In Deutschland zeigt sich eine bemerkenswerte Veränderung in den Preiserwartungen der Unternehmen. Nach zwölf aufeinanderfolgenden Rückgängen sind die Preiserwartungen im September erstmals wieder gestiegen, von 14,7 auf 15,8 Punkte. Dies geht aus aktuellen Daten des ifo Instituts hervor.

Die Steigerung der Preiserwartungen ist ein Zeichen dafür, dass einige Unternehmen in Deutschland planen, ihre Preise anzuheben. Trotzdem wird es laut Timo Wollmershäuser, dem Konjunkturchef des ifo Instituts, noch einige Zeit dauern, bis die Inflationsrate das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank erreicht. Die Gründe für diese gestiegenen Preiserwartungen sind vielfältig und variieren je nach Branche.

Besonders in der Gastronomie sind die Preiserwartungen kräftig gestiegen, von 49,1 auf 62,8 Punkte. Dies könnte auf gestiegene Betriebskosten und Personalkosten in dieser Branche zurückzuführen sein. Im Gegensatz dazu sind die Preiserwartungen im Einzelhandel leicht gesunken, von 33,6 auf 31,4 Punkte.

Eine bemerkenswerte Entwicklung zeigt sich im Baugewerbe, wo immer mehr Unternehmen ihre Preise senken möchten. Die Preiserwartungen gingen von -10,2 auf -12,6 Punkte zurück. Im Verarbeitenden Gewerbe stiegen die Preiserwartungen leicht von 3,8 auf 4,6 Punkte. Wollmershäuser merkte an, dass dieser Anstieg wahrscheinlich den Preisanstieg in der Industrie nahezu stoppen wird. Interessanterweise gibt es jedoch gegenläufige Entwicklungen in der Industrie, da mehr Autohersteller planen, ihre Preise anzuheben, während Papierhersteller beabsichtigen, ihre Preise zu senken.

In der Dienstleistungsbranche insgesamt planen wieder mehr Unternehmen, ihre Preise anzuheben, mit einem Anstieg von 23,7 auf 25,3 Punkte. Ähnlich wie im Einzelhandel machen die gestiegenen Löhne einen erheblichen Teil der Kosten in dieser Branche aus, was dazu führen könnte, dass einige Unternehmen diese Kostensteigerungen auf die Preise überwälzen.

Die ifo Preiserwartungen werden in Punkten ausgedrückt und geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per Saldo ihre Preise erhöhen oder senken wollen. Der Saldo wird berechnet, indem der prozentuale Anteil der Unternehmen, die ihre Preise anheben wollen, von denen abgezogen wird, die ihre Preise senken wollen. Dabei liegt der Saldo bei plus 100 Punkten, wenn alle Unternehmen beabsichtigen, ihre Preise zu erhöhen, und bei minus 100 Punkten, wenn alle ihre Preise senken wollen. Es ist wichtig anzumerken, dass das ifo Institut nicht nach der Höhe der geplanten Preisänderungen fragt.

Die aktuellen Entwicklungen bei den Preiserwartungen in Deutschland spiegeln die vielschichtigen Herausforderungen wider, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, und könnten Auswirkungen auf die Verbraucherpreise und die allgemeine Wirtschaftsdynamik haben. Die Zukunft wird zeigen, wie sich diese Trends weiterentwickeln und welche Maßnahmen die Zentralbank und die Unternehmen ergreifen werden, um die wirtschaftliche Stabilität aufrechtzuerhalten.