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  • 06.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Reformen, Forschung und neue Erkenntnisse
    06.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Reformen, Forschung und neue Erkenntnisse
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | In Sachsen diskutierten Petra Köpping und Karl Lauterbach die Apothekenreform im Kontext der bevorstehenden Landtagswahlen. Die Notfallve...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Reformen, Forschung und neue Erkenntnisse

 

Detaillierte Einblicke in die jüngsten Apothekenreformen, Änderungen in der Notfallversorgung und bahnbrechende wissenschaftliche Studien und deren Bedeutung

In Sachsen diskutierten Petra Köpping und Karl Lauterbach die Apothekenreform im Kontext der bevorstehenden Landtagswahlen. Die Notfallversorgungsreform wird Apothekennotdienste durch neue "Integrierte Notfallzentren" verändern. AByou kritisiert Lauterbachs Vorschläge und führt eine Umfrage zur Verbesserung des Apothekensystems durch. Ein neues TI-Gateway ermöglicht Apotheken den Zugang zur Telematikinfrastruktur ohne lokalen Konnektor. Studien zeigen, dass Versandapotheken in den USA immer beliebter werden und dass Antipsychotika das Pneumonie-Risiko erhöhen. Eine Kombinationstherapie mit Donepezil und Memantin verlängert das Überleben von Alzheimer-Patienten, obwohl deutsche Leitlinien davon abraten. Ein Notarzt, der einen lebenden Mann fälschlicherweise für tot erklärte, hat Einspruch gegen seinen Strafbefehl eingelegt. Eine Untersuchung enthüllt, dass Frauen in Notaufnahmen seltener Schmerzmittel erhalten. Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen nehmen zu, und Heparin könnte als Gegenmittel bei Kobrabissen dienen. Genetische Faktoren beeinflussen schwere Covid-19-Verläufe, und Datenschutzvorwürfe bei der Welt-Aids-Konferenz werden untersucht. Belgien setzt auf strenge Regeln für den Online-Arzneimittelverkauf, und Brinzolamid senkt effektiv den Augeninnendruck. Rheumapatienten sollten vor Fernreisen eine sorgfältige Impfberatung einholen.

 

Lauterbach: Fokus auf Apothekenhonorar bei umfassenden Gesundheitsreformen in Sachsen

In Sachsen stehen Ende des Monats Landtagswahlen an, und Gesundheitsministerin und SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping befindet sich im intensiven Wahlkampf. In Chemnitz war sie zusammen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unterwegs, um verschiedene Gesundheitseinrichtungen zu besuchen. Während dieser Tour kam auch die Frage nach dem Stand der Apothekenreform auf.

Lauterbach hatte einen dicht gedrängten Zeitplan: Nach einem Besuch im Klinikum führte sein Weg zu einer Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt, zur Kassenärztlichen Vereinigung und schließlich zur Einweihung eines 100 Millionen Euro teuren Neubaus in einem Krankenhaus. Für ein direktes Gespräch mit den Apothekern war keine Zeit eingeplant, jedoch sollten diese laut Köpping am Abend bei einer Bürgerveranstaltung ihre Anliegen vortragen können. Vor dem Veranstaltungsort hatte der Sächsische Apothekerverband (SAV) einen Proteststand errichtet.

Obwohl Lauterbach die Apothekenreform nur am Rande erwähnte, betonte er bei einem Treffen mit Klinikmanagern, dass eine umfassende Reform des Apothekenhonorars in Arbeit sei. Auf Nachfrage bestätigte er, dass sowohl eine Honorarreform als auch eine Strukturreform geplant seien und dass der Entwurf in zwei Wochen im Kabinett besprochen werde.

Vor den Ärztinnen und Ärzten sprach Lauterbach erneut von der Notwendigkeit einer Strukturreform des Apothekenhonorars, um die Vergütung und das Angebot der Apotheken zu sichern. Er hob hervor, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Regierungskoalition im Gesundheitsbereich reibungslos verlaufe und er sich nicht über die FDP beklagen könne.

Lauterbach betonte die Bedeutung von Rückmeldungen aus der Praxis, um die Qualität der Gesetzgebung zu verbessern. Er kritisierte Reformen, die zwar verkündet, aber nicht umgesetzt würden, da sie von der Selbstverwaltung blockiert seien. Zudem wies er darauf hin, dass in den vergangenen zehn Jahren jeweils 5000 Mediziner zu wenig ausgebildet wurden, was zu einer Unterversorgung führe. Dies werde in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu noch größeren Problemen bei der Terminvergabe führen.

Deshalb sei die Reform der Hausarztversorgung besonders wichtig. Weitere Entbudgetierungen seien wünschenswert, doch kostenintensiv. Lauterbach erwartet im Herbst viel Kritik, da die geplante Krankenhausreform ebenfalls Geld kosten werde. Er betonte, dass ohne diese Reform viele Krankenhäuser rote Zahlen schreiben oder insolvent werden könnten.

Ein weiteres Ziel Lauterbachs ist es, Kliniken für die ambulante Versorgung zu öffnen und Ärzten zu erlauben, sowohl in Praxen als auch in Krankenhäusern tätig zu sein.

Karl Lauterbachs jüngste Aussagen zur Apothekenreform zeigen deutlich, dass die Regierung auf umfassende Veränderungen im Gesundheitswesen setzt. Eine Reform des Apothekenhonorars ist längst überfällig und essenziell, um die wirtschaftliche Situation der Apotheken zu stabilisieren und deren flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Dass der Sächsische Apothekerverband mit einem Proteststand auf die Dringlichkeit der Situation hinweist, unterstreicht den Handlungsbedarf.

Lauterbachs Hinweise auf die Zusammenarbeit innerhalb der Koalition und die Bedeutung von Rückmeldungen aus der Praxis sind positiv zu bewerten. Sie zeigen, dass er auf einen breiten Konsens und praxisorientierte Lösungen setzt. Kritisch bleibt jedoch die Tatsache, dass viele Reformen, obwohl angekündigt, oft von der Selbstverwaltung blockiert werden. Hier muss die Regierung Wege finden, um Reformstau zu vermeiden.

Besonders alarmierend ist Lauterbachs Hinweis auf die jahrelange Unterversorgung mit ausgebildeten Medizinern. Wenn bereits jetzt Terminprobleme bestehen, wird sich die Situation in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen. Daher sind Maßnahmen zur Steigerung der Ausbildungsplätze und die Sicherung der Hausarztversorgung von größter Bedeutung.

Insgesamt zeigt sich, dass die anstehenden Reformen, ob im Bereich der Apotheken, Krankenhäuser oder der ärztlichen Versorgung, dringend notwendig sind, um das deutsche Gesundheitssystem zukunftsfähig zu machen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Regierung die angekündigten Maßnahmen erfolgreich umsetzen kann.

 

Notarzt erklärt lebenden Mann fälschlicherweise für tot: Fall wird erneut überprüft

Ein Vorfall aus dem vergangenen Jahr, bei dem ein Notarzt in Baden-Württemberg einen Mann irrtümlich für tot erklärt hat, wird erneut überprüft. Der Notarzt, der ursprünglich eine Geldstrafe wegen unterlassener Hilfeleistung erhalten sollte, hat Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt. Dies führt zu einer erneuten Prüfung des Falls, möglicherweise sogar zu einer öffentlichen Verhandlung, wie der zuständige Richter Kurt Feurle mitteilte. Der Vorfall wurde zuerst von der Schwäbischen Zeitung berichtet.

Am 1. Juli 2023 versuchte ein Mann, laut Auskunft der Polizei Ravensburg, Suizid zu begehen. Ein herbeigerufener Notarzt stellte seinen Tod fest und stellte einen Totenschein aus. Als die Polizei eintraf, um den Fall aufgrund des unnatürlichen Todes zu untersuchen, kam es zu einem überraschenden Ereignis: Der vermeintlich Tote begann, sich zu bewegen und atmete noch, trotz schwerer Verletzungen. Diese Entdeckung war für alle Beteiligten schockierend, erklärte Uwe Stürmer, der Präsident des Polizeipräsidiums Ravensburg. Es sei äußerst erschreckend, jemanden für tot zu halten, nur um dann festzustellen, dass er doch noch lebt.

Die Polizisten verständigten sofort den Rettungsdienst, woraufhin derselbe Notarzt erneut am Einsatzort erschien. Der verletzte Mann wurde ins Krankenhaus gebracht, verstarb jedoch kurz darauf. Die Staatsanwaltschaft Ravensburg, vertreten durch Christian Weinbuch, erhob daraufhin den Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung gegen den Notarzt.

Der Fall hat auch die emotionalen Belastungen für die beteiligten Einsatzkräfte verdeutlicht. Der normale Umgang mit Verstorbenen ist für viele schon belastend, aber dieser außergewöhnliche Vorfall hat die betroffenen Polizisten besonders stark emotional berührt, da sie zunächst davon ausgingen, dass der Mann tot sei, so Stürmer. Das Ereignis wurde mit Unterstützung der psychosozialen Beratung und der Polizeiseelsorge aufgearbeitet, um den Einsatzkräften bei der Bewältigung der Erlebnisse zu helfen.

Der Fall des irrtümlich für tot erklärten Mannes in Baden-Württemberg wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen und die immense Verantwortung, mit der Notärzte und Rettungskräfte täglich konfrontiert sind. Der Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung gegen den Notarzt ist schwerwiegend und muss sorgfältig geprüft werden. Doch dabei darf nicht vergessen werden, dass Notärzte in Extremsituationen oft binnen Sekunden lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen.

Es ist verständlich, dass Fehler passieren können, gerade unter solch extremen Bedingungen. Wichtig ist jedoch, dass aus diesen Vorfällen Lehren gezogen werden, um ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Eine erneute Prüfung und möglicherweise eine öffentliche Verhandlung sind daher gerechtfertigt und notwendig, um sowohl den Sachverhalt vollständig aufzuklären als auch das Vertrauen in das Rettungswesen zu stärken.

Auch die emotionale Belastung der Einsatzkräfte darf nicht unterschätzt werden. Der Schock, einen vermeintlich Toten wieder zum Leben erwachen zu sehen, ist kaum vorstellbar und verdeutlicht die psychischen Herausforderungen dieses Berufes. Die Unterstützung durch psychosoziale Beratung und Polizeiseelsorge ist daher ein wichtiger Schritt, um den Betroffenen zu helfen, solche traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die Arbeitsbedingungen und die Unterstützungssysteme für Notärzte und Rettungskräfte kontinuierlich zu verbessern. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie auch weiterhin in der Lage sind, ihre lebensrettende Arbeit bestmöglich zu verrichten.

 

Reform der Notfallversorgung: Grundlegende Veränderungen für Apothekennotdienste

Die geplante Reform der Notfallversorgung in Deutschland wird weitreichende Auswirkungen auf die bestehenden Apothekennotdienste haben. Im Zentrum der Reform stehen die neuen „Integrierten Notfallzentren“, die jeweils eine Notdienstpraxis und eine vertraglich gebundene Apotheke umfassen sollen. Diese strukturelle Neuausrichtung bringt signifikante Herausforderungen und Chancen für die Apotheken mit sich.

Künftig müssen sich die vertraglich gebundenen Apotheken entweder in unmittelbarer Nähe zur Notdienstpraxis befinden oder, falls dies nicht möglich ist, eine zweite Offizin in angemessener Nähe betreiben. Die Öffnungszeiten dieser Apotheken werden erweitert: Sie müssen mindestens bis 21 Uhr abends sowie samstags und sonntags von 9 bis 21 Uhr geöffnet sein. Diese neuen Anforderungen stellen Apotheken vor logistische und personelle Herausforderungen, da sich die Frage stellt, ob ausreichend qualifiziertes Personal verfügbar ist und ob die erwarteten Einnahmen und Zahlungen aus dem Nacht- und Notdienstfonds (NNF) ausreichen werden.

Die etwa 700 Apotheken, die an Notdienstpraxen gebunden sind, sollen jährlich rund 255.500 Teildienste leisten. Im Vergleich zu den knapp 380.000 Volldiensten, die der NNF im Jahr 2023 abgerechnet hat, ist dies eine erhebliche Steigerung. Diese Zunahme könnte zu einem Rückgang der Kundenzahl in den übrigen Notdienstapotheken führen und den Personalbedarf außerhalb der regulären Öffnungszeiten erheblich erhöhen.

