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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
In den letzten Monaten sind Apotheken zunehmend unter Druck geraten. Neben der steigenden Bedrohung durch Cyberkriminalität und der neuen NIS-2-Richtlinie zur Verbesserung der IT-Sicherheit steht auch die Debatte um den Fremdbesitz von Apotheken wieder im Mittelpunkt. Professor Dr. Justus Haucap fordert Modellversuche zur Marktöffnung, während die Apothekenreform von Gesundheitsminister Lauterbach aufgrund von Widerstand aus der FDP ins Stocken gerät. Finanzielle Belastungen durch steigende Kosten und sinkende Erträge verschärfen die Lage vieler Apotheken. Experten warnen vor den gesellschaftlichen Folgen des Apothekensterbens, insbesondere in ländlichen Regionen. Zudem werden medizinische Fortschritte wie Präventionsmaßnahmen, rechtliche Auseinandersetzungen und die Reform der Honorarstruktur intensiv diskutiert. Inmitten dieser Herausforderungen sind aktuelle Studien, etwa zu den Risiken von Metamizol und der Herzgesundheit bei Endometriose, von großer Bedeutung für die gesundheitspolitische Landschaft.
Cyber-Sicherheit: Gefahr für Apotheken unterschätzt?
In den letzten Monaten ist die Bedeutung von IT-Sicherheit erneut in den Vordergrund gerückt. Angesichts zunehmender Cyberangriffe und der zunehmenden Vernetzung von Unternehmen, hat die Bundesregierung mit der Umsetzung der EU-NIS-2-Richtlinie reagiert. Das neue „Gesetz zur Umsetzung der NIS-2-Richtlinie und zur Regelung wesentlicher Grundzüge des Informationssicherheitsmanagements in der Bundesverwaltung“ (kurz: NIS2UmsuCG) wurde verabschiedet und soll vor allem große Unternehmen besser schützen. Doch auch kleinere Unternehmen und Apotheken stehen in der Verantwortung, ihre IT-Sicherheit nicht zu vernachlässigen.
Die NIS-2-Richtlinie sieht vor, dass Unternehmen, die mehr als 10 Millionen Euro Umsatz im Jahr machen oder mehr als 50 Mitarbeitende beschäftigen, umfassende Maßnahmen zum Schutz ihrer IT-Infrastruktur treffen müssen. Das Gesetz zielt darauf ab, kritische Infrastrukturen besser abzusichern und die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen gegenüber Cyberbedrohungen zu stärken. Für kleinere Unternehmen, die diese Schwellenwerte nicht erreichen, sind die Vorgaben weniger streng, dennoch wird empfohlen, die IT-Sicherheit proaktiv zu verbessern.
Dirk Wolters, Geschäftsführer des mittelständischen IT-Dienstleisters NeTec und ehemaliger CIO einer Klinik, warnt vor einer trügerischen Sicherheit, in der sich viele kleine und mittlere Unternehmen wiegen. „Man sollte sich als Unternehmer immer die Frage stellen: Ist mir meine IT wirklich wichtig oder mache ich das nur, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist?“, so Wolters. Gerade Apotheken, die sensible Gesundheitsdaten verarbeiten, seien oft schlecht auf Cyberangriffe vorbereitet. Dies liege nicht nur an veralteten Systemen, sondern auch am sorglosen Umgang mit IT-Sicherheitsfragen.
Viele Apotheken nutzen noch Technik, die vor über zwei Jahrzehnten entwickelt wurde, wie etwa die sogenannten Konnektoren. Diese veralteten Systeme bieten Angriffsflächen für Hacker, die moderne Schutzmaßnahmen leicht umgehen können. Laut Wolters werde das Risiko eines IT-Ausfalls häufig unterschätzt. Dabei gehe es nicht nur um die Umsatzeinbußen während eines Vorfalls, sondern auch um mögliche Bußgelder, die bei Datenschutzverletzungen drohen.
Wolters betont, dass der Weg zu einer besseren IT-Sicherheit für viele Unternehmen steinig sein kann. Oftmals sei die Ausgangslage in Apotheken nicht optimal. Es mangele an modernen Systemen und an einer Bewusstseinsbildung für die Bedrohungslage. Besonders gravierend sei, dass viele Apotheken keine klaren Sicherheitsstrategien verfolgten. Maßnahmen wie regelmäßige Sicherheitsupdates, der Einsatz von Firewalls oder Schulungen der Mitarbeitenden zu IT-Sicherheitsrisiken seien oft nicht vorhanden. „So ein Ausfall ist nicht mal eben so ersetzt“, mahnt Wolters. Ein Angriff könne nicht nur finanzielle Schäden verursachen, sondern auch das Vertrauen der Kunden schwer erschüttern.
Gerade im Gesundheitsbereich sei die IT-Sicherheit von enormer Bedeutung, da hier besonders schützenswerte Daten verarbeitet werden. Die Digitalisierung sei zwar ein wichtiger Schritt, um Apotheken zukunftssicher zu machen, aber diese dürfe nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Wolters sieht hier dringenden Handlungsbedarf und plädiert für einen bewussteren Umgang mit den Risiken der Digitalisierung.
Für Apotheken, die ihre IT-Sicherheit verbessern möchten, bietet NeTec unter anderem Dienstleistungen im Bereich Datenschutz, Firewall-Management und Informationssicherheitsmanagementsysteme an. Diese können zu einem monatlichen Pauschalpreis in Anspruch genommen werden, um auch kleineren Unternehmen den Zugang zu professionellen IT-Sicherheitslösungen zu ermöglichen.
Die Frage, ob die IT-Sicherheit in Apotheken ausreichend berücksichtigt wird, stellt sich immer wieder. Gerade in Zeiten, in denen Cyberangriffe auf Unternehmen aller Größenordnungen zunehmen, sollte jede Apotheke ihre Schutzmaßnahmen regelmäßig überprüfen und anpassen.
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren rasant Fahrt aufgenommen, und sie ist längst auch in Apotheken angekommen. Doch mit den Chancen der Digitalisierung gehen enorme Risiken einher. Cyberangriffe sind längst nicht mehr das Problem großer Unternehmen – auch kleine und mittlere Betriebe, die sensible Daten verarbeiten, stehen zunehmend im Visier von Hackern. Vor allem Apotheken, die mit besonders schützenswerten Gesundheitsdaten arbeiten, müssen sich der Bedrohungslage bewusst werden. Doch genau hier hapert es noch.
Die Einführung des neuen NIS-2-Gesetzes, das strikte Vorgaben für größere Unternehmen macht, ist ein wichtiger Schritt, um die Cybersicherheit in Deutschland zu verbessern. Doch reicht das aus? Gerade kleine Apotheken, die von den gesetzlichen Anforderungen weniger stark betroffen sind, laufen Gefahr, die Bedeutung von IT-Sicherheit zu unterschätzen. Die Frage, ob die IT-Sicherheit aus eigenem Antrieb oder nur aufgrund gesetzlicher Vorschriften in Angriff genommen wird, stellt sich auch hier.
Die Realität zeigt, dass viele Apotheken auf veralteten Systemen arbeiten, die kaum noch den modernen Anforderungen an Sicherheit gerecht werden. Die Einführung von Konnektoren vor über 20 Jahren war damals vielleicht ein Fortschritt – heute sind diese jedoch ein Sicherheitsrisiko. Ein Angriff auf diese Systeme könnte nicht nur gravierende finanzielle Schäden verursachen, sondern auch das Vertrauen der Kunden nachhaltig zerstören.
Ein weiteres Problem ist der oft sorglose Umgang mit IT-Sicherheitsfragen. E-Mail-Sicherheitslücken, unsichere Cloud-Lösungen oder unzureichender Datenschutz – das sind keine Ausnahmen, sondern leider oft die Regel. Dabei wäre es so einfach, grundlegende Maßnahmen zu ergreifen: Sicherheitsupdates, Firewalls, Backup-Systeme und vor allem Schulungen der Mitarbeitenden sind keine kostspieligen Luxuslösungen, sondern überlebenswichtige Bausteine einer sicheren IT-Infrastruktur.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist unausweichlich, aber sie muss mit Bedacht vorangetrieben werden. Der Fokus darf nicht nur auf Effizienzsteigerungen und Umsatzwachstum liegen – Sicherheit muss an erster Stelle stehen. Denn eines ist klar: Ein IT-Ausfall oder ein erfolgreicher Cyberangriff kann eine Apotheke schnell in den Ruin treiben.
Es ist höchste Zeit, dass Apotheken und kleinere Unternehmen das Thema IT-Sicherheit ernster nehmen. Die Frage „Ist mir meine IT wichtig?“ sollte jeder Unternehmer, jede Unternehmerin mit einem klaren Ja beantworten können – und entsprechend handeln. Denn in der digitalen Welt entscheidet die IT-Sicherheit oft über Erfolg oder Misserfolg.
Apothekenmarkt öffnen: Fremdbesitz als Zukunftsmodell?
Professor Dr. Justus Haucap, renommierter Wirtschaftsprofessor und Vorsitzender der Monopolkommission, hat vor 15 Jahren eine der kontroversesten Debatten im deutschen Gesundheitswesen angestoßen: die Forderung nach einer Liberalisierung des Apothekenmarktes. Bis heute hält er an seiner Überzeugung fest, dass das bestehende Fremdbesitzverbot – welches es nur approbierten Apothekern erlaubt, Apotheken zu besitzen und zu betreiben – abgeschafft werden sollte. Haucap schlägt vor, zunächst in einem Bundesland wie dem Saarland oder Thüringen Modellversuche durchzuführen, um die Auswirkungen einer Marktöffnung zu testen und praktische Erfahrungen zu sammeln.
