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  • 11.09.2024 – Apotheken-News: Zwischen digitalen Bedrohungen, Reformen und finanziellen Krisen
    11.09.2024 – Apotheken-News: Zwischen digitalen Bedrohungen, Reformen und finanziellen Krisen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apothekenbranche in Deutschland steht an einem Scheideweg, geprägt von drängenden Fragen und Herausforderungen. Die wachsende Bedroh...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Zwischen digitalen Bedrohungen, Reformen und finanziellen Krisen

 

Die aktuellen Herausforderungen der Branche im Detail und wie sie auf Cyberbedrohungen, Marktöffnungen und wirtschaftliche Drucksituationen reagiert

Die Apothekenbranche in Deutschland steht an einem Scheideweg, geprägt von drängenden Fragen und Herausforderungen. Die wachsende Bedrohung durch Cyberangriffe erfordert strengere IT-Sicherheitsmaßnahmen, während die Umsetzung der EU-NIS-2-Richtlinie größere Unternehmen besser schützen soll. Gleichzeitig wird die Diskussion um die Marktöffnung und die umstrittene „Apotheke light“-Reform intensiv geführt, was weitreichende Auswirkungen auf die Struktur der Branche haben könnte. Finanziell kämpfen viele Apotheken mit steigenden Kosten und einem drohenden Apothekensterben, das insbesondere die Versorgung in ländlichen Gebieten gefährdet. Zusätzliche Unsicherheiten entstehen durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und rechtliche Auseinandersetzungen. Wie wird die Branche diese Herausforderungen meistern und ihre Zukunft sichern?


Die Apothekenbranche in Deutschland sieht sich aktuell mit einer Vielzahl komplexer Herausforderungen konfrontiert, die sowohl ihre finanzielle Stabilität als auch ihre gesellschaftliche Rolle betreffen. Ein zentrales Thema ist die zunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe. Die wachsende Vernetzung und die Digitalisierung der Gesundheitsdienste haben Apotheken anfälliger für Cyberkriminalität gemacht. Die Bundesregierung reagiert auf diese Bedrohung durch die Umsetzung der EU-NIS-2-Richtlinie. Mit dem neuen „Gesetz zur Umsetzung der NIS-2-Richtlinie und zur Regelung wesentlicher Grundzüge des Informationssicherheitsmanagements in der Bundesverwaltung“ (NIS2UmsuCG) soll insbesondere großen Unternehmen ein höherer Schutz gewährt werden. Doch auch kleinere Unternehmen und Apotheken müssen ihre IT-Sicherheitsstrategien stärken, um gegen digitale Angriffe gewappnet zu sein.

Parallel zu den Bemühungen um bessere IT-Sicherheit wird die Diskussion um die Marktöffnung für Apotheken immer lauter. Professor Dr. Justus Haucap, ein renommierter Wirtschaftsprofessor und Vorsitzender der Monopolkommission, hat vor etwa 15 Jahren die Debatte über das Fremdbesitzverbot angestoßen. Haucap ist nach wie vor der Meinung, dass das bestehende Verbot, das nur approbierten Apothekern das Eigentum und die Führung von Apotheken erlaubt, abgeschafft werden sollte. Er schlägt vor, in Bundesländern wie dem Saarland oder Thüringen Modellversuche durchzuführen, um die Auswirkungen einer Marktöffnung zu testen und zu bewerten. Diese Tests könnten wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie eine solche Öffnung die Apothekenlandschaft und die Versorgung der Bevölkerung beeinflussen könnte.

Die geplante Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach steht unter dem Druck des politischen Widerstands, insbesondere seitens der FDP. Ein zentraler Streitpunkt ist das Modell der „Apotheke light“, das vorsieht, dass Pharmazieingenieure und pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) in Apotheken bestimmte Aufgaben übernehmen, die derzeit nur approbierten Apothekern vorbehalten sind. Der Widerstand gegen dieses Modell gefährdet die Umsetzung der Reform und könnte zu weiteren Verzögerungen führen. Dies hat direkte Auswirkungen auf die zukünftige Struktur der Apotheken und deren Fähigkeit, auf die sich ändernden Anforderungen des Gesundheitsmarktes zu reagieren.

