalten. Gesund.de hat hier frühzeitig die Weichen gestellt und bietet Apotheken eine Plattform, die den Anschluss an die Digitalisierung erleichtert und gleichzeitig die Kundenbindung stärkt.
Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Konkurrenz zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken weiterentwickelt. Das CardLink-Verfahren ist ein vielversprechender Schritt, aber die Zukunft wird zeigen, ob die Kunden dieses Angebot in großem Umfang annehmen werden. Klar ist: Die Digitalisierung im Apothekenwesen ist nicht aufzuhalten, und Kooperationen wie diese werden entscheidend sein, um den Herausforderungen des Marktes erfolgreich zu begegnen.
Landapotheke in Not: Corvinus-Apotheke fordert Unterstützung für ländliche Versorgung
Anne-Kathrin Haus, Inhaberin der Corvinus-Apotheke in Colbitz, Sachsen-Anhalt, sieht sich einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber, die die ländliche Versorgung betreffen. Seit einiger Zeit wird ihre Apotheke nicht nur durch berufspolitische Probleme belastet, sondern auch durch den zusätzlichen Aufwand, der durch die Schließung der benachbarten Apotheke in Angern entstanden ist. Um die Versorgung der Patienten in der Region sicherzustellen, hat Haus Mitarbeiterinnen aus Angern in ihre Apotheke integriert, was jedoch zu einem erheblichen Mehraufwand und zusätzlichen Investitionen geführt hat.
In einem aktuellen Besuch von CDU-Landtagspolitiker Tim Teßmann, der bereits im März bei Haus war, konnte die Apothekerin die Situation detailliert schildern. „Ich hoffe, dass mein Mut honoriert wird“, äußerte Haus ihre Besorgnis über die wirtschaftliche Lage der Apotheken. Sie forderte dringend eine Erhöhung des Fixums, um die finanziellen Belastungen abzufedern und die wirtschaftliche Stabilität der Apotheken zu sichern. Haus warnte davor, dass sich die Apotheken am wirtschaftlichen Abgrund befinden und ohne eine Verbesserung der Einnahmesituation in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnten.
Haus kritisierte die Bundespolitik, die ihrer Meinung nach bestehende gute Strukturen im Gesundheitswesen gefährdet. Sie betonte die wichtige Rolle der Apotheken als Sicherheitsnetz für Patienten, insbesondere in Bezug auf Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten. Haus warnte, dass eine Zerstörung dieses Netzes zu höheren Kosten im Gesundheitssystem führen könnte.
Tim Teßmann, der Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landtages ist, versprach, sich für die Belange der Apotheken einzusetzen. Er betonte die Notwendigkeit, die ländliche Versorgung neu zu denken und hob die bedeutende Rolle der Apotheken in diesem Prozess hervor. Der Besuch von Teßmann unterstrich die Dringlichkeit, die Herausforderungen in der ländlichen Gesundheitsversorgung anzugehen und geeignete Lösungen zu finden, um die Apotheken in ihrer wichtigen Funktion zu unterstützen.
Die Situation der Corvinus-Apotheke in Colbitz spiegelt die kritischen Herausforderungen wider, mit denen viele Landapotheken konfrontiert sind. Anne-Kathrin Haus hat eindrucksvoll gezeigt, wie stark die ländliche Versorgung durch strukturelle und finanzielle Probleme belastet ist. Ihre Bemühungen, den Wegfall der benachbarten Apotheke zu kompensieren, verdeutlichen die immense Verantwortung und den zusätzlichen Aufwand, den sie auf sich genommen hat.
Die Forderung nach einer Erhöhung des Fixums ist nicht nur berechtigt, sondern notwendig, um die finanzielle Stabilität der Apotheken sicherzustellen. Die Bundespolitik steht in der Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen, die den Erhalt der bewährten Strukturen im Gesundheitswesen gewährleisten und somit die ländliche Versorgung sichern. Die Kritik von Haus an der Bundespolitik und die Warnung vor den möglichen höheren Kosten eines zerstörten Sicherheitsnetzes sind klare Appelle an die Verantwortlichen.
Der Besuch von Tim Teßmann und sein Engagement im Gesundheitsausschuss sind ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist entscheidend, dass die Politik die Bedeutung der Apotheken als wesentlichen Bestandteil der ländlichen Gesundheitsversorgung anerkennt und entsprechend handelt. Nur durch gezielte Unterstützung und Reformen kann gewährleistet werden, dass die Apotheken ihre wichtige Rolle weiterhin erfüllen können. Die Situation in Colbitz ist ein Weckruf für alle Akteure im Gesundheitswesen, die notwendigen Maßnahmen zur Stärkung der ländlichen Versorgung zu ergreifen.
