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  • 07.09.2024 – Apotheken-News: Rechtsprechung und Risiken im Gesundheitswesen
    07.09.2024 – Apotheken-News: Rechtsprechung und Risiken im Gesundheitswesen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Das Bundessozialgericht hat entschieden, dass Apotheker für zytostatikahaltige Zubereitungen den Rezepturzuschlag mehrfach geltend machen...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Rechtsprechung und Risiken im Gesundheitswesen

 

Gerichtsurteile, interne Betrugsrisiken und neue politische sowie strategische Initiativen prägen die moderne Gesundheitslandschaft

Das Bundessozialgericht hat entschieden, dass Apotheker für zytostatikahaltige Zubereitungen den Rezepturzuschlag mehrfach geltend machen können. Gleichzeitig wird der interne Wirtschaftskriminalität in Apotheken Aufmerksamkeit zuteil, da immer häufiger Mitarbeiter aus den eigenen Reihen missbräuchlich handeln. Historisch betrachtet nahmen Apotheker im 19. Jahrhundert eine unerwartet zentrale Rolle in den revolutionären Bewegungen ein. Der Besuch von Ministerpräsident Reiner Haseloff in einer Apotheke unterstreicht die Bedeutung der Branche für die Demokratie. Während die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Einführung der elektronischen Patientenakte vorbereitet, hat die EMA neue Warnhinweise für Metamizol erlassen. In Deutschland plant die Regierung strengere Strafrechtsregelungen für Berufe im Gemeinwohl, doch Arztpraxen bleiben außen vor. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Engagement bei der Fußball-Europameisterschaft sorgt für Diskussionen. Außerdem fördern Initiativen in Ostwestfalen-Lippe und Thüringen die Etablierung neuer Studiengänge und die Ansiedlung von Apotheken in ländlichen Regionen. Die USA diskutieren Arzneimittelpreise im Präsidentschaftswahlkampf, während eine Meta-Studie der WHO Entwarnung bei Mobilfunk und Krebsrisiko gibt. Schließlich werden Rhinovirus-Infektionen und Delir bei älteren Menschen als aktuelle gesundheitliche Herausforderungen beleuchtet.


In einem bedeutenden Urteil hat das Bundessozialgericht am 5. September 2024 entschieden, dass die AOK Bayern einem Apotheker aus Thüringen zu Unrecht einen Rezepturzuschlag vorenthalten hat. Die Entscheidung markiert einen wichtigen Sieg für Apotheker, die zytostatikahaltige parenterale Zubereitungen herstellen. Das Gericht stellte fest, dass der Zuschlag nicht nur einmal pro Verordnung, sondern für jede applikationsfertige Einheit geltend gemacht werden kann. Dieses Urteil könnte weitreichende Auswirkungen auf die Abrechnungspraxis in der Branche haben und stellt sicher, dass Apotheker angemessen für ihre komplexen Dienstleistungen entschädigt werden.

Währenddessen wächst das Problem der Wirtschaftskriminalität in Apotheken. Eine alarmierende Entwicklung zeigt, dass die gefährlichsten Täter häufig aus den eigenen Reihen stammen. Interne Mitarbeiter, die Zugang zu sensiblen Daten und Systemen haben, nutzen Sicherheitslücken aus, um Gelder zu veruntreuen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit robuster interner Kontrollen und präventiver Maßnahmen gegen interne Betrugsversuche.

In einem historischen Rückblick sind Apotheker im 19. Jahrhundert eine überraschend prominente Rolle bei den politischen und sozialen Umbrüchen des Revolutionsjahres 1848 zugewiesen. Diese Apotheker beteiligten sich aktiv an den revolutionären Bewegungen, die weitreichende Reformen forderten, und ihre Rolle in diesem historischen Kontext ist ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Berufsstand und politischem Engagement.

Aktuelle politische Entwicklungen zeigen Ministerpräsident Reiner Haseloff, der am Dienstag die Apotheke am Bahnhof in Halberstadt besuchte, um die aktuellen Herausforderungen der Branche aus erster Hand zu erleben. Haseloff bezeichnete die Apotheken als unverzichtbare Säulen der Demokratie und betonte ihre zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Die Probleme, die ihm von Apotheker Ulrich Grosch und Vertretern der Apothekerkammer sowie des Apothekerverbands geschildert wurden, verdeutlichen die dringenden Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert ist.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat umfassende Informationsmaterialien veröffentlicht, um Arztpraxen auf die Einführung der Elektronischen Patientenakte (EPA) im Jahr 2025 vorzubereiten. Diese neue Technik soll eine zentrale Speicherung aller medizinischen Daten ermöglichen und die Integration von e-Rezepten in die EPA erleichtern. Die Einführung der EPA wird als bedeutender Schritt zur Verbesserung der Effizienz und Übersichtlichkeit in der medizinischen Versorgung angesehen.

Auf europäischer Ebene hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) neue Warnhinweise für das Schmerzmittel Metamizol eingeführt, um das Risiko einer Agranulozytose zu kennzeichnen. Diese Entscheidung folgt einer Neubewertung durch den Pharmakovigilanzausschuss (PRAC) der EMA und hat das Potenzial, die Verschreibungspraxis und Patientenaufklärung zu beeinflussen.

In Deutschland plant die Bundesregierung eine Verschärfung des Strafrechts, um den Schutz von Personen in Berufen, die dem Gemeinwohl dienen, zu verbessern. Während Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte von den geplanten Maßnahmen profitieren sollen, bleiben Mitarbeiter in Arztpraxen im aktuellen Entwurf außen vor, was die Diskussion über den Schutz von Gesundheitsberufen weiter anheizen könnte.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat während der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland eine auffällige Präsenz gezeigt. Lauterbach verfolgte mehrere Spiele live im Stadion und dokumentierte seine Erlebnisse in den sozialen Medien. Die Nutzung der Flugbereitschaft des Bundes für seine Reisen zu den Spielen sorgte für zusätzliche Aufmerksamkeit und Fragen zur Angemessenheit dieser Reisen im Kontext seiner ministerialen Aufgaben.