Als Direktor des Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE) ist Haucap überzeugt, dass eine Liberalisierung den Markt nicht nur beleben, sondern auch den Zugang zu pharmazeutischen Dienstleistungen verbessern könnte. Die gängige Befürchtung, dass eine Lockerung des Fremdbesitzverbotes die Patientensicherheit gefährden könnte, weist Haucap mit Nachdruck zurück. „Die Sicherheit der Patienten lässt sich auch in einem liberalisierten Markt gewährleisten, wie Beispiele aus anderen Ländern zeigen“, betonte er in einem Interview. Tatsächlich existiert in vielen europäischen Nachbarländern kein Fremdbesitzverbot, ohne dass dies zu messbaren Einbußen bei der Patientensicherheit geführt hat.
Das Fremdbesitzverbot hat in Deutschland jedoch tiefe Wurzeln und eine starke Lobby hinter sich. Es wurde ursprünglich eingeführt, um sicherzustellen, dass Apotheken von fachkundigen Personen geleitet werden, die im Sinne der Patienten und nicht aus rein wirtschaftlichen Motiven handeln. Kritiker wie Haucap sehen in diesem Argument jedoch eine Einschränkung des Wettbewerbs, die langfristig den Markt starr und innovationsfeindlich macht. Insbesondere in Zeiten des rasanten technologischen Fortschritts und der wachsenden Bedeutung von Online-Diensten ist der Druck auf den traditionellen Apothekenmarkt gestiegen.
Sollten die von Haucap vorgeschlagenen Modellversuche umgesetzt werden, stünden Apothekenbetreiber vor grundlegenden Veränderungen. Der Wettbewerb könnte sich drastisch verschärfen, da internationale Apothekenketten oder investorengetriebene Unternehmen die Möglichkeit hätten, in den Markt einzutreten. Dies könnte zu einem Preisdruck führen, der sich sowohl auf die Preise für Medikamente als auch auf die Dienstleistungen der Apotheken auswirken würde. Apotheker müssten möglicherweise ihre Geschäftsmodelle überdenken, um in einem liberalisierten Umfeld bestehen zu können.
Auch die Rolle der Beratung könnte in einem stärker auf Wettbewerb ausgerichteten Apothekenmarkt neu definiert werden. Während die persönliche Beratung in vielen Apotheken heute einen hohen Stellenwert hat, könnten größere Unternehmen standardisierte Beratungsmodelle entwickeln, die zwar effizienter sind, aber möglicherweise nicht den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht werden. Apothekenbetreiber müssten sich auf neue Anforderungen anpassen, wie den Einsatz von Technologien, um sowohl die Effizienz zu steigern als auch die Kundenbindung zu erhöhen.
Die politische Diskussion über die Zukunft des Fremdbesitzverbots und der Apothekenlandschaft in Deutschland wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen, insbesondere angesichts der anhaltenden Herausforderungen für das Gesundheitssystem.
Die Forderung nach einer Abschaffung des Fremdbesitzverbots ist kein neues Thema, aber Professor Dr. Justus Haucap belebt die Debatte auf erfrischende Weise. Sein Vorschlag, die Auswirkungen einer Marktöffnung zunächst in kleineren Bundesländern wie Thüringen oder dem Saarland zu testen, zeugt von einem durchdachten und pragmatischen Ansatz. Modellversuche könnten wichtige Erkenntnisse liefern, ohne sofort den gesamten Apothekenmarkt drastischen Veränderungen auszusetzen.
Dabei steht natürlich die Frage der Patientensicherheit im Mittelpunkt der Diskussion. Befürworter des Fremdbesitzverbots argumentieren, dass nur approbierte Apotheker in der Lage seien, die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Verantwortung gegenüber den Patienten zu wahren. Sie befürchten, dass externe Investoren primär am Profit interessiert sind und dies zu Lasten der pharmazeutischen Unabhängigkeit und der Qualität der Beratung gehen könnte.
Doch Haucap weist zu Recht darauf hin, dass der Wettbewerb nicht zwangsläufig zu einem Qualitätsverlust führen muss. Ein gut regulierter, liberalisierter Markt könnte im Gegenteil sogar Anreize für Apotheken schaffen, ihre Dienstleistungen zu verbessern. Länder wie Großbritannien oder die Niederlande haben bereits positive Erfahrungen mit einer liberalisierten Apothekenlandschaft gemacht, in der Wettbewerbsdruck zu Innovationen und einem besseren Service geführt hat, ohne die Sicherheit der Patienten zu gefährden.
Für Apothekenbetreiber in Deutschland bedeutet dies jedoch eine grundlegende Veränderung ihrer bisherigen Marktstellung. Bisher bot das Fremdbesitzverbot einen Schutzschild vor übermächtiger Konkurrenz, insbesondere durch große internationale Ketten. Eine Abschaffung dieses Verbotes würde den Markt für finanzstarke Konzerne öffnen, die möglicherweise mit aggressiveren Preisstrategien und größerer Effizienz auftreten könnten. Traditionelle Apotheken müssten sich dann fragen, wie sie sich von diesen neuen Wettbewerbern abheben und welche Mehrwerte sie ihren Kunden bieten können.
Innovative Geschäftsmodelle, eine stärkere Digitalisierung und ein hoher Fokus auf Servicequalität könnten der Schlüssel zum Überleben und Erfolg in einem liberalisierten Markt sein. Für viele Apotheken wird es jedoch auch ein harter Anpassungsprozess sein, der mit erheblichem Aufwand und finanziellen Investitionen verbunden ist.
Letztendlich könnte eine schrittweise Liberalisierung, wie von Haucap vorgeschlagen, eine Möglichkeit bieten, die Auswirkungen realistisch zu testen und sowohl Risiken als auch Chancen auszuloten. Klar ist: Die Debatte um das Fremdbesitzverbot wird in den kommenden Jahren nicht an Relevanz verlieren. Der Apothekenmarkt in Deutschland steht vor einem Wandel, und wie dieser gestaltet wird, könnte die Gesundheitsversorgung der Zukunft nachhaltig beeinflussen.
Nonnemacher verurteilt überzogene Kritik an den Grünen
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat die ihrer Partei entgegengebrachte Kritik als überzogen zurückgewiesen. In einem Interview mit der Märkischen Allgemeinen sagte die 67-Jährige, dass die Grünen häufig unverhältnismäßig angegriffen würden. Sie räumte ein, dass Fehler gemacht worden seien, hielt jedoch fest, dass das „Ausmaß der Kritik völlig indiskutabel“ sei. Diese Worte äußerte Nonnemacher wenige Tage vor den anstehenden Landtagswahlen, bei denen sie nicht mehr kandidieren wird.
Nonnemacher hob hervor, dass ihre Partei nicht nur in Brandenburg, sondern auch auf bundesweiter Ebene mit einem Kommunikationsproblem kämpfe. „Die Grünen sind oft zu intellektuell und kopflastig“, erklärte sie. Emotionen und die direkte Ansprache der Wählerschaft kämen bei den Grünen zu kurz, was in der Öffentlichkeit häufig zu einer verzerrten Wahrnehmung führe. Diese Schwäche in der Vermittlung ihrer Positionen mache es für die Partei schwer, ihre Erfolge zu präsentieren.
Abseits der Kritik an ihrer eigenen Partei richtete Nonnemacher den Blick auf den allgemeinen Zustand des politischen Diskurses in Deutschland. Sie stellte fest, dass der öffentliche Protest früher häufig klar gegen bestimmte Themen gerichtet gewesen sei, während heute eine diffuse, aggressive Stimmung vorherrsche. „Es gibt nur noch ein unglaublich aggressives Geblubber“, kritisierte Nonnemacher. Dieser Wandel mache es der Politik schwer, angemessen zu reagieren. „Wir sind doch nur noch damit beschäftigt, eine populistische Forderung nach der anderen abzuarbeiten“, sagte sie, obwohl viele dieser Forderungen inhaltlich fragwürdig oder rechtlich umstritten seien.
Die Ministerin, die ihre politische Laufbahn nach den Wahlen beenden wird, zeigte sich ernüchtert über diese Entwicklung. Der zunehmende Populismus und die oft undifferenzierte Kritik führten zu einer Verzerrung der politischen Debatte und erschwerten es, sinnvolle politische Arbeit zu leisten.
Mit ihrem angekündigten Rückzug aus der Politik endet Nonnemachers langjährige Karriere, in der sie sich insbesondere im Gesundheitswesen einen Namen gemacht hat. Sie betonte, dass sie trotz der aktuellen Herausforderungen weiterhin an die Arbeit und die Inhalte der Grünen glaube, jedoch nun den Schritt in den Ruhestand gehen wolle.
Die Kritik an den Grünen hat in den letzten Jahren eine Schärfe erreicht, die zum Teil über das Ziel hinausschießt. Ursula Nonnemacher bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt, dass die Grünen oft zu intellektuell und kopflastig agieren. Tatsächlich mag dies ein Kernproblem der Partei sein, die mit komplexen, sachlichen Argumenten operiert, aber Schwierigkeiten hat, ihre Botschaften emotional zu vermitteln. Dies führt dazu, dass die Grünen häufig als abgehoben wahrgenommen werden, obwohl sie sachpolitisch oft die richtigen Ansätze verfolgen.
Gleichzeitig verweist Nonnemacher auf ein Problem, das über die Grünen hinausgeht: den allgemeinen Zustand des politischen Diskurses in Deutschland. Die aggressive und teils unsachliche Kritik, die heute viele politische Akteure trifft, macht es schwer, eine konstruktive Debatte zu führen. Populistische Forderungen dominieren die Agenda und lassen den politischen Akteuren wenig Raum, um langfristige und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Dieser Trend ist nicht nur gefährlich für die Politik selbst, sondern auch für die demokratische Kultur insgesamt.
Ursula Nonnemacher hinterlässt mit ihrem Rückzug eine Lücke, denn sie war eine Stimme der Vernunft in einer zunehmend polarisierten politischen Landschaft. Ihr Hinweis auf den zunehmenden Populismus sollte als Warnung verstanden werden – nicht nur für die Grünen, sondern für alle politischen Akteure, die sich weiterhin um sachliche, fundierte Politik bemühen.