Gesundheitsversorgung in Gefahr – Reformpläne in der Kritik
In Berlin wächst die Besorgnis über die Reformpläne des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach, die am Donnerstagabend in einer Diskussionsrunde in der Staatsbibliothek Berlin thematisiert wurden. Die Apothekerkammer Berlin und der Berliner Apotheker-Verein hatten rund 200 Teilnehmer zu einem Austausch über die Auswirkungen der geplanten Reformen eingeladen. Die Veranstaltung, geleitet von Kammerpräsidentin Ina Lucas und Vereinsvorsitzender Anke Rüdinger, trug den Titel „Gesundheitsversorgung in Gefahr“ und spiegelte die große Besorgnis der Apothekenvertreter wider.
Ina Lucas eröffnete die Diskussion mit der Kritik, dass die Reformpakete von Minister Lauterbach nicht ausreichten, um die bestehenden Herausforderungen im Gesundheitswesen zu bewältigen. Sie betonte, dass die Lösung der Probleme nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten erreicht werden könne.
Anke Rüdinger beleuchtete die problematischen Aspekte des Apotheken-Reformgesetzes. Sie warnte davor, dass die geplanten Änderungen, wie die Aufhebung des Kreisgrenzenprinzips und die Abschaffung der Anwesenheitspflicht für Apotheker*innen, zu erheblichen Qualitäts- und Leistungseinschränkungen führen könnten. Rüdinger machte deutlich, dass die Reformen nicht zur Stabilisierung oder Erhöhung der Apothekenzahl beitragen würden und forderte eine angemessene Berücksichtigung der Sorgen der Apothekenmitarbeiter durch die Politik.
Michaela Engelmeier, Vorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), brachte die Perspektive der Patienten ein und äußerte Bedenken hinsichtlich der geplanten Einführung von Apotheken ohne Apotheker*in. Engelmeier hob hervor, wie wichtig Apotheken für die Versorgung der Mitglieder, insbesondere in Notfällen wie Wochenenden und Nächten, seien.
In der anschließenden Diskussion äußerten Berliner Apothekerinnen ihre Bedenken zu den Reformplänen. Dena Rostamzadeh, Betreiberin einer kleineren Apotheke in Lankwitz, und Melanie Dolfen, Inhaberin von zwei spezialisierten „BezirksApotheken“, betonten, dass die Reformen nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Apotheken beitragen würden. Die Fragen der Honorierung und der Bezahlung der Mitarbeiter seien von entscheidender Bedeutung.
Anne-Kathrin Klemm vom BKK-Dachverband erklärte, dass die Ziele der Reformen grundsätzlich unterstützt würden, jedoch die Umsetzung problematisch sei. Klemm sprach sich für eine Aufwertung des PTA-Berufs durch Weiterqualifizierung aus und betonte die Bedeutung der pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken bieten.
Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, warnte vor den möglichen negativen Auswirkungen auf die ärztliche Versorgung, insbesondere wenn Apotheken neue Aufgaben übernehmen, ohne dass die finanziellen Grundlagen gesichert seien. Silke Gebel, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, zeigte sich als Vertreterin der Politik interessiert an den Diskussionen und befürwortete die Impfangebote der Apotheken als Mittel zur Erhöhung der Impfquoten.
Nicole Praima, die als Patientin sprach, verdeutlichte die persönliche Bedeutung der Apotheke für ihre Familie, insbesondere aufgrund der speziellen Bedürfnisse ihrer pflegebedürftigen Tochter. Ihre Erfahrungen unterstrichen die zentrale Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung.
Abschließend betonte Anne von Fallois, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, die Bedeutung spezialisierter Apotheken, insbesondere für HIV-Patienten. Sie appellierte an eine gemeinsame und vernetzte Anstrengung, um die Qualität der Gesundheitsversorgung zu sichern.
Die Veranstaltung verdeutlichte die breite Besorgnis über die Reformpläne und die Notwendigkeit, eine gemeinsame Grundlage für effektive und nachhaltige Lösungen in der Gesundheitsversorgung zu finden.
Die aktuelle Diskussion um die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt deutlich, dass umfassende Veränderungen im Gesundheitswesen nicht nur gut gemeint, sondern auch gut durchdacht sein müssen. Die Kritik der Apothekenvertreter und anderer Beteiligter ist berechtigt und sollte von der Politik ernst genommen werden. Reformen, die das Ziel haben, die Versorgung zu verbessern, dürfen nicht auf Kosten der Qualität und der Stabilität der bestehenden Infrastruktur gehen.
Die Bedenken, dass die geplanten Maßnahmen zu einer Reduzierung der Apothekenqualität und zu einer Verschlechterung der Versorgung führen könnten, sind nachvollziehbar. Besonders die Frage der Apotheken ohne Apotheker*in wirft erhebliche Sorgen auf, da sie möglicherweise zu eingeschränkten Leistungsansprüchen führen könnte.
Die Veranstaltung hat auch gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit und ein offener Dialog zwischen allen Beteiligten – von Apothekern über Krankenkassen bis hin zu Politikern und Patienten – unerlässlich sind, um Lösungen zu finden, die den Anforderungen des Gesundheitswesens gerecht werden. Es ist entscheidend, dass Reformen nicht nur theoretisch durchdacht, sondern auch praktisch umsetzbar sind, ohne bestehende Qualitätsstandards zu gefährden.