Die Finanzierung der neuen Dienste soll aus dem NNF erfolgen, der durch die Apotheken-Reform aufgestockt werden soll. Diese Aufstockung könnte jedoch eine Umverteilung zulasten der pharmazeutischen Dienstleistungen bedeuten. Es besteht die Gefahr, dass für den etablierten Notdienst weniger Geld zur Verfügung steht als bisher.

Die Konsequenzen für den bestehenden Apothekennotdienst werden im Entwurf zur Reform der Notfallversorgung nicht explizit erwähnt. Es ist jedoch offensichtlich, dass die übrigen Dienste reduziert werden müssen. Bei der Verteilung der Dienste sollten die neuen Notfallzentren berücksichtigt werden, doch die Politik hat dafür bisher keine Schnittstellen vorgesehen.

Die Reform bietet auch die Möglichkeit, die Notdienste flexibler zu gestalten. So zeigt die Erfahrung, dass Notdienste am Abend häufiger in Anspruch genommen werden als mitten in der Nacht. Daher könnte es sinnvoll sein, mehr Teildienste am Abend einzuführen und finanziell zu unterstützen, während Nachtdienste reduziert werden.

Eine weitreichende Änderung wäre die vollständige Abschaffung der Nachtdienste. Die geplante Reform der Notfallversorgung sieht eine Verbesserung des nächtlichen Angebots und eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung durch ambulant tätige Ärzte vor. In diesem Szenario könnten Apothekennotdienste in der Nacht obsolet werden, wobei Patienten mit weniger dringenden Anliegen bis zum Morgen warten müssten.

Trotz der Herausforderungen bieten diese Veränderungen auch Chancen für Apotheken. Weniger Notdienste oder eine Konzentration der Dienste auf wenige Apotheken könnten viele Apotheken entlasten und Übernahmen erleichtern. Dies könnte den Bestand von Apotheken sichern und zeitliche Freiräume für pharmazeutische Dienstleistungen schaffen.

Die Reform der Notfallversorgung bringt weitreichende Änderungen für die Apothekennotdienste mit sich. Sie bietet sowohl Herausforderungen als auch neue Möglichkeiten für die Apotheken und könnte letztlich zu einer verbesserten Versorgung der Patienten führen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die genauen Modalitäten und finanziellen Rahmenbedingungen ausgestaltet werden.

Die geplante Reform der Notfallversorgung mag auf den ersten Blick wie ein massiver Eingriff in die etablierten Strukturen der Apothekennotdienste wirken. Und in der Tat, sie stellt Apotheken vor erhebliche Herausforderungen. Die erweiterten Öffnungszeiten und die Notwendigkeit zusätzlicher Offizinen sind logistisch anspruchsvoll und erfordern eine sorgfältige Planung und ausreichend qualifiziertes Personal. Die finanzielle Unsicherheit durch die noch unklaren Zahlungen aus dem Nacht- und Notdienstfonds verstärkt diese Herausforderung.

Doch bei genauerer Betrachtung eröffnet die Reform auch Chancen, die nicht unterschätzt werden sollten. Die Bündelung von Diensten in zentralen Notfallzentren könnte eine effizientere Nutzung von Ressourcen ermöglichen und die Arbeitsbelastung auf viele Schultern verteilen. Dies könnte insbesondere kleineren Apotheken zugutekommen, die bisher stark unter den Anforderungen der Notdienste gelitten haben.

Die Möglichkeit, den Nachtdienst komplett abzuschaffen, erscheint radikal, könnte jedoch durch eine verbesserte telemedizinische Versorgung und die Präsenz ambulanter Ärzte rund um die Uhr sinnvoll kompensiert werden. Für Apotheken bedeutet dies eine erhebliche Entlastung und die Chance, sich stärker auf ihre Kernkompetenzen und zusätzliche Dienstleistungen zu konzentrieren.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die Reform in der Praxis umgesetzt wird. Klar ist jedoch, dass sie eine Neujustierung des Apothekensystems erfordert, die mit Bedacht und Weitsicht angegangen werden muss. Wenn es gelingt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, könnte die Reform zu einer Win-Win-Situation für Apotheken und Patienten werden.

 

Antipsychotika erhöhen Pneumonie-Risiko: Studie deckt Zusammenhang auf

Eine umfassende finnische Kohortenstudie hat das Risiko einer Pneumonie bei der Einnahme von Antipsychotika untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere hohe Dosen und anticholinerge Wirkungen bestimmter Medikamente das Risiko signifikant erhöhen. Die Untersuchung umfasste Daten von 61.889 Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiven Störungen, die über einen Zeitraum von 22 Jahren gesammelt wurden.

Die Studie fand heraus, dass 14,4 Prozent der Patienten mindestens einmal wegen einer Lungenentzündung stationär behandelt wurden. Von diesen verstarben 12,8 Prozent innerhalb von 30 Tagen nach der Diagnose. Die Inzidenz für Pneumonien stieg mit zunehmendem Alter an, besonders ab dem 50. Lebensjahr. Männer ab 40 Jahren waren häufiger betroffen als Frauen.

Im Allgemeinen konnte kein erhöhtes Risiko für Pneumonien bei der Einnahme von Antipsychotika festgestellt werden, wenn alle Medikamente und Dosierungen pauschal betrachtet wurden (aHR = 1,12, 95%-KI = 0,99 bis 1,26). Allerdings zeigte sich ein differenziertes Bild bei genauerer Betrachtung der Dosen und spezifischen Medikamente.

Hohe Dosen von Antipsychotika erhöhten das Pneumonie-Risiko um 20 Prozent (aHR = 1,20, 95%-KI = 1,06 bis 1,37). Besonders riskant erwiesen sich atypische Neuroleptika wie Quetiapin, Clozapin und Olanzapin. Eine Hochdosis-Therapie mit Quetiapin (≥ 440 mg/d) erhöhte das Risiko um 78 Prozent, Clozapin (≥ 180 mg/d) um 43 bis 44 Prozent und Olanzapin (≥ 11 mg/d) um 29 Prozent. Diese erhöhten Risiken werden auf die anticholinerge Wirkung dieser Medikamente zurückgeführt.

Anticholinerge Nebenwirkungen, wie Mundtrockenheit, Obstipation und Verwirrtheit, können zu einer verminderten Mucussekretion und reduzierter Speichelproduktion führen. Dies schwächt die natürliche Infektabwehr des Körpers und erhöht das Risiko für Atemwegsinfektionen.

Die Forscher stellten fest, dass Antipsychotika der ersten Generation, wie Haloperidol, keine erhöhte Assoziation mit Pneumonien aufwiesen, obwohl sie starke Dopamin-2-Rezeptor-Antagonisten sind. Im Gegensatz dazu scheinen atypische Neuroleptika, die auch muskarinerge Rezeptoren blockieren, ein höheres Risiko zu bergen.

Polymedikation, bei der mehrere Antipsychotika in niedrigen Dosierungen kombiniert werden, zeigte ein niedrigeres Pneumonie-Risiko im Vergleich zu einer hochdosierten Monotherapie. Dies liegt vermutlich daran, dass bei der Polymedikation niedrigere Dosierungen eingesetzt werden, um hohe Einzeldosen zu vermeiden.

Die Autoren der Studie betonen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen für Patienten, die eine Hochdosis-Therapie erhalten. Dazu gehört die Überwachung von Essgewohnheiten und Schluckfähigkeit, um das Aspirationsrisiko zu senken. Patienten sollten zudem über gesunde Essgewohnheiten informiert werden.

Trotz der aufschlussreichen Ergebnisse weisen die Autoren auf eine Schwäche der Studie hin: Es konnten nicht alle Risikofaktoren wie Raucherstatus und andere Lebensstilfaktoren ausreichend berücksichtigt werden. Dennoch unterstreicht die Studie die Wichtigkeit einer regelmäßigen Überprüfung der Indikation von Neuroleptika und einen zurückhaltenden Einsatz, insbesondere bei hochdosierten Therapien und Medikamenten mit starkem anticholinergem Potenzial.

Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein Schlaglicht auf eine oft übersehene Nebenwirkung von Antipsychotika: das erhöhte Risiko für Pneumonien. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass hohe Dosen und anticholinerge Effekte dieses Risiko signifikant steigern können. Angesichts der weit verbreiteten Verwendung dieser Medikamente ist dies ein ernstzunehmender Befund.

Die Erkenntnisse mahnen zu einem vorsichtigen und überlegten Umgang mit der Verschreibung von Antipsychotika. Es ist nicht nur die Verantwortung der verschreibenden Ärzte, die Dosierungen und Kombinationen sorgfältig abzuwägen, sondern auch die der gesamten medizinischen Gemeinschaft, präventive Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.

Die Studie zeigt auch, dass die Polymedikation eine sicherere Alternative zur Hochdosis-Monotherapie sein kann. Dies sollte in der klinischen Praxis stärker berücksichtigt werden, um die Risiken für die Patienten zu minimieren.

Insgesamt verdeutlicht diese Forschung, dass eine regelmäßige Überprüfung der Medikation und eine individuelle Anpassung der Therapie essenziell sind, um Nebenwirkungen zu reduzieren und die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Die medizinische Gemeinschaft muss diese Erkenntnisse ernst nehmen und in die Praxis umsetzen, um die Gesundheit und das Wohl der Patienten langfristig zu schützen.

 

Kombinationstherapie bei Alzheimer: US-Studie zeigt verlängertes Überleben, deutsche Leitlinien skeptisch

Eine neue US-amerikanische Studie deutet darauf hin, dass die Kombination der Medikamente Donepezil und Memantin das Fünf-Jahres-Überleben von Alzheimer-Patienten im Vergleich zu keiner medikamentösen Therapie oder einer Monotherapie deutlich verbessert. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den aktuellen deutschen Leitlinien, die von einer Kombinationstherapie abraten.

Donepezil, ein Acetylcholinesterase-Hemmer, und Memantin, ein NMDA-Rezeptor-Antagonist, wurden bereits in mehreren Studien auf ihre Wirksamkeit bei Alzheimer untersucht. Es wurde nachgewiesen, dass sie die Anzahl der Notfallaufnahmen verringern und die kognitiven Funktionen verbessern können. Unklar war bislang jedoch, ob sich die Kombination dieser beiden Medikamente positiv auf das Überleben der Patienten auswirkt.

Die Studie, deren Daten aus der Oracle Electronic Health Records (EHR) Real-World Data entnommen wurden, analysierte eine Kohorte von 12.774 Patienten, bei denen im Jahr 2016 erstmals Alzheimer diagnostiziert wurde. Von diesen Patienten waren fünf Jahre später noch 78% am Leben. Die Verteilung der Behandlungen war wie folgt: Rund die Hälfte der Patienten erhielt keine medikamentöse Therapie, etwa 29% wurden mit Donepezil behandelt, knapp 11% mit Memantin und etwas mehr als 9% mit einer Kombination aus beiden Medikamenten.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Kombinationstherapie hinsichtlich des Fünf-Jahres-Überlebens sowohl den Monotherapien als auch keiner Therapie überlegen war. Die Mortalitätsraten pro 1000 Patientenjahre lagen ohne Therapie bei 55,96, unter Memantin bei 54,80, unter Donepezil bei 58,66 und unter der Kombinationstherapie bei 41,47. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Mortalitätsrate ohne Therapie um 36% höher war, unter Memantin um 32% und unter Donepezil um 42% im Vergleich zur Kombinationstherapie. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre zu überleben, betrug ohne Therapie 0,780, unter Kombinationstherapie 0,830, unter Memantin-Monotherapie 0,781 und unter Donepezil-Monotherapie 0,765. Eine additive Wechselwirkung zwischen Donepezil und Memantin wurde ebenfalls festgestellt, was das Überleben positiv beeinflusste.

Trotz dieser positiven Ergebnisse spricht sich die 2023 aktualisierte deutsche S3-Leitlinie Demenzen gegen die Kombination von Donepezil und Memantin aus. Diese Empfehlung basiert auf einer Metaanalyse von 13 randomisierten Studien, die keine Überlegenheit der Kombinationstherapie hinsichtlich der Kognition und der Fähigkeit zur Bewältigung von Alltagssituationen nachweisen konnte. Die Leitlinie legt den Fokus auf die Verbesserung der Lebensqualität und Funktionalität im Alltag der Patienten.

Die Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der US-amerikanischen Studie und den deutschen Leitlinien wirft wichtige Fragen auf. Während die Studie Hinweise darauf gibt, dass die Kombinationstherapie das Überleben von Alzheimer-Patienten verlängern kann, bleibt unklar, ob dies auch mit einer Verbesserung der Lebensqualität einhergeht.