FDP stoppt Apothekenreform: Streit um „Apotheke light“ eskaliert
Die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht auf der Kippe. Insbesondere der Widerstand aus den Reihen der FDP droht das Projekt zu stoppen. Ein zentraler Streitpunkt ist das umstrittene Modell der „Apotheke light“, das vorsieht, dass Pharmazieingenieure und pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) in Apotheken unter bestimmten Bedingungen Aufgaben übernehmen dürfen, die bisher approbierten Apothekern vorbehalten sind.
Laut der gesundheitspolitischen Sprecherin der FDP, Kristine Lütke, wird es in der aktuellen Form keine Zustimmung ihrer Partei für die Reform geben. Die Bedenken der FDP richten sich dabei vor allem gegen das Modell der „Apotheke light“, das ihrer Ansicht nach die Qualität und Sicherheit der Arzneimittelversorgung gefährden könnte. Diese Bedenken haben bereits das Bundesjustizministerium sowie das Bundesforschungsministerium unter der Führung von FDP-Politikern vorgebracht. Auch Finanzminister Christian Lindner hat sich klar gegen dieses Konzept ausgesprochen.
Lütke betonte, dass die Reform in der derzeitigen Fassung nicht im Kabinett verabschiedet werden könne, solange das Modell der „Apotheke light“ Teil des Pakets sei. Ihrer Meinung nach müsse Gesundheitsminister Lauterbach Kompromisse eingehen, um eine mehrheitsfähige Lösung zu finden. Doch Lauterbach hält bislang an seiner umstrittenen Idee fest. In der Vergangenheit hat er das Modell wiederholt öffentlich verteidigt und als eine notwendige Anpassung an die sich verändernde Apothekenlandschaft beschrieben.
Im Bundesgesundheitsministerium wird das Modell ebenfalls unterstützt. Thomas Müller, Abteilungsleiter im BMG, unterstrich, dass eine reine Anpassung der Vergütungssysteme ohne eine umfassende Strukturreform nicht ausreiche. Der Pharmazieingenieur sei ein zukunftsweisendes Modell, das die Lücke zwischen Apotheker und Assistent schließe. Laut Müller stehe das BMG hinter der Reform und sei der Ansicht, dass sie den Apothekenbetrieb zukunftsfähiger machen könnte.
Obwohl die FDP deutliche Widerstände zeigt, bleibt unklar, ob Lauterbach bereit ist, auf die Forderungen seiner Koalitionspartner einzugehen. Die Verhandlungen innerhalb der Ampelkoalition werden darüber entscheiden, ob die Apothekenreform in abgeänderter Form verabschiedet wird oder ob das umstrittene Modell der „Apotheke light“ das Aus für die gesamte Reform bedeuten könnte.
Die Blockade der Apothekenreform durch die FDP ist ein deutliches Signal, dass grundlegende Veränderungen im Apothekenwesen nicht ohne intensive Diskussionen und Abwägungen umgesetzt werden können. Das Modell der „Apotheke light“, das von Gesundheitsminister Karl Lauterbach als innovativer Schritt in die Zukunft präsentiert wird, hat fraglos seine Schwächen. Die Bedenken der FDP, insbesondere bezüglich der Sicherheit und Qualität der Versorgung, sind nicht von der Hand zu weisen.
Pharmazie ist ein hochreguliertes Feld, in dem die Expertise von approbierten Apothekern eine zentrale Rolle spielt. Der Vorschlag, diese Verantwortung in Teilen auf weniger qualifizierte Kräfte zu übertragen, mag aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein, birgt jedoch erhebliche Risiken. Die pharmazeutische Betreuung der Bevölkerung darf nicht durch kurzfristige Lösungen beeinträchtigt werden, die möglicherweise auf Kosten der Sicherheit gehen.
Doch auch die Apotheker müssen sich der Realität stellen, dass der Beruf sich weiterentwickeln muss. Strukturelle Reformen sind notwendig, um den steigenden Anforderungen des Gesundheitswesens gerecht zu werden. Die Position der FDP, das Modell der „Apotheke light“ strikt abzulehnen, bringt die Debatte nicht weiter. Statt pauschaler Ablehnung sollte der Fokus auf konstruktiven Vorschlägen liegen, wie das Apothekensystem modernisiert und gleichzeitig die Qualität der Versorgung gewährleistet werden kann.
Der Schlüssel liegt in einem Kompromiss. Gesundheitsminister Lauterbach muss anerkennen, dass es ohne die Zustimmung der FDP keine Reform geben wird. Gleichzeitig sollte die FDP ihre Blockadehaltung überdenken und offen für alternative Lösungen sein. Nur durch Dialog und gegenseitige Zugeständnisse kann eine Apothekenreform gelingen, die sowohl die Versorgungssicherheit gewährleistet als auch den Herausforderungen der Zukunft gerecht wird.
Medizinethiker warnt vor Apothekensterben als Sozialabbau
Der Medizinethiker Professor Giovanni Maio hat eindringlich vor den gesellschaftlichen Folgen des anhaltenden Apothekensterbens in Deutschland gewarnt. Laut Maio handelt es sich dabei um eine Form des Sozialabbaus, die besonders für Patientinnen und Patienten in ländlichen Regionen gravierende Folgen habe. In einer Zeit, in der der Mangel an Hausärzten immer deutlicher zu spüren sei, übernähmen Apotheken zunehmend eine zentrale Rolle in der medizinischen Grundversorgung. Sie seien oft die erste und in vielen Fällen auch die einzige Anlaufstelle für Menschen, die schnelle Beratung und Unterstützung benötigten.
Maio betonte, dass Apotheken nicht nur Verkaufsstellen für Medikamente seien, sondern eine essenzielle soziale Infrastruktur darstellten. Sie böten niedrigschwellige Gesundheitsdienstleistungen an, die allen Bevölkerungsgruppen zugänglich seien. Insbesondere in Zeiten, in denen es an ärztlicher Versorgung mangele, seien Apotheken ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems. Das anhaltende Sterben von Apotheken sei daher ein ernstzunehmender Indikator für eine Verschlechterung der allgemeinen Gesundheitsversorgung.
Die Politik, so Maio weiter, trage eine Mitverantwortung für diese Entwicklung. Durch gezielte Sparmaßnahmen im Apothekensektor werde die wirtschaftliche Existenz vieler Apotheken gefährdet, was zu einer Ertragskrise führe. Dabei unterschätze die Politik die Bedeutung der Apotheken für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und versuche, das Problem kleinzureden. Diese Strategie des „bewussten Unterlassens“ führe dazu, dass die dringend notwendigen Maßnahmen zur Stärkung der Apotheken nicht ergriffen würden.
Maio warnte davor, den Apothekerberuf auf den bloßen Verkauf von Medikamenten zu reduzieren. Apotheken hätten nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine heilberufliche Funktion. Sie spielten eine zentrale Rolle in der Förderung von Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitskompetenz und seien ein Ort des Vertrauens. Apothekerinnen und Apotheker seien nicht primär Verkäufer, sondern Fachkräfte, die den Menschen bei gesundheitlichen Fragen zur Seite stünden und Verantwortung für die korrekte Anwendung von Medikamenten übernähmen.
Abschließend forderte Maio eine bessere Honorierung der Beratungsleistungen der Apotheken und ein stärkeres Bewusstsein in der Öffentlichkeit für deren wertvollen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Das Apothekensterben müsse gestoppt werden, da es ansonsten zu einem signifikanten Rückbau der sozialen Errungenschaften im Gesundheitssystem komme.
Die Warnungen von Professor Giovanni Maio sollten als dringlicher Weckruf verstanden werden. Apotheken sind nicht einfach nur Geschäfte, in denen Medikamente verkauft werden – sie sind eine tragende Säule unseres Gesundheitssystems. Ihr Verschwinden wäre mehr als nur ein Verlust für den Apothekensektor; es wäre ein Rückschritt in der sozialen Infrastruktur unseres Landes.
In einer Zeit, in der Hausärzte vielerorts überlastet sind oder gänzlich fehlen, übernehmen Apotheken eine essenzielle Rolle. Sie bieten nicht nur Medikamente an, sondern vor allem Beratung und Unterstützung für Patientinnen und Patienten, die oftmals keine anderen Anlaufstellen haben. Dies wird allzu leicht übersehen. Das Apothekensterben ist nicht nur eine ökonomische Krise, es ist eine Krise der Gesundheitsversorgung. Wer an Apotheken spart, spart an der Gesundheit der Menschen.
Die Politik darf dieses Problem nicht länger ignorieren. Die bisherige Strategie der Sparmaßnahmen im Apothekenbereich ist kurzsichtig und gefährlich. Apotheken müssen nicht nur überleben, sie müssen gestärkt werden, um ihre wichtige Aufgabe weiterhin erfüllen zu können. Eine angemessene Honorierung ihrer Leistungen ist überfällig.
Das Apothekensterben ist ein stiller Sozialabbau, der uns alle betrifft. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft und die Politik dieses Problem ernst nehmen und handeln, bevor es zu spät ist. Denn wenn Apotheken verschwinden, leidet nicht nur der Apothekensektor – es leidet die gesamte Gesellschaft.
Apothekenbranche vor düsterem zweiten Halbjahr: Steigende Kosten und sinkende Erträge
Trotz eines prognostizierten Umsatzwachstums von rund 5 Prozent in diesem Jahr blickt Dr. Sebastian Schwintek, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, mit großer Sorge auf die wirtschaftliche Situation der Apotheken in Deutschland. Zwar treiben hochpreisige Medikamente den Umsatz in die Höhe, doch die Roherträge sind deutlich rückläufig, und die Kosten steigen kontinuierlich an. Dies droht die wirtschaftliche Stabilität zahlreicher Apotheken in der zweiten Jahreshälfte 2024 massiv zu belasten.