Letztendlich sollten die Reformen dazu dienen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, ohne die bisherigen Stärken der Apotheken und anderer Gesundheitsdienste zu gefährden. Ein ausgewogenes Vorgehen und die Einbeziehung aller relevanten Perspektiven sind der Schlüssel zum Erfolg.
Heilberufe in Brandenburg fordern umfassende Reformen und bessere Nachwuchsförderung
In Brandenburg haben heute Vertreter der Heilberufe eine gemeinsame Erklärung unter dem Motto „Gesundheitsversorgung in Brandenburg stärken und gemeinsam gestalten“ veröffentlicht. In diesem Dokument wird die zukünftige Landesregierung aufgefordert, unverzüglich Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und zur Förderung des Nachwuchses in den Gesundheitsberufen zu ergreifen.
Die Brandenburger Zahnärzte, Ärzte, Psychotherapeuten und Apotheker schlagen Alarm. Sie fordern von der kommenden Landesregierung eine konsequente Stärkung der Gesundheitsversorgung sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Die aktuelle Gesetzgebung auf Bundesebene wird als unzureichend bewertet, da sie nicht die grundlegenden Probleme adressiere. Stattdessen könnten die geplanten Reformen die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Brandenburg gefährden, insbesondere die befürchtete Apothekenreform wird als ernsthafte Bedrohung für die zuverlässige Arzneimittelversorgung angesehen.
Mit den anstehenden Landtagswahlen am kommenden Sonntag rückt die politische Verantwortung in den Fokus. Die Heilberufler betonen die Dringlichkeit, dass die neue Landesregierung sofortige Gegenmaßnahmen ergreifen muss, um eine drastische Verschlechterung der Versorgungslage zu verhindern. Die Herausforderungen wie Fachkräftemangel und übermäßige Bürokratie, die die Arbeit der Heilberufler behindern, wirken sich direkt auf die Patientenversorgung aus.
Zusätzlich wird auf die Notwendigkeit einer verstärkten Investition in die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte hingewiesen. Um den Nachwuchs zu sichern, fordern die standespolitischen Gruppen staatliche Studienangebote in Brandenburg, insbesondere in den Bereichen Zahnmedizin und Pharmazie. Sie verlangen auch eine stärkere Einbindung der Fachleute in politische Entscheidungsprozesse und ein entsprechendes Mitspracherecht, um die Zukunftsfähigkeit der Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Die gemeinsame Erklärung der Heilberufe in Brandenburg ist ein dringender Appell an die neue Landesregierung, sich aktiv für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung einzusetzen. Die geäußerten Bedenken sind berechtigt und spiegeln die Realität wider, dass die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen oft nicht den tatsächlichen Bedürfnissen der Gesundheitsversorgung gerecht werden. Die geforderte Stärkung der Ausbildungsangebote für Zahnmedizin und Pharmazie ist ein logischer Schritt, um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wenn die neue Regierung die kritisierten Schwachstellen in der Gesetzgebung ignoriert, riskiert sie nicht nur die Qualität der Versorgung, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen. Die Forderung nach einer stärkeren Einbindung der Fachleute in politische Entscheidungen sollte als Chance gesehen werden, um eine praxisnahe und zukunftssichere Gesundheitsversorgung zu gestalten.
Omni-Biotic Flora Plus wird zu Omni-Biotic Woman: Neue Namensgebung für gezielte Frauengesundheit
Das Institut Allergosan hat die Namensänderung seines Probiotikums „Omni-Biotic Flora Plus“ in „Omni-Biotic Woman“ bekanntgegeben. Das Produkt, das sich speziell an Frauen richtet, soll durch die Umbenennung leichter im umfangreichen Portfolio des Herstellers erkennbar sein. Ziel ist es, die Positionierung auf dem internationalen Markt zu optimieren. Die Umbenennung soll das Hauptanliegen des Produkts verdeutlichen, das auf die Förderung der Vaginalgesundheit durch die Stärkung der natürlichen Lactobazillenflora abzielt.
Seit mehr als drei Jahrzehnten konzentriert sich das Institut Allergosan auf die Darmgesundheit und hat sich mit einer breiten Palette von Produkten in Apotheken etabliert. Omni-Biotic Woman, das vormals als Flora Plus bekannt war, enthält vier spezifische Bakterienstämme: Lactobacillus crispatus LBV88, Lactobacillus rhamnosus LBV96, Lactobacillus gasseri LBV150N und Lactobacillus jensenii LBV116. Diese Milchsäurebakterien spielen eine Schlüsselrolle in der Aufrechterhaltung eines gesunden, sauren Scheidenmilieus, das als natürliche Barriere gegen Infektionen dient. Ein Ungleichgewicht in der Vaginalflora kann zu bakteriellen Infektionen führen, welche häufig durch einen Mangel an diesen Bakterien verursacht werden.