Die jüngsten Ergebnisse aus den USA stellen die bisherigen deutschen Therapieempfehlungen für Alzheimer-Patienten infrage. Die Kombination von Donepezil und Memantin scheint das Überleben signifikant zu verlängern, doch die deutschen Leitlinien warnen vor einer solchen Therapie aufgrund fehlender Beweise für eine Verbesserung der Lebensqualität.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir nicht nur das Überleben, sondern auch die Lebensqualität der Patienten im Blick behalten. Eine längere Lebensdauer ist nur dann von Vorteil, wenn sie mit einer guten Lebensqualität einhergeht. Die deutsche Zurückhaltung gegenüber der Kombinationstherapie basiert auf umfassenden Analysen, die keine Vorteile in Bezug auf die Kognition und Alltagsbewältigung zeigten.

Dennoch sollten die neuen Erkenntnisse nicht ignoriert werden. Sie bieten eine wertvolle Grundlage für weitere Forschung und könnten dazu führen, dass die Leitlinien in Zukunft überarbeitet werden. Es bleibt zu hoffen, dass bald klarere und umfassendere Daten verfügbar sind, die sowohl das Überleben als auch die Lebensqualität der Patienten berücksichtigen.

Die Debatte um die beste Therapie für Alzheimer-Patienten zeigt einmal mehr, wie wichtig kontinuierliche Forschung und Anpassung medizinischer Leitlinien an neue wissenschaftliche Erkenntnisse sind. Nur so können wir sicherstellen, dass die Patienten die bestmögliche Behandlung erhalten.

 

Junge Apotheker fordern Mitsprache: AByou startet Umfrage zur Reform des Apothekensystems

Die Reformvorschläge von Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Zukunft des Apothekensystems stoßen innerhalb des Berufsstands auf gemischte Reaktionen. Während die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) bislang keine eigenen Alternativkonzepte präsentiert hat, äußert sich die Nachwuchsorganisation AByou deutlich kritischer. AByou plant, ein Whitepaper zu erstellen, das konstruktive Lösungen und Verbesserungen für das Apothekensystem bietet, und dieses während des parlamentarischen Verfahrens als Vorschlag einzubringen. Um die Ansichten und Vorstellungen des Berufsnachwuchses zu erfassen, führt AByou eine umfangreiche Umfrage durch, die noch bis zum 11. August läuft.

Im Zentrum der Umfrage stehen mehrere Kernfragen: Wie bewerten die jungen Apothekerinnen und Apotheker die Reformpläne von Karl Lauterbach? Unter welchen Umständen wäre eine Vertretung durch PTA (Pharmazeutisch-technische Assistenten) denkbar? Welche Bedingungen müssten hierfür erfüllt sein? Ein weiterer wichtiger Punkt ist die mögliche zukünftige Herstellung von Rezepturen innerhalb eines Filialverbunds. Außerdem möchte AByou wissen, welche Vorstellungen der Nachwuchs zur angemessenen Vergütung von Beratungsleistungen hat und welche zusätzlichen Dienstleistungen Apotheken künftig anbieten sollten, um den sich verändernden Bedürfnissen gerecht zu werden.

Die Ergebnisse der Umfrage sollen am 15. August um 20:00 Uhr in einem Townhall-Meeting präsentiert und diskutiert werden. Interessierte können sich über die Website von AByou für das Meeting anmelden. Das Hauptziel der Umfrage ist es, fundierte und zukunftsorientierte Vorschläge zu sammeln, die als Basis für ein Whitepaper dienen sollen. Dieses Whitepaper wird nicht nur die Ergebnisse der Umfrage zusammenfassen, sondern auch als Grundlage für die Kommunikation mit Bundestagsabgeordneten nach der ersten Lesung des Gesetzes im Bundestag dienen. Dadurch sollen konkrete Änderungsanträge entwickelt werden, die in den weiteren Gesetzgebungsprozess einfließen können.

Apothekerinnen und Apotheker bis zu einem Alter von 45 Jahren sind eingeladen, ihre Meinungen und Ideen bis einschließlich 11. August, 23:45 Uhr, in der Umfrage einzubringen. Durch diese Initiative möchte AByou sicherstellen, dass die Stimmen des Berufsnachwuchses gehört werden und eine zukunftsweisende Reform des Apothekensystems auf den Weg gebracht wird.

Die Initiative von AByou, eine Umfrage unter jungen Apothekerinnen und Apothekern durchzuführen, um deren Vorstellungen und Meinungen zur Reform des Apothekensystems zu sammeln, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. In einer Zeit, in der sich die Anforderungen an das Gesundheitswesen ständig ändern, ist es unerlässlich, die Perspektiven und Ideen derjenigen zu berücksichtigen, die in den kommenden Jahrzehnten das Rückgrat der Apothekerschaft bilden werden.

Karl Lauterbachs Reformvorschläge haben sicherlich ihre Berechtigung, doch es ist entscheidend, dass diese Vorschläge auf einer breiten Basis von Meinungen und Erfahrungen beruhen. Die Tatsache, dass AByou nicht nur Kritik äußert, sondern aktiv an einer konstruktiven Lösung arbeitet, zeigt, dass die Nachwuchsorganisation bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und positive Veränderungen voranzutreiben.

Besonders interessant ist die Diskussion um die Vertretung durch PTA und die Herstellung von Rezepturen im Filialverbund. Diese Themen berühren zentrale Aspekte der täglichen Arbeit in Apotheken und könnten, bei entsprechender Umsetzung, sowohl die Effizienz steigern als auch die Qualität der Versorgung sichern.

Es bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse der Umfrage und das daraus resultierende Whitepaper auf offene Ohren bei den Bundestagsabgeordneten stoßen und tatsächlich zu einer Reform führen, die den Anforderungen der Zukunft gerecht wird. AByou setzt ein starkes Zeichen dafür, dass Reformen im Gesundheitswesen nicht von oben herab durchgesetzt werden sollten, sondern im Dialog mit denen entstehen müssen, die täglich an vorderster Front arbeiten.

 

TI-Gateway: Neuer Zugang zur Telematikinfrastruktur ohne eigenen Konnektor

Berlin, 6. August 2024 - Leistungserbringer in Deutschland können ab sofort auf die Telematikinfrastruktur (TI) zugreifen, ohne einen eigenen Konnektor betreiben zu müssen. Dies wird durch die Einführung des TI-Gateways möglich, für das die Gematik dem Hersteller Rise die Anbieterzulassung erteilt hat. Der Zugang erfolgt über einen sicheren VPN-Zugang zu einem Rechenzentrum, wo ein Hochleistungskonnektor in geschützter Umgebung betrieben wird.

Mit dem neuen TI-Gateway können mehrere tausend Institutionen gleichzeitig und sicher auf die TI-Dienste zugreifen. Die zentrale Verwaltung ermöglicht es, Konfigurationen, Wartungsarbeiten und Updates zentral durch den Anbieter durchführen zu lassen. Dies reduziert den administrativen Aufwand für die Leistungserbringer erheblich und stellt sicher, dass alle Systeme stets aktuell und sicher sind.

Größere Einrichtungen wie Krankenhäuser und medizinische Versorgungszentren profitieren besonders von diesem neuen Zugang. Bisher mussten sie mehrere Konnektoren beschaffen und selbst betreiben. Durch das TI-Gateway können sie ihre IT-Infrastruktur vereinfachen und Betriebskosten senken. Die Betriebsverantwortung für die Anbindung an die TI liegt nun vollständig beim Anbieter des TI-Gateways.

Die Spezifikation für das TI-Gateway wurde bereits im Februar 2023 von der Gematik veröffentlicht. Damals wurde angekündigt, dass das Gateway im Herbst 2023 verfügbar sein würde. Mit der aktuellen Zulassung wird nun ein entscheidender Schritt zur Modernisierung und Weiterentwicklung der deutschen Gesundheitsinfrastruktur vollzogen.

Die Einführung des TI-Gateways stellt eine bedeutende Innovation im Bereich der Telematikinfrastruktur dar. Leistungserbringer können ohne eigenen Konnektor und mit reduziertem administrativen Aufwand sicher auf die TI zugreifen. Dies trägt maßgeblich zur Effizienzsteigerung und Modernisierung des deutschen Gesundheitsnetzes bei.

Die Zulassung des TI-Gateways ist ein richtiger und wichtiger Schritt in die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Jahrzehntelang kämpften Leistungserbringer mit den Herausforderungen einer fragmentierten und wartungsintensiven IT-Infrastruktur. Die zentrale Verwaltung der Konnektoren durch einen spezialisierten Anbieter entlastet die Institutionen erheblich und ermöglicht eine Fokussierung auf die eigentliche Aufgabe: die Versorgung der Patienten.

Besonders größere Einrichtungen wie Krankenhäuser und medizinische Versorgungszentren profitieren von dieser Neuerung. Die bisher notwendige Beschaffung und der Betrieb mehrerer Konnektoren waren nicht nur kostenintensiv, sondern auch zeitaufwendig. Mit dem TI-Gateway können diese Ressourcen nun effizienter genutzt werden, was letztlich auch den Patienten zugutekommt.

Darüber hinaus zeigt die Einführung des TI-Gateways, dass die Gematik und die beteiligten Akteure bereit sind, innovative Lösungen zu implementieren, um das Gesundheitsnetz zu modernisieren. Dies ist ein positives Signal für die Zukunft und ein Beispiel dafür, wie technologische Fortschritte praktisch und nachhaltig umgesetzt werden können.

Insgesamt ist das TI-Gateway ein großer Schritt nach vorne. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich diese Neuerung auf die Effizienz und die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland auswirken wird. Klar ist: Eine moderne und gut funktionierende Telematikinfrastruktur ist essenziell für ein leistungsfähiges Gesundheitswesen.

 

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Schmerzbehandlung in Notaufnahmen

In Notaufnahmen werden Frauen bei der Schmerzbehandlung systematisch benachteiligt. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung, die im Fachmagazin „PNAS“ veröffentlicht wurde. Die Studie, die Daten aus den USA und Israel analysierte, deckt auf, dass Frauen im Vergleich zu Männern seltener Schmerzmittel verschrieben bekommen und länger auf ihre Behandlung warten müssen. Diese Erkenntnisse werfen ein beunruhigendes Licht auf die geschlechtsspezifische Diskriminierung im medizinischen Bereich.

Die Studie untersuchte über 20.000 elektronische Patientenakten und stellte fest, dass 38 Prozent der Frauen, die mit Schmerzen in die Notaufnahme kamen, ein Rezept für Schmerzmittel erhielten. Bei den Männern lag dieser Anteil bei 47 Prozent. Interessanterweise zeigte sich dieser Unterschied unabhängig von der Stärke der Schmerzen, die von den Patienten angegeben wurden. Frauen mussten zudem im Durchschnitt 30 Minuten länger auf eine Behandlung warten als Männer. Pflegepersonal erfasste bei Frauen seltener Schmerzwerte auf einer Schmerzskala, was zu einer weiteren Verzerrung in der Behandlung führte.

Professorin Shoham Choshen-Hillel von der Hebrew University of Jerusalem, die die Studie leitete, führt diese Unterschiede auf tief verwurzelte geschlechtsspezifische Vorurteile zurück. „Es wird häufig angenommen, dass Frauen ihre Schmerzen übertrieben darstellen“, erklärt sie. Diese Annahme sei sowohl unter männlichen als auch weiblichen medizinischen Fachkräften weit verbreitet. Ein weiterer möglicher Grund sei, dass Männer häufiger aktiv nach Schmerzmitteln fragen als Frauen.

Die Studie wurde durch ein Experiment ergänzt, bei dem 109 Gesundheitsexperten des University of Missouri Health Care Hospitals die Schmerzintensität von Patienten bewerten sollten. Die Ergebnisse zeigten, dass das medizinische Personal die Schmerzen von Frauen tendenziell niedriger einschätzte als die von Männern, obwohl die Beschreibungen der Schmerzen identisch waren.

Ob diese Ergebnisse auf Deutschland übertragbar sind, ist derzeit unklar. Felix Walcher, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), betont die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen in Deutschland. „Zur Medikamentengabe in Notaufnahmen – insbesondere zu geschlechtsspezifischen Unterschieden – erheben wir in Deutschland bislang keine Daten“, so Walcher. Er fordert, dass ähnliche Studien auch hierzulande durchgeführt werden, um mögliche Missstände aufzudecken und zu beheben.

