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  • 06.09.2024 – Apotheken-News: Rekord-Petitionen, wegweisende Urteile und entscheidende Reformen
    06.09.2024 – Apotheken-News: Rekord-Petitionen, wegweisende Urteile und entscheidende Reformen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | In der aktuellen Diskussion über die Zukunft der Apotheken sorgen zahlreiche Entwicklungen für Aufsehen. Der Hessische Apothekerverband ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Rekord-Petitionen, wegweisende Urteile und entscheidende Reformen

 

Ein detaillierter Überblick über die neuesten Entwicklungen in der Apothekenwelt – von politischen Initiativen und rechtlichen Fortschritten bis hin zu bedeutenden Veränderungen in der Arzneimittelversorgung

In der aktuellen Diskussion über die Zukunft der Apotheken sorgen zahlreiche Entwicklungen für Aufsehen. Der Hessische Apothekerverband hat mit seiner Online-Petition gegen die geplante Apothekenreform Rekordbeteiligung erzielt und fordert den Erhalt der wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Das Bundessozialgericht hat den Apotheken das Recht bestätigt, Rezepturzuschläge für jede Einheit abzurechnen, was zu einer Rücknahme von Retaxationen geführt hat. In Österreich kämpfen Apotheker mit Personalmangel, während Gesundheitsminister Karl Lauterbach die niedrigen Generikapreise kritisiert und ein Engpassgesetz in Aussicht stellt. Apotheken in Niedersachsen sehen sich wegen Samstagsdiensten mit Personalproblemen konfrontiert, während die FDP finanzielle Unterstützung zusichert. Der Wasserschaden bei AEP und die Bedeutung der Kühlgut-Versicherung werfen Fragen zur Absicherung von Apotheken auf. Die ABDA startet eine neue Kampagne zur Stärkung der Apothekenrolle, und die Markteinführung der Fixkombination Aztreonam/Avibactam (Emblaveo®) sorgt für Aufsehen. Die Debatte über die Effektivität von Cannabis als Medizin und ein Rechtsstreit um irreführende Sonnencreme-Werbung runden das Bild ab.


In der deutschen und österreichischen Apothekenlandschaft haben sich in den letzten Wochen zahlreiche bedeutende Entwicklungen ereignet, die sowohl rechtliche als auch wirtschaftliche Aspekte der Branche betreffen. Der Hessische Apothekerverband (HAV) hat mit seiner Online-Petition gegen die geplante Apothekenreform große Aufmerksamkeit erregt. Die Petition, die am 17. Juli 2024 gestartet wurde, fordert den Erhalt der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und hat innerhalb weniger Tage das notwendige Quorum von 30.000 Unterschriften erreicht. Dies geschah trotz der Tatsache, dass der Kabinettsbeschluss zur Reform verschoben wurde und bislang nicht gefasst wurde. Die hohe Resonanz unterstreicht die Besorgnis der Apotheker über die möglichen Auswirkungen der Reform auf die flächendeckende Arzneimittelversorgung.

In einem bedeutenden Urteil hat das Bundessozialgericht (BSG) entschieden, dass Apotheken den Rezepturzuschlag für jede applikationsfertige Einheit berechnen dürfen. Diese Entscheidung betrifft insbesondere die Abrechnung von zytostatikahaltigen parenteralen Lösungen und hat zur Rücknahme von Retaxationen der AOK Bayern in Höhe von insgesamt 6.000 Euro geführt. Das Urteil stärkt die Rechte der Apotheken und stellt klar, dass die Gebührenordnung den tatsächlichen Aufwand der Apotheken widerspiegeln muss.

In Österreich ist die Situation für Apotheker besonders angespannt. Eine aktuelle Umfrage des medizinischen Nachrichtenportals Relatus Pharm zeigt, dass rund drei Viertel der befragten Apothekerinnen und Apotheker sich überlastet fühlen. Dies führt zu signifikanten physischen und psychischen Gesundheitsproblemen und verdeutlicht die dringende Notwendigkeit für strukturelle Änderungen in der Branche.

In Deutschland sorgt Gesundheitsminister Karl Lauterbach für Aufsehen, indem er die niedrigen Preise für Generika kritisiert. Lauterbach argumentiert, dass die derzeitige Preisgestaltung für Generika unzureichend sei und Hersteller dazu veranlasse, ihre Ressourcen auf Märkte mit höheren Preisen zu konzentrieren. Dies führe zu Engpässen bei bestimmten Wirkstoffen, wobei Deutschland oft als erstes betroffen sei. Lauterbach kündigte ein neues Engpassgesetz an, das Abhilfe schaffen soll.

In Niedersachsen steht ein Apotheker vor großen Herausforderungen, nachdem er in den letzten Wochen drei Mitarbeiterinnen verloren hat. Die Kündigungen wurden ausschließlich mit der Arbeitsbelastung an Samstagen begründet. Der Apotheker kritisiert die Änderungen der Apothekenkammer, die es Apotheken erleichtern, sich von Samstagsdiensten befreien zu lassen, und sieht dies als Ursache für einen ungleichen Wettbewerb und verschärfte Personalsituation.

Die FDP hat unterdessen finanzielle Unterstützung für Apotheken in Niedersachsen zugesichert. Christian Dürr, Fraktionschef der FDP, informierte sich bei einem Besuch in der Dobben-Apotheke in Oldenburg über die angespannte wirtschaftliche Lage und bekräftigte die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Stärkung der wirtschaftlichen Stabilität der Apotheken.

Ein Wasserschaden bei AEP in Alzenau am 5. September hat zu erheblichen Störungen im Betrieb der Kommissionieranlage geführt. Die Sprinkleranlage wurde unerwartet ausgelöst, was die Bearbeitung und Auslieferung von Bestellungen beeinträchtigte und Fragen zur Absicherung von Apotheken aufwarf. In diesem Zusammenhang gewinnt die Kühlgut-Versicherung zunehmend an Bedeutung. Diese spezielle Versicherung schützt Apotheken vor finanziellen Folgen durch den Ausfall der Kühlkette, der bei vielen Medikamenten, insbesondere Impfstoffen, zu erheblichen Vermögensschäden führen kann.

Die ABDA hat am 1. September 2024 eine neue Kampagne gestartet, um die Rolle der Apotheken im deutschen Gesundheitswesen hervorzuheben. Die Kampagne nutzt auffällige Plakate an großen ICE-Bahnhöfen und in den öffentlichen Nahverkehrsnetzen, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Apotheken zu stärken.

Seit dem 1. September 2024 ist die neue Fixkombination Aztreonam/Avibactam (Emblaveo®) auf dem Markt. Pfizer hat dieses innovative Medikament vorgestellt, das eine Antwort auf die wachsende Herausforderung durch multiresistente Infektionen bieten soll.

Die Legalisierung von Cannabis-Arzneimitteln im Jahr 2017 hat zu einer zunehmenden Debatte über die Effektivität und den Umgang mit diesen Medikamenten geführt. Trotz der gesetzlichen Neuerungen bleibt die Skepsis gegenüber Medizinalcannabis bestehen, was Fragen zur tatsächlichen Wirksamkeit aufwirft.

In einem aktuellen Rechtsstreit wird der Kosmetikhersteller Lancaster Beauty wegen irreführender Werbung abgemahnt. Die beanstandete Werbung, die eine „100 % gezielte Abdeckung des Lichtspektrums“ verspricht, hat zu Vorwürfen geführt, dass die Werbung einen falschen Eindruck von vollständigem Schutz vor Sonnenstrahlen vermittelt.

Zuletzt sorgt Metformin, ein weitverbreitetes Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus, für Aufsehen aufgrund von Berichten über einen unangenehmen Geruch bei den Arzneimitteln. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker und das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker haben Untersuchungen eingeleitet, um die Ursachen und mögliche Auswirkungen dieses Geruchs zu klären.

 
Kommentar:

Die aktuellen Entwicklungen in der Apothekenbranche verdeutlichen, wie sehr die Branche unter Druck steht und gleichzeitig wichtige Veränderungen in Gang gesetzt werden. Die rekordverdächtige Beteiligung an der Petition des Hessischen Apothekerverbands zeigt eindrucksvoll, wie ernst es den Apothekern mit dem Erhalt der wohnortnahen Versorgung ist. Diese Resonanz könnte als Weckruf für die Politik dienen, die möglicherweise tiefgreifende Reformen überdenken muss.

Das Urteil des Bundessozialgerichts ist ein Lichtblick für die Apotheken, die nun berechtigt sind, die Kosten für jede applikationsfertige Einheit zu berechnen. Dies könnte dazu beitragen, die finanzielle Lage vieler Apotheken zu stabilisieren, die durch unzureichende Vergütung unter Druck geraten sind.

In Österreich sind die belastenden Arbeitsbedingungen ein weiteres Zeichen für die dringende Notwendigkeit einer Reform. Die körperlichen und psychischen Gesundheitsprobleme der Apotheker sind alarmierend und erfordern sofortige Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Die Kritik an den niedrigen Generikapreisen und die angekündigten Maßnahmen zur Bekämpfung von Engpässen zeigen, dass auch auf politischer Ebene die Dringlichkeit erkannt wird, die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten. Es bleibt abzuwarten, wie effektiv das neue Engpassgesetz sein wird.

Die Herausforderungen in Niedersachsen und die zugesicherte Unterstützung durch die FDP verdeutlichen, dass wirtschaftliche Stabilität für Apotheken nicht nur eine Frage der finanziellen Mittel, sondern auch der fairen Arbeitsbedingungen ist. Die Wasserschäden bei AEP und die Bedeutung der Kühlgut-Versicherung werfen zudem Fragen zur Risikominimierung und Versicherungsschutz auf, die für Apothekenbetreiber von entscheidender Bedeutung sind.

Die ABDA-Kampagne und die Markteinführung neuer Medikamente wie Emblaveo® sind positive Entwicklungen, die das Engagement der Branche für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung unterstreichen. Gleichzeitig bleibt die Skepsis gegenüber Cannabis-Arzneimitteln und die Debatte über irreführende Werbung bei Sonnencreme ein Hinweis darauf, dass noch viele Herausforderungen und Fragestellungen zu bewältigen sind.

Insgesamt zeigen diese Entwicklungen, dass die Apothekenbranche in einem ständigen Wandel begriffen ist, der sowohl Risiken als auch Chancen birgt. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Beteiligten – von den politischen Entscheidungsträgern über die Apotheker bis hin zu den Patienten – gemeinsam an Lösungen arbeiten, um eine hochwertige und flächendeckende Arzneimittelversorgung sicherzustellen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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