Das Nahrungsergänzungsmittel wird oral eingenommen. Die Lactobazillen gelangen durch den Magen-Darm-Trakt über den Damm und die Vulva in die Vagina, wo sie zur Stabilisierung des Scheidenmilieus beitragen. Die Einnahme erfolgt in Form von ein bis zwei Beuteln, die in Wasser aufgelöst und auf nüchternen Magen eingenommen werden sollten. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte, dass die Namensänderung das Ergebnis einer strategischen Neuausrichtung sei. Diese Entscheidung stehe jedoch in keinem direkten Zusammenhang mit Gesprächen, die zeitgleich mit einem Mitbewerber geführt wurden.
Im Bereich der Vaginalprobiotika stehen Produkte wie KadeFlora von Dr. Kade und Vagisan Biotin Lacto von Dr. Wolff in Konkurrenz zu Omni-Biotic Woman. Der Markt für Produkte, die die Vaginalgesundheit fördern, ist in den letzten Jahren gewachsen, was zu einem intensiveren Wettbewerb geführt hat. Institute Allergosan positioniert sich mit der neuen Bezeichnung verstärkt als Marke für Frauenprodukte und betont die hohe Wirksamkeit der enthaltenen Bakterienstämme.
Die Entscheidung des Instituts Allergosan, sein Produkt Omni-Biotic Flora Plus in Omni-Biotic Woman umzubenennen, ist ein kluger Schachzug. In einer zunehmend globalisierten Welt, in der Marken auf klare Botschaften angewiesen sind, schafft diese Umbenennung Klarheit. Es wird sofort deutlich, dass das Produkt speziell auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet ist. Die Vaginalgesundheit spielt eine essenzielle Rolle im Wohlbefinden vieler Frauen, und Allergosan hat es verstanden, mit Omni-Biotic Woman ein wissenschaftlich fundiertes Produkt anzubieten, das genau diese Bedürfnisse anspricht.
Interessant ist die gleichzeitige Entwicklung eines intensiveren Wettbewerbs in diesem Bereich. Dr. Kade und Dr. Wolff haben ebenfalls Produkte im Angebot, die auf die Stärkung der Vaginalflora abzielen, was zeigt, wie groß das Potenzial in diesem Sektor ist. Es wird sich zeigen, ob Allergosan mit der neuen Namensgebung und dem betonten Fokus auf Frauenprodukte seine Marktstellung weiter ausbauen kann. Doch eines ist sicher: Der Weg zu einer erfolgreichen Internationalisierung scheint mit diesem Schritt geebnet zu sein. Die Marke positioniert sich klarer und unterstreicht ihre Spezialisierung, was in einem hart umkämpften Markt von unschätzbarem Wert ist.
Pharmacists for Future Ruft Apotheker Zum Globalen Klimastreik Auf
Die Initiative "Pharmacists for Future" hat alle Apothekerinnen und Apotheker dazu aufgerufen, am globalen Klimastreik am kommenden Freitag, dem 20. September, teilzunehmen. Dieser Streik findet zeitgleich mit dem Weltkindertag statt und soll ein klares Zeichen für den Schutz der kommenden Generationen setzen. Die Bewegung betont, dass auch in Deutschland die Auswirkungen des Klimawandels immer spürbarer werden. Katastrophale Wetterereignisse wie die jüngsten Überflutungen in Süddeutschland verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf.
Die Initiative ist eine Plattform des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten und verweist auf eine kürzlich veröffentlichte Studie des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP). Die Studie, die im Juni dieses Jahres veröffentlicht wurde, befragte 75.000 Personen aus 77 Ländern. Etwa 80 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass der Klimaschutz in ihren Ländern intensiver betrieben werden müsse.
Laut "Pharmacists for Future" ist das Gesundheitswesen in Deutschland für etwa 5 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Daher wird gefordert, die Gesundheitsversorgung so schnell wie möglich auf Klimaneutralität umzustellen und auf die bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels angemessen zu reagieren. Besonders die Apotheken sind in diesem Zusammenhang gefordert, da viele pharmazeutische Themen direkten Bezug zum Klima haben, wie beispielsweise die Betreuung von hitzegefährdeten Patienten oder die Aufklärung über hitzekritische Nebenwirkungen von Arzneimitteln.
Im vergangenen Jahr waren die "Pharmacists for Future" bereits aktiv am Klimastreik beteiligt und planen auch in diesem Jahr, im Rahmen eines umfassenderen Bündnisses von "For Future"-Gruppen an den Protestaktionen teilzunehmen. Sie rufen zur zahlreicheren Teilnahme auf. Interessierte können sich auf der Website klima-streik.org/demos über die Standorte der geplanten Kundgebungen informieren.