Das AKTIN-Notaufnahmeregister könnte erste anonymisierte Daten liefern, um die Situation in deutschen Notaufnahmen besser zu verstehen und die Versorgung zu verbessern.

Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend. Sie zeigen deutlich, dass Frauen in Notaufnahmen schlechter behandelt werden als Männer – und das unabhängig von der Schwere ihrer Schmerzen. Diese geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung ist nicht nur ungerecht, sondern kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Längere Wartezeiten und unzureichende Schmerzbehandlung können zu Komplikationen und chronischen Schmerzen führen.

Die tief verwurzelten Vorurteile im medizinischen Bereich müssen dringend adressiert werden. Schulungen für das Klinikpersonal sind ein wichtiger erster Schritt, um diese Diskriminierung zu bekämpfen. Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Schmerzen unabhängig vom Geschlecht ernst genommen und adäquat behandelt werden.

Auch in Deutschland sollten wir uns nicht der Illusion hingeben, dass solche Probleme hier nicht existieren. Ohne entsprechende Daten und Studien wissen wir nicht, ob Frauen in deutschen Notaufnahmen ebenso benachteiligt werden. Daher ist es essenziell, dass auch hierzulande Untersuchungen durchgeführt werden, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern.

Es ist an der Zeit, dass wir uns von alten Vorurteilen lösen und eine gleichberechtigte Behandlung aller Patienten sicherstellen. Nur so können wir gewährleisten, dass jeder Mensch, der eine Notaufnahme aufsucht, die bestmögliche medizinische Versorgung erhält – unabhängig von seinem Geschlecht.

 

Podiumsdiskussionen beim BPhD: Katalysator für kritischen Dialog und gesellschaftlichen Fortschritt

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) nutzt Podiumsdiskussionen als bewährtes Format für den öffentlichen Austausch von Meinungen und Ideen. Bei den jährlichen Bundesverbandstagungen und dem PharmaWeekend bieten diese Diskussionen eine Plattform für den Dialog zwischen Experten und dem Publikum.

Jüngst fand eine Diskussion unter dem Titel „Frauen in der Pharmazie – Breite Basis, keine Spitze?“ statt. Unter den Teilnehmern waren unter anderem die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und die Geschäftsführerin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Kerstin Tschuck. Diese Veranstaltung verdeutlichte die Relevanz des Feminismus in der Pharmaziebranche.

Auf dem 21. PharmaWeekend wurde zudem das Thema „Geht Pharmazie nachhaltig?“ diskutiert. Experten beleuchteten die Fragestellung aus pharmazeutisch-chemischer, wirtschaftlicher und politischer Perspektive. Solche Diskussionen sind von großer Bedeutung, um aktuelle Strukturen zu hinterfragen und die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit und Feminismus zu betonen.

Die Organisation und Teilnahme an diesen Diskussionen bieten den Pharmaziestudierenden die Möglichkeit, ihre Meinungen in den politischen Diskurs einzubringen. Die Auswahl der Themen basiert auf Aktualität und gesellschaftlicher Bedeutsamkeit, um das Interesse der Zuhörenden zu wecken und wichtige Themen voranzubringen.

Die Moderation solcher Diskussionen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Michelle Rottmann, Beauftragte für Pressearbeit des BPhD, moderierte die Diskussion auf dem PharmaWeekend. „Es war das erste Mal, dass ich eine Podiumsdiskussion moderierte, und mir war bewusst, dass dies eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe ist“, berichtete Rottmann. „Dank meiner Vorbereitung gelang es mir, die Diskussion nicht nur administrativ, sondern auch inhaltlich gut zu moderieren.“

Podiumsdiskussionen fördern nicht nur die Wissensvermittlung, sondern stärken auch die demokratische Teilhabe. Durch die Interaktivität der Diskussionen können Zuhörende ihre eigenen Ansichten erweitern und kritisch hinterfragen. Eine gut funktionierende Debattenkultur trägt dazu bei, dass politische Prozesse transparenter und zugänglicher werden.

Die Podiumsdiskussionen des BPhD sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie junge Menschen aktiv am politischen Diskurs teilnehmen und wichtige gesellschaftliche Themen vorantreiben können. Indem sie Plattformen für den Austausch von Wissen und Meinungen schaffen, leisten die Pharmaziestudierenden einen bedeutenden Beitrag zur politischen Bildung und fördern die kritische Denkfähigkeit der Zuhörenden.

Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt der diskutierten Themen – von der Rolle der Frauen in der Pharmazie bis hin zur Nachhaltigkeit. Diese Themen sind nicht nur aktuell, sondern auch von großer Relevanz für die Zukunft. Der BPhD zeigt, dass er nicht nur ein Sprachrohr für Pharmaziestudierende ist, sondern auch aktiv zur Gestaltung einer nachhaltigeren und gerechteren Gesellschaft beiträgt.

Die Moderation solcher Diskussionen erfordert nicht nur organisatorisches Geschick, sondern auch tiefgehendes Wissen und die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven zu integrieren. Michelle Rottmanns Bericht über ihre erste Moderation zeigt, wie anspruchsvoll diese Aufgabe sein kann und wie wichtig eine gute Vorbereitung ist.

Insgesamt sind die Podiumsdiskussionen des BPhD ein Vorbild für andere Studierendenvertretungen und Organisationen. Sie zeigen, dass der offene Dialog und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Meinungen wesentliche Bestandteile einer lebendigen Demokratie sind. Es bleibt zu hoffen, dass solche Initiativen weiter gefördert und ausgebaut werden, um die politische Kultur in Deutschland zu stärken.

 

Neue Anbindung: Apotheken und Praxen verbinden sich ohne lokalen Konnektor mit der Telematikinfrastruktur

Apotheken und medizinische Einrichtungen können sich ab sofort ohne einen lokalen Konnektor mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbinden. Die Gematik, zuständig für die TI in Deutschland, hat dem Anbieter RISE die Zulassung für das sogenannte TI-Gateway erteilt.

Bislang war der Zugang zur TI für Apotheken, Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Krankenhäuser nur über einen vor Ort installierten Konnektor möglich. Diese Konnektoren waren notwendig, um eine sichere Verbindung zur TI herzustellen, erforderten jedoch regelmäßige Wartungsarbeiten und Updates durch die Einrichtungen selbst.

Mit dem neuen TI-Gateway wird dieser Prozess erheblich vereinfacht. Die Konfiguration, Wartung und das Einspielen neuer Updates erfolgen nun zentral und werden komplett durch den zugelassenen Anbieter durchgeführt. Somit liegt die Betriebsverantwortung beim Anbieter und nicht mehr bei den einzelnen medizinischen Einrichtungen.

Apotheken und andere Einrichtungen müssen sich zur Nutzung des TI-Gateways über einen sicheren VPN-Zugang mit einem Rechenzentrum verbinden. In diesem Rechenzentrum befindet sich ein Hochleistungskonnektor, der von der Gematik geprüft und zugelassen wurde. Dieser zentralisierte Konnektor ist in der Lage, eine Vielzahl an Einzelkonnektoren zu ersetzen und mehrere tausend Institutionen gleichzeitig zu versorgen.

Der Wegfall des lokalen Konnektors bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Die Notwendigkeit für Installation und Wartung eines Konnektors vor Ort entfällt. Dies ist besonders vorteilhaft für Einrichtungen, die noch an die TI angeschlossen werden, wie Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Physiotherapie-Praxen. Größere Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die bisher eine Vielzahl an Konnektoren beschaffen und betreiben mussten, profitieren von der Zentralisierung. Dies vereinfacht das Management und reduziert die Komplexität erheblich.

Die Einführung des TI-Gateways markiert einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur. Durch die zentralisierte und effizientere Verwaltung der Verbindungen zur TI wird ein sicherer und wartungsarmer Zugang für eine breite Palette medizinischer Einrichtungen ermöglicht. Zusammenfassend bietet das TI-Gateway eine moderne und zukunftsfähige Lösung für den Zugang zur Telematikinfrastruktur, die den administrativen Aufwand für medizinische Einrichtungen erheblich reduziert und gleichzeitig die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Systems gewährleistet.

Die Einführung des TI-Gateways stellt einen bedeutenden Fortschritt für das deutsche Gesundheitssystem dar. Durch den Wegfall des lokal installierten Konnektors wird nicht nur der technische Aufwand für Apotheken und andere medizinische Einrichtungen erheblich reduziert, sondern auch die Sicherheit und Effizienz gesteigert.

Die zentralisierte Lösung bringt insbesondere für kleinere Einrichtungen, die oft nicht über umfangreiche IT-Ressourcen verfügen, erhebliche Erleichterungen. Sie müssen sich nicht mehr um die Wartung und Aktualisierung der Konnektoren kümmern, was ihre Betriebskosten und den administrativen Aufwand senkt.

Gleichzeitig profitieren auch größere Institutionen wie Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren von der neuen Technologie. Die Vereinfachung des Konnektor-Managements und die Möglichkeit, mehrere Standorte über eine zentrale Lösung zu verbinden, stellen eine erhebliche Verbesserung dar.

Insgesamt ist das TI-Gateway ein Schritt in die richtige Richtung, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzutreiben. Es zeigt, dass durch innovative Lösungen nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Sicherheit und Zuverlässigkeit im Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten gewährleistet werden können. Die Gematik und der Anbieter RISE setzen damit ein wichtiges Zeichen für die Zukunft des digitalen Gesundheitswesens in Deutschland.

 

Versandapotheken gewinnen an Beliebtheit, während stationäre Apotheken zurückfallen

Eine aktuelle Untersuchung des Datenanalyse-Unternehmens J.D. Power zeigt, dass Versandapotheken in den USA bei den Kunden immer beliebter werden, während stationäre Apothekenketten zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre Kunden zufriedenzustellen. Die Studie hebt hervor, dass lange Wartezeiten, Probleme beim Einlösen von Rezepten und mangelndes Vertrauen die größten Herausforderungen für Apotheken darstellen. Dabei wird deutlich, dass stationäre Apotheken und Apothekenketten Gefahr laufen, den Anschluss an Versandhändler und digitale Plattformen zu verlieren.

Laut der J.D. Power 2024 U.S. Pharmacy Study, die die Kundenzufriedenheit mit stationären und Versandapotheken untersucht, steigt die allgemeine Zufriedenheit mit Versandapotheken weiter an. Im Gegensatz dazu liegen die Zufriedenheitswerte für stationäre Apotheken- und Drogeriemarktketten deutlich unter dem Durchschnitt der Kategorie „Stationärer Handel“. Diese Untersuchung wurde bereits zum 16. Mal durchgeführt und basiert auf den Antworten von 13.505 Apothekenkunden, die in den vergangenen zwölf Monaten ein Rezept eingelöst haben. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich von September 2023 bis Mai 2024.

Christopher Lis, Managing Director of Global Healthcare Intelligence bei J.D. Power, betont die Bedeutung der Kundenbindung durch Vertrautheit mit den Apothekern: „Das entscheidende Bindeglied, das es stationären Apotheken ermöglichen könnte, mit der zunehmenden Beliebtheit des Versandhandels und digitaler Plattformen Schritt zu halten, ist die Vertrautheit von Kunden zu ihren Apothekern.“ Lis weist darauf hin, dass 52 Prozent der Kunden inzwischen digitale Apotheken, wie beispielsweise Amazon Pharmacy, kennen. Kunden erwarten von Apotheken Komfort, Zuverlässigkeit und Vertrauen, und Versandhändler sowie digitale Apotheken arbeiten intensiv daran, diese Erwartungen zu erfüllen. Da immer mehr Verbraucher digitale Apotheken kennenlernen und diese häufig auch die Krankenversicherungen der Kunden akzeptieren, sind stationäre Apotheken zunehmend dem Risiko ausgesetzt, Marktanteile zu verlieren.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind: Selbst die leistungsstärksten stationären Apotheken verzeichneten im Untersuchungszeitraum einen Rückgang der Gesamtzufriedenheit um mehr als zehn Prozentpunkte, während die Zufriedenheitswerte für Versandapotheken durchschnittlich um sechs Punkte gestiegen sind. Längere Wartezeiten und Schwierigkeiten bei der Bestellung verschriebener Arzneimittel tragen maßgeblich zu diesem Rückgang bei.