In finanzieller Hinsicht sieht sich die Branche zunehmend belastet. Trotz eines prognostizierten Umsatzwachstums von etwa 5 Prozent in diesem Jahr zeigt sich Dr. Sebastian Schwintek von der Treuhand Hannover besorgt über die wirtschaftliche Lage der Apotheken. Während hochpreisige Medikamente den Umsatz steigern, sind die Roherträge rückläufig und die Betriebskosten steigen kontinuierlich. Diese Entwicklung könnte die wirtschaftliche Stabilität vieler Apotheken im zweiten Halbjahr 2024 erheblich beeinträchtigen und die finanzielle Zukunft der Branche in Frage stellen.

Das Phänomen des Apothekensterbens wird von Experten wie dem Medizinethiker Professor Giovanni Maio als ernsthafte soziale Krise betrachtet. Maio warnt vor den weitreichenden Folgen des Sterbens von Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen. Dort übernehmen Apotheken oft eine zentrale Rolle in der medizinischen Grundversorgung und sind häufig die erste und einzige Anlaufstelle für Patienten, die schnelle und umfassende Beratung benötigen. Das Verschwinden dieser wichtigen Versorgungseinheiten könnte gravierende Auswirkungen auf die medizinische Grundversorgung und das Wohl der Patienten haben.

Zusätzlich zur finanziellen und strukturellen Unsicherheit sind Prävention und Digitalisierung zunehmend zentrale Themen in der Gesundheitsdebatte. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening fordert eine stärkere Fokussierung auf Prävention und digitale Innovationen, um die medizinische Versorgung langfristig zu sichern. Die Investitionen in neue Technologien und Medikamente, wie Protonenpumpenhemmer, die in vielen Fällen Operationen vermeiden, sollten als wertvolle Beiträge zur Gesundheitsversorgung anerkannt werden. Trotz der Herausforderungen, die mit diesen Investitionen verbunden sind, können sie erheblich zur Verbesserung der Patientenversorgung beitragen.

Weitere Entwicklungen in der Branche umfassen rechtliche und finanzielle Auseinandersetzungen wie den Prozess gegen ehemalige Mitarbeiter des Reimporteurs CC Pharma, die des Betrugs beschuldigt werden. Auch die geplante Apothekenreform, die die Versorgung mit hochpreisigen Medikamenten betreffen könnte, sorgt für Unruhe und Besorgnis bei Apothekern. In der medizinischen Forschung zeigen neue Studien, wie die Empfehlungen der EMA zur Risikominimierung bei Metamizol und die erhöhte Herz-Kreislauf-Risiken bei Endometriose, dass auch die wissenschaftliche und medizinische Landschaft fortwährend im Wandel ist.

Insgesamt steht die Apothekenbranche vor einem komplexen Zusammenspiel aus digitalen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Fähigkeit, sich an diese veränderten Bedingungen anzupassen und effektive Lösungen zu finden, wird entscheidend für die zukünftige Stabilität und Funktionalität der Apotheken sein. Die kommenden Monate könnten wegweisend dafür sein, wie gut die Branche diese vielfältigen Probleme bewältigen kann und welche Reformen letztlich umgesetzt werden.


Kommentar:

Die Apothekenbranche in Deutschland durchlebt eine Phase tiefgreifender Veränderungen, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Die verstärkte Bedrohung durch Cyberangriffe und die Notwendigkeit, IT-Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, stehen im Mittelpunkt der aktuellen Diskussion. Gleichzeitig ist die Debatte um die Marktöffnung und die Apothekenreform von zentraler Bedeutung, da sie weitreichende Auswirkungen auf die Struktur und Finanzierung der Branche haben könnte. Die finanziellen Belastungen und das zunehmende Apothekensterben sind ernsthafte Probleme, die weitreichende Konsequenzen für die medizinische Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten, haben könnten. In diesem komplexen Umfeld wird es entscheidend sein, wie schnell und effektiv Lösungen gefunden und Reformen umgesetzt werden. Die Branche steht vor der Aufgabe, sich an die sich verändernden Bedingungen anzupassen, um ihre Zukunft zu sichern und eine stabile Versorgung für alle Patienten zu gewährleisten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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