Die Aufforderung der "Pharmacists for Future" zum globalen Klimastreik ist ein bedeutender Schritt in der Verschmelzung von Gesundheitswesen und Umweltbewusstsein. Die Tatsache, dass das Gesundheitswesen in Deutschland erheblich zur Klimaerwärmung beiträgt, verdeutlicht die Notwendigkeit eines sofortigen Umdenkens und Handelns. Apotheken, als zentrale Anlaufstellen im Gesundheitssektor, spielen eine Schlüsselrolle dabei, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bevölkerung abzufedern und gleichzeitig ihren eigenen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Die Initiative nutzt den Weltkindertag, um die Botschaft zu verstärken, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der nächsten Generationen direkt mit der Nachhaltigkeit unseres Planeten verknüpft sind. Dies ist eine kluge und wirkungsvolle Strategie, um ein breiteres Publikum für die drängenden Themen des Klimaschutzes zu sensibilisieren. Der Aufruf zur Teilnahme an den Klimastreikaktionen ist nicht nur eine Gelegenheit für Apotheker, sich aktiv für den Umweltschutz einzusetzen, sondern auch ein notwendiger Schritt, um die Gesundheitsversorgung langfristig auf eine nachhaltige Grundlage zu stellen.
Arzneimitteltherapie bei Lebererkrankungen: Herausforderungen und Anpassungen
Die Leber ist eines der wichtigsten Organe im menschlichen Körper und übernimmt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel, der Entgiftung und der Synthese lebenswichtiger Substanzen. Bei Lebererkrankungen kann die Funktionsfähigkeit der Leber jedoch erheblich beeinträchtigt sein, was weitreichende Folgen für die Arzneimitteltherapie hat. Insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose stellen eine besondere Herausforderung dar, da die Leber ihre Fähigkeit zur Verstoffwechselung von Arzneimitteln zunehmend verliert. Dies erfordert eine präzise Anpassung der Medikation, um Nebenwirkungen zu vermeiden und gleichzeitig eine wirksame Therapie zu gewährleisten.
Ein zentrales Problem bei Lebererkrankungen ist die veränderte Pharmakokinetik von Medikamenten. Bei Patienten mit Leberzirrhose wird die Aufnahme, Verteilung, Metabolisierung und Ausscheidung von Arzneistoffen verändert. Beispielsweise kann die verzögerte Aufnahme von oral verabreichten Medikamenten zu einer unerwartet verlängerten Wirkdauer führen, während die verringerte Synthese von Proteinen wie Albumin dazu führt, dass mehr Arzneistoffe in freier Form im Blut zirkulieren und so ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen besteht. Besonders riskant ist dies bei Medikamenten, die stark proteinbindend sind oder in toxischen Dosen wirken.
Eine weitere Herausforderung besteht in der veränderten Pharmakodynamik. Viele Arzneimittel entfalten bei Patienten mit Leberinsuffizienz eine veränderte Wirkung, sei es durch eine erhöhte Sensitivität des Körpers gegenüber bestimmten Substanzen oder durch eine gestörte Elimination der Wirkstoffe. Ein Beispiel dafür sind sedierende Medikamente wie Benzodiazepine, die bei Leberpatienten oft zu verstärkten Effekten führen und das Risiko für eine hepatische Enzephalopathie erheblich erhöhen können. Diese schwerwiegende Komplikation kann von leichten kognitiven Störungen bis hin zum Koma reichen und erfordert eine besonders vorsichtige Medikamentenwahl.
Besonders heikel ist die Therapie von Schmerzen bei Patienten mit Lebererkrankungen. Während Paracetamol in reduzierter Dosis als relativ sicher gilt, sind nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bei Leberzirrhose strikt kontraindiziert, da sie die Nierenfunktion weiter verschlechtern und das Risiko für gastrointestinale Blutungen erhöhen können. Stattdessen wird häufig auf schwache Opioide zurückgegriffen, wobei jedoch auch hier eine besonders vorsichtige Dosierung notwendig ist, um das Risiko einer Überdosierung und der damit verbundenen Nebenwirkungen zu minimieren.
In der Praxis ist es oft schwierig, die richtige Dosis und das passende Medikament zu finden, da viele Fachinformationen unzureichende Hinweise zur Anwendung bei Lebererkrankungen geben. In einigen Fällen weichen die klinischen Empfehlungen von den Angaben in den Beipackzetteln ab, was zusätzliche Unsicherheit schafft. So empfehlen Experten beispielsweise für Paracetamol bei Leberzirrhose eine Maximaldosis von 2 Gramm pro Tag, während die allgemeine Empfehlung für gesunde Erwachsene bei 4 Gramm liegt. Auch bei anderen Medikamenten wie Antidepressiva oder Antipsychotika, die das Risiko einer QTc-Zeit-Verlängerung und damit potenziell lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erhöhen können, ist eine enge Überwachung der Patienten unabdingbar.
Ein weiteres Problemfeld stellen pflanzliche Arzneimittel dar, die von vielen Patienten als „harmlos“ eingestuft werden. Einige dieser Mittel, wie Artischockenpräparate oder Mariendistel, werden sogar als leberschützend beworben. Doch Studien zeigen, dass die tatsächlichen Effekte dieser Präparate begrenzt sind, und in einigen Fällen können sie sogar selbst hepatotoxisch wirken. Insbesondere bei Patienten mit bereits eingeschränkter Leberfunktion ist daher Vorsicht geboten.