Obwohl 89 Prozent der Kunden angaben, die Erklärungen ihres Apothekers verstanden zu haben, was eine deutliche Verbesserung gegenüber 2023 darstellt, gaben nur 51 Prozent an, dass ihre Rezepte schnell eingelöst wurden, und nur 51 Prozent empfanden ihren Apotheker als vertrauenswürdig. Die Einfachheit der Rezeptbestellung bleibt der wichtigste Faktor für die Kundenzufriedenheit mit Versandapotheken. Allerdings berichteten nur 18 Prozent der Versandhandelskunden, dass ihre Apotheke ein gut gestaltetes digitales Erlebnis bietet. Die größten Hindernisse für digitale Apotheken bei der Kundengewinnung sind Unklarheiten darüber, ob sie mit den jeweiligen Krankenversicherungen der potenziellen Käufer zusammenarbeiten.

Die Spitzenreiter im Apotheken-Ranking der USA sind: Good Neighbor Pharmacy belegt zum achten Mal in Folge den ersten Platz unter den Apotheken- und Drogerieketten, gefolgt von Health Mart und Rite Aid Pharmacy. Sam's Club rangiert zum neunten Mal in Folge an erster Stelle unter den stationären Apotheken, gefolgt von Costco. Publix belegt den ersten Platz unter den Supermarktapotheken, gefolgt von ShopRite und H-E-B. PillPack by Amazon Pharmacy führt das Versandhandelssegment an, gefolgt von Amazon Pharmacy und Kaiser Permanente.

Diese Ergebnisse unterstreichen die zunehmende Bedeutung von Komfort und digitaler Benutzerfreundlichkeit im Apothekenmarkt und die Notwendigkeit für stationäre Apotheken, ihre Strategien zur Kundenbindung zu überdenken.

Die Untersuchung von J.D. Power zeigt deutlich, dass sich das Apothekengeschäft in den USA grundlegend wandelt. Der Trend hin zu Versandapotheken ist nicht nur eine Folge der Pandemie, sondern auch eine Reaktion auf die veränderten Erwartungen der Kunden. Bequemlichkeit und digitale Zugänglichkeit sind heutzutage entscheidend, und hier haben Versandapotheken klar die Nase vorn.

Stationäre Apotheken stehen vor der Herausforderung, diese Veränderungen nicht nur zu erkennen, sondern auch aktiv darauf zu reagieren. Ihr größtes Kapital ist das persönliche Verhältnis zu den Kunden, ein Aspekt, der in der digitalen Welt oft verloren geht. Doch Vertrauen und persönliche Betreuung müssen neu definiert und digital integriert werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Studienergebnisse zeigen auch, dass der Kunde zunehmend Wert auf schnelle und problemlose Abläufe legt. Lange Wartezeiten und Schwierigkeiten bei der Rezeptbestellung sind im digitalen Zeitalter einfach nicht mehr akzeptabel. Stationäre Apotheken müssen daher ihre Prozesse optimieren und stärker auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Apothekenlandschaft vor einem Wendepunkt steht. Die Zukunft gehört denjenigen, die es schaffen, traditionelle Stärken mit modernen, digitalen Lösungen zu vereinen. Stationäre Apotheken haben nach wie vor das Potenzial, eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen zu spielen – vorausgesetzt, sie passen sich den neuen Anforderungen an.

 

Expertenwissen für maßgeschneiderte Nasalia und Otologika: DAV-Rezeptursommer 2024

Im Rahmen des DAV-Rezeptursommers 2024 hat Apothekerin Simone Gansewig wertvolle Hinweise zur Herstellung und Beratung von Nasalia und Otologika gegeben. Diese Rezepturen sind besonders wichtig, wenn keine Fertigarzneimittel für die gewünschte Indikation verfügbar oder lieferbar sind, wie etwa abschwellende Nasentropfen für Säuglinge.

Babys leiden besonders unter einer verstopften Nase, da sie ausschließlich durch die Nase atmen. Eine geschwollene Nasenschleimhaut kann ihre Atmung und Nahrungsaufnahme erheblich beeinträchtigen. Hier können Apotheken helfen, indem sie Xylometazolin-haltige Nasentropfen herstellen. Der DAV-Rezeptursommer 2024 bietet eine detaillierte Anleitung, einschließlich eines Herstellungsvideos.

Bei der Herstellung von Xylometazolin-Nasentropfen 0,025% (ZRB N02-03) spielen die Inhaltsstoffe eine entscheidende Rolle. Xylometazolinhydrochlorid wirkt abschwellend, während verschiedene Phosphate den pH-Wert einstellen. Edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung dient als Konservierungsmittel, und Natriumchlorid sorgt für die Isotonie der Lösung. Gereinigtes Wasser wird als Lösungsmittel verwendet.

Die Herstellung erfolgt durch sorgfältiges Abwiegen der Substanzen und Mischen der Bestandteile. Die Lösung muss klar, farblos und frei von ungelösten Bestandteilen sein. Der pH-Wert soll zwischen 5,6 und 6,6 liegen. Für die Abgabe wird die Lösung in Dosierpumpen abgefüllt, die eine genaue Dosierung gewährleisten.

Für eine optimale Wirkung von nasalen Arzneimitteln sind korrekte Dosierung und Verteilung sowie hygienische Anwendung entscheidend. Vor der Anwendung sollte die Nase sanft geschnäuzt werden, und der Aufsatz sollte keine Schleimhäute berühren. Das Arzneimittel sollte nur von einer Person benutzt werden, und die Anwendungsdauer sollte maximal sieben Tage betragen, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden.

Bei Otologika, die intratympanal angewendet werden, gelten besondere Anforderungen. Diese Lösungen müssen steril, partikelfrei, isotonisch und konservierungsmittelfrei sein. Zudem sollten sie keine ototoxischen Bestandteile enthalten und in Einzeldosenbehältnisse abgefüllt werden.

Weitere detaillierte Informationen zur Herstellung und Beratung von Nasalia und Otologika werden beim DAV-Rezeptursommer 2024 vermittelt. Die Vorträge und Videos sind bis zum 30. September 2024 online abrufbar. Teilnehmer können für jeden Vortrag einen Fortbildungspunkt bei der BAK erwerben. Abonnenten der DAZ und PTAheute-Clubmitglieder erhalten vergünstigte Preise. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.akademie.dav-medien.de/rezeptursommer.

Die Veranstaltung des DAV-Rezeptursommers 2024 ist eine wertvolle Gelegenheit für Apotheker und PTA, ihre Kenntnisse in der Herstellung und Beratung von Nasalia und Otologika zu vertiefen. Gerade in Zeiten von Lieferengpässen bei Fertigarzneimitteln zeigt sich die Bedeutung der Rezepturherstellung in Apotheken.

Die detaillierten Anleitungen und praktischen Tipps von Expertinnen wie Simone Gansewig bieten eine solide Grundlage, um auch anspruchsvolle Rezepturen sicher und wirksam herzustellen. Besonders bei der Versorgung von Säuglingen mit abschwellenden Nasentropfen zeigt sich die Notwendigkeit einer genauen und sorgfältigen Herstellung.

Die hygienische Anwendung und korrekte Dosierung sind entscheidend, um die gewünschten therapeutischen Effekte zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren. Hierbei spielen auch Beratung und Aufklärung der Patienten eine zentrale Rolle. Die Hinweise zur richtigen Anwendung, wie das sanfte Schnäuzen vor der Applikation und das Vermeiden von Berührungen der Schleimhäute, sind praxisrelevant und sollten stets betont werden.

Intratympanale Otologika stellen aufgrund der besonderen Anforderungen an Sterilität und Isotonie eine besondere Herausforderung dar. Die Informationen und Tipps aus dem DAV-Rezeptursommer können Apothekern helfen, auch diese anspruchsvollen Rezepturen sicher und effektiv herzustellen und anzuwenden.

Insgesamt bietet der DAV-Rezeptursommer 2024 eine umfassende Fortbildungsmöglichkeit, die Apotheken stärkt und deren Rolle in der individuellen Arzneimittelversorgung unterstreicht. Es bleibt zu hoffen, dass viele Apotheker und PTA diese Gelegenheit nutzen, um ihre Fachkenntnisse zu erweitern und damit einen wichtigen Beitrag zur Patientenversorgung zu leisten.

 

Rosacea: Das Rätsel der empfindlichen Haut entziffern.

Rosacea, eine weit verbreitete entzündliche Hauterkrankung, stellt Betroffene vor besondere Herausforderungen. Die Krankheit, die meist im mittleren Gesichtsbereich beginnt und sich auf Nase, Wangen, Stirn und Kinn ausbreitet, kann zu flüchtigen Rötungen, persistierenden Erythemen sowie Papeln und Pusteln führen. Besonders Männer können unter einem Rhinophym, einer knollenartigen Vergrößerung der Nase, leiden. Obwohl selten, kann auch eine Augenbeteiligung auftreten, die sich als Lidrand-, Bindehaut- oder Hornhautentzündung manifestiert.

Neben den sichtbaren Hautveränderungen, die das Selbstwertgefühl der Betroffenen stark beeinträchtigen können, steht die Suche nach einer geeigneten Hautpflege im Mittelpunkt. In Apotheken und bei Dermatologen wird daher verstärkt auf die Bedeutung einer sanften und angepassten Hautpflege hingewiesen.

Ein wesentlicher Aspekt der Behandlung besteht darin, bekannte Triggerfaktoren zu meiden. Dazu gehören extreme Temperaturen, scharf gewürzte Speisen, Alkohol, Kaffee, UV-Strahlung und emotionaler Stress. Diese können Schübe auslösen oder verstärken und sollten daher nach Möglichkeit vermieden werden.

Die Hautpflege bei Rosacea erfordert spezielle Produkte, die die empfindliche Haut nicht zusätzlich reizen. Milde Reinigungsprodukte wie Syndets mit leicht saurem pH-Wert oder Mizellenwasser, das ohne Wasser angewendet werden kann, sind ideal. Mechanische Reizungen durch heißes oder kaltes Wasser, starkes Reiben oder Peelings sollten vermieden werden, ebenso wie Produkte mit Alkohol oder ätherischen Ölen.

Für die tägliche Pflege sind hydrophile Zubereitungen mit niedrigem Lipidanteil, wie Hydrogele oder O/W-Cremes, empfehlenswert. Lipidreiche Produkte und Keratolytika, die häufig bei Akne verwendet werden, sind ungeeignet. Da UV-Strahlung die Symptome verschlimmern kann, ist ein täglicher Sonnenschutz unerlässlich. Hierbei sollten mineralische Filter ohne Nanopartikel bevorzugt werden.

Auch dekorative Kosmetik kann bei Rosacea eingesetzt werden, solange sie keine okklusiven Eigenschaften besitzt. Spezielle Produkte mit grünlichen Farbpigmenten können Rötungen optisch ausgleichen. An heißen Tagen bieten Thermalwassersprays eine angenehme Abkühlung und haben beruhigende Effekte auf die Haut.

Rosacea-Patienten wird geraten, sich von Fachleuten beraten zu lassen und gegebenenfalls psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Selbsthilfegruppen können ebenfalls eine wertvolle Unterstützung bieten. Durch eine individuell angepasste Hautpflege und die Vermeidung von Triggerfaktoren kann das Hautbild verbessert und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich gesteigert werden.

Rosacea ist nicht nur eine Herausforderung für die Haut, sondern auch für die Seele der Betroffenen. Die sichtbaren Symptome können das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, dass die Betroffenen umfassend unterstützt werden – nicht nur durch medizinische Behandlungen, sondern auch durch eine angepasste Hautpflege und psychologische Hilfe.

Die richtige Hautpflege kann einen großen Unterschied machen. Es ist ermutigend zu sehen, dass es mittlerweile viele spezielle Produkte gibt, die auf die Bedürfnisse von Rosacea-Haut abgestimmt sind. Doch ebenso wichtig ist es, die individuellen Triggerfaktoren zu erkennen und zu meiden, um Schübe zu verhindern.

In einer Zeit, in der das äußere Erscheinungsbild eine große Rolle spielt, dürfen wir nicht vergessen, dass hinter jeder Hautkrankheit ein Mensch steht, der mehr ist als seine Symptome. Ein sensibler Umgang und umfassende Unterstützung sind daher unerlässlich, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

 

 

Anstieg psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen

Immer mehr Kinder und Jugendliche werden wegen psychischer Erkrankungen in Kliniken behandelt. Im Jahr 2022 waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen nach Verletzungen und Vergiftungen der zweithäufigste Grund für stationäre Krankenhausaufenthalte in dieser Altersgruppe, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Von etwa 435.900 jungen Patienten im Alter zwischen 10 und 17 Jahren wurden 19 Prozent aufgrund solcher Erkrankungen behandelt, wobei Mädchen häufiger betroffen waren als Jungen.