Schwintek identifiziert insbesondere Medikamente mit einem Preis von über 500 Euro als Hauptumsatztreiber, auf die etwa 1,4 Millionen Euro entfallen. Doch der Rohertrag bei diesen Arzneimitteln liegt lediglich bei mageren 3,9 Prozent. Dagegen erzielen verschreibungspflichtige Medikamente unter 500 Euro einen Rohertrag von 21,6 Prozent, was jedoch bei Weitem nicht ausreicht, um den Kostendruck zu kompensieren. Der Experte spricht in diesem Zusammenhang von „Magerquark für die Apotheken“.
Ein erheblicher Teil der Umsatzsteigerung basiert zudem auf einer sogenannten „Kannibalisierung“. Immer mehr Apotheken schließen, sodass Kunden gezwungen sind, auf andere Apotheken auszuweichen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres mussten bereits 283 Apotheken ihre Türen schließen, und bis Ende 2024 rechnet Schwintek mit rund 600 Schließungen. Sollte sich diese Prognose bewahrheiten, wird die Gesamtzahl der Apotheken in Deutschland erstmals unter 17.000 sinken.
Besonders kritisch sind die Auswirkungen des sogenannten Skontourteils. Apotheken, die bereits zuvor schlechte Konditionen hatten, sind von den Verlusten kaum betroffen. Andere Betriebe müssen jedoch mit erheblichen Einbußen rechnen. Das eigentliche Problem sieht Schwintek jedoch nicht im Umsatz, sondern im sinkenden Rohertrag, der durch steigende Betriebs- und Personalkosten zusätzlich unter Druck gerät. Die Tariferhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen verschärfen die Situation weiter. Eine durchschnittliche Apotheke wird laut Schwintek allein durch diese Maßnahmen in der zweiten Jahreshälfte 2024 mit zusätzlichen Kosten von rund 20.700 Euro belastet. Dies führt dazu, dass das Betriebsergebnis, das im ersten Halbjahr noch bei 81.000 Euro lag, bis Jahresende auf etwa 147.000 Euro sinken wird – ein neuer Tiefpunkt nach mehreren Jahren kontinuierlichen Rückgangs.
Auch die geplante Apothekenreform wird die Probleme nicht lösen, so Schwintek. Es fehle an neuen Finanzmitteln im System, und die Annahme, dass die Apothekenbranche ausreichend Mittel habe, sei nur für das obere Drittel der Apotheken zutreffend. Zudem widerlegt Schwintek die weit verbreitete Meinung, dass Apotheken in Großstädten besser dastehen als auf dem Land. Zwei Drittel der Apotheken in großen Städten erzielen schlechtere Betriebsergebnisse als ihre ländlichen Pendants. Der Druck in den Großstädten ist dennoch besonders hoch, da dort deutlich mehr Kunden versorgt werden müssen.
Die Apothekenbranche stehe, so Schwintek, trotz hoher Nachfrage vor einer existenziellen Krise, die durch fehlende Investitionen und Finanzierungsprobleme verursacht wird. Das Hauptproblem: Der Umsatz wächst, doch die Erträge sinken weiter.
Die alarmierenden Prognosen von Dr. Sebastian Schwintek werfen ein düsteres Licht auf die Zukunft der Apotheken in Deutschland. Obwohl die Nachfrage nach pharmazeutischen Dienstleistungen weiterhin hoch ist und der Umsatz zunimmt, bleibt dies eine trügerische Hoffnung für viele Apothekenbetreiber. Das Hauptproblem liegt in den stark sinkenden Erträgen und den stetig steigenden Kosten. In einem System, das ohnehin schon von starren Margen geprägt ist, wird die ohnehin angespannte finanzielle Lage vieler Apotheken durch Tarifsteigerungen und Arbeitszeitverkürzungen weiter verschärft.
Der prognostizierte Anstieg der Apothekenschließungen ist ein beunruhigendes Signal. Dass sich immer mehr Apotheken aus dem Markt zurückziehen, sollte nicht nur die Branche selbst, sondern auch die Politik alarmieren. Mit der geplanten Apothekenreform hat die Bundesregierung jedoch bislang keine effektive Lösung angeboten. Die Annahme, dass die Apothekenbranche genug Geld habe, ist schlichtweg falsch – zumindest, wenn man nicht nur das obere Drittel betrachtet. Die wirtschaftlichen Realitäten in den Apotheken, besonders in städtischen Gebieten, sind deutlich härter als vermutet.
Besonders irritierend ist die verbreitete Vorstellung, dass es den Apotheken in Großstädten gut geht und nur die ländlichen Apotheken Probleme hätten. Die Zahlen zeigen jedoch ein anderes Bild: Die Apotheken in den Großstädten arbeiten oft unter noch größerem Druck, da sie mehr Patienten versorgen müssen, bei gleichzeitig sinkenden Erträgen. Das Ungleichgewicht zwischen Umsatz und Ertrag führt zu einer tiefen strukturellen Krise, die sich nicht allein durch eine Umverteilung der vorhandenen Mittel lösen lässt.
Die Apothekenbranche muss reformiert werden, doch dazu gehört mehr als nur kosmetische Veränderungen. Es braucht ein klares Verständnis der finanziellen Herausforderungen und gezielte Maßnahmen, um die Erträge zu stabilisieren. Wenn dies nicht geschieht, droht eine anhaltende Welle von Apothekenschließungen, was letztlich die Gesundheitsversorgung in Deutschland massiv beeinträchtigen wird.
Bewaffneter Überfall auf Apotheke: Täter auf der Flucht
Am Freitagnachmittag ist im Hamburger Stadtteil Lohbrügge eine Apotheke Ziel eines bewaffneten Raubüberfalls geworden. Gegen 16:55 Uhr betrat ein maskierter Mann den Verkaufsraum der El-Apotheke Bergedorf und forderte unter Vorhalt eines Messers die Herausgabe von Bargeld. Laut Polizeibericht trug der Täter ein schwarzes Tuch als Maskierung und bedrohte die 33-jährige Angestellte der Apotheke. Die Mitarbeiterin wurde gezwungen, das Bargeld aus der Kasse auszuhändigen.
Der Täter konnte nach dem Überfall mit einer bislang unbekannten Summe Bargeld flüchten. Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen der Polizei, zu denen mehrere Streifenwagen, ein Hubschrauber sowie Polizeihunde eingesetzt wurden, verliefen bisher erfolglos. Der Täter entkam trotz des massiven Polizeiaufgebots. Über das genaue Fluchtfahrzeug oder die Fluchtroute liegen derzeit keine Informationen vor.
Wie viel Geld der Räuber erbeutet hat, ist noch unklar. Die Polizei setzt weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung, um den Flüchtigen zu fassen. Zeugen werden gebeten, sich umgehend bei den Behörden zu melden.
Die betroffene Apotheke wollte sich bislang nicht zu dem Vorfall äußern und verwies auf das laufende Ermittlungsverfahren. Für die Mitarbeiterin und die anwesenden Kunden dürfte der Schock tief sitzen. Glücklicherweise wurde bei dem Überfall niemand körperlich verletzt, doch der Vorfall verdeutlicht die Gefahren, denen Beschäftigte im Einzelhandel, insbesondere in kleineren Geschäften, zunehmend ausgesetzt sind.
Die Ermittlungen dauern an, und die Polizei setzt alles daran, den Täter zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen.
Der bewaffnete Raubüberfall auf eine Apotheke in Hamburg-Lohbrügge wirft erneut ein Schlaglicht auf die zunehmenden Sicherheitsrisiken im Einzelhandel. Apotheken, Drogerien und andere kleinere Geschäfte sind zunehmend das Ziel von Kriminellen, die es vor allem auf Bargeld abgesehen haben. Solche Vorfälle belasten die betroffenen Mitarbeiter nicht nur emotional, sondern gefährden auch ihre physische Sicherheit.
Die Tatsache, dass der Täter mit einem Messer bewaffnet war und die Angestellte unter Todesangst Geld herausgeben musste, zeigt die brutale Entschlossenheit, mit der solche Überfälle verübt werden. Glücklicherweise wurde in diesem Fall niemand verletzt, doch die psychischen Folgen für die Mitarbeiterin könnten weitreichend sein.
Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie solche Verbrechen in Zukunft verhindert werden können. Es braucht nicht nur erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, sondern auch eine verstärkte Polizeipräsenz und bessere Prävention. Apotheken und andere Geschäfte sollten über Sicherheitsstrategien wie Alarmsysteme und Videoüberwachung verfügen, um nicht nur potenzielle Täter abzuschrecken, sondern auch die Aufklärung solcher Taten zu erleichtern.
Letztlich müssen auch die Menschen sensibilisiert werden, ihre Umgebung aufmerksam zu beobachten. Zeugenhinweise sind oft entscheidend für die schnelle Ergreifung von Tätern. Nur durch ein Zusammenwirken von Geschäften, Behörden und der Gesellschaft können wir die Sicherheit im Einzelhandel erhöhen und die Täter solcher Gewalttaten zur Rechenschaft ziehen.
Die Verantwortung für diese Sicherheit darf jedoch nicht allein auf die Betreiber kleinerer Geschäfte abgewälzt werden. Es ist an der Zeit, dass auch der Staat in Maßnahmen investiert, die die Prävention und Ahndung solcher Verbrechen stärken.
Apothekenreform: Ohne Struktur keine Honorarerhöhung
In einer aktuellen Diskussion um die Zukunft der Apotheken in Deutschland stellte Gesundheitsstaatssekretär Müller klar, dass eine Honorarreform ohne begleitende Strukturreform nicht umgesetzt werde. Die anhaltenden Verhandlungen in den FDP-geführten Ministerien seien zwar noch nicht abgeschlossen, doch Müller zeigte sich optimistisch, dass Fortschritte erzielt würden. Er stellte jedoch unmissverständlich klar, dass die Bundesregierung eine umfassende Neuausrichtung des Apothekensystems anstrebe, bevor es zu Anpassungen der Vergütung komme.