Die sichere Arzneimitteltherapie bei Leberinsuffizienz erfordert daher eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Spezialisten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Medikation regelmäßig überprüft und an den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten angepasst wird. Besonders bei fortgeschrittener Lebererkrankung müssen alle Medikamente auf ihr Risiko und ihren Nutzen hin kritisch bewertet werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Patienten zu erhalten.
Die Behandlung von Patienten mit Lebererkrankungen erfordert ein hohes Maß an Sorgfalt und Fachwissen. Arzneimittel, die bei gesunden Menschen sicher sind, können bei Patienten mit Leberinsuffizienz schwere Komplikationen hervorrufen. Dies zeigt, wie wichtig eine genaue Kenntnis der veränderten Pharmakokinetik und Pharmakodynamik bei Lebererkrankungen ist. Es reicht nicht aus, Standarddosen zu verabreichen – vielmehr muss die individuelle Situation jedes Patienten berücksichtigt werden.
Besonders problematisch ist die oftmals unzureichende Information in den Fachbeipackzetteln der Medikamente. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um die Sicherheit der Patienten zu erhöhen. Auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachrichtungen ist entscheidend, da viele Patienten mit Lebererkrankungen von mehreren Ärzten behandelt werden. Nur durch eine enge Abstimmung kann sichergestellt werden, dass alle Medikamente auf mögliche Wechselwirkungen und Risiken hin überprüft werden.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Patienten selbst über die Risiken ihrer Medikation aufzuklären. Viele Patienten greifen zusätzlich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten auf pflanzliche Präparate zurück, ohne sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein. Die vermeintlich „natürlichen“ Mittel können jedoch gravierende Folgen haben, insbesondere bei bereits geschädigter Leber. Ärzte und Apotheker sollten daher auch die Selbstmedikation der Patienten stets im Blick behalten.
Die Arzneimitteltherapie bei Leberinsuffizienz ist komplex und erfordert ein hohes Maß an individueller Anpassung. Dennoch bieten moderne diagnostische Tools und eine verbesserte Zusammenarbeit im Gesundheitswesen die Chance, die Sicherheit der Patienten zu erhöhen und unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren.
Demenz: Hohe LDL-Spiegel und Sehverlust als neue Risikofaktoren
In der diesjährigen Woche der Demenz, die vom 16. bis 22. September 2024 unter dem Motto „Demenz - Gemeinsam. Mutig. Leben.“ stattfindet, steht die Prävention von Demenzerkrankungen im Mittelpunkt. Diese Woche dient nicht nur der Unterstützung von Betroffenen und deren Angehörigen, sondern auch der Aufklärung über neue Erkenntnisse zu Risikofaktoren für Demenz.
Die „Lancet Commission on Dementia Prevention, Intervention, and Care“ hat in ihrem aktuellen Bericht zwei zusätzliche Risikofaktoren für Demenz identifiziert: hohe LDL-Cholesterinspiegel und unbehandelten Sehverlust. Die Experten der Kommission betonen, dass diese Faktoren einen signifikanten Einfluss auf das Demenzrisiko haben. Laut ihren Berechnungen könnten 7 % der Demenzfälle durch die Senkung von LDL-Cholesterin und 2 % durch die Behandlung von Sehverlust vermieden werden.
Die Rolle von LDL-Cholesterin als Risikofaktor für Demenz wurde durch eine umfassende Metaanalyse gestützt, die über 1,1 Millionen Teilnehmer umfasste. Diese Studie ergab, dass ein Anstieg des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l (38,7 mg/dl) das Demenzrisiko um 8 % erhöht. Weitere Untersuchungen zeigten, dass hohe LDL-Werte (> 3 mmol/l bzw. 116 mg/dl) das Risiko für Demenz um 33 % steigern können. Diese Ergebnisse legen nahe, dass sowohl eine gesunde Ernährung als auch lipidsenkende Medikamente das Risiko für Demenz senken können.
Unbehandelter Sehverlust wurde ebenfalls als bedeutender Risikofaktor identifiziert. Die Evidenz aus 26 Metaanalysen, die über sechs Millionen ältere Erwachsene einbeziehen, zeigt, dass ein Verlust des Sehvermögens mit einer 35 % erhöhten Wahrscheinlichkeit für kognitive Verschlechterung und einer 47 % erhöhten Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Demenz verbunden ist. Eine Metaanalyse, die eine Risikoerhöhung von 38 % fand, stellte fest, dass insbesondere Katarakte und diabetische Retinopathie mit einem erhöhten Demenzrisiko assoziiert sind. Kataraktoperationen könnten demenzschutzend wirken, was auf eine mögliche kausale Beziehung hinweist.
Die „Lancet Commission“ empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung des Demenzrisikos im Lebensverlauf. Dazu gehören eine gute Schulbildung, kognitive Aktivitäten, die Versorgung bei Hörverlust, effektive Depressionstherapie, Schutz bei Sport und Fahrradfahren, körperliche Aktivität, Reduzierung des Zigarettenkonsums, Management von Bluthochdruck und LDL-Cholesterin, gesunde Gewichtskontrolle, Überwachung des Blutzuckerspiegels, Begrenzung des Alkoholkonsums, Bildung altersfreundlicher Gemeinschaften, Screening und Behandlung von Sehverlust sowie Reduzierung der Luftverschmutzung.