In Ostwestfalen-Lippe haben Apotheker einen Förderverein gegründet, um die Einführung eines neuen Pharmazie-Studiengangs an der Universität Bielefeld und der Technischen Hochschule OWL zu unterstützen. Der Verein „Zukunft Pharmazie“ soll Fördergelder sammeln, um Stiftungsprofessuren zu finanzieren und den Studiengang voranzutreiben.

Thüringen hat seit November 2023 die finanzielle Unterstützung für Apotheker und Zahnärzte, die sich in ländlichen Regionen niederlassen, erweitert. Diese Maßnahme, die ursprünglich nur für Haus- und Fachärzte galt, zielt darauf ab, die Gesundheitsversorgung in kleinen Kommunen zu sichern. Bisher wurden 20 Anträge bewilligt, und insgesamt wurden 720.000 Euro ausgeschüttet, einschließlich eines zusätzlichen Zuschusses von 5.000 Euro für Barrierefreiheit.

Seit dem 1. Juli 2024 erhalten Apotheken eine erhöhte Vergütung für Grippeimpfungen, die sowohl im Rahmen von Ergänzungsverträgen als auch über Satzungsleistungen abgerechnet werden können. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) gab bekannt, dass die neuen Vergütungssätze nach einem Schiedsspruch am 22. April 2024 eingeführt wurden und rückwirkend zum 1. Juli gelten.

In den USA stehen Arzneimittelpreise im Zentrum des Präsidentschaftswahlkampfs, wobei Kamala Harris und Donald Trump unterschiedliche Ansätze zur Reduzierung der Gesundheitskosten verfolgen. Harris plant eine Fortsetzung der Biden-Harris-Politik zur Senkung der Arzneimittelpreise, während Trump eigene Maßnahmen angekündigt hat. Diese politischen Positionen könnten weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige Gesundheitspolitik und Arzneimittelpreise haben.

Eine neue Meta-Studie, die von der WHO in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz durchgeführt wurde, hat ergeben, dass die Nutzung von Mobiltelefonen nicht mit einem erhöhten Risiko für Krebs verbunden ist. Diese umfassende Untersuchung stellt klar, dass es keine wissenschaftlichen Hinweise auf ein Krebsrisiko durch Handynutzung gibt.

Abschließend zeigt eine Untersuchung von Rhinovirus-Infektionen, dass diese Viren nicht nur Schnupfen verursachen können, sondern auch schwere und atypische Krankheitsverläufe, insbesondere bei Kindern. In einigen Fällen können Rhinovirus-Infektionen asymptomatisch bleiben, während sie dennoch signifikante Atemwegserkrankungen hervorrufen können.


Kommentar:

Die jüngsten Entwicklungen in der Apotheken- und Gesundheitswelt reflektieren sowohl Herausforderungen als auch Fortschritte in einem dynamischen Umfeld. Das Urteil des Bundessozialgerichts zur Rezepturzuschlagregelung ist ein bedeutender Sieg für Apotheker, der nicht nur ihre finanziellen Interessen wahrt, sondern auch die Komplexität ihrer Arbeit anerkennt. Dennoch bleibt die Problematik der Wirtschaftskriminalität in Apotheken ein ernstes Thema, das eine umfassende Strategie zur Verbesserung der Sicherheit und Prävention erfordert.

Die historische Perspektive auf die Rolle der Apotheker im 19. Jahrhundert zeigt, dass dieser Berufsstand mehr ist als nur ein Dienstleister im Gesundheitsbereich; er hat sich auch als wichtiger Akteur in sozialen und politischen Bewegungen erwiesen. In der Gegenwart steht der Beruf erneut im Fokus, diesmal durch politische und regulatorische Veränderungen, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen.

Ministerpräsident Haseloff und die Pläne zur Einführung der Elektronischen Patientenakte unterstreichen die fortwährende Bedeutung von Innovation und Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung. Die neue EPA-Technologie verspricht eine verbesserte Koordination und Effizienz, obwohl ihre Einführung auch Herausforderungen mit sich bringen wird.

Die Entscheidung der EMA zu Metamizol und die geplanten Änderungen im Strafrecht für Berufe im Gemeinwohl sind weitere Beispiele für die sich entwickelnde Regulierung im Gesundheitsbereich. Es bleibt abzuwarten, wie diese Maßnahmen die Praxis und den Schutz der betroffenen Berufsgruppen beeinflussen werden.

Bundesgesundheitsminister Lauterbachs Engagement in der Fußball-Europameisterschaft zeigt die oft diskutierte Balance zwischen politischen Pflichten und persönlichen Interessen. Gleichzeitig bieten die Initiativen in Ostwestfalen-Lippe und Thüringen hoffnungsvolle Perspektiven für die Zukunft der Pharmazie und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten.

Die Diskussion um Arzneimittelpreise in den USA und die neue Meta-Studie zur Handynutzung verdeutlichen, wie globale und technologische Entwicklungen die Gesundheitspolitik beeinflussen. Die Erkenntnisse über Rhinovirus-Infektionen und Delir bei älteren Menschen erinnern uns daran, dass medizinische Forschung kontinuierlich neue Einblicke und Herausforderungen bietet.

Insgesamt spiegeln diese Ereignisse die Vielschichtigkeit und Dynamik des Gesundheitssektors wider und betonen die Notwendigkeit, sowohl auf historische Erfahrungen als auch auf aktuelle Entwicklungen flexibel und informiert zu reagieren.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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