Besonderes Augenmerk legte Müller auf das Konzept der pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA). Dieses sei zielführend, und durch eine Anpassung der PTA-Ausbildung könnten PTA in Zukunft mehr Rechte erhalten. In diesem Zusammenhang verwies Müller auf den Beruf des Pharmazieingenieurs, der als Modell für eine erfolgreiche Erweiterung der Kompetenzen von PTA dienen könne. Gleichzeitig kritisierte er die Auffassung des Medizinethikers Professor Giovanni Maio, der die Rolle der Apotheker als Heilberuf betont hatte. Müller entgegnete, diese Vorstellung sei veraltet und passe nicht in die heutige politische Realität.
Auch das Thema pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) stand im Zentrum der Diskussion. Müller bezeichnete sie als „Flop“ und wies darauf hin, dass 340 Millionen Euro, die dafür bereitgestellt wurden, ungenutzt geblieben seien. Der Fokus müsse stattdessen darauf liegen, dass Apothekeninhaber die Veränderungen im Handel anerkennen und sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Eine pauschale Erhöhung des Honorars für alle Apotheken sei nicht vorgesehen, vielmehr müsse über eine gezielte Bedarfsplanung nachgedacht werden.
Deutliche Kritik richtete Müller auch an die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda). Diese habe jegliche Vorschläge zur Reform abgelehnt, ohne selbst konstruktive Gegenvorschläge zu unterbreiten. Müller forderte daher die Apothekenverbände auf, Vorschläge zur Anpassung der Apothekenstrukturen zu machen, damit anschließend eine Honorarreform auf den Weg gebracht werden könne.
In der Diskussionsrunde erntete Müller jedoch auch Gegenwind. Tino Sorge von der CDU kritisierte, dass die Reformen zu lange auf sich warten ließen. Das Problem liege nicht an fehlenden Erkenntnissen, sondern an der mangelnden Umsetzung. Zudem sei eine Anpassung der Vergütung an die Inflation längst überfällig. Kristine Lütke von der FDP wies hingegen darauf hin, dass die CDU in der Vergangenheit selbst die Möglichkeit gehabt hätte, Reformen anzustoßen. Sie machte deutlich, dass es mit der FDP keine Vertretung der approbierten Apotheker durch PTA geben werde.
Apothekerin Magdalene Linz verwies schließlich auf den gesetzlichen Auftrag der Apotheken und forderte eine Erhöhung des Fixums auf mindestens 10 Euro. Sie betonte, dass Reformen zwar notwendig seien, diese jedoch sowohl strukturelle Verbesserungen als auch eine angemessene Vergütung umfassen müssten.
Die Diskussion um die Zukunft der Apotheken verdeutlicht einmal mehr die Spannungen zwischen politischen Entscheidungsträgern und den Interessenvertretern der Apothekenbranche. Gesundheitsstaatssekretär Müller macht unmissverständlich klar, dass eine Honorarreform ohne umfassende strukturelle Anpassungen nicht erfolgen wird. Diese Haltung mag aus Sicht der Regierung nachvollziehbar sein, birgt jedoch das Risiko, die ohnehin angespannte Lage der Apotheken weiter zu verschärfen.
Die Kritik an pharmazeutischen Dienstleistungen als „Flop“ und die Ablehnung einer pauschalen Erhöhung des Honorars zeigen, dass Müller einen marktorientierten Ansatz verfolgt. Er fordert Anpassungen an den sich wandelnden Handelsstrukturen und verweist auf die Notwendigkeit von Veränderungen. Doch was dabei auf der Strecke bleibt, ist das Vertrauen der Apotheker, die sich zunehmend vom Staat im Stich gelassen fühlen.
Besonders problematisch ist die scharfe Kritik an der Abda. Sicherlich ist eine starre Ablehnung von Reformen nicht zielführend, doch die Forderung nach einem Überdenken der Strukturen darf nicht zulasten derjenigen gehen, die tagtäglich die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Apotheker und ihre Standorte sind ein unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems, und eine Reduzierung ihrer Zahl wäre ein Rückschritt.
Die Rolle der PTA und Pharmazieingenieure in der Zukunft der Apotheken bleibt ebenfalls ein Streitpunkt. Zwar ist es richtig, über erweiterte Kompetenzen für PTA nachzudenken, doch darf dies nicht dazu führen, dass approbierte Apotheker in ihrer Bedeutung geschwächt werden. Ein ausgewogenes System, das sowohl die Kompetenzen der PTA erweitert als auch die wichtige Rolle der Apotheker wahrt, wäre der richtige Ansatz.
Letztlich muss es gelingen, eine Reform zu erarbeiten, die sowohl den strukturellen Veränderungen im Gesundheitswesen gerecht wird als auch den Apotheken eine zukunftsfähige Perspektive bietet. Nur so kann das Apothekensystem in Deutschland langfristig stabilisiert werden.
Engelhard Arzneimittel erzielt erneut Umsatzrekord und wächst international
Engelhard Arzneimittel hat das zweite Jahr in Folge einen Umsatzrekord erzielt und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie endgültig überwunden. Das Familienunternehmen, das in der fünften Generation von Richard und Oliver Engelhard geführt wird, konnte im Geschäftsjahr 2023/2024 Erlöse von 176 Millionen Euro verzeichnen. Damit liegt der Umsatz 38 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Dies markiert einen wichtigen Meilenstein, nachdem die Umsätze in den Jahren 2019/2020 bis 2020/2021 pandemiebedingt um 36 Prozent eingebrochen waren.
„Wir sind stolz darauf, dieses Geschäftsjahr mit einem so herausragenden Ergebnis abzuschließen“, sagte CEO Richard Engelhard. Die Unternehmenserholung sei eine beachtliche Gemeinschaftsleistung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Fokus des Unternehmens auf Erkältungspräparate wie Prospan und Isla hatte während der Pandemie zu erheblichen Einbußen geführt. Nun kann die Krise als überwunden betrachtet werden.
Trotz des Erfolgs sind globale Herausforderungen wie die Probleme in den Lieferketten weiterhin spürbar. Die beiden Geschäftsführer, Richard und Oliver Engelhard, betonten jedoch, dass das Unternehmen mit seinen etablierten Marken gut für die Zukunft gerüstet sei.
Auch personell wächst Engelhard weiter. Während im Jahr 2000 noch 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt waren, ist diese Zahl bis 2024 auf über 550 gestiegen. Derzeit sind rund 40 Stellen unbesetzt, was den aktuellen Fachkräftemangel widerspiegelt.
Engelhard investiert zudem weiter in seinen Standort. Nach dem Neubau der Verwaltung und einer Produktionslinie sind neue Investitionen in Maschinen und einen hochmodernen Laborkomplex geplant. „Wir wollen weiterhin wachsen“, erklärte Oliver Engelhard. Neben den Kernmärkten Deutschland und Österreich setzt das Unternehmen auf eine Expansion in Nordamerika und Asien, wo noch großes Absatzpotenzial gesehen wird.
Die Rückführung der Logistik an den Hauptsitz ist ein weiteres zentrales Vorhaben. Derzeit nutzt Engelhard ein Lager in Butzbach, etwa 50 Kilometer entfernt. Ziel ist es, die Lagerlogistik wieder am Hauptstandort zu bündeln, um den Qualitätsanspruch „Made in Germany, Made in Hessen“ weiter zu stärken.
Engelhard Arzneimittel sieht sich gut aufgestellt, um seine Marktposition national und international weiter auszubauen und auch in den kommenden Jahren Erfolge zu verzeichnen.
Mit dem erneuten Umsatzrekord hat Engelhard Arzneimittel eindrucksvoll gezeigt, wie ein Traditionsunternehmen Krisen überwinden kann. Der Einbruch während der Corona-Pandemie hätte für ein Unternehmen, dessen Erfolg maßgeblich von Erkältungspräparaten abhängt, eine längerfristige Bedrohung darstellen können. Doch Engelhard hat bewiesen, dass es sich nicht nur erholen, sondern auch gestärkt aus dieser Krise hervorgehen kann.
Dieser Erfolg ist das Resultat einer klaren Strategie und der konsequenten Ausrichtung auf zukünftiges Wachstum. Investitionen in den Standort und die ständige Modernisierung der Produktionsinfrastruktur zeigen, dass Engelhard nicht nur auf Stabilität setzt, sondern auf langfristige Entwicklung. Insbesondere die Expansion in Märkte wie Nordamerika und Asien ist ein mutiger Schritt, der dem Unternehmen neue Umsatzpotenziale erschließen dürfte.
Die Entscheidung, die Logistik zurück an den Hauptstandort zu holen, ist ein weitsichtiger Plan. In Zeiten globaler Unsicherheiten und gestörter Lieferketten ist es von entscheidender Bedeutung, die eigenen Prozesse so effizient wie möglich zu gestalten. Der Ansatz „Made in Germany, Made in Hessen“ wird so nicht nur zum Qualitätsversprechen, sondern auch zu einem Garant für Unabhängigkeit und Stabilität.
Allerdings bleibt der Fachkräftemangel eine Herausforderung, die auch Engelhard nicht ignorieren kann. Die offene Stellenanzahl zeigt, dass selbst erfolgreiche Unternehmen Schwierigkeiten haben, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Hier wird es für Engelhard entscheidend sein, langfristig Lösungen zu entwickeln, um seine Wachstumspläne umzusetzen.
Insgesamt hat Engelhard Arzneimittel eindrucksvoll demonstriert, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können. Das Unternehmen ist gut positioniert, um auch in den kommenden Jahren von einem stabilen Fundament aus weiterzuwachsen. Ein starkes Comeback, das ein Vorbild für andere mittelständische Unternehmen sein kann.
Insolvenz als Neuanfang: Wie Apotheken die Krise meistern können
Viele Apotheken in Deutschland stehen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen, die nicht selten zur Eröffnung von Insolvenzverfahren führen. Markus Küthe, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, betont jedoch, dass eine Insolvenz nicht das Ende eines Apothekenbetriebs bedeuten muss. Vielmehr könne sie eine Möglichkeit sein, den Betrieb zu stabilisieren und zukunftsfähig zu gestalten. „Eine Krise ist nicht immer eine Bedrohung. Sie kann auch die Chance bieten, Probleme zu überwinden und das Geschäft langfristig erfolgreich weiterzuführen“, erklärt Küthe. Er betont, dass er bislang jede von ihm betreute Apotheke durch das Insolvenzverfahren erfolgreich geleitet hat und damit die Voraussetzungen für einen Neustart geschaffen wurden.