Diese Entwicklung zeigt einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. 2012 lag der Anteil der psychisch erkrankten Kinder und Jugendlichen, die stationär behandelt wurden, noch bei 13 Prozent von insgesamt rund 589.900 Klinikpatienten.

Die häufigste Ursache für die stationäre Behandlung psychisch erkrankter junger Menschen waren Depressionen. Im Jahr 2022 wurden über 22.600 Fälle registriert, was einem Anteil von 28 Prozent aller stationären Behandlungen von psychischen Erkrankungen entspricht. Professor Dr. Renate Schepker von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) führt den Anstieg der Depressionserkrankungen unter Jugendlichen auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und andere globale Ereignisse zurück, die die „naive jugendliche Weltsicht“ zerstört haben.

Auch die Zahl der Suchterkrankungen unter Jugendlichen ist gestiegen. Alkoholbedingte Erkrankungen wie Missbrauch, akute Vergiftungen und Entzugssymptome machten 2022 etwa 8.800 Fälle aus, was 11 Prozent der stationären Behandlungen entspricht. Laut Schepker trinken Jugendliche fast so viel wie vor der Pandemie, wobei schwere Fälle, die eine Entgiftung und Entwöhnung benötigen, zugenommen haben.

Knapp 7.900 Fälle (10 Prozent) von behandelten Kindern und Jugendlichen standen im Zusammenhang mit Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen. Diese Störungen können durch außergewöhnlich belastende Lebensereignisse oder besondere Veränderungen im Leben ausgelöst werden.

Trotz des Anstiegs stationärer Behandlungen betont Schepker, dass die Mehrheit der psychisch kranken Kinder und Jugendlichen ambulant behandelt wird. Viele leichtere Fälle benötigen keine stationäre Aufnahme und können erfolgreich ambulant therapiert werden.

Der Anstieg psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen unter Kindern und Jugendlichen ist alarmierend und zeigt, wie tiefgreifend die Auswirkungen der Corona-Pandemie und anderer globaler Krisen auf die junge Generation sind. Es ist erschreckend zu sehen, dass Depressionen und Suchterkrankungen zunehmen und immer mehr junge Menschen eine stationäre Behandlung benötigen.

Es liegt in der Verantwortung der Gesellschaft, diese Entwicklungen ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Förderung der psychischen Gesundheit muss eine Priorität sein, insbesondere in Schulen und Jugendeinrichtungen. Es bedarf mehr präventiver Programme und einer besseren Aufklärung, um Kindern und Jugendlichen frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu bieten.

Zudem muss das Gesundheitssystem gestärkt werden, um sowohl stationäre als auch ambulante Behandlungsmöglichkeiten auszubauen. Es darf nicht sein, dass junge Menschen aufgrund mangelnder Ressourcen nicht die notwendige Unterstützung erhalten. Die steigende Zahl an Sucht- und Anpassungsstörungen zeigt auch, dass der Zugang zu psychologischer und psychiatrischer Hilfe verbessert werden muss.

Es ist unerlässlich, dass Eltern, Schulen und die Politik gemeinsam handeln, um dieser Krise entgegenzuwirken. Die mentale Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen ist von zentraler Bedeutung für ihre Zukunft und die Zukunft unserer Gesellschaft.

 

Forscher entdecken Heparin als mögliches Gegenmittel bei Kobrabissen

Eine bemerkenswerte Entdeckung könnte die Behandlung von Kobrabissen revolutionieren. Forscher haben herausgefunden, dass Heparine, eine Gruppe von Antikoagulanzien, als einfaches und relativ günstiges Gegenmittel nach einem Kobrabiss eingesetzt werden könnten. Jedes Jahr töten Kobras weltweit Tausende von Menschen und verursachen bei Hunderttausenden weitere schwere Verletzungen, oft mit der Folge von Amputationen. Die derzeit verfügbaren Gegengifte sind teuer und oft nicht wirksam gegen die durch den Biss verursachte Nekrose.

Das Forscherteam unter der Leitung von Tian Y. Du von der University of Sydney in Australien veröffentlichte seine Ergebnisse in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine. Die Studie zeigt, dass Heparine die Auswirkungen von Schlangengift verlangsamen und somit möglicherweise die Überlebensraten nach einem Biss erhöhen könnten.

In ihren ersten Experimenten untersuchten die Wissenschaftler die zytotoxische Wirkung des Giftes der Roten und der Afrikanischen Speikobra auf menschliche Zellen. Mithilfe der CRISPR-Technologie identifizierten sie Gene, die das Kobragift benötigt, um eine Nekrose zu verursachen. Sie fanden heraus, dass das Gift weniger wirksam war, wenn Gene deaktiviert wurden, die für die Synthese bestimmter Proteoglykane wichtig sind. Besonders auffällig war die Heparan/Heparin-Biosynthese. Heparan, das eng mit Heparin verwandt ist, befindet sich auf der Oberfläche vieler Zellen und scheint ein Ziel für das Gift zu sein.

Basierend auf der strukturellen Ähnlichkeit von Heparan und Heparin entwickelten die Forscher die Hypothese, dass extern zugeführtes Heparin die Zellen vor dem Kobragift schützen könnte, indem es das Toxin bindet, bevor es an Heparan auf der Zelloberfläche andockt.

Diese Hypothese bestätigte sich zunächst in Zellversuchen. Anschließend injizierten sie Mäusen Schlangengift und behandelten sie mit den niedermolekularen Heparinen Tinzaparin oder Dalteparin. Beide Substanzen reduzierten das Ausmaß der Nekrose, wobei Tinzaparin effektiver war. In weiteren Experimenten injizierten die Forscher den Mäusen erst das Kobragift und behandelten sie danach subkutan mit Tinzaparin, was die Gewebsnekrose deutlich reduzierte.

Diese präklinischen Ergebnisse sind vielversprechend, müssen jedoch noch in klinischen Studien bestätigt werden. Die Forscher weisen darauf hin, dass Tinzaparin die Nekrose nicht vollständig verhindern konnte und weitere Forschung notwendig ist. Zudem muss untersucht werden, ob der Einsatz von niedermolekularen Heparinen nach einem Biss zu Blutungsereignissen führen könnte.

Die Entdeckung von Heparin als mögliches Gegenmittel bei Kobrabissen könnte das Ausmaß von Leid und Tod erheblich verringern. Diese Forschung bietet neue Hoffnung für Menschen in Regionen, die besonders von Schlangenbissen betroffen sind und wo herkömmliche Gegengifte oft nicht zur Verfügung stehen.

Besonders bemerkenswert ist der innovative Ansatz, die zellulären Mechanismen hinter der Giftwirkung zu entschlüsseln und gezielt zu unterbrechen. Die Nutzung von CRISPR-Technologie zur Identifikation relevanter Gene zeigt einmal mehr, wie moderne Gentechnik entscheidende Fortschritte in der Medizin ermöglichen kann.

Allerdings sind noch viele Fragen offen. Die Wirksamkeit von Heparin muss in klinischen Studien am Menschen bestätigt werden, und die potenziellen Nebenwirkungen, insbesondere das Risiko von Blutungen, müssen sorgfältig untersucht werden.

Es bleibt zu hoffen, dass diese vielversprechenden präklinischen Ergebnisse den Weg für neue, zugängliche und effektive Behandlungsoptionen ebnen. Die Notwendigkeit weiterer Forschung darf jedoch nicht unterschätzt werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit dieses potenziellen Gegenmittels vollständig zu verstehen und zu gewährleisten.

 

Genetische Ursachen für schwere Covid-19-Verläufe bestätigt

Ein internationales Forschungsteam hat nachgewiesen, dass genetische Faktoren eine entscheidende Rolle bei schweren Covid-19-Verläufen spielen können. Insbesondere seltene Genvarianten des Toll-like-Rezeptors 7 (TLR7) stehen im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Studie, die von Forschenden um Jannik Boos von der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Italien durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden Ende Juli im Fachmagazin „Human Genetics and Genomics Advances“ veröffentlicht.

Lange wurde vermutet, dass bestimmte Varianten in den Genen TLR7, TBK1 (TANK-binding Kinase 1) und der IFNAR1-Untereinheit des Interferon-α/β-Rezeptors schwere Covid-19-Verläufe begünstigen. Die bisherigen Daten waren jedoch unzureichend, um diese Vermutung zu bestätigen. Das Forschungsteam führte daher stratifizierte Analysen durch, basierend auf Alter, Geschlecht und dem Vorhandensein klinischer Risikofaktoren bei Covid-19-Patienten aus Spanien und Italien, die vor der Verfügbarkeit von Impfstoffen stationär behandelt und beatmet wurden. Diese Patienten waren bereits im Rahmen genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) genotypisiert worden.

In der Studie wurden 52 Kandidatengene für schwere Covid-19-Verläufe untersucht. Die Gene von 1772 erkrankten Patienten wurden sequenziert und mit den Genen von 5347 Personen aus der spanischen und italienischen Allgemeinbevölkerung verglichen. Die Analyse zeigte, dass funktionsunfähige Mutationen im TLR7-Gen bei schwer erkrankten Covid-19-Patienten deutlich häufiger vorkommen als in der Kontrollgruppe. Die Effektgröße dieser Genvarianten könnte größer sein als bisher angenommen. TLR7 ist ein intrazellulärer Rezeptor, der kurze ein- und doppelsträngige RNA-Moleküle als typische Muster von Pathogenen erkennt und die angeborene Immunität aktiviert.

Bemerkenswert ist, dass die Studie eine signifikante Assoziation der seltenen TLR7-Varianten auf dem X-Chromosom sowohl bei Männern als auch bei Frauen nachweist. Diese Erkenntnis widerspricht der bisherigen Auffassung, dass solche Mutationen vor allem bei Männern zu schweren Verläufen führen, da sie nur ein X-Chromosom besitzen. Bei Frauen scheinen die mutierten TLR7-Versionen mit den „gesunden“ Kopien zu interagieren und deren Funktion zu beeinflussen. Dies geht aus einer Mitteilung der Universität Bonn hervor.

Zusätzlich deuten die Daten darauf hin, dass auch andere Gene des Interferon-Signalwegs, darunter Varianten der IFNAR2-Untereinheit des Interferon-α/β-Rezeptors, des IFIH1-Gens und des TBK1-Gens, zu schweren Covid-19-Verläufen beitragen könnten. Diese Ergebnisse unterstreichen die Rolle genetischer Faktoren bei der Beeinflussung des Schweregrads von Covid-19. Sie könnten dazu beitragen, Risikovorhersagen zu treffen und therapeutische Strategien zu entwickeln. Das Forschungsteam ist optimistisch, dass diese Erkenntnisse zumindest teilweise auf zukünftige Pandemien übertragbar sind.

Die neuen Erkenntnisse zur genetischen Veranlagung bei schweren Covid-19-Verläufen sind ein bedeutender Fortschritt in der medizinischen Forschung. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, die genetischen Faktoren von Krankheiten zu verstehen, um effektive Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln. Besonders bemerkenswert ist die Entdeckung, dass TLR7-Genvarianten nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen eine Rolle spielen. Diese Erkenntnis könnte die Art und Weise, wie wir genetische Risiken bewerten, grundlegend verändern.

In einer Zeit, in der die Welt sich auf zukünftige Pandemien vorbereiten muss, ist die Fähigkeit, genetische Risiken frühzeitig zu erkennen und zu bewerten, von unschätzbarem Wert. Die Möglichkeit, auf Basis genetischer Informationen individuelle Risikoprofile zu erstellen, könnte das Gesundheitswesen revolutionieren. Personen mit einem hohen genetischen Risiko könnten gezielt überwacht und frühzeitig behandelt werden, was Leben retten und die Belastung der Gesundheitssysteme verringern könnte.

Darüber hinaus eröffnet die Forschung neue Perspektiven für die Entwicklung von Therapien. Wenn wir verstehen, wie bestimmte Genvarianten das Immunsystem beeinflussen, können wir gezielt Medikamente entwickeln, die diese Effekte ausgleichen oder mildern. Dies könnte nicht nur bei Covid-19, sondern auch bei vielen anderen Krankheiten von Vorteil sein.

