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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Ausgabenstatistik der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die ersten neun Monate dieses Jahres offenbart eine komplexe Dynamik zwischen verschiedenen Leistungsbereichen. Die Gesamtausgaben der Krankenkassen stiegen bis Ende September um 4,9 Prozent, wobei die reinen Leistungsausgaben sogar um 5,2 Prozent anwuchsen. Hervorzuheben sind dabei die Verhältnisse zwischen den Verwaltungskosten und den Arzneimittelausgaben, die interessante Entwicklungen zeigen.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hebt hervor, dass der Anstieg der Gesamtausgaben auch durch den Inflationsdruck im Gesundheitswesen bedingt ist, der sich in den regelhaften Vergütungsanpassungen widerspiegelt. Besonders herausfordernd gestalten sich die Ausgabenentwicklungen in verschiedenen Sektoren des Gesundheitswesens.
Kliniken: Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen verzeichneten einen dynamischen Anstieg von 6,9 Prozent. Dies resultiert aus einer Kombination aus steigenden Fallzahlen, einer sehr dynamischen Preiskomponente und erheblichen Kostensteigerungen im Pflegebereich. Insbesondere stationäre psychiatrische Krankenhausleistungen verzeichneten einen außergewöhnlich hohen Anstieg von fast 14 Prozent.
Arzneimittel: Im Gegensatz dazu stiegen die Ausgaben für Arzneimittel lediglich um 2,5 Prozent. Das BMG erklärt diesen moderaten Anstieg mit der befristeten Erhöhung des gesetzlichen Herstellerabschlags durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, welches eine dämpfende Wirkung entfaltet.
Arztpraxen: Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen stiegen um 1,1 Prozent. Dieser Anstieg wurde jedoch durch einen deutlichen Rückgang von Corona-spezifischen Abrechnungsziffern, insbesondere für Testungen, gedämpft.
Schutzimpfungen: Auffällig ist der starke Anstieg der Ausgaben für Schutzimpfungen um 15,9 Prozent. Hier spielten insbesondere die Ausgaben für Impfstoffe gegen Gürtelrose und FSME eine entscheidende Rolle.
Pflege/Reha: Die Ausgaben für häusliche Krankenpflege stiegen um 12,9 Prozent, während Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen um 9,6 Prozent zunahmen. Die ungewöhnliche Dynamik bei der häuslichen Krankenpflege wird auf das Tariftreuegesetz zurückgeführt, das im September 2022 in Kraft trat.
Zahnärzte: Die Ausgaben für zahnärztliche Behandlungen ohne Zahnersatz stiegen kräftig um 6,4 Prozent. Hier wird jedoch erwartet, dass bis zum Jahresende aufgrund von gesetzlichen Vorgaben ein Abflachen erfolgt.
Verwaltungskosten: Die Verwaltungskosten der Kassen reduzierten sich um 1,0 Prozent. Jedoch weist das BMG darauf hin, dass dies maßgeblich auf die im Vorjahr gebildeten hohen Altersrückstellungen einer einzelnen Krankenkasse zurückzuführen ist. Ohne Berücksichtigung dieser Rückstellungen stiegen die Verwaltungskosten um 4,0 Prozent.
Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichneten in den ersten drei Quartalen ein Defizit von rund 1 Milliarde Euro, was vor allem auf die Verpflichtung des Gesetzgebers zurückzuführen ist, 2,5 Milliarden Euro aus den Finanzreserven an den Gesundheitsfonds abzuführen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach betont, dass das Finanzstabilisierungsgesetz dazu beiträgt, die Finanzsituation der GKV zu stabilisieren und ein erwartetes Defizit von 17 Milliarden Euro verhindert hat. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Ziel, die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern, ohne Leistungskürzungen für die Bürger vorzunehmen.
Die vorläufigen Finanzergebnisse für das Jahr 2023 lassen erkennen, dass die Beitragseinnahmen um 5,6 Prozent gestiegen sind. Dies ist vor allem auf inflationsbedingte Lohnsteigerungen, die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns und den Abbau der Kurzarbeit zurückzuführen. Der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz für das Jahr 2024 wurde auf 1,7 Prozent prognostiziert, was einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023 entspricht. Die endgültigen Zahlen werden im Juni 2024 vorliegen.
Die Ausgabenstatistik der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die ersten neun Monate dieses Jahres gibt einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Dynamiken des deutschen Gesundheitswesens. Insbesondere die Verhältnisse zwischen Verwaltungskosten und Arzneimittelausgaben werfen interessante Fragen auf.
Der Anstieg der Gesamtausgaben um 4,9 Prozent, angetrieben von einem 5,2-prozentigen Zuwachs bei den Leistungsausgaben, spiegelt die wachsenden Belastungen des Gesundheitssystems wider. Die Kliniken stehen vor enormen Herausforderungen, insbesondere im psychiatrischen Bereich, während die moderaten Anstiege bei Arzneimitteln und ambulant-ärztlichen Behandlungen auf gezielte gesetzliche Maßnahmen zurückzuführen sind.
Besonders bemerkenswert ist der signifikante Anstieg der Ausgaben für Schutzimpfungen um 15,9 Prozent. Dies unterstreicht die zentrale Rolle, die Impfungen bei der Bewältigung von Gesundheitsrisiken spielen, und die Notwendigkeit, in präventive Maßnahmen zu investieren.
Die Reduzierung der Verwaltungskosten um 1,0 Prozent ist zunächst erfreulich, doch die Warnung des Bundesgesundheitsministeriums vor einer möglichen Verzerrung durch Altersrückstellungen einer einzelnen Krankenkasse gibt Anlass zur Vorsicht. Eine differenzierte Analyse ohne diese Rückstellungen zeigt einen Anstieg um 4,0 Prozent.
Die finanzielle Situation der GKV, die ein Defizit von rund 1 Milliarde Euro aufweist, verdeutlicht die finanziellen Verpflichtungen, denen die Krankenkassen gegenüberstehen. Die Maßnahmen des Finanzstabilisierungsgesetzes haben zwar geholfen, ein erwartetes Defizit zu verhindern, aber es bleibt eine komplexe Balance zwischen finanzieller Stabilität und der Sicherstellung hochwertiger medizinischer Versorgung.
Die vorläufigen Finanzergebnisse für 2023 zeigen einen Anstieg der Beitragseinnahmen um 5,6 Prozent, was auf positive wirtschaftliche Entwicklungen zurückzuführen ist. Dennoch bleibt die Prognose für 2024 mit einem geplanten Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes auf 1,7 Prozent eine Herausforderung für Versicherte und Politik.
Insgesamt verdeutlicht die Ausgabenstatistik die Notwendigkeit einer langfristigen, ausgewogenen Strategie, um die Finanzstabilität der GKV zu gewährleisten und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung für die Bürger zu sichern.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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