Die wirtschaftliche Situation des Jahres 2023 ist jedoch alarmierend. Küthe berichtet von 110.000 eröffneten Insolvenzverfahren in Deutschland, darunter 18.100 Unternehmensinsolvenzen, zu denen auch die Apotheken zählen. Diese Zahlen verdeutlichen den wachsenden Druck, unter dem viele Betriebe stehen. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen. „95 Prozent aller Insolvenzverfahren entfallen auf Betriebe mit bis zu 50 Angestellten“, erläutert der Anwalt. Diese Unternehmensgröße umfasst auch den Großteil der Apotheken in Deutschland. Die Konsequenzen dieser Entwicklungen sind schwerwiegend: Arbeitsplatzverluste und wirtschaftliche Schäden in erheblichem Ausmaß sind die Folge.
Dennoch sieht Küthe Möglichkeiten, Apotheken in die Zukunft zu führen. Entscheidend sei es, rechtzeitig zu handeln und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Durch frühzeitige Maßnahmen könnten Zahlungsunfähigkeiten vermieden und Restrukturierungsprozesse eingeleitet werden, die es ermöglichen, den Betrieb fortzuführen. „Ich bin kein Totengräber“, erklärt Küthe und verweist darauf, dass er den Apothekern helfen möchte, auch in schwierigen Zeiten neue Perspektiven zu finden.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind zwar gewaltig, doch durch gezielte Unterstützung und frühzeitiges Eingreifen können Apotheker auch in schwierigen Zeiten Wege finden, ihren Betrieb zu sichern.
Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist derzeit kritisch. Die wachsende Zahl von Insolvenzverfahren verdeutlicht den Druck, dem kleine und mittelständische Betriebe ausgesetzt sind. Besonders Apotheken kämpfen mit einem komplexen Mix aus steigenden Betriebskosten, veränderten Marktbedingungen und zunehmenden regulatorischen Anforderungen. Doch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens sollte nicht als endgültiges Scheitern betrachtet werden.
Markus Küthe zeigt auf, dass die Insolvenz auch eine Chance für Apotheken sein kann, neue Wege einzuschlagen und den Betrieb langfristig zu sichern. Entscheidend ist dabei die Erkenntnis, dass rechtzeitiges Handeln und professionelle Beratung unerlässlich sind. Viele Apotheker scheuen den Gang in ein Insolvenzverfahren aus Angst vor dem endgültigen Aus, doch genau hier liegt der Denkfehler. Die Insolvenz bietet eine Möglichkeit zur Restrukturierung, um den Betrieb an neue wirtschaftliche Realitäten anzupassen.
Die Herausforderungen, vor denen Apotheken stehen, dürfen nicht unterschätzt werden. Es bedarf umfassender politischer und wirtschaftlicher Unterstützung, um den Fortbestand dieser essenziellen Betriebe zu sichern. Apotheken spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, und ihr Verlust wäre ein schwerwiegender Einschnitt.
In einer Zeit, in der wirtschaftliche Unsicherheit zur neuen Normalität geworden ist, muss der Mut zur Veränderung gefördert werden. Apotheker sollten Krisen nicht als Ende, sondern als Chance betrachten, um gestärkt aus schwierigen Situationen hervorzugehen.
Mehr Prävention in Apotheken: Der Schlüssel zur Sicherung des Gesundheitssystems
Das deutsche Gesundheitssystem steht vor einer finanziellen Krise – diese Einschätzung teilen sowohl Ärzte, Apotheken, die Industrie als auch Krankenkassen. Ein zentraler Punkt in der Debatte: Es bedarf einer stärkeren Fokussierung auf Prävention, Effizienz und Digitalisierung, um die medizinische Versorgung langfristig zu sichern. Dies forderte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bei einer Podiumsdiskussion auf der Mitgliederversammlung von Pharma Deutschland. „Alles, was wir im Gesundheitswesen tun, wird ausschließlich als Kostenfaktor betrachtet, ohne den Nutzen dagegen abzuwägen“, erklärte Overwiening. Die Apothekerpräsidentin verwies dabei auf die Wichtigkeit von Innovationen im Arzneimittelbereich, wie Protonenpumpenhemmer (PPI), die heute in vielen Fällen Operationen vermeiden. Trotzdem werde die Verschreibung solcher Medikamente oft als Problem dargestellt, ohne ihre positiven Effekte zu berücksichtigen.
Neben den Kosten sei ein weiteres Problem die überbordende Bürokratie, die das deutsche Gesundheitswesen lähme. Overwiening kritisierte, dass Misstrauen gegenüber den Leistungserbringern, etwa Apotheken, zu einer Überregulierung geführt habe. Diese behindere die Effizienz und sorge dafür, dass sich Leistungserbringer immer weniger auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten. Auch Apotheken könnten einen wesentlichen Beitrag zur Entlastung von Arztpraxen leisten, insbesondere bei Versorgungsengpässen, so Overwiening.
Die Digitalisierung sei ein weiterer Schlüssel zur Verbesserung des Gesundheitssystems. Oft werde diese jedoch ausschließlich mit dem Versandhandel von Arzneimitteln gleichgesetzt, was ein Missverständnis sei, betonte Overwiening. Die Apotheken stünden der Digitalisierung positiv gegenüber und unterstützten beispielsweise die Einführung des E-Rezepts sowie der elektronischen Patientenakte (ePA). Gerade Apotheken könnten hierbei als Anlaufstelle dienen, um den Patienten die Nutzung dieser neuen Technologien zu erleichtern.
Moritz Völker, Vorsitzender der Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund, warnte vor einer weiteren Verschlechterung des Finanzierungsverhältnisses im Gesundheitswesen. Die Kosten steigen schneller als die Einnahmen – eine Entwicklung, die das Solidarsystem langfristig gefährde. Völker zeigte sich enttäuscht, dass die angekündigte Krankenhausreform nicht weit genug gehe, um spürbare Einsparungen zu erzielen.
Auch für die Apotheken sieht Overwiening eine zentrale Rolle in der Prävention. „Prävention in der Apotheke ist unglaublich wichtig, damit wir nicht so viele chronisch Kranke im System haben“, erklärte sie. Gerade präventive Maßnahmen könnten dazu beitragen, die Belastung des Gesundheitssystems zu reduzieren.
Zusätzlich zur Prävention forderte Dr. Richard Ammer, Geschäftsführer von Medice, nachhaltige Finanzierungsmodelle, die in enger Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern, Politik und Krankenkassen entwickelt werden müssten. Die Einführung einer Zuckersteuer könnte hierbei eine sinnvolle Maßnahme sein. Dr. Ute Wiedemann von der DAK-Gesundheit warnte, dass die Krankenkassen ohne ausreichende Finanzierung auf eine Krise zusteuerten. Im Jahr 2025 könnten erste Zwangsfusionen bei den Krankenkassen drohen, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert werde.
Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen: Ohne umfassende Reformen und eine klare Strategie wird das deutsche Gesundheitssystem auf eine schwere finanzielle Belastungsprobe gestellt werden.
Das deutsche Gesundheitssystem, einst ein Vorbild für viele andere Länder, steht an einem Scheideweg. Die Vorzeichen der Krise sind seit langem bekannt: steigende Kosten, sinkende Einnahmen und ein System, das unter der Last der Bürokratie und Ineffizienz zu kollabieren droht. Die Appelle von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und anderen Experten sind daher mehr als nur berechtigt – sie sind dringend notwendig.
Doch wie so oft in der deutschen Politik bleibt die Frage: Wann wird gehandelt? Die Warnungen vor der drohenden Krise sind nicht neu. Was sich verändert hat, ist die Schärfe der Situation. Wenn selbst Krankenkassen vor einem drohenden Zusammenbruch des Systems warnen, sollte dies alle Alarmglocken schrillen lassen. Zwangsfusionen könnten bald Realität sein, und die Belastungen für Patienten und Leistungserbringer werden zunehmen.
Prävention wird zu Recht als einer der Schlüssel zur Lösung dieses Problems betrachtet. Gerade Apotheken, die oft den ersten Kontakt zu den Patienten haben, könnten hier eine noch stärkere Rolle spielen. Sie könnten helfen, die Anzahl chronisch Kranker zu senken, was langfristig die Kosten reduzieren würde. Doch dafür muss auch die Politik handeln und den Apotheken die nötigen Ressourcen und Freiheiten geben, um diese Rolle zu übernehmen.
Ebenso wichtig ist die Digitalisierung. Der Schritt hin zum E-Rezept und zur elektronischen Patientenakte ist ein bedeutender Fortschritt, doch die Einführung ist zögerlich. Hier müssen die Apotheken stärker unterstützt werden, um den Patienten bei der Umstellung zu helfen. Digitalisierung darf nicht als Bedrohung, sondern muss als Chance für eine effizientere und patientenorientierte Versorgung verstanden werden.
Am Ende bleibt die Frage: Reichen die bisher angedachten Maßnahmen aus, um das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren? Der Ruf nach umfassenden Reformen wird lauter. Ohne ein entschlossenes und gemeinsames Handeln von Politik, Krankenkassen und Leistungserbringern droht dem System eine noch tiefere Krise, die weitreichende Folgen für die Versorgungssicherheit haben könnte.
Prozess gegen ehemalige Mitarbeiter von CC Pharma vor Gericht
Heute vor dem Landgericht der Prozess gegen sieben ehemalige Mitarbeiter des Reimporteurs CC Pharma. Ihnen wird unter anderem Betrug in Millionenhöhe vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft Trier beschuldigt die Angeklagten, im Jahr 2009 illegale Geschäfte initiiert zu haben, die ihnen erhebliche finanzielle Vorteile verschafften. Kern des Verfahrens ist der illegale Reimport von Arzneimitteln, die ursprünglich für Märkte außerhalb der Europäischen Union bestimmt waren.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Beschuldigten Medikamente, darunter Zytostatika und HIV-Präparate, die für die Türkei und Südafrika vorgesehen waren, zurück nach Deutschland importiert haben. Diese Arzneimittel durften in der EU nicht vertrieben werden. Über ihre Tätigkeit bei CC Pharma nutzten die Angeklagten ihren Zugang zu diesen Medikamenten und reimportierten sie rechtswidrig in den europäischen Markt. Dabei soll das Unternehmen CC Pharma ebenfalls von den Geschäften profitiert haben, wie die Ermittler mitteilen.
Die Staatsanwaltschaft betonte, dass die Beschuldigten nicht nur das Unternehmen finanziell begünstigt haben sollen, sondern sich auch selbst eine „fortlaufende Einnahmequelle von erheblichem Gewicht“ gesichert hätten. Die Geschäfte sollen dem Unternehmen und den Beteiligten Einnahmen in Millionenhöhe eingebracht haben.
Der Fall wurde 2009 erstmals bekannt, als der norwegische Zoll auf verdächtige Lieferungen aufmerksam wurde. Dies führte zu umfangreichen Ermittlungen durch das Bundeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Trier. Im Jahr 2010 durchsuchten die Behörden die Geschäftsräume von CC Pharma in Densborn sowie weitere möglicherweise involvierte Firmen und private Objekte auf Zypern.
Damals konzentrierten sich die Ermittlungen auf den illegalen Handel mit Zytostatika, die für den türkischen Markt bestimmt waren, und HIV-Präparaten für den südafrikanischen Markt. Trotz der Vorwürfe wies CC Pharma alle Anschuldigungen von sich und betonte, dass das Unternehmen nicht in kriminelle Aktivitäten verwickelt sei.
Der Prozess, der bis Mai andauern soll, wird mit Spannung verfolgt, da er Einblicke in die Machenschaften des Arzneimittelreimports und die möglichen Schwachstellen im europäischen Arzneimittelhandelssystem geben könnte. Die Angeklagten müssen sich nun vor Gericht verantworten, und der Ausgang des Verfahrens bleibt abzuwarten.
Der Prozess gegen die ehemaligen Mitarbeiter von CC Pharma wirft ein Schlaglicht auf die undurchsichtigen Mechanismen des Reimport-Geschäfts und die Schwachstellen im europäischen Arzneimittelhandel. Während das Reimportgeschäft im Sinne der Kostensenkung bei Arzneimitteln durchaus legitim ist, zeigt dieser Fall, wie leicht es manipuliert werden kann, wenn die Kontrollmechanismen versagen.
Die Tatsache, dass Medikamente, die für Märkte außerhalb der Europäischen Union bestimmt waren, illegal in die EU zurückgebracht und verkauft wurden, ist alarmierend. Hier stellt sich nicht nur die Frage nach den ethischen Grundsätzen der Beteiligten, sondern auch nach der Sicherheit für die Patienten, die möglicherweise unsachgemäß eingeführte Arzneimittel erhalten haben. Derartige Vorfälle untergraben das Vertrauen in den Arzneimittelmarkt und zeigen auf, wie wichtig eine lückenlose Überwachung und strengere Vorschriften sind.
Auch die Rolle von CC Pharma selbst wirft Fragen auf. Wie tief war das Unternehmen in die illegalen Geschäfte involviert? Oder handelte es sich um kriminelle Machenschaften einiger weniger Mitarbeiter? Diese Fragen müssen im Verlauf des Prozesses geklärt werden. Für die Branche insgesamt sollte dieser Fall jedoch als Warnsignal dienen, um bestehende Kontrollsysteme zu überdenken und zu verbessern.
Die wirtschaftlichen Verlockungen im Arzneimittelreimport sind offensichtlich groß. Doch dieser Prozess zeigt, wie schnell diese Verlockungen in kriminelle Handlungen umschlagen können, wenn der rechtliche Rahmen nicht strikt eingehalten wird. Der Schutz der Gesundheit der Menschen und die Integrität des Marktes müssen über wirtschaftlichen Interessen stehen.
Apothekenreform gefährdet Versorgung von Hochpreispatienten
Die geplante Apothekenreform sorgt deutschlandweit für Aufregung und Bedenken, insbesondere bei Apothekern, die täglich Patienten mit teuren Arzneimitteln versorgen. Magdalena Linz, Inhaberin einer Apotheke in Hannover, äußert scharfe Kritik an den Plänen der Regierung. Ihrer Meinung nach würde die Reform nicht zu einer Verbesserung der Versorgung führen, sondern gravierende negative Folgen nach sich ziehen – vor allem für jene Patienten, die auf hochpreisige Medikamente angewiesen sind. "Patienten, die nichts dafür können, dass sie sogenannte Hochpreiser benötigen, werden die Leistungen, die wir bisher in der Apotheke anbieten, nicht mehr in Anspruch nehmen können", warnt Linz.
Sie verweist dabei insbesondere auf die rund 1000 HIV-Patienten, die regelmäßig in ihrer Apotheke versorgt werden. Diese Gruppe ist auf Diskretion, intensive Beratung und das persönliche Vertrauensverhältnis zu ihren Apothekern angewiesen. „Unsere HIV-Patienten legen sehr viel Wert auf das persönliche Gespräch und den Schutz ihrer Privatsphäre“, so Linz. Diese enge und diskrete Betreuung sei ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit, der jedoch durch die geplanten Änderungen gefährdet sei.
Die Reform sieht vor, die Vergütung für die Abgabe von hochpreisigen Medikamenten drastisch zu reduzieren, was laut Linz zu erheblichen Einschnitten in den Leistungen der Apotheken führen könnte. „Wir können es uns nicht leisten, weiterhin dieselbe Qualität und den selben Umfang an Betreuung zu bieten, wenn die Honorare gekürzt werden. Die Finanzierung unserer Apotheke basiert zu einem großen Teil auf den Margen, die wir bei der Abgabe von teuren Medikamenten erhalten“, erklärt sie. Die Folge könnte sein, dass Apotheken gezwungen wären, ihre Dienstleistungen zu reduzieren oder sogar aufzugeben, was insbesondere vulnerable Patientengruppen hart treffen würde.
Das Problem betrifft nicht nur HIV-Patienten. Chronisch Kranke, Krebspatienten und Menschen mit seltenen Erkrankungen, die auf teure Spezialpräparate angewiesen sind, wären gleichermaßen betroffen. Laut Linz könnte die Reform dazu führen, dass diese Patienten nicht mehr die umfassende Beratung und Unterstützung erhalten, die sie dringend benötigen. „Es geht nicht nur um das Abgeben von Medikamenten – es geht um die kontinuierliche Betreuung, um die Aufklärung über Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und die Unterstützung in schwierigen Situationen. All das könnte verloren gehen“, betont sie.
Viele Apothekerkollegen teilen die Sorgen von Linz. Bundesweit formiert sich Widerstand gegen die Reform, die nach Ansicht vieler Experten eine Gefahr für die flächendeckende Versorgung darstellt. „Wenn Apotheken weniger für hochpreisige Medikamente vergütet werden, besteht das Risiko, dass sich viele kleine und mittlere Apotheken ihre Arbeit nicht mehr leisten können. Die Konsequenz könnte eine Schließungswelle sein, die vor allem in ländlichen Gebieten fatale Auswirkungen hätte“, befürchtet Linz.
Auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) warnt vor den Folgen der Reform und fordert Nachbesserungen. Es sei wichtig, eine Balance zu finden zwischen Kosteneinsparungen und der Sicherstellung der Versorgungsqualität, so der Verband in einer Stellungnahme. „Apotheken sind ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens. Sie dürfen nicht durch unüberlegte Maßnahmen in ihrer Existenz gefährdet werden“, heißt es weiter.
Magdalena Linz fordert daher, die Apothekenreform zu überdenken und Lösungen zu finden, die sowohl den finanziellen Druck auf die Apotheken lindern als auch den Erhalt der individuellen Patientenbetreuung sichern. „Unsere Arbeit geht weit über das Abgeben von Medikamenten hinaus. Wir sind für viele Patienten eine wichtige Anlaufstelle und ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Gesundheitsmanagements. Das muss auch in Zukunft so bleiben“, appelliert sie.
Die geplante Apothekenreform stellt nicht nur für die betroffenen Apotheken eine große Herausforderung dar, sondern vor allem für die Patienten, die auf eine qualitativ hochwertige Versorgung angewiesen sind. Die Kritik von Magdalena Linz ist mehr als nachvollziehbar und trifft den Kern des Problems. Hochpreisige Medikamente sind nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern haben eine direkte Auswirkung auf die Lebensqualität der Patienten. Für viele Betroffene, insbesondere für chronisch Kranke und Menschen mit schweren Erkrankungen wie HIV, sind Apotheken mehr als bloße Medikamentenausgabestellen. Sie bieten Beratung, Diskretion und vor allem Sicherheit.
Wenn die Vergütung für hochpreisige Medikamente gekürzt wird, wie es die Reform vorsieht, führt das zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Patientenbetreuung. Es ist naiv zu glauben, dass Apotheken weiterhin dieselbe Qualität an Service bieten können, wenn ihre finanzielle Grundlage entzogen wird. Besonders in einem sensiblen Bereich wie der Versorgung von HIV-Patienten, bei denen das persönliche Gespräch und das Vertrauensverhältnis zum Apotheker eine zentrale Rolle spielen, könnte dies verheerende Folgen haben.
Die Politik scheint hier den Blick für die Realität verloren zu haben. Kostensenkungen im Gesundheitswesen sind zweifellos notwendig, aber sie dürfen nicht zulasten der Patienten gehen, die ohnehin schon durch ihre Erkrankung belastet sind. Eine Reduktion der Honorare wird unweigerlich dazu führen, dass Apotheken gezwungen sind, ihre Dienstleistungen einzuschränken. Dies würde besonders Patienten treffen, die auf individuelle Beratung angewiesen sind – sei es aufgrund der Komplexität ihrer Therapie oder der Notwendigkeit diskreter Betreuung.
Es ist entscheidend, dass die Apotheken als integraler Bestandteil des Gesundheitswesens anerkannt und entsprechend unterstützt werden. Die Reform in ihrer jetzigen Form verkennt den Mehrwert, den Apotheken täglich für ihre Patienten leisten. Eine flächendeckende Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten, kann nur dann gewährleistet werden, wenn Apotheken auch finanziell in der Lage sind, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Es braucht eine Reform, die sowohl die wirtschaftliche Realität der Apotheken als auch die Bedürfnisse der Patienten berücksichtigt. Eine differenzierte Lösung ist erforderlich – eine, die den finanziellen Druck auf die Apotheken mindert, ohne die Qualität der Patientenversorgung zu gefährden. Hochpreisige Medikamente dürfen nicht zur Belastung der Patienten werden, und Apotheken dürfen nicht durch unüberlegte Maßnahmen in ihrer Existenz gefährdet werden. Es liegt nun an der Politik, hier verantwortungsvoll zu handeln und eine tragfähige Lösung zu finden, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht wird.
EMA zur Maßnahmen zur Risikominimierung bei Metamizol
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat neue Maßnahmen empfohlen, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen bei der Anwendung des Schmerzmittels Metamizol zu verringern. Insbesondere soll das Bewusstsein für die seltene, aber potenziell tödliche Nebenwirkung der Agranulozytose geschärft werden, teilte das Sicherheitskomitee der EMA, PRAC, nach einer umfassenden Überprüfung der Sicherheitsdaten mit.
Metamizol wird in vielen EU-Ländern zur Behandlung von mittelschweren bis schweren Schmerzen sowie Fieber eingesetzt. Es kommt unter anderem bei postoperativen Schmerzen, Verletzungen und Krebserkrankungen zum Einsatz. Trotz seiner Wirksamkeit birgt das Medikament jedoch das Risiko einer plötzlichen und drastischen Abnahme der Granulozyten, einer Art weißer Blutkörperchen. Diese sogenannte Agranulozytose kann schwere Infektionen verursachen und im schlimmsten Fall tödlich verlaufen. Besonders alarmierend: Die Nebenwirkung kann auch nach dem Absetzen des Medikaments auftreten und hängt nicht mit der Dosis zusammen.
Finnland hat bereits strikt reagiert und Metamizol-haltige Präparate vollständig vom Markt genommen. In anderen EU-Staaten sind die Maßnahmen zur Risikominimierung hingegen unterschiedlich ausgeprägt. Das PRAC forderte nun eine europaweite Harmonisierung der Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehört die Aktualisierung der Produktinformationen mit detaillierten Warnhinweisen, um sowohl medizinisches Personal als auch Patienten besser über das Risiko aufzuklären.
Das Komitee empfiehlt zudem, dass Ärzte und Apotheker Patienten umfassend über die Anzeichen einer Agranulozytose informieren müssen. Zu den Warnsymptomen gehören Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen sowie Schmerzen im Mund- und Rachenraum oder in den Genital- und Analregionen. Patienten sollten während und nach der Behandlung mit Metamizol wachsam bleiben, da die Nebenwirkung auch noch nach Beendigung der Therapie auftreten kann.
Ein weiteres Problem stellt die Maskierung der Symptome durch andere Medikamente dar. Insbesondere bei der gleichzeitigen Einnahme von Antibiotika oder dem Einsatz von Metamizol zur Fiebersenkung könnten die frühen Anzeichen der Agranulozytose übersehen werden. Bei Verdacht auf eine Agranulozytose empfiehlt das PRAC die sofortige Durchführung eines Bluttests zur Überprüfung der weißen Blutkörperchen. Bis zum Vorliegen der Ergebnisse muss die Behandlung ausgesetzt werden.
Das PRAC betonte ferner, dass Metamizol nicht bei Patienten angewendet werden sollte, die ein erhöhtes Risiko für Agranulozytose aufweisen. Dazu gehören Personen mit bestehenden Knochenmarkerkrankungen oder einer Vorgeschichte von Agranulozytose, insbesondere nach der Einnahme von Pyrazolon- oder Pyrazolidin-haltigen Medikamenten.
Trotz der Risiken bleibt Metamizol ein wertvolles Medikament in der Schmerztherapie, so das Fazit des PRAC. Durch die ergriffenen Maßnahmen sollen schwerwiegende Nebenwirkungen minimiert werden, ohne den Zugang zu diesem wirksamen Arzneimittel einzuschränken.
Die neuen Maßnahmen der EMA zur Risikominimierung bei Metamizol sind eine notwendige Reaktion auf ein bekanntes, aber schwerwiegendes Problem. Seit Jahrzehnten wird Metamizol in vielen Ländern erfolgreich zur Schmerzbehandlung eingesetzt. Dass eine so ernste Nebenwirkung wie die Agranulozytose weiterhin besteht, zeigt jedoch, dass auch bewährte Medikamente einer fortlaufenden Überprüfung bedürfen.
Die Entscheidung, die Warnhinweise zu verschärfen, ist begrüßenswert und sollte im Sinne der Patientensicherheit strikt umgesetzt werden. Vor allem die Aufklärung der Patienten ist entscheidend: Viele wissen nicht, dass die Gefahr einer Agranulozytose nicht nur während der Einnahme besteht, sondern auch nach dem Absetzen des Medikaments. Hier liegt die Verantwortung vor allem bei den Ärzten und Apothekern, die ihre Patienten aktiv informieren müssen.
Dass Finnland Metamizol komplett vom Markt genommen hat, ist ein drastischer Schritt, der in anderen Ländern nicht nötig erscheint. Denn richtig angewendet, bleibt Metamizol ein unverzichtbares Mittel, gerade in der Schmerztherapie. Allerdings sollte jeder Einsatz genau abgewogen werden, vor allem bei Risikopatienten.
Die EMA hat mit den neuen Empfehlungen den richtigen Weg eingeschlagen: durch gezielte Aufklärung, bessere Überwachung und die schnelle Reaktion auf Nebenwirkungen können die Vorteile des Medikaments weiter genutzt und gleichzeitig die Risiken minimiert werden.
Endometriose: Höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Eine neue Studie hat gezeigt, dass Frauen mit Endometriose ein signifikant höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere für Herzinfarkte und Schlaganfälle, haben. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) berichtete kürzlich von einer groß angelegten Untersuchung, die die Gesundheitsgefahren für betroffene Frauen unterstreicht. Rund 40.000 Frauen in Deutschland erhalten jährlich die Diagnose Endometriose, eine chronische Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst. Diese Gewebewucherungen reagieren auf hormonelle Schwankungen und führen oft zu starken Schmerzen, insbesondere im Unterleib.
Die Studie umfasste Daten von 300.000 Frauen, die zwischen 1977 und 2021 untersucht wurden. Davon hatten 60.508 Endometriose, während 242.032 als gesunde Kontrollgruppe dienten. Das Durchschnittsalter der Frauen lag bei 37 Jahren. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit Endometriose ein um 20 Prozent höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt oder einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden, im Vergleich zu Frauen ohne diese Erkrankung. Besonders alarmierend: Das Risiko für einen akuten Herzinfarkt lag bei einzelnen Frauen sogar um 35 Prozent höher.
„Über Jahrzehnte wurden Herz-Kreislauf-Erkrankungen überwiegend als Männerkrankheiten betrachtet“, erklärte Dr. Eva Havers-Borgersen, leitende Studienautorin vom Rigshospitalet Copenhagen University Hospital. „Dennoch stirbt jede dritte Frau an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, und unsere Ergebnisse legen nahe, dass Endometriose als ein wichtiger Risikofaktor für diese Erkrankungen berücksichtigt werden sollte.“
Die Forscher unterstreichen, dass das kardiovaskuläre Risiko bei Frauen lange unterschätzt wurde. Frauen mit Endometriose haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern sind auch anfälliger für Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Die These, dass Endometriose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eng miteinander verbunden sein könnten, gewinnt durch diese Studienergebnisse an Bedeutung.
Dr. Havers-Borgersen empfiehlt, dass sich Frauen mit Endometriose einer regelmäßigen Risikobewertung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterziehen sollten. Sie forderte zudem, dass frauenspezifische Risikofaktoren wie Endometriose, Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie in die Modelle zur Vorhersage von Herz-Kreislauf-Risiken integriert werden.
Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf das gesundheitliche Risiko von Frauen mit Endometriose. Lange Zeit wurde die Erkrankung als reine gynäkologische Problematik betrachtet. Dass sie jedoch das Risiko für lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich erhöht, zeigt, wie wichtig eine umfassendere medizinische Betrachtung dieser Frauen ist.
Frauenherzen schlagen anders – das wird immer deutlicher. Während Männer traditionell als Hauptgruppe für Herzinfarkte und Schlaganfälle galten, zeigt die Forschung nun, dass auch Frauen in erheblichem Maße betroffen sind. Besonders Frauen mit spezifischen Risikofaktoren wie Endometriose, die bis dato kaum beachtet wurden, benötigen dringend bessere Präventionsmaßnahmen. Die Erhebung frauenspezifischer Risikofaktoren in kardiologischen Modellen sollte daher schnellstmöglich umgesetzt werden.
Das Beispiel der Endometriose ist ein weiterer Beweis dafür, wie unterschiedlich die Gesundheit von Männern und Frauen behandelt wird. Es ist an der Zeit, diese Lücke zu schließen und die besondere gesundheitliche Situation von Frauen in den Fokus der medizinischen Forschung und Vorsorge zu stellen. Denn nur so kann langfristig eine bessere Gesundheitsversorgung gewährleistet werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse beider Geschlechter eingeht.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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