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Steuer & Recht |
Der Krankenstand stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr 2021 sprunghaft an und hat die deutsche Wirtschaft erheblich belastet. Dies hat auch Folgen für die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr. Die Berechnungen sind Teil der am 15.03.2023 erscheinenden Frühjahrsprognose des IfW Kiel.
Der ungewöhnlich hohe Krankenstand 2022 dürfte die deutsche Volkswirtschaft 0,7 bis 1,1 Prozent an Wertschöpfung gekostet haben, umgerechnet rund 27 bis 42 Milliarden Euro. Bezogen auf die Zuwachsrate hätte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) damit 2022 statt um 1,8 Prozent um 2,5 bis 2,9 Prozent zugelegt. Dies geht aus einem Kiel Insight hervor, das Teil der morgen erscheinenden Kieler Konjunkturberichte ist (Kiel Insight: Zu den gesamtwirtschaftlichen Folgen des hohen Krankenstands (Groll, 2023)).
Demnach stieg der Krankenstand von gut 68 Stunden je Arbeitnehmer im Jahr 2021 sprunghaft auf gut 91 Stunden 2022 an. Ursache waren in erster Linie Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten. Seit der Wiedervereinigung ist dies der mit Abstand stärkste Anstieg des Krankenstands binnen eines Jahres und auch das höchste Krankheitsniveau.
Ein erhöhter Krankenstand schlägt jedoch nicht eins zu eins auf die Wertschöpfung durch. Ein Teil der Folgen wird durch Mehrarbeit von gesunden Beschäftigten aufgefangen, ein Teil des Arbeitsausfalls wird nach Genesung durch die Erkrankten selbst nachgeholt. Zudem ist in beiden Fällen eine erhöhte Arbeitsproduktivität durch eine erhöhte Arbeitsverdichtung wahrscheinlich, sodass pro Stunde Arbeit mehr produziert und erwirtschaftet wird.
„Der außergewöhnlich hohe Krankenstand im vergangenen Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft zusätzlich zur Energiekrise erheblich belastet haben“, sagt Dominik Groll, Arbeitsmarktexperte am IfW Kiel. „Die Wirtschaftsleistung 2023 steht dadurch allerdings in einem vermeintlich besseren Licht da, weil der Anstieg nun etwas höher ausfällt, vorausgesetzt der Krankenstand nimmt im laufenden Jahr wieder ab.“
Laut Prognose des IfW Kiel wird das BIP 2023 etwas über dem durch einen hohen Krankenstand gedämpften BIP 2022 liegen, so dass die Zuwachsrate auf Jahressicht positiv ausfällt. Ohne den hohen Krankenstand und mit entsprechend höherer Wertschöpfung im letzten Jahr läge die Wirtschaftsleistung 2023 in etwa auf dem gleichen Niveau und hätte auf Jahressicht dann nur eine Stagnation zu verbuchen.
Groll: „Die Folgen der Energiekrise werden durch den zwischenzeitlich starken Anstieg des Krankenstands weniger stark sichtbar. Statt zu stagnieren, dürfte die Wirtschaft 2023 leicht zulegen, weil sie ein geringeres Niveau übertreffen muss, als es ohne den hohen Krankenstand der Fall gewesen wäre.“
Quelle: IfW Kiel
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