Experten warnen jedoch vor überhöhten Erwartungen. Während die Daten nahelegen, dass bis zu 45 % der Demenzfälle theoretisch vermeidbar wären, halten Fachleute eine realistische Einschätzung des Präventionspotentials bei etwa 10 % pro Dekade für angemessen, vorausgesetzt, die Lebensbedingungen und Gesundheitsversorgung verbessern sich weiter. Viele der Risikofaktoren sind auch mit kardiovaskulären Erkrankungen verknüpft, was darauf hinweist, dass ein gesunder Lebensstil sowohl das Herz-Kreislaufsystem als auch die kognitive Gesundheit schützt.
Die Erweiterung der Risikofaktoren für Demenz um hohe LDL-Cholesterinspiegel und unbehandelten Sehverlust stellt einen wichtigen Fortschritt in der Präventionsforschung dar. Die neuen Erkenntnisse der „Lancet Commission“ verdeutlichen, dass Demenz nicht nur eine Folge des Alterungsprozesses ist, sondern durch gezielte Maßnahmen im Lebensstil beeinflusst werden kann. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung einer frühzeitigen und ganzheitlichen Prävention, die neben der Überwachung von Cholesterin- und Blutzuckerwerten auch die regelmäßige Augenuntersuchung umfasst.
Dennoch sollte die Öffentlichkeit nicht den Fehler machen, unrealistische Erwartungen an die Präventionsmöglichkeiten zu knüpfen. Während die theoretischen Möglichkeiten zur Vermeidung von bis zu 45 % der Demenzfälle verlockend erscheinen, ist eine realistische Einschätzung des tatsächlichen Potentials entscheidend. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind zweifelsohne sinnvoll und könnten langfristig positive Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit haben, aber ihre Umsetzung und Wirksamkeit hängen stark von der kontinuierlichen Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsversorgung und Lebensbedingungen ab. In der Zwischenzeit sollten wir uns auf fundierte Präventionsstrategien konzentrieren und die Bedeutung eines gesunden Lebensstils in den Vordergrund stellen.
BfArM gibt Entwarnung bei Kinder-Antibiotika und Fiebersäften
Mit dem nahenden Herbst und der bevorstehenden Erkältungszeit stellt sich die Frage, ob erneut Lieferengpässe bei der Versorgung mit Kinder-Antibiotika und Fiebersäften drohen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt jedoch Entwarnung und bewertet die Situation wesentlich entspannter als im Vorjahr. Diese Einschätzung des BfArM steht im Gegensatz zu den Warnungen aus der Arzneimittel- und Apothekenbranche, die kürzlich vor möglichen Engpässen gewarnt haben.
Das BfArM betont, dass die Versorgungslage bei Kinder-Antibiotika im Vergleich zum Vorjahr stabil sei. Für Antibiotikasäfte wird erwartet, dass die kritischen Lieferengpässe bei Penicillin V weitgehend bis Ende Oktober 2024 behoben werden. Nach Angaben des BfArM können die Lieferengpässe bei Penicillin V durch oral verfügbare Alternativen wie Amoxicillin und Amoxicillin/Clavulansäure kompensiert werden, da es bei diesen Wirkstoffen derzeit keine wesentlichen Engpässe gibt.
Auch hinsichtlich der Fiebersäfte für Kinder, wie Paracetamol- und Ibuprofen-Säfte, gibt das BfArM Entwarnung. Derzeit seien keine Lieferengpässe durch die pharmazeutischen Unternehmer gemeldet, und die Situation auf dem Apothekenmarkt sei stabil. Das Verhältnis zwischen Ein- und Verkauf sei ausgewogen, und die Versorgungslage werde daher als nicht kritisch eingeschätzt.
Diese Einschätzung steht im Gegensatz zu den Warnungen aus der Arzneimittel- und Apothekenbranche. Vertreter wie die ABDA, Pro Generika und der Hessische Apothekerverband hatten kürzlich vor möglichen Engpässen gewarnt. ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold hatte Ende August die Wirkung des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) infrage gestellt und betont, dass die Lage für Kinderarzneimittel während der Herbst- und Wintermonate noch ungewiss sei, da die Nachfrage stark vom Infektionsgeschehen abhänge.
Eine Woche später äußerte sich Pro Generika kritisch über das ALBVVG und verwies auf die unzureichenden Fortschritte bei der Behebung der Lieferengpässe, wie aus den Antworten der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion hervorgeht. Auch Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands, warnte vor massiven Lieferengpässen und unzureichenden politischen Maßnahmen, die die Apotheken in ihrer Aufgabe, die Bevölkerung mit Arzneimitteln zu versorgen, beeinträchtigten.
Die unterschiedliche Einschätzung des BfArM und der Branchenvertreter verdeutlicht die Komplexität der Situation und die verschiedenen Faktoren, die die Verfügbarkeit von Arzneimitteln beeinflussen, einschließlich der Nachfrage und der politischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Lieferengpässen.
Die Entwarnung des BfArM bezüglich der Versorgung mit Kinder-Antibiotika und Fiebersäften mag zunächst beruhigend erscheinen, doch die anhaltenden Warnungen der Branche werfen Fragen auf. Während das BfArM eine entspannte Lage meldet, berichten Branchenvertreter von möglichen Engpässen und unzureichenden politischen Maßnahmen. Diese Diskrepanz zwischen offiziellen Einschätzungen und branchenspezifischen Warnungen lässt sich nicht ignorieren und könnte die kommenden Monate prägen. Es bleibt abzuwarten, ob die optimistischen Prognosen des BfArM zutreffen oder ob die Sorgen der Apotheken- und Arzneimittelvertreter sich bestätigen. Die Politik steht vor der Herausforderung, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Akteure in Einklang zu bringen.
Hypertone Nasensprays: Neues Potenzial in der Schnupfenbehandlung für Kinder
Die neuesten Forschungsergebnisse aus einer Studie von Professor Steve Cunningham und seinem Team an der University of Edinburgh haben die Wirksamkeit von hypertonen Nasentropfen bei der Behandlung von Schnupfen bei Kleinkindern neu beleuchtet. Auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS) im September 2024 wurden Daten präsentiert, die zeigen, dass diese speziellen Nasentropfen die Schnupfendauer bei Kindern um bis zu zwei Tage verkürzen können.
Die Studie, die sich mit der Anwendung von Nasentropfen mit einer Salzkonzentration von 2,6 % befasste, verlangte von den Eltern, ihren Kindern diese Lösung mindestens viermal täglich zu verabreichen – jeweils drei Tropfen pro Nasenloch. Die Tropfen wurden von den Eltern nach einer fachlichen Anleitung selbst hergestellt, was zu einer gewissen Unsicherheit in der praktischen Anwendung führen kann. Fertige Produkte aus der Apotheke bieten hier eine präzisere Alternative.
Auf dem Markt sind mehrere hypertonische Nasensprays erhältlich, die für unterschiedliche Altersgruppen von Kindern geeignet sind. Für Kinder ab einem Jahr empfiehlt sich das Hysan Salinspray, das eine hypertone Meersalzlösung mit 2,7 % enthält, nahezu identisch mit der in der Studie getesteten Konzentration. Die Dosierung erfolgt mehrmals täglich mit ein bis zwei Sprühstößen in jedes Nasenloch.
Für etwas ältere Kinder ab drei Jahren gibt es das Rhinomer plus Schnupfenspray, das ebenfalls eine hypertone Meerwasserlösung enthält. Für Kinder ab sechs Jahren erweitern sich die Optionen mit dem Otriven Meerwasser mit Eukalyptus (2,2 %) und dem Olynth Ectomed Nasenspray (2,1 %), die zusätzlich pflegende Inhaltsstoffe wie Eukalyptus beinhalten und für die Bedürfnisse älterer Kinder angepasst sind.
Das Aspecton Nasenspray, das für Kinder ab acht Jahren geeignet ist, enthält eine hypertonische Meersalzlösung mit 1,5 % und einige ätherische Öle, die den Nasenschleimhäuten zusätzlichen Komfort bieten sollen.
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse aus der neuen Studie bleiben Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit bestehen. Stiftung Warentest hatte bereits 2022 in einem Test von Nasensprays mit Salz bemängelt, dass die Wirkung hypertoner Lösungen als „gering und von kurzer Dauer“ bewertet wurde. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass solche Präparate oft ein brennendes Gefühl in der Nase verursachen, was insbesondere bei Kindern problematisch sein kann.
Die Studie von Professor Cunningham stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von Erkältungen bei Kleinkindern dar, indem sie aufzeigt, dass hypertonische Nasentropfen möglicherweise die Dauer eines Schnupfens verkürzen können. Diese Erkenntnisse könnten für Eltern eine hilfreiche Option bieten, um die Beschwerden ihrer Kinder schneller zu lindern.
Jedoch ist es ebenso wichtig, die praktischen Aspekte der Anwendung solcher Produkte zu berücksichtigen. Stiftung Warentest hat bereits auf mögliche Nachteile hingewiesen, insbesondere auf die potenziell unangenehme Anwendung, die bei einigen Kindern zu einem brennenden Gefühl führen kann. Die Verfügbarkeit von fertigen Nasensprays bietet zwar eine präzisere Dosierung und einfachere Anwendung, doch sollte immer auf die individuelle Verträglichkeit geachtet werden.
Insgesamt zeigen die aktuellen Ergebnisse ein vielversprechendes Potenzial für hypertonische Nasentropfen, doch die Umsetzung und Akzeptanz in der täglichen Praxis werden entscheidend sein, um die vollständige Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Produkte sicherzustellen. Die fortlaufende Beobachtung und Bewertung dieser Präparate durch Fachleute und Verbraucher bleibt daher unerlässlich.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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