Es ist jedoch wichtig, dass diese Erkenntnisse nicht nur in der Forschung verbleiben, sondern auch in die klinische Praxis umgesetzt werden. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und internationale Kooperation sind entscheidend, um die gewonnenen Erkenntnisse zum Wohle der Patienten zu nutzen. Nur so können wir sicherstellen, dass die genetische Forschung ihren vollen Nutzen entfaltet und einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen zukünftige Pandemien leistet.

 

Datenschutzaufsicht untersucht Vorfall bei Welt-Aids-Konferenz

Bei der jüngsten Welt-Aids-Konferenz in München sieht sich die Internationale Aids-Gesellschaft (IAS) mit erheblichen Datenschutzvorwürfen konfrontiert. Aufgrund der weitreichenden Abfrage persönlicher Daten im Registrierungsprozess könnte der Veranstalter gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstoßen haben.

Die Konferenz, die Ende Juli stattfand, erforderte von den Teilnehmern die Erstellung eines IAS-Kontos. Neben Namen und E-Mail-Adresse mussten auch das Geschlecht und die sexuelle Orientierung angegeben werden. Während die Option "keine Angabe" zwar existiert, war nur das Feld für die Telefonnummer als optional gekennzeichnet.

Diese Informationen gehören laut Artikel 9 DSGVO zu den besonders sensiblen personenbezogenen Daten. Da die Veranstaltung in München stattfand, müssen die speziellen Anforderungen der DSGVO beachtet werden. Selbst wenn die Daten nur für statistische Zwecke genutzt werden, erfordert dies eine deutlich gekennzeichnete Einwilligungserklärung der Teilnehmer. Checkboxen sind nach Ansicht der Datenschutzbehörden hierfür in der Regel nicht ausreichend.

Das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (LDA) hat angekündigt, den Sachverhalt in einem offiziellen Verfahren zu prüfen. Laut einer Sprecherin wird untersucht, ob die Anforderungen an eine wirksame Einwilligung erfüllt wurden. Sollte ein Verstoß festgestellt werden, könnten Maßnahmen gemäß Artikel 58 Absatz 2 DSGVO ergriffen und ein Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Details zum Verlauf oder Ergebnis des Verfahrens wurden nicht bekannt gegeben.

Ein Sprecher der IAS erklärte gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung (PZ), dass die Angaben freiwillig seien und der IAS-Datenschutzrichtlinie unterliegen. Die Daten würden nicht außerhalb der Organisation oder mit dem Registrierungspersonal geteilt und ausschließlich intern zur Programmgestaltung verwendet.

Datenschutzexperten äußerten jedoch Zweifel, dass die Zweckangabe zur Verarbeitung der personenbezogenen Daten in der Datenschutzerklärung der IAS ausreicht. In den Datenschutzhinweisen wird angegeben, dass die Daten an Dritte weitergegeben werden können, ohne dass klar ersichtlich ist, welche Daten zu welchen Zwecken und an wen weitergegeben werden. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die sensiblen Informationen tatsächlich geteilt werden, doch fehlen ausreichende Informationen darüber.

Rechtsanwalt Christian Solmecke von der Kölner Medienrechtskanzlei WBS.LEGAL sieht den Registrierungsprozess ebenfalls kritisch. Obwohl er keine offensichtlichen Verstöße gegen die Anforderungen der Einwilligung erkennt, da die Angabe verweigert werden kann, irritiert ihn, dass diese sensiblen Daten Pflichtfelder sind. Die Notwendigkeit, aktiv anzugeben, dass man keine Angabe machen will, könnte die Freiwilligkeit beeinträchtigen, da dies einem "Opt-out" nahekommt.

Aus rechtlicher Sicht wäre es sicherer gewesen, diese Felder nicht als Pflichtfelder auszugestalten, sodass Nutzer entscheiden können, ob sie diese Informationen preisgeben möchten oder nicht. Solmecke ist gespannt, ob die Datenschutzbehörde die aktuelle Ausgestaltung als ausreichend ansieht, da dies eine Frage des Einzelfalls ist.

Der Vorfall bei der Welt-Aids-Konferenz wirft ein Schlaglicht auf die sensible Balance zwischen Datenschutz und dem berechtigten Informationsbedarf der Veranstalter. Einerseits sind detaillierte Daten notwendig, um die Konferenz effektiv zu gestalten und auf die Bedürfnisse der Teilnehmer einzugehen. Andererseits dürfen die Datenschutzrechte der Teilnehmer nicht vernachlässigt werden.

Die Abfrage von Geschlecht und sexueller Orientierung mag aus organisatorischen Gründen gerechtfertigt sein, doch die Umsetzung wirft Fragen auf. Die Kennzeichnung dieser Felder als Pflichtangaben könnte den Eindruck erwecken, dass eine Teilnahme ohne diese Angaben nicht möglich ist. Dies könnte Teilnehmer davon abhalten, sich vollständig zu registrieren, und steht im Widerspruch zur Freiwilligkeit, die im Datenschutz verankert ist.

Die Kritik der Datenschutzexperten und die Untersuchung durch das LDA sind daher berechtigt. Die IAS muss transparenter darlegen, wie und warum diese sensiblen Daten erhoben werden und sicherstellen, dass die Teilnehmer eine informierte Entscheidung treffen können. Nur so kann das Vertrauen in den Umgang mit persönlichen Daten gewahrt und zukünftigen Datenschutzverstößen vorgebeugt werden.

Letztlich zeigt dieser Vorfall, dass der Datenschutz gerade bei sensiblen Daten nicht vernachlässigt werden darf. Die Balance zwischen den Interessen der Veranstalter und den Rechten der Teilnehmer muss stets sorgfältig gewahrt bleiben.

 

Strenge Regeln für Online-Arzneimittel: Belgien setzt auf Sicherheit und direkte Abholung

In Belgien unterliegen der Online-Kauf und die Abholung von Medikamenten strengen Regulierungen. Während rezeptfreie Präparate (OTC) problemlos nach Hause geliefert werden können, müssen Patienten rezeptpflichtige Medikamente stets persönlich in einer Vor-Ort-Apotheke abholen und bezahlen. Diese Regelung gilt auch für EU-Bürger, die ihre Medikamente in Belgien online bestellen. Diese Praxis soll sicherstellen, dass Patienten eine fachgerechte Beratung erhalten und die Sicherheit der Medikamente gewährleistet ist.

Online-Apotheken, die in Belgien tätig sein wollen, müssen bei der Federal Agency for Medicines and Health Products (FAMHP) registriert sein. Diese Vorschrift betrifft sowohl belgische als auch ausländische Apotheken. Die FAMHP führt zudem eine Datenbank, die Auskunft darüber gibt, welche Arzneimittel innerhalb der EU gehandelt und in Belgien zugelassen sind. So soll sichergestellt werden, dass nur geprüfte und sichere Medikamente an belgische Kunden verkauft werden.

Online-Apotheken unterliegen weiteren Pflichten. Sie müssen auf ihrer Website eine vollständige Liste aller in Belgien zugelassenen Medikamente bereitstellen und die Arzneimittel objektiv und nicht irreführend darstellen. Der entsprechende Beipackzettel muss ebenfalls zur Verfügung stehen. Patienten sollen darauf hingewiesen werden, die Packungsbeilage sorgfältig zu lesen und sich bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen an einen Arzt zu wenden. Diese Informationen müssen klar auf der Website hervorgehoben werden. Darüber hinaus muss jede Seite der Website das europäische Logo für Internet-Apotheken enthalten, welches den Verbrauchern Vertrauen und Sicherheit signalisiert.

Auch für nicht verschreibungspflichtige Präparate, die nach Hause geliefert werden dürfen, gelten bestimmte Anforderungen. Diese Medikamente müssen innerhalb von zwei Arbeitstagen nach Eingang der Bestellung geliefert werden. Die Lieferung erfolgt in einem versiegelten Paket, das den Namen und die Adresse des Empfängers deutlich anzeigt. Online-Apotheken müssen zudem sicherstellen, dass die Qualität und Wirksamkeit der Medikamente gemäß den geltenden Lagerungsanforderungen gewährleistet ist. Diese umfassenden Regelungen sollen den Online-Arzneimittelhandel in Belgien sicher und vertrauenswürdig machen, wobei der Schutz der Patienten und die Qualität der Medikamente höchste Priorität haben.

Die strengen Regulierungen für den Online-Kauf und die Abholung von Medikamenten in Belgien sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits schützen sie die Patienten vor unsachgemäßer Selbstmedikation und garantieren, dass nur geprüfte und sichere Medikamente in den Umlauf kommen. Die Notwendigkeit, rezeptpflichtige Arzneimittel persönlich in einer Apotheke abzuholen, gewährleistet zudem eine fachgerechte Beratung durch den Apotheker. Diese Maßnahmen sind besonders wichtig in einer Zeit, in der der Online-Handel boomt und die Risiken durch unsachgemäß gelagerte oder gefälschte Medikamente zunehmen.

Auf der anderen Seite stellen diese Vorschriften eine erhebliche Hürde für viele Patienten dar, insbesondere für jene mit eingeschränkter Mobilität oder in ländlichen Gebieten, wo Apotheken dünn gesät sind. Die Verpflichtung zur persönlichen Abholung könnte für einige Menschen eine unüberwindbare Barriere darstellen und somit den Zugang zu dringend benötigten Medikamenten erschweren.

Auch die Verpflichtung zur Registrierung bei der FAMHP und die strengen Anforderungen an die Darstellung und den Versand von Medikamenten können kleine und ausländische Online-Apotheken abschrecken, was die Auswahl und die Preisgestaltung für die Verbraucher einschränken könnte.

Letztlich ist es eine Frage des Gleichgewichts: Die Sicherheit und das Wohl der Patienten müssen gewährleistet sein, aber auch der Zugang zu medizinischer Versorgung sollte nicht unnötig erschwert werden. Eine fortlaufende Überprüfung und Anpassung der Vorschriften könnte helfen, beide Ziele zu erreichen und sicherzustellen, dass die Vorteile des Online-Arzneimittelhandels genutzt werden, ohne die Risiken außer Acht zu lassen.

 

Frauen erhalten seltener Schmerzmittel in der Notaufnahme als Männer, zeigt Studie

Frauen erhalten seltener Schmerzmittel in der Notaufnahme als Männer. Dies legt eine aktuelle Studie mit Daten aus den USA und Israel nahe, die im Fachmagazin „PNAS“ veröffentlicht wurde. Die Studie zeigt, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Verschreibung von Schmerzmitteln unabhängig davon bestehen, ob die Behandlung durch männliches oder weibliches medizinisches Personal erfolgt.

Unter der Leitung von Dr. Shoham Choshen-Hillel von der Hebrew University of Jerusalem wurden über 20.000 elektronische Patientenakten ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie könnten schwerwiegende Folgen für die Gesundheit von Frauen haben, warnt Dr. Choshen-Hillel. Längere Genesungszeiten, ein erhöhtes Risiko für Komplikationen und die Entwicklung chronischer Schmerzen könnten die Konsequenzen dieser Unterbehandlung sein.

In Deutschland bleiben diese Erkenntnisse vorerst wissenschaftlich unbestätigt. Professor Dr. Felix Walcher, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), betont, dass in Deutschland bisher keine Daten zur geschlechtsspezifischen Medikamentengabe in Notaufnahmen erhoben werden.

Die Forscher vermuten, dass geschlechtsspezifische Verzerrungen zu den beobachteten Ergebnissen beitragen. Es sei ein verbreitetes Vorurteil, dass Frauen ihre Schmerzen im Vergleich zu Männern übertreiben. Zudem könnte ein weiterer Grund sein, dass Männer häufiger aktiv nach Schmerzmitteln fragen als Frauen. Die Studiengruppe fordert daher Schulungen für das Klinikpersonal, um dieser Unterversorgung entgegenzuwirken.

Laut den israelischen Daten erhielten 38 Prozent der Frauen, die mit Schmerzen in die Notaufnahme kamen, eine Verschreibung für Schmerzmittel, im Vergleich zu 47 Prozent der Männer. Diese Unterschiede zeigten sich unabhängig von der angegebenen Schmerzstärke. Frauen mussten zudem durchschnittlich 30 Minuten länger auf eine Behandlung warten als Männer.

Die Studie zeigte auch, dass Pflegepersonal seltener Schmerzwerte für Frauen erfasst als für Männer. Obwohl medizinische Richtlinien vorsehen, dass alle Patienten mit starken Schmerzen ein Schmerzmittel erhalten sollen, erhielten laut den israelischen Daten nur 50 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer mit starken Schmerzen eine entsprechende Medikation.

Ein Experiment mit medizinischem Personal des University of Missouri Health Care Hospitals bestätigte diese Ergebnisse. In diesem Experiment wurde die Schmerzintensität von weiblichen Patienten niedriger eingestuft als die von männlichen Patienten, obwohl die Fallbeschreibungen identisch waren.

Professor Dr. Walcher unterstützt die Durchführung ähnlicher Untersuchungen in Deutschland. Die medizinische Versorgung in verschiedenen Ländern unterscheide sich fundamental, daher sollten in Deutschland entsprechende Fakten erhoben werden. Über das AKTIN-Notaufnahmeregister könnten in einigen Monaten erste anonymisierte Informationen zu diesem Thema verfügbar sein.

Die jüngsten Ergebnisse aus den USA und Israel werfen ein erschreckendes Licht auf die geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung in der medizinischen Versorgung. Dass Frauen seltener Schmerzmittel erhalten und länger auf eine Behandlung warten müssen, ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Diese Diskriminierung, sei sie bewusst oder unbewusst, kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben und muss dringend angegangen werden.

Es ist alarmierend, dass Frauen im medizinischen Kontext immer noch nicht die gleiche Ernsthaftigkeit erfahren wie Männer. Die Annahme, dass Frauen ihre Schmerzen übertreiben, spiegelt tief verwurzelte Vorurteile wider, die in der medizinischen Ausbildung und Praxis dringend hinterfragt werden müssen. Schulungen für medizinisches Personal könnten ein erster Schritt sein, um diesen Missstand zu beheben.

Deutschland sollte sich die Ergebnisse der Studie zum Anlass nehmen, die eigene Praxis genauer zu untersuchen. Es kann nicht akzeptiert werden, dass Frauen möglicherweise auch hierzulande unterversorgt werden. Der Einsatz des AKTIN-Notaufnahmeregisters zur Erhebung entsprechender Daten ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Eine gerechte und gleiche Behandlung aller Patienten unabhängig vom Geschlecht ist nicht nur ein Gebot der Fairness, sondern auch der medizinischen Ethik. Die Gesundheitssysteme müssen sich dieser Herausforderung stellen und sicherstellen, dass alle Patienten die Behandlung erhalten, die sie benötigen – unabhängig davon, ob sie männlich oder weiblich sind.

 

Brinzolamid: Effektives Mittel zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom und okulärer Hypertension

Brinzolamid, ein Carboanhydrase-Inhibitor mit Sulfonamid-Struktur, wird zur Senkung des Augeninnendrucks (IOD) eingesetzt. Es ist besonders bei der Behandlung von Offenwinkelglaukom und okulärer Hypertension relevant. Zugelassen ist Brinzolamid sowohl zur Monotherapie als auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Timolol oder Brimonidin. Diese Kombinationspräparate sind insbesondere für Patienten gedacht, bei denen eine Monotherapie den IOD nicht ausreichend senkt.

Der Wirkmechanismus von Brinzolamid basiert auf der Hemmung der Carboanhydrase II, einem Isoenzym im Ziliarkörper des Auges. Dieses Enzym spielt eine zentrale Rolle bei der Produktion von Kammerwasser. Durch die Hemmung wird weniger Kammerwasser produziert, was zu einer Senkung des intraokularen Drucks führt.

Die übliche Konzentration in Augentropfen beträgt 10 mg Brinzolamid pro ml Lösung. Die empfohlene Dosierung ist zweimal täglich ein Tropfen in den Bindehautsack des betroffenen Auges. In einigen Fällen kann eine dreimal tägliche Anwendung effektiver sein. Bei Kombipräparaten bleibt die Anwendung in der Regel bei zweimal täglich. Zur Minimierung systemischer Resorption und Nebenwirkungen sollten Patienten angewiesen werden, nach der Applikation den Tränenkanal zu verschließen oder das Augenlid sanft zu schließen.

In der Glaukomtherapie steht Brinzolamid bezüglich der IOD-senkenden Potenz an vierter Stelle hinter Prostaglandin-Analoga, Betablockern und α2-adrenergen Agonisten. Carboanhydrase-Hemmer wie Brinzolamid und Dorzolamid senken den IOD um etwa 2,5 mmHg.

Brinzolamid darf nicht bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide, schwerer Nierenfunktionsstörung oder metabolischer Azidose angewendet werden. Während der Schwangerschaft und Stillzeit kann Brinzolamid eingesetzt werden, wenn besser untersuchte Alternativen nicht ausreichen. In den Fachinformationen wird jedoch die Anwendung während der Schwangerschaft und bei Frauen ohne Empfängnisverhütung nicht empfohlen.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Geschmacksstörungen, lokale Augenreaktionen wie Reizung oder Schmerz, Fremdkörpergefühl, okuläre Hyperämie und vorübergehendes Verschwommensehen. Diese Sehstörungen können die Verkehrstüchtigkeit beeinflussen, daher sollte der Patient warten, bis die Symptome abgeklungen sind, bevor er am Straßenverkehr teilnimmt oder Maschinen bedient.

In Studien wurden keine unerwünschten Wechselwirkungen mit Prostaglandin-Analoga oder Timolol-Augentropfen beobachtet. Wechselwirkungen mit Miotika oder α-Agonisten wurden nicht untersucht. Da Brinzolamid systemisch resorbiert wird, können wie bei oralen Carboanhydrase-Hemmern Störungen des Säure-Base-Haushalts auftreten. Brinzolamid wird hauptsächlich über Cytochrom-P450-Isoenzyme wie CYP3A4, CYP2A6, CYP2C8 und CYP2C9 metabolisiert. Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Gabe von CYP3A4-Hemmern, da diese die Metabolisierung von Brinzolamid hemmen können.

Brinzolamid kann als Sulfonamid nach systemischer Resorption schwere Nebenwirkungen wie Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse verursachen. Patienten sollten über diese möglichen Symptome aufgeklärt und auf Hautreaktionen überwacht werden. Bei schweren Symptomen muss die Anwendung sofort abgesetzt werden. Das in den Augentropfen enthaltene Benzalkoniumchlorid kann Augenreizungen verursachen und weiche Kontaktlinsen verfärben. Daher sollten Kontaktlinsenträger die Linsen vor der Anwendung entfernen und frühestens nach 15 Minuten wieder einsetzen.

Die IOD-senkende Wirkung von Brinzolamid hält nach Absetzen der Behandlung vermutlich fünf bis sieben Tage an. Bei einer Umstellung der Medikation sollte der Patient das bisherige Glaukommedikament absetzen und am folgenden Tag mit Brinzolamid-Augentropfen beginnen.

Brinzolamid stellt eine wichtige Ergänzung in der Behandlung von Glaukom und okulärer Hypertension dar, insbesondere für Patienten, die auf andere Therapieformen nicht ausreichend ansprechen. Die Wirkweise, die auf der Hemmung der Carboanhydrase II basiert, ermöglicht eine gezielte Senkung des Augeninnendrucks. Trotz seiner Wirksamkeit sollte Brinzolamid jedoch nicht als Erstlinientherapie betrachtet werden, da andere Medikamente wie Prostaglandin-Analoga und Betablocker eine stärkere Drucksenkung bieten.

Die Tatsache, dass Brinzolamid auch in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden kann, erweitert die therapeutischen Möglichkeiten in diesen sensiblen Phasen, vorausgesetzt, besser untersuchte Alternativen sind nicht ausreichend wirksam. Die klare Kenntnis der Kontraindikationen und möglichen Nebenwirkungen ist essenziell, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.

Insgesamt ist Brinzolamid ein wertvolles Mittel im Arsenal der Glaukomtherapie, das bei richtiger Anwendung und unter Berücksichtigung seiner Einschränkungen erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität der Patienten beitragen kann.

 

Wichtige Impfregeln bei Rheuma: Experten raten zu sorgfältiger Beratung vor Fernreisen

Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sollten vor Fernreisen eine fachliche Beratung zu Schutzimpfungen einholen. Diese Patientengruppe zählt aus infektiologischer Sicht zu den Risikogruppen, wie die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh) kürzlich betonte. Durch das Autoimmungeschehen, das ihrer Erkrankung zugrunde liegt, und die immunmodulierende Medikation sind sie anfälliger für Infektionskrankheiten.

Moderne Therapien ermöglichen es zunehmend mehr Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, ohne Einschränkungen zu reisen. Dennoch beeinträchtigen einige Rheuma-Medikamente die Effektivität und Dauerhaftigkeit der Immunantwort auf eine Impfung. Dr. Ioana Andreica vom Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne erläutert, dass diese potenziell begrenzte Wirksamkeit mit den Patienten besprochen werden sollte. Der Zeitpunkt und Erfolg einer Impfung hängen von der Krankheitsaktivität sowie der Art und Dosierung der Medikation ab. Grundsätzlich gilt: Impfungen sollten nicht während eines Krankheitsschubs erfolgen. Totimpfstoffe sind grundsätzlich sicher, aber der Impfschutz kann schwächer ausfallen. Unter Immunsuppression sollten Lebendimpfstoffe vermieden werden.

Als nicht immunsuppressiv gelten Medikamente wie Hydroxychloroquin, Sulfasalazin und Apremilast. Immunsuppressiv sind hingegen einige Biologika wie TNF-Blocker, Abatacept oder Rituximab sowie hoch dosierte Glucocorticoide, Azathioprin und hoch dosiertes Methotrexat. Impfungen sollten idealerweise vor Beginn einer Therapie mit immunsuppressiven Medikamenten durchgeführt werden.

Für Personen mit eingeschränkter Immunfunktion gelten dieselben Impfempfehlungen wie für andere Reisende. Je nach Reiseziel sollten Impfungen gegen Cholera, Dengue, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Meningokokken-Infektionen, Tollwut und Typhus in Betracht gezogen werden. Eine reisemedizinische Impfberatung sollte zudem die Standard- und Indikationsimpfungen überprüfen und gegebenenfalls vervollständigen.

Für die meisten Reiseimpfungen gibt es Totimpfstoffe, die auch bei immungeschwächten Patienten sicher sind. Diese Impfungen sollten spätestens zwei Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, um eine ausreichende Immunität und das Abklingen möglicher unerwünschter Arzneimittelwirkungen vor Reiseantritt zu gewährleisten. Bei einigen Impfungen, wie der Hepatitis A-Impfung, wird seit Kurzem eine zusätzliche Impfdosis empfohlen, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten.

Die Gelbfieber-Impfung ist der wichtigste Lebendimpfstoff unter den Reiseimpfungen und in vielen tropischen Ländern verpflichtend. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem besteht die Gefahr, dass der Lebendimpfstoff die Gelbfieber-Erkrankung auslöst, gegen die er schützen soll. Um Impfkomplikationen zu vermeiden, wäre theoretisch eine Pause der Immunsuppression von etwa drei Monaten vor und vier Wochen nach der Lebendimpfung erforderlich. Dies ist jedoch meist aufgrund der Gefahr eines Krankheitsschubs nicht möglich. Neue Daten zeigen, dass unter bestimmten Umständen eine Gelbfieber-Impfung unter leichter Immunsuppression möglich ist.

Auch die kürzlich zugelassene Dengue-Impfung ist ein Lebendimpfstoff und darf bei Immunsupprimierten nicht verabreicht werden. Aufgrund fehlender Erfahrungswerte gilt dieser Impfstoff selbst unter geringer Immunsuppression als kontraindiziert.

Die sorgfältige Impfberatung für Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ist unerlässlich, insbesondere bei Fernreisen. Durch die Kombination aus moderner Therapie und angepasster Impfstrategie können viele Risiken minimiert und ein ausreichender Schutz gewährleistet werden. Es ist beeindruckend, wie weit die medizinische Forschung fortgeschritten ist, um diesen Patienten ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Dennoch bleibt Vorsicht geboten: Jeder Schritt muss wohlüberlegt und individuell abgestimmt sein, um die Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen zu sichern. In einer Welt, die zunehmend vernetzt und mobil ist, darf die medizinische Beratung nicht ins Hintertreffen geraten. Die richtige Impfstrategie ist ein entscheidender Baustein, um die Reise sicher und gesund zu